04. KW: Zeitenwende: Schutz von Kulturgut im Katastrophenfall

  1. Zeitenwende: Schutz von Kulturgut im Katastrophenfall
  2. Allianz für nachhaltige Strukturen in der Kulturellen Bildung!
  3. Bundestagswahl: Zusammenhalt in Vielfalt
  4. Jüdische Museen in Deutschland
  5. Einladung: Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau“ am 11. Februar 2025
  6. Vorschau: Schwerpunktthema in Politik & Kultur 2/25 „Kulturgut Spielzeug“
  7. Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
  8. Der Deutsche Kulturrat stellt ein!
  9. Text der Woche: „Biermann goes Hiphop. Junge Musiker interpretieren seine Lieder “ von Ludwig Greven

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

so bedeutsam das Kulturerbe in Deutschland ist und so erhaltenswert jedes einzelne Stück sein mag, ist eine Priorisierung für den Katastrophenfall erforderlich. D.h. konkret zu entscheiden, welches Kulturgut im Katastrophenfall als erstes gerettet werden muss und welches an zweiter, dritter und welches irgendwann an letzter Stelle. Für das priorisierte Kulturgut müssen besondere Schutzmaßnahmen und Notfallpläne geschaffen werden. Dies betrifft den Schutz vor den Folgen des Klimawandels. Es gilt aber gleichermaßen für den Schutz bei Krieg.

 

Lange Zeit schien es so, als gehörte der Krieg in der Mitte Europas der Vergangenheit an. Der Kalte Krieg führte zu einem Gleichgewicht des Schreckens, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Warschauer Paktes war von einem Ende der Geschichte die Rede, die friedliche Vereinigung der beiden deutschen Staaten, die sich in diesem Jahr zum 35. Mal jährt, verführten dazu zu meinen, dass kriegerische Auseinandersetzung auf lange Sicht in Deutschland nicht mehr zu erwarten sind.

 

Der Überfall Russlands auf die Ukraine, die Sorgen der östlichen Nato-Länder ebenfalls annektiert zu werden, führten zu einem Umdenken. „Zeitenwende“ ist nicht nur ein Begriff, um zu bezeichnen, dass die Landesverteidigung an Bedeutung gewinnt und erhebliche finanzielle Mittel dafür aufgewandt werden, es ist auch der treffende Begriff für die zunehmende Diskussion, welches Kulturgut im Fall der Fälle gesichert werden muss und welchem eine weniger große Bedeutung beigemessen wird.

 

Letzteres schließt ein, zu akzeptieren und vor allem politisch zu vertreten, dass Kulturgut ggfs. unwiederbringlich verloren geht. Solche Entscheidungen können nicht allein von den Verantwortlichen in Kultureinrichtungen getroffen werden, auch wenn sie die fachliche Expertise hierfür bereitstellen müssen. Hier bedarf es der fachlich begründeten politischen Entscheidung.
Priorisierung von Kulturgut ist eine wichtige Zukunftsaufgabe.

 

Die Diskussionen um das KRITIS-Dachgesetz (Kritische Infrastruktur-Dachgesetz) verdeutlichen, dass es einer Gesamtstrategie bedarf, um das kulturelle Erbe vor den verschiedenen Bedrohungen – nicht zuletzt auch kriegerischen Auseinandersetzungen – zu schützen. Mit dem KRITIS-Dachgesetz sollte in der zu ende gehenden 20. Wahlperiode eine Europäische Richtlinie umgesetzt werden, um Vorbereitungen zum Schutz der kritischen Infrastruktur für den Katastrophenfall zu treffen.

 

Mit Blick auf Kulturgut ist es nicht zielführend, diese Aufgabe allein den Ländern zuzuweisen, in deren Trägerschaft sich die Kulturgut bewahrenden Einrichtungen befinden. Im Sinne einer Nationalen Resilienzstrategie zum Schutz des kulturellen Erbes ist vielmehr die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen erforderlich, um Doppelarbeit zu vermeiden und die knappen Ressourcen sinnvoll zu bündeln. In der Zusammenarbeit von Kultur und Wissenschaft, die vielen Kultureinrichtungen, die Kulturerbe bewahren und Pflege, ohnehin inhärent ist, gilt es noch Potenziale zu heben.

