44. KW: Sucht – über den exzessiven Gebrauch von Handys

  1. Sucht – über den exzessiven Gebrauch von Handys
  2. NEU! Politik & Kultur 11/25
  3. Ein kultureller Abend in der Villa Seligmann
  4. Hörempfehlung: Peek & Poke – Von alten Computern und neuer Kunst
  5. Personennachrichten
  6. Jetzt beim Aktionstag „Zusammenhalt in Vielfalt“ mitmachen!
  7. Text der Woche: „Nicht nur Täter und Opfer – Über den Wechsel kultureller Sichtweisen“ von Johann Michael Möller
  8. Zum Schluss: Bewegung – Zur Ästhetik der Schleimpilze

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

»Mama, guck, wie schön«, ein Mädchen hält ihrer Mutter ein wunderbar gefärbtes Herbstblatt entgegen, die Mutter schaut nicht von ihrem Handy auf. Unwillkürlich frage ich mich, wem sollte die Benutzung von Handys eigentlich verboten werden?

 

Smartphones sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken – sie informieren, vernetzen und unterhalten. Doch ihr zügelloser Gebrauch führt zunehmend zu Problemen. Immer mehr Stimmen fordern deshalb Einschränkungen oder Verbote der Nutzung von Handys.

 

An Schulen beeinträchtigen Handys häufig die Lernatmosphäre. Schüler sind durch soziale Medien, Spiele oder Chatnachrichten abgelenkt und können sich weniger auf den Unterricht konzentrieren. Ein Handyverbot während des Unterrichts fördert nicht nur die Konzentration, sondern auch die direkte Kommunikation zwischen Schülern.

 

Im Straßenverkehr sind Handys eine der Hauptursachen für Unfälle. Schon wenige Sekunden Blick aufs Display genügen, um ein Hindernis zu übersehen oder eine rote Ampel zu missachten. Ein konsequentes Handyverbot während der Fahrt – auch für Radfahrer und Fußgänger, wenn sie sich im öffentlichen Straßenverkehr bewegen – wäre ein wirksamer Beitrag zur Verkehrssicherheit.

 

In Bibliotheken, Theatern, Museen oder dem öffentlichen Nah- und Fernverkehr wird das Handy schnell zur Belästigung. Lautes Telefonieren, Videos oder Musik über Lautsprecher stören andere Besucher. Ein Verbot oder zumindest eine Pflicht, den Lautlos-Modus zu nutzen, kann hier helfen.
Besonders junge Nutzer sind gefährdet: Studien zeigen, dass exzessive Smartphone-Nutzung Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und soziale Vereinsamung fördern kann. Ein teilweises Handyverbot – etwa keine Geräte für Kinder unter zwölf Jahren – könnte helfen, eine gesunde Entwicklung zu sichern und digitaler Abhängigkeit vorzubeugen.

 

Ein häufig übersehener Aspekt ist der zwischenmenschliche Schaden, der durch exzessive Handy-Nutzung entsteht. Die Mutter, die ihr Kind nicht beachtet, ist nur ein Beispiel. Der ständige Blick aufs Display verhindert echte Nähe. Kinder, Partner und Freunde erfahren, dass das Gerät oft wichtiger scheint als das Gegenüber – mit langfristigen Folgen für Empathie und Beziehungsfähigkeit.

 

Handys sind nützliche Werkzeuge, aber ihr Gebrauch braucht klare Grenzen, denn wie bei allen Suchtmitteln, und das sind sie, kann der Einzelne diese Grenzen oft nicht mehr selbst einhalten.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des
Deutschen Kulturrates

 


 

2. NEU! Politik & Kultur 11/25

 

Die neue Ausgabe richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Wohn-Kultur“. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 15 bis 26.

 

Im Leitartikel beschäftigt sich Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, mit Wegen zu einer angemessenen und würdevollen Wohnkultur. „Wie wollen wir leben?“, fragt er und fordert unter anderem eine konsequente Bestandsorientierung bei der Bauplanung. Das Umbauen des Bestandes an Gebäuden und Bauwerken sei die große Aufgabe der Zukunft.

 

Themen sind unter anderem:
Wohn-Kultur – Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen ist zugleich individueller Ausdruck des Lebens
In Bewegung – Ein aktueller Bericht zur Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien sagt: Es geht voran, aber es gibt noch viel zu tun.
Rechtsrock – Rechtsrock ist in Deutschland ein zentrales Element in rechtsextremen Kreisen. Geschichte und Gegenwart – ein Überblick.
Wiederaufbau – Die Hamburger Bornplatzsynagoge wird – endlich – wieder aufgebaut. Die Besonderheit: für orthodoxe und liberale Juden.
Integration – »Prinzen«-Sänger Sebastian Krumbiegel über Zusammenhalt und den Aktionstag der Initiative Kulturelle Integration.

