KW 47: Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP), Corona-Anhörung im Kulturausschuss des Bundestages, …

... Hilfsmaßnahmen in der Corona-Krise, Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur Europas, Text der Woche, Fotowettbewerb: Jüdischer Alltag in Deutschland

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

lässt man die vergangenen zehn Jahre Revue passieren, vermitteln die Schlagworte auf den ersten Blick eine krisenhafte Dekade, die einem selbst im Nachhinein durchaus atemlos vorkommt: Die europäische Staatsschuldenkrise, die zu Beginn der 2010er Jahre die Europäische Union vor eine harte Zerreißprobe gestellt hat. Eine Zerreißprobe, deren Ende mit Blick auf den Brexit zehn Jahre später noch nicht absehbar ist. Die sogenannte „Flüchtlingskrise„, die seit 2015 zumindest vermeintlich das Land spaltet, unbestritten aber Rassismus, Antisemitismus und rechtsradikalen Ideologien einen beunruhigenden Aufwind verschafft hat.

 

Überhaupt, europaweit: wachsender Populismus und oftmals damit verbundener destruktiver Nationalismus. Gleichzeitig wurde in den letzten zehn Jahren auch an uns kräftig gerüttelt — an unseren Gewissheiten und Bequemlichkeiten, unserer Art zu sprechen und auf die Welt zu blicken.

 

Die häufig schmerzhafte und kontroverse Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus in Afrika, Asien und Ozeanien ist damit ebenso gemeint wie die überfällige Debatte um Diversität und Gleichstellung. Und als Katalysator beider Entwicklungen, im Positiven wie im Negativen: Die wachsende Digitalisierung, die die Teilhabe aller ermöglicht und gute Ideen ebenso verbreiten kann wie richtige Informationen — oder eben falsche. In der Folge verändern sich auch die Bedeutung und das Selbstbild von Kulturinstitutionen, wie zum Beispiel dem Goethe-Institut.

 

Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) Deutschland befindet sich im Wandel.

 

Mit dem gerade erschienen Buch „AKBP“ haben der Generalsekretär des Goethe-Institutes, Johannes Ebert und ich, zu Ehren des nach zwölf Jahren aus seinem Amt ausgeschiedenen Präsidenten des Goethe-Institutes, Klaus-Dieter Lehmann, einen kleinen Sammelband zum Thema vorgelegt. Werfen Sie hier ein Blick in das Buch.

 

Die AKBP ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich stärker politisch anerkannt worden, dass spiegelt sich auch in steigenden Zuwendungen für dieses Politikfeld wider. Das war nicht immer so, wie der früheste Artikel in dem Sammelband aus dem Jahr 2004 aufzeigt. Damals sah sich auch das Goethe-Institut starken Kürzungen ausgesetzt, die seine Handlungsfähigkeit stark einschränkten. Das hat sich zum Glück geändert: Zwischen 2006 und 2009 hat das Goethe-Institut sich intern reformiert, modernisiert und zusammen mit dem Auswärtigen Amt und dem Deutschen Bundestag wieder tragfähige Strukturen geschaffen.

 

Heute sind die Auslandsinstitute in ihrer Programmgestaltung freier, inhaltlich wie budgetär, und die Leitlinien der Arbeit bilden weltweit erarbeitete Strategien. Nach und nach ist die Arbeit der Auslandsinstitute auch politischer geworden: Sie arbeiten häufig mit Partnern aus der Zivilgesellschaft zusammen. In dieser Arbeit wie in den Kulturprogrammen hat sich zudem das früher rein bilaterale Arbeiten zwischen Deutschland und einem Gastland deutlich verändert.

 

Der Sammelband soll auch zeigen, dass „Innen“ und „Außen“ in der Kulturpolitik zusammengehören. Wir stehen gerade im Angesicht der Coronakrise vor neuen Herausforderungen. Nur mit internationaler Solidarität werden wir sie meistern.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

Neuerscheinung: AKBP – Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik

 

Ein Rückblick zu Ehren von Klaus-Dieter Lehmann

 

Das Buch zeigt die Positionen, Perspektiven und die hohe Zukunftsfähigkeit der AKBP (Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik). Er zeigt, dass „Innen“ und „Außen“ in der Kulturpolitik zusammengehören. Wir stehen gerade im Angesicht der Coronakrise vor neuen Herausforderungen, deren Anfang Klaus-Dieter Lehmann am Goethe-Institut 12 Jahre lang aktiv geprägt hat.

 

AKBP – Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
Hg v. Johannes Ebert und Olaf Zimmermann
ISBN 978-3-947308-28-6,
128 Seiten, 19,80 Euro

 

 

Das Buch ist selbstverständlich auch über jede Buchhandlung lieferbar.

 


 

Auswirkungen von Corona auf den Kulturbereich: Anhörung im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages

 

Der Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages beschäftigt sich in der kommenden Woche (Mittwoch, 25. November 2020, ab 14:30 Uhr) mit den „.Auswirkungen der Pandemiebedingungen auf den Kulturbereich“

 

Die Sitzung ist leider nicht öffentlich!

 

Gespräch mit:

 

  • Prof. Till Brönner, Musiker, Komponist
  • Monika Henschel, Verband Deutscher Streichquartette e. V.
  • Prof. Jens Michow, Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e. V.
  • Albert Schmitt, Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gGmbH
  • Pamela Schobeß, Clubcommission Berlin, Verband der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter e. V.
  • Olaf Zimmermann, Deutscher Kulturrat e. V.