 

Kultureinrichtungen wie Museen, Bibliotheken und Archive bewahren das kulturelle Erbe von Jahrhunderten. Ihre zentrale Aufgabe besteht darin, dieses Erbe für weitere Jahrhunderte zu sichern, zu erschließen und so künftigen Generationen zugänglich zu machen. Das verlangt ein Denken, dass über die üblichen Zeiträume politischer Verantwortung, Legislaturperioden oder Dienstzeiten von Verantwortlichen hinausgeht. Das Denken in langen Zeiträumen ist Voraussetzung zur Sicherung des kulturellen Erbes. Fangen wir damit an.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

 


 

2. Allianz für nachhaltige Strukturen in der Kulturellen Bildung!

 

Auf der „UNESCO-Weltkonferenz zur kulturellen und künstlerischen Bildung“ in Abu Dhabi im Februar 2024 wurde das „UNESCO-Framework for Culture and Arts Education“ von den beteiligten Staaten, auch von Deutschland, verabschiedet. In einer Resolution fordert der Deutsche Kulturrat Bund, Länder und Kommunen auf, dieses UNESCO-Framework als Leitschnur für die Entwicklung Kultureller Bildung zu nehmen.

 

  • Die Resolution des Deutschen Kulturrates „Allianz für nachhaltige Strukturen in der Kulturellen Bildung“ können Sie hier abrufen.

 

UNESCO-Weltkonferenz: In Abu Dhabi trafen sich im Februar letzten Jahres weit über 100 Ländervertreter um über kulturelle und künstlerische Bildung zu diskutieren.

 

In der Ausgabe 4/2024 von Politik & Kultur hat Barbara Haack mit Roman Luckscheiter über die UNESCO-Weltkonferenz zur kulturellen und künstlerischen Bildung in Abu Dhabi gesprochen.

 

  • Das Interview können Sie hier nachlesen.

 


 

3. Bundestagswahl: Zusammenhalt in Vielfalt

 

Die Initiative kulturelle Integration, ein Bündnis von 28 Institutionen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, erinnert mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl an ihre 15 Thesen „Zusammenhalt in Vielfalt“. Gemeinsam haben die verschiedenen Bündnispartner im Dezember 2023 ihre 15 Thesen der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

  • Lesen Sie hier mehr dazu.

 

Wie jedes Jahr begleitet der Deutsche Kulturrat die Bundestagswahl auf seiner Webseite. Neben dem Appell der Initiative kulturelle Integration finden Sie dort auch die elf Forderungen des Deutschen Kulturrates sowie die Fragen des Deutschen Kulturrates zur Kulturpolitik an Parteien zur Bundestagswahl 2025.

 


 

4. Jüdische Museen in Deutschland

 

Seit der Ausgabe 9/24 stellt die Zeitung des Deutschen Kulturrates Politik & Kultur in jeder Ausgabe ein Jüdisches Museen in Deutschland vor.

 

 

Es wurden bereits vorgestellt:

 

 

  • Hier können Sie alle bisher in dieser Reihe erschienenen Beiträge nachlesen.

 


 

5. Einladung: Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau“ am 11. Februar 2025

 

Wann: Dienstag, 11. Februar 2025
Wo: Krönungskutschensaal der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin (Neuer Marstall, Schloßplatz 7, 10178 Berlin)

 

Die Initiative kulturelle Integration und der Bundesverband Musikunterricht e.V. laden Sie in Kooperation mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin herzlich zum feierlichen Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau!“ ein. In Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Serpil Temiz Unvar, Gründerin der Bildungsinitiative Ferhad Unvar, präsentieren Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland ihre Beiträge, in denen sie sich musikalisch mit Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen der Ausgrenzung auseinandersetzen.

 

Die Veranstaltung ist dem Gedenken an die Opfer des rassistisch motivierten Attentats in Hanau am 19. Februar 2020 gewidmet.

 

 

  • Hier können Sie sich für das Begegnungskonzert kostenfrei anmelden.