 

Außerdem: Editorial: Sucht – über den exzessiven Gebrauch von Handys; 30 Jahre Dayton-Abkommen: die Lage in Bosnien und Herzegowina; Kolonialismus-Debatte: nicht nur Täter und Opfer; Science-Fiction: Stadtbild – Wimmelbild u.v.m.

 

  • Ein Exemplar in Papierform können Sie hier im Online-Shop versandkostenfrei bestellen
  • Die November-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Wohn-Kultur“ steht hier als E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit

 


 

3. Ein kultureller Abend in der Villa Seligmann

 

Im vollen Saal der traditionsreichen Villa Seligmann in Hannover – eine international renommierte Adresse für jüdische Kultur in Deutschland – fand am 27.10.2025 der sechste Aktionstag im Gedenken an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (Saale) am 9. Oktober 2019 statt. Kulturelle Beiträge ausgewählter Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen drei Wettbewerbe standen im Mittelpunkt des Abends. Eingerahmt wurden die unterschiedlichen Vorführungen und Diskussionsrunden von musikalischen Darbietungen jüdischer Komponisten.

 

Seit 2020 veranstalten Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Initiative kulturelle Integration unter dem Dach des Deutschen Kulturrates den gemeinsamen Aktionstag „Vielfältiges jüdisches Leben“ mit dem Ziel, mehr Sichtbarkeit für die Lebendigkeit und Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland zu schaffen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch eine Ausstellung der zehn prämierten Fotografien des Wettbewerbs „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ aus dem Jahr 2020 eröffnet. Die Ausstellung wird noch bis Ende des Jahres in der Villa Seligmann zu sehen sein.

 

 


 
4. Hörempfehlung: Peek & Poke – Von alten Computern und neuer Kunst

 

In dem Format „Forum“ vom WDR3 taucht Moderator Matthias Kremin in die Welt der Retro-Computer ein. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten spricht er darüber, warum alte Hardware heute wieder fasziniert, wie die Szene vergessene Technik rettet und was das alles mit Kultur zu tun hat.

 

Mit dabei sind

  • Georg Basse, Verein zum Erhalt klassischer Computer e.V.
  • Prof. Dr. Linda Breitlauch, Game Design, Hochschule Trier
  • Tobias Kopka, Kurator und Interaction Designer
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

Jetzt zum Nachhören: WDR 3 Forum – Über Peek & Poke

 

Die Sendung knüpft an den Schwerpunkt „Verpixelte Welt – von alten Computern und neuer Kunst“ der Sommerausgabe von Politik & Kultur an, und ist eine Aufzeichnung der Podiumsdiskussion vom 21.08.2025 der Gamescom in Köln

 


 

5. Personennachrichten

 

Brigitte Dethier erhält Theaterpreis DER FAUST
Die Theaterregisseurin und -leiterin Brigitte Dethier erhält den diesjährigen Preis für das Lebenswerk des Deutschen Theaterpreises DER FAUST. Dethier prägt die deutsche Theaterszene seit Jahrzehnten und setzt sich für die Förderung des professionellen Kinder- und Jugendtheaters ein, das laut der Jury durch sie an Kraft und Ausstrahlung gewonnen habe. Sie war unter anderem Leiterin der Kinder- und Jugendtheater am Landestheater Tübingen und Nationaltheater Mannheim, Intendantin und Regisseurin am Jungen Ensemble Stuttgart sowie künstlerische Leiterin des Festivals »Schöne Aussicht«. Der Theaterpreis wird vom Deutschen Bühnenverein gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Kulturstiftung der Länder vergeben.
Katharina Germo und Juliane Hahn leiten ab 2026 das Kunstfest in Weimar
Katharina Germo und Juliane Hahn übernehmen ab 2026 die Leitung des Kunstfests Weimar und folgen damit auf den langjährigen künstlerischen Leiter Rolf Hemke. Katharina Germo war bisher Co-Leiterin des Fabriktheaters Rote Fabrik in Zürich und blickt auf Stationen unter anderem am Theater Roxy Birsfelden und beim Theaterfestival Basel zurück. Juliane Hahn arbeitet derzeit als Produktionsleiterin des Festivals »Politik im Freien Theater« in Leipzig und war zuvor als Co-Leiterin des Theaterhauses Gessnerallee in Zürich tätig.
Ozan Zakariya Keskinkılıç bekommt ZDF-»aspekte« Literaturpreis 2025
Der Berliner Schriftsteller und Politikwissenschaftler Ozan Zakariya Keskinkılıç wird für seinen Roman »Hundesohn« mit dem ZDF-»aspekte«-Literaturpreis 2025 ausgezeichnet. Darin erzählt er mit vielsprachiger, lyrisch verdichteter Prosa eine queere Liebesgeschichte zwischen Berlin und Adana. Keskinkılıç veröffentlicht Essays und Lyrik auf Deutsch, Türkisch und Englisch. Darüber hinaus schreibt er Sachbücher und forscht und lehrt an Berliner Hochschulen zu den Themen Rassismus, Antisemitismus und Orientalismus. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde im Rahmen der Frankfurter Buchmesse verliehen.
Lars-Christian Koch ist neuer Direktor der Kunstsammlungen in Dresden
Der Ethnologe und Museumsleiter Lars-Christian Koch ist der neue Direktor der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und folgt auf Léontine Meijer-van Mensch. Bisher war Koch Direktor des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst im Berliner Humboldt Forum. Er ist zudem Professor an der Humboldt Universität zu Berlin und an der Universität der Künste Berlin.
Dorothee Elmiger erhält den Deutschen Buchpreis 2025
Die Schweizer Schriftstellerin und Übersetzerin Dorothee Elmiger wurde für ihren Roman »Die Holländerinnen« mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Darin geht es um die Erzählungen einer Schriftstellerin, die mit einer Theatergruppe in den mittelamerikanischen Urwald reist, um dem wahren Fall von zwei verschwundenen niederländischen Backpackerinnen nachzugehen. Der Deutsche Buchpreis wird seit 20 Jahren von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert.

