KW 8: Das Feuilleton als politisches Abstellgleis, Neuerscheinung: Politik & Kultur März 2021, …

... Bundestag: Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien, Aktuell: Corona-Hilfen der Länder und des Bundes, Preisverleihung Fotowettbewerb, Personalia, Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

in der Coronakrise stellen sich viele die Frage, warum der Kulturbereich eigentlich in den Medien so wenig gehört wird. Das ist nicht richtig, es werden viele aus dem Kulturbereich gehört, aber leider oft die Falschen.

 

Ein schönes Beispiel ist der nicht offene, aber in die Öffentlichkeit gespielte Brief von einigen Museumsdirektorinnen und Museumsdirektoren. Sie fordern richtigerweise eine schnelle Öffnung der Museen. Der Brief beschäftigt das Feuilleton wochenlang. Der Deutsche Museumsbund, der Interessenverband der Museen, der in der Krise eine sehr gute Arbeit macht und die Verhandlungen über eine Wiedereröffnung mit der Politik führt, blieb weitgehend medial vor der Tür.

 

Das Feuilleton nimmt sich kulturpolitischer Fragen gerne so an, wie es vor der Krise über eine neue Inszenierung diskutiert hat. Der persönliche Standpunkt ist das Credo. So notwendig dieses Vorgehen bei Kunstkritik ist, so wenig hilfreich ist es bei der Einordnung von kulturpolitischen Erfordernissen in der Pandemie.

 

Ein weiteres Beispiel dafür ist die Kritik an der Künstlersozialkasse. Künstlerinnen und Künstler fliegen massenweise aus der Künstlersozialversicherung, so konnte man lesen, weil sie entweder ihre Beiträge nicht mehr bezahlen können oder weil ihre Nebeneinkünfte aus nicht künstlerischer Tätigkeit mehr als die Hälfte ihrer Gesamteinkünfte betrugen. Aber der Vorwurf ist unbegründet, etwas Recherche bei der Künstlersozialkasse hätte Klarheit gebracht.

 

Es ist eine unsägliche Aufteilung in den Medien. Immer wenn irgendwo die Worte Kunst, Künstler oder Kultur auftreten, wird das Thema kurzerhand ins Feuilleton abgeschoben. Die Tagesschau und auch das heute-journal machen das sehr schön deutlich. Die Not des Handels und der Gastronomie im Lockdown wird regelmäßig im ersten Teil der Sendungen vorgestellt. Über die Not im Kulturbereich wird, wenn überhaupt, kurz vor dem Wetter in einer Homestory bei einem Künstler berichtet.

 

In den großen Tageszeitungen herrscht derselbe Verschiebebahnhof vor. Kulturpolitik gehört ins Feuilleton und damit aufs politische Abstellgleis. Nur der Hörfunk versucht gegenzusteuern.

 

Kein Wunder, wenn die Politik glaubt, der Kultur-Lockdown ist schon nicht so schlimm.

 

Ich wünsche mir sehr, dass der Kultur-Lockdown endlich endet und das Feuilleton dann endlich wieder über neue Inszenierungen und Biennalen berichten kann. Vielleicht schafft es die Kulturpolitik dann einmal in den Politik- oder Wirtschaftsteil der Medien, wo sie hingehört.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
Twitter: olaf_zimmermann

 


 

Neuerscheinung: Politik & Kultur März 2021

 

Themen der Ausgabe:

 

  • Corona-Blues – und dann? 
    Ein Jahr: Corona versus Kultur
  • Umsatzminus
    Die Umsätze der Kultur- und Kreativwirtschaft sind auf das Jahr 2009 zurückgeworfen: Was heißt das für die Zukunft?
  • Wahlperiode
    Die Bundestagswahl naht: Was haben die kulturpolitischen Sprecherinnen und Sprecher erreicht und was ist noch zu tun?
  • Digitales
    Von #anstanddigital über ein Förderprogramm zur Sicherung der Urheberrechte: Vieles ist in Sachen Digitalisierung zu tun
  • Arabellion
    Was ist aus dem Arabischen Frühling geworden? Welche Aufbrüche, Umbrüche und Abbrüche gibt es noch heute?
  • Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
    Was tut der ÖRR jetzt für die Kultur?