 


 

6. Vorschau: Schwerpunktthema in Politik & Kultur 2/25 „Kulturgut Spielzeug“

 

Das Schwerpunktthema der Ausgabe 2/25 von Politik & Kultur lautet „Kulturgut Spielzeug“. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg wird die Ausgabe nächsten Donnerstag am 30. Januar 2025, 11 Uhr, in einer gemeinsamen Veranstaltung des Deutschen Verbandes der Spielwarenindustrie (DVSI) und des Deutschen Kulturrates präsentiert.

 

Mit dabei:

 

  • Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des DVSI
  • Christian Ulrich, Vorstandssprecher der Spielwarenmesse eG
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur
  • sowie weitere Autoren der Ausgabe 2/25 von Politik & Kultur

 


 

7. Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur

 

Wie es um die Kunstfreiheit bestellt ist, diese Frage wird in Beiträgen von 107 Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Dimensionen beleuchtet. Das Themenspektrum reicht vom Streitfall Kunstfreiheit, dem Spannungsfeld von Kunstfreiheit und Recht, dem Bogen von Einschüchterung bis Zensur sowie Ausgrenzung und Boykott. In den Blick genommen werden Fragen des Jugendschutzes und der Selbstkontrolle, der Sonderfall Religion sowie Bedrohungen von rechts und von links. Es geht um Hass im Netz sowie um Grenzüberschreitungen in der Popkultur – etwa beim Gangsta Rap. Reflektiert wird das Thema kulturelle Aneignung und wie Postkolonialismus und Antisemitismus zusammenhängen.

 

Der Band versammelt Beiträge aus zehn Jahren und vermittelt dadurch einen Eindruck von den unterschiedlichen Debatten und Akzentsetzungen zur grundgesetzlich verbrieften Kunstfreiheit.

 

Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
320 Seiten,
ISBN-13 978-3-947308-64-4,
Preis 20,80 Euro

 

  • Werfen Sie hier einen Blick ins Buch.
  • Hier können Sie das Buch versandkostenfrei im Online-Shop bestellen.

 


 

8. Der Deutsche Kulturrat stellt ein!

 

Der Deutsche Kulturrat sucht möglichst ab dem 01.04.2025 eine Redaktionsassistenz.

 

Zu den Aufgabenbereichen gehören u.a.:

 

 

  • Allgemeine Bürotätigkeiten: Telefon, Korrespondenz, Dokumentenablage, etc.
  • Unterstützung bei der Durchführung von Veranstaltungen,
  • Betreuung und Pflege der Webseiten des Deutschen Kulturrates sowie der Social-Media-Kanäle,
  • dabei insbesondere: Unterstützung in der Redaktion von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, hier insbesondere Bildrecherche (Arbeit mit Bilddatenbanken), Kontaktpflege zu Autorinnen und Autoren, Korrekturlesen, Verfassen kurzer Nachrichten u.a.,
  • Unterstützung in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit,
  • Die vollständige Stellenausschreibung können Sie hier abrufen.

 


 

9. Text der Woche: „Biermann goes Hiphop. Junge Musiker interpretieren seine Lieder “ von Ludwig Greven

 

Wolf Biermann kann sich zugutehalten, wesentlich zum Ende der SED-Diktatur vor 35 Jahren beigetragen zu haben. Als widerständiger Geist bis heute war der in Hamburg geborene Liedermacher und Dichter für die DDR-Oberen quälender Stachel im Fleisch und für Oppositionelle trotz jahrzehntelangem Auftritts- und Publikationsverbots Inspirationskraft für ihre Auflehnung. Biermanns Ausbürgerung 1976 nach seinem legendären Konzert in Köln wurde zum Fanal und zu einem Anfang vom Ende der Unterdrückung.

 

Welche Relevanz Biermann und sein künstlerisches Werk immer noch haben, zeigt nicht nur die große Retrospektive des Deutschen Historischen Museums. Junge Musiker und Musikerinnen und Bands haben sich in zweijähriger Arbeit daran gemacht, etliche seiner Lieder neu und modern zu interpretieren.

 

  • Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.

 

Ludwig Greven ist freier Journalist und Autor

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