 


 

6. Jetzt beim Aktionstag „Zusammenhalt in Vielfalt“ mitmachen!

 

Zum UNESCO-Welttag der kulturellen Vielfalt am 21. Mai 2026 rufen die Mitglieder der Initiative kulturelle Integration – ein einzigartiges Bündnis von Vertreterinnen und Vertretern der Sozialpartner, Religionsgemeinschaften, Medien, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft – erstmals zu dem bundesweiten Aktionstag auf.

 

Im Umfeld des Welttags der kulturellen Vielfalt sollen möglichst zahlreiche Aktionen von unterschiedlichen Organisationen, Bündnissen oder auch Einzelpersonen durchgeführt und so vielfältige Zeichen für den Zusammenhalt in unserer freien und vielfältigen Gesellschaft gesetzt werden.

 

Unter den hochgeladenen künstlerischen Beiträgen erhalten die besten Einreichungen eine besondere Würdigung bei der zentralen Veranstaltung der Initiative kulturelle Integration und des Deutschen Kulturrates am 21. Mai 2026 in Berlin.

 

Der Musiker und Komponist Sebastian Krumbiegel von den Prinzen widmet seinen neuen Song „Keine Angst“ dem Aktionstag Zusammenhalt in Vielfalt der Initiative kulturelle Integration.

 

Der Song liefert einen Vorgeschmack auf das im nächsten Jahr erscheinende Soloalbum und ist der erste Kreativbeitrag zum Aktionstag.

 

  • Hier kommen Sie zum Song „Keine Angst“

 

Informationen zum Aktionstag Zusammenhalt in Vielfalt

 

  • Erfahren Sie hier alles zum Aktionstag Zusammenhalt in Vielfalt und laden Sie Ihren Beitrag hoch.
  • Hier kommen Sie zu den Botschafterinnen und Botschaftern des Aktionstags und können auch Ihr Bild einreichen.
  • Hier kommen Sie zu den 15 Thesen „Zusammenhalt in Vielfalt“

 


 

7. Text der Woche: „Nicht nur Täter und Opfer – Über den Wechsel kultureller Sichtweisen“ von Johann Michael Möller

 

Neulich in Berlin, auf dem Weg in die frühere Wissmannstraße im Stadtteil Neukölln. Man hat sie inzwischen umbenannt in Lucy-Lameck-Straße, nach einer tansanischen Politikerin und der ersten Frau im Parlament ihres Landes. Aber muss man die Namensgeberin kennen? Der zuständige Bezirksbürgermeister Hiekel meint nein. Denn Lucy Lambeck habe den Berliner Stadtteil Neukölln ja wohl auch nicht gekannt. Es gehe vielmehr um die »symbolische« Wiedergutmachung der deutschen Kolonialverbrechen. Da musste der Kolonialpionier Hermann Wissmann verständlicherweise weichen, der eine Blutspur durch Afrika zog.

 

Auch die frühere Mohrenstraße in Berlins Mitte heißt jetzt Anton-Wilhelm-Amo-Straße, ein Name, den das kundige Deutschland inzwischen wohl kennt. Aber auch bei ihm, dem im Deutschland der Aufklärung erzogenen afrikanischen Philosophen, stellt sich die Frage, ob die Berufung auf ihn geeignet ist, jene Wunden zu heilen, die der deutsche Kolonialismus geschlagen hat.

 

  • Johann Michael Möller ist Publizist und Ethnologe
  • Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.

 


 

8. Zum Schluss: Bewegung – Zur Ästhetik der Schleimpilze

 

Wollen Sie sich in diesen verrückten Zeiten auch manchmal ablenken. Ich brauchen das unbedingt und nutze dafür den Blick in die Natur.

 

Hier eine kleine Beobachtung zur Bewegung von Schleimpilzen. Vielleicht etwas skurril, aber ein ästhetischer Genuss und darüber hinaus auch biologisch spannend, finde ich.

 

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