 

Weitere Themen: Koloniales Erbe, Vorgehen bei Urheberrechtsverletzungen, Deutsche Sprache als Schlüsselfaktor, Orientalismus, 1.700 Jahre Jüdisches Leben ins Deutschland, kreatives Europa KULTUR, 50 Jahre: Sendung mit Maus, Peter Raue im Porträt u.v.m.

 

  • Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

 

 

  • Die März 2021-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Corona-Blues – und dann? Ein Jahr: Corona versus Kultur“ steht für die Newsletter Leserinnen und Leser hier auch als kostenfreies E-Paper (pdf-Datei) zum Herunterladen bereit.

 


 

Bundestag: Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien

 

Gestern debattierte der Deutsche Bundestag zum Thema Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien. Zur Diskussion standen die Anträge „Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien verwirklichen“ (CDU/CSU- und SPD-Fraktion), „Kulturarbeit fair, divers und geschlechtergerecht gestalten“ (Fraktion Die Linke) und „Eine Quote für die Kunst – Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien“ (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen).

 

Die Aktivitäten des Deutschen Kulturrates zu diesem Thema spielten in der Debatte im Deutschen Bundestag, wie in den nachfolgend aufgeführten Anträgen ein erfreulich große Rolle.

 

  • Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD „Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien verwirklichen“ Drucksache 19/26893
  • Antrag der Fraktion DIE LINKE  „Kulturarbeit fair, divers und geschlechtergerecht gestalten“
    Drucksache 19/26873
  • Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN „Eine Quote für die Kunst – Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien“ Drucksache 19/26888
  • Sachstandsbericht des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages „Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Kreativ-Bereich Förderung durch die Bundesregierung“

 


 

Aktuell: Corona-Hilfen der Länder

 

 


 

Coronahilfen des Bundes

 

 


 

Aktuelle Meldungen des Deutschen Kulturrates zur Corona-Pandemie

 

 


 

Vorankündigung: Preisverleihung Fotowettbewerb „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ am 12. März 2021

 

Am 12. März 2021 ist es endlich so weit! Dann werden die zehn prämierten Fotos unseres Fotowettbewerbs „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ bekannt gegeben.

 

Die Jury-Mitglieder wählten aus den insgesamt 654 Einreichungen die zehn zu prämierenden Fotos in vier verschiedenen Preiskategorien aus.

 

Der Jury gehören an: Iris Berben (Schauspielerin), Stephan Erfurt (Vorstandsvorsitzender C/O Berlin Foundation), Dalia Grinfeld (stellvertretende Direktorin für Europäische Angelegenheiten bei der Anti-Defamation League (ADL)), Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters MdB, Dr. Felix Klein (Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus), Shelly Kupferberg (Journalistin und Moderation), Patricia Schlesinger (Intendantin des rbb), Dr. Josef Schuster (Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland) und Olaf Zimmermann (Sprecher der Initiative kulturelle Integration).

 

Wir laden Sie herzlich ein, der Prämierung im Livestream auf unserer Webseite zu folgen: Freitag, den 12. März 2021, ab 12.30 Uhr!

 

Weitere Informationen finden Sie hier.

 


 

Personalia

 

Komponist Hans Zimmer erhält Frankfurter Goetheplakette
Der Filmkomponist, Musikproduzent und Oscarpreisträger Hans Zimmer wird von der Stadt Frankfurt mit der Goetheplakette geehrt. Der 63-Jährige wurde in Frankfurt am Main geboren und lebte zwölf Jahre in der Stadt. Seine Werke zu Dutzenden Filmen erreichen die ganze Welt, darunter beispielsweise die Filmmusik zu Hollywood-Berühmtheiten wie „Rain Man“, „König der Löwen“ und „Fluch der Karibik“. Die 1947 vom Magistrat der Stadt Frankfurt neu begründete Goetheplakette wird an Persönlichkeiten des kulturellen Lebens vergeben. Sobald die Corona-Pandemie es zulasse, wird Hans Zimmer die Plakette erhalten.