 


 

Hilfsmaßnahmen in der Corona-Krise

 

Hier finden Sie aktuelle Informationen zu den Maßnahmen des Bundes für Solo-Selbständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft.

 

Hier finden Sie aktuelle Informationen zu den Maßnahmen der einzelnen Bundesländer im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

 

Die Corona-Pandemie hat den Kulturbereich tief getroffen. Immer mehr Kultureinrichtungen, Kulturunternehmen und Kulturinitiativen kommen in existenzielle Not. Mit der Roten Liste wollen wir auf ihre Situation aufmerksam machen und an die Verantwortlichen in der Politik und an das Kulturpublikum appellieren, zu helfen.

 


 

Save the date: 08. Dezember. Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur Europas – Digitale Konferenz des Deutschen Kulturrates im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft

 

Die Tagung nimmt die EU-Ratsschlussfolgerungen zu „Geschlechtergerechtigkeit in der Kultur“, die am 1. Dezember verabschiedet werden sollen, zum Anlass, die Diskussion um dieses Thema in der internationalen Fachöffentlichkeit weiterzuführen. Dabei werden insbesondere Akteure einbezogen, die in europäischen kulturellen und zivilgesellschaftlichen Institutionen mit der Umsetzung von Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit befasst sind. Zugleich zielt die Tagung darauf ab, ein möglichst breites Spektrum an Initiativen, Netzwerken und Projekten aus den EU-Mitgliedstaaten und aus verschiedenen künstlerischen Sparten abzubilden.

 

Auf den Podien sind u.a.:

 

  • Staatsministerin Monika Grütters MdB
  • Graca Fonseca, Kulturministerin Portugal
  • Mariya Gabriel, EU Commissioner for IRCE&Y
  • Prof. Dr. Susanne Keuchel, Präsidentin des Deutschen Kulturrates
  • Renate Punka, Janis Roze Publishers Lettland
  • Anna Serner, Schwedisches Filminstitut
  • Prof. Helmut Anheier
  • Carlien Scheele, Direktorin Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen

 

Die digitale Tagung findet am 8. Dezember statt, gefördert wird sie von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Sie wird überwiegend auf Deutsch mit englischen Untertiteln stattfinden.

 

Weitere Informationen erhalten Sie gerne von Dr. Cornelie Kunkat (Tel.: 030 – 226 05 28 12, Email: ed.ta1714060902rrutl1714060902uk@ta1714060902knuk.1714060902c1714060902).

 


 

Text der Woche: Sönke Simonsen „Fossilien und Recht – Warum unser paläontologisches Naturerbe bedroht ist und wie wir es retten können“

 

Haben Sie sich selbst einmal auf die Suche nach Fossilien gemacht und ein Fossil gefunden? Nein? Schade, denn sonst wären Sie vielleicht auch Paläontologe geworden. Die meisten Paläontologen kamen in ihrer Kindheit oder Jugend durch Zufallsfunde in Steinbrüchen, Tongruben, auf Baustellen oder in Naturaufschlüssen mit Fossilien in Berührung und konnten sich der Faszination fortan nicht mehr entziehen. Es ist ein Schlüsselerlebnis, einmal ein viele Millionen Jahre altes versteinertes Tier oder eine Pflanze als erster Mensch überhaupt zu entdecken. Durch aktives Erleben wird das Interesse an Geowissenschaften geweckt und aufrechterhalten.

 

Das unvergessliche Erlebnis, selbst ein Fossil zu finden, ist heutzutage immer weniger Menschen vergönnt. Dort wo keine Fossilien gesammelt werden dürfen, werden sie z. B. in Bergbaubetrieben mit ihrem Muttergestein zu Zement oder Ziegeln verarbeitet. Andernorts zerfallen sie durch Verwitterung an der Oberfläche, etwa in unter strikten Denkmalschutz gestellten alten Steinbrüchen. Nicht geborgene Fossilien sind für immer für die Wissenschaft und die Nachwelt verloren. Rhetorische Frage: Wird hierdurch der Schutzzweck der Denkmalschutzgesetze erreicht?

 

Doch warum dürfen Fossilien unter solchen Umständen vielerorts nicht mehr gesammelt werden?

 

Sönke Simonsen ist Herausgeber der Fossilien-Zeitschrift „Der Steinkern“ und Betreiber der Steinkern.de-Fossilien-Community.

 

Lesen Sie den Text hier!

 


 

Fotowettbewerb #jüdischer Alltag

 

Alle in Deutschland lebenden Menschen sind eingeladen, noch bis zum 20. Dezember 2020 Fotos einzureichen. Die Vielzahl der bereits eingereichten Bilder zeugen vom Reichtum und der Vielfalt jüdischen Alltags in Deutschland.

 

Von allen eingereichten Fotos werden zehn von einer unabhängigen Jury ausgewählt.

 

Der Jury gehören an: Iris Berben, Stephan Erfurt, Dalia Grinfeld, Monika Grütters, Felix Klein, Shelly Kupferberg, Patricia Schlesinger, Josef Schuster und Olaf Zimmermann. Insgesamt stehen Preisgelder in Höhe von 12.500 Euro zur Verfügung, der erste Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Die Bilder werden über die Prämierung hinaus als Wanderausstellung an vielen öffentlichen Orten in Deutschland zu sehen sein.

 

Weitere Informationen finden Sie hier.

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