KW 4: Bundeskulturfonds Energie, Holocaust-Gedenktag, Politik & Kultur 2/23

Themen im Newsletter:

  1. Heute Holocaust-Gedenktag: Entschiedenes Eintreten gegen Antisemitismus ist notwendig
  2. Vorab: Politik & Kultur 2/23
  3. Engagement gegen Rassismus: „HANAU – Schultheater für Zusammenhalt in Vielfalt“
  4. Einladung: Equal Pay Zukunftskongress am 4. März
  5. Text der Woche: „Wohin führt dieser Krieg noch?“ von Johann Michael Möller

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

lange hat es gedauert, doch vorgestern Abend hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags endlich die Mittel für den Kulturfonds Energie des Bundes freigegeben.

 

Voraussichtlich ab der zweiten Februarhälfte können Anträge von Kultureinrichtungen, Einrichtungen der kulturellen Bildung sowie von Kulturveranstaltern für den Kulturfonds Energie des Bundes gestellt werden.

 

Insgesamt steht eine Milliarde Euro für den Zeitraum 1. Januar 2023 bis 30. April 2024 zur Verfügung. Die Mittel stammen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes, der insgesamt ein Volumen von 200 Milliarden Euro hat.

 

Für das Programm stehen in diesem Jahr 750 Millionen Euro zur Verfügung und im kommenden Jahr noch einmal 250 Millionen Euro, insgesamt also eine Milliarde Euro.

 

Eine Unterstützung für Energiekosten können Kultureinrichtungen, also Kulturorte, beantragen. Dabei spielt für die Beantragung keine Rolle, ob es sich um öffentliche oder privatwirtschaftliche Kultureinrichtungen handelt.

 

Im Unterschied zum Sonderfonds im Rahmen der Coronahilfen für Kulturveranstaltungen des Bundes können auch Einrichtungen der kulturellen Bildung, wie z. B. Musikschulen, Jugendkunstschulen oder auch soziokulturelle Zentren die Förderung beantragen. Dafür hatten wir uns besonders intensiv eingesetzt.

 

Gleichfalls antragsberechtigt sind Kulturveranstaltende, die Festivals, Aufführungen im Bereich Kunst und Kultur oder ähnliche kulturelle Aktivitäten veranstalten.

 

Ein wichtiges Anliegen des Kulturfonds Energie des Bundes ist, dass die Entlastung bei den Energiekosten bei der Gestaltung der Eintrittspreise berücksichtigt wird. Die Kosten für Gas, Fernwärme und Strom finden Berücksichtigung.

 

Gefördert wird der Mehrbedarf einer Kultureinrichtung an Energiekosten. Der förderfähige Mehrbedarf bei Kultureinrichtungen wird aus der Differenz der jeweils aktuellen Energiekosten für 80 Prozent des historischen Verbrauchs und den historischen Kosten für 100 Prozent des historischen Verbrauchs ermittelt. Bei Industriekunden von Gas und Strom beträgt der förderfähige Verbrauch 70 Prozent des historischen Verbrauchs. Damit wird das Einsparziel von 20 bzw. 30 Prozent an Energiekosten mit berücksichtigt.

 

Bei öffentlichen Kultureinrichtungen und Einrichtungen der kulturellen Bildung werden höchstens 50 Prozent des Mehrbedarfs übernommen, bei privatwirtschaftlichen bis zu 80 Prozent.

 

Die Abwicklung und Beantragung lehnt sich an den Corona-Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen an. Alle Antragsteller müssen sich zuerst bei der Registrierungsplattform registrieren. Wer bereits registriert ist, weil Mittel des Sonderfonds für Kulturveranstaltungen in Anspruch genommen wurden, kann diese Erstregistrierung weiternutzen.

 

Die Mittel stehen für den Zeitraum 1. Januar 2023 bis 30. April 2024 zur Verfügung. Sie können jeweils rückwirkend beantragt werden. Also für den Monat Januar voraussichtlich ab Mitte Februar. Sammelanträge sind wiederum zulässig. Es wird eine Bagatellgrenze von voraussichtlich 500 Euro pro Antrag bzw. Sammelantrag und Quartal geben.

 

Die Abwicklung wird wiederum über die Länder stattfinden. Das heißt, nach einer Registrierung auf der Plattform kann der Mehrbedarf rückwirkend bei den Ländern beantragt werden.

 

Der Bund ist mit dem Kulturfonds Energie des Bundes in Vorleistung gegangen. Nun sind die Länder gefordert, entstehende Lücken zu schließen. Besonders wichtig ist, dass sie nun die Künstlerinnen und Künstler in den Blick nehmen und für diese ebenfalls von der Energiekrise betroffene Gruppe Unterstützungsprogramme entwickeln.

 

Viele Künstlerinnen und Künstler haben die Folgen der Coronapandemie noch nicht überwunden, die Auftragslage hat noch nicht wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht, und die erhöhten Energiekosten können kaum gestemmt werden. Wichtig ist, dass diese Programme auf die Künstlerinnen und Künstler zugeschnitten sind und die besondere Lebenslage in den Blick nehmen. Dazu gehört auch, dass nicht wenige keine klassische Betriebsstätte haben, sondern Wohnen und Arbeiten verbinden. Auch muss von den Ländern geprüft werden, inwiefern Unterstützungsprogramme beispielsweise für das bürgerschaftliche Engagement in Kunst und Kultur erforderlich sind.

 

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass wir wie schon bei den Coronahilfen, auch jetzt beim Energiefonds von Anfang an im zentralen Steuerungsgremium des Amtes der Kulturstaatsministerin (BKM), dem Lenkungsausschuss, gemeinsam mit den Ländern eingebunden sind. Meine Stellvertreterin Gabriele Schulz und ich durften den Deutschen Kulturrat in dem Gremium vertreten und bedanken uns ausdrücklich für den kollegialen Umgang in dem Gremium.

 

Am 15. Februar werden wir gemeinsam mit den Ländern zu einer Online-Informationsveranstaltung für am Energiefonds interessierte Kulturorte und Kulturveranstaltende einladen.

 

Der Kulturfonds Energie des Bundes ist ein Lichtblick für den Kulturbereich in der Krise und zeigt wie wichtig das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure, Bund, Länder und Zivilgesellschaft, im Kulturbereich ist.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Hier noch die Pressemitteilungen zum Energiefonds des BKMs und des Deutschen Kulturrates.

 


 

1. Heute Holocaust-Gedenktag: Entschiedenes Eintreten gegen Antisemitismus ist notwendig

 

Am heutigen Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust fordert der Deutsche Kulturrat zum entschiedenen Eintreten gegen Antisemitismus auf.

 

Antisemitismus ist alt und Antisemitismus ist – leider – alltäglich. Antisemitismus ist tief verankert in Klischees, Bildern und Vorstellungen.

 

Und neben dem subkutan vorhandenen Antisemitismus gibt es einen gewalttätigen Antisemitismus vor allem von rechts, der in Anschlägen seinen Ausdruck findet.

 

  • Doch auch Antisemitismus im linken politischen Lager hat eine lange Tradition, erläutert Marlene Schönberger, Abgeordnete im Deutschen Bundestag für Bündnis 90/Die Grünen, in der aktuellen Ausgabe 2/23 von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates (Seite 7).
  • Ebendort führt Prof. Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, die aktuelle Bedrohung durch die antiisraelische BDS-Bewegung an (Seite 6).
  • Auf diese geht auch der Botschafter Israels in Deutschland Ron Prosor in seinem Leitartikel (Seite 1 + 2) zum 75. Jahrestag des Bestehens Israels ein und fordert, dass Propaganda gegen Juden und Israelis endlich der Vergangenheit angehören muss.

 

Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, befasst sich kontinuierlich mit diesem Thema. Zuletzt erschienen sind u.a. Schwerpunkte zu:

 

 

Auch die vom Deutschen Kulturrat moderierte Initiative kulturelle Integration – ein breites Bündnis von 28 Institutionen aus Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Sozialpartnern, Medien, Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden – tritt entschieden gegen Antisemitismus ein und macht die Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland heute sichtbar. Zuletzt mit den zehn ausgezeichneten Texten des Schreibwettbewerbs „L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!

 


 

2. Vorab: Politik & Kultur 2/23

 

Die neue Ausgabe richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Let me entertain you! Die Königsklasse der Kultur? Unterhaltung.“ Lesen Sie die Ausgabe jetzt als Leserinnen und Leser des kulturpolitischen Wochenreportes vorab.

 

Weitere Themen:

 

  • Energiekrise
    Hilfe kommt: Der Bundeskulturfonds Energie startet mit einer Milliarde Euro – Förderanträge sind ab der zweiten Februarhälfte möglich
  • Soziale Lage
    Ende der Bescheidenheit: Für eine faire Bezahlung braucht es Basishonorare. Bund, Länder und Verbände liefern Vorschläge
  • Antisemitismus
    Wie antisemitisch ist der deutsche Kulturbereich? Der Antisemitismus von links und der Einfluss der BDS-Kampagne werden immer sichtbarer
  • Medien
    Nach der Fusion von RTL und Gruner + Jahr: Deutsche Medienunternehmen begegnen globalen Tech-Konzernen nicht auf Augenhöhe

 

Außerdem: Kultur in München, Soforthilfeprogramm „Kirchturmdenken“, Ethnologische Museen: Museums am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, Literatur aus Mittel- und Osteuropa, 60 Jahre Élysée-Vertrag, EU: Brüssels Kulturfahrplan, Dekolonialisierung: Zusammenarbeit mit Indigenen aus Amazonien im Museum, Deutschland und Nigeria: Rückgabe der Benin-Bronzen, Gedanken zur Zensur – im Iran, Film und Fernsehen in der Mediendemokratie, Klaus Bernhard Staubermann im Porträt u.v.m.

 

 


 

3. Engagement gegen Rassismus: „HANAU – Schultheater für Zusammenhalt in Vielfalt“

 

Kulturstaatsministerin Claudia Roth und die Initiative kulturelle Integration laden in Kooperation mit dem Bundesverband Theater in Schulen und dem Deutschen Theater vom 6. bis 8. Februar 2023 zu einem bundesweiten Schultheatertreffen ein.

 

Anlässlich des dritten Jahrestags des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau am 19. Februar 2020 führen Schultheatergruppen aus ganz Deutschland kurze Szenen zum Themenbereich Antirassismus, Antisemitismus oder Rechtsextremismus am 7. Februar 2023 um 18 Uhr in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin auf. Das Projekt zielt auf das aktive Engagement von jungen Menschen gegen Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung.

 

  • Nähere Informationen finden Sie hier.

 


 

4. Einladung: Equal Pay Zukunftskongress am 4. März

 

Wann: 4. März 2023 | 13.30 – 19.30 Uhr
Wo: bUm Berlin, Paul-Linke Ufer 21, 10999 Berlin

 

Equal Pay soll nicht länger Zukunftsmusik bleiben. Doch an welchen Stellschrauben müssen wir für eine Zukunft mit Lohngleichheit drehen? Und welche Erkenntnisse können wir dafür aus dem Bereich Kunst und Kultur gewinnen, in dem der Gender Pay Gap mit 30 Prozent besonders hoch ist? Darüber möchten wir beim Equal Pay Zukunftskongress am 4. März in Berlin, der in Kooperation mit der Equal Pay Day Kampagne stattfindet, diskutieren.

 

  • Input Claudia Roth, Staatsministerin Kultur und Medien
  • Vorstellung der neuen Studie zu Gender Pay Gap in Kultur und Medien, Gabriele Schulz, Deutscher Kulturrat

 

Für Kinderbetreuung ist gesorgt. Eine Übersetzung in Gebärdendeutsch findet statt.

 

 


 
5. Text der Woche: „Wohin führt dieser Krieg noch?“ von Johann Michael Möller

 

„Fast ein Jahr ist es her, da kehrte der Krieg in die Ukraine zurück. Seitdem begleiten uns die Bilder von Tod und Zerstörung. Ein Ende ist nicht in Sicht. Von diesem ersten Kriegsjahr wird man keine Bilanz ziehen wollen. Denn das zweite Jahr könnte noch schlimmer werden. Der Osten des Landes ist über weite Strecken verwüstet, die Kräfte der Menschen dort schwinden; die Arsenale werden beängstigend leer, und die jüngsten Nachrichten von der Front klingen bitter. Hält die Ukraine weiter durch? Wann kommt die Frühjahrsoffensive der Russen? Das sind die einfachen Fragen, die viele umtreiben …“

 

Johann Michael Möller ist