 

Kathrin Mädler wird neue Intendantin des Theaters Oberhaus
In einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurde Kathrin Mädler als Intendantin des Theaters Oberhausen gewählt. Die neue Intendanz wurde unter Beteiligung einer Findungskommission mit Fach-Expertinnen und -Experten der deutschen Theaterszene sowie Vertretern der Politik und einem Votum des Haupt- und Finanzausschusses in Oberhausen gefunden. Zur Spielzeit 2022/23 wird die promovierte Theaterwissenschaftlerin Kathrin Mädler die Nachfolge von Florian Fiedler antreten. Seit 2016 ist sie Intendantin des Landestheaters Schwaben in Memmingen und seit 2019 Co-Vorsitzende der Intendantinnen- und Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins. Kathrin Mädler studierte Dramaturgie, Theaterwissenschaft und Komparatistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Bayerischen Theaterakademie August Everding sowie in Ohio und Kalifornien.

 

Udo Kittelmann ist neuer künstlerischer Leiter am Museum Frieder Burda
Udo Kittelmann, ehemaliger Direktor der Berliner Nationalgalerie, ist neuer künstlerischer Leiter am Museum Frieder Burda in Baden-Baden. Laut Museum wird er unter anderem für die im Jahr 2022 geplanten Ausstellungen „Margaret und Christine Wertheim“ und „Die Maler des Heiligen Herzens“ verantwortlich sein. Darüber hinaus erhofft sich das Museum laut eigenen Angaben von Kittelmanns Leitung eine stärkere zeitgenössische Ausrichtung. Der aus Düsseldorf stammende Udo Kittelmann war bis 2001 Direktor des Kölnischen Kunstvereins und bis Oktober vergangenen Jahres Chef der Berliner Nationalgalerie.

 

Susanne Chrudina übernimmt Leitung der Bundeswettbewerbe der Berliner Festspiele Seit Ende Februar 2021 gestaltet die Berliner Regisseurin, Autorin und Kulturmanagerin Susanne Chrudina die vier Nachwuchsformate „Theatertreffen der Jugend“, „Tanztreffen der Jugend“, „Treffen junger Autor*innen“ und „Treffen junge Musik-Szene“. Damit folgt sie auf Christina Schulz, die nach elf Jahren die Intendanz des Theaters an der Parkaue Berlin in einer Doppelspitze antritt. Susanne Chrudina studierte Theaterwissenschaften, Literaturwissenschaften, Philosophie und Soziologie und ist seit 2002 als Regisseurin und Autorin tätig. Ihre Arbeiten führten sie unter anderem ans Maxim Gorki Theater Berlin, ans Deutsche Theater Berlin, ans Staatstheater Hannover, ans Düsseldorfer Schauspielhaus, ans Theater Magdeburg und nach Prag an das Theater Letí.

 


 

Text der Woche: Monika Grütters „Mehr als ein Lichtblick im Lockdown – Zwei Milliarden für NEUSTART KULTUR „

 

Wann kann es endlich wieder losgehen? Wann können Museen, Kinos, Theater, Konzerthäuser und Musikclubs endlich wieder ihre Pforten öffnen? Wann können Künstlerinnen und Künstler, Kultureinrichtungen und Kulturveranstalter ihre Kraft endlich wieder frei entfalten? Ich wünschte, ich könnte diese ebenso dringlichen wie drängenden Fragen, die mich seit Monaten tagtäglich in Briefen, E-Mails und persönlichen Gesprächen erreichen, mit einem konkreten, nicht allzu fernen Datum beantworten.

 

Monika Grütters, MdB ist Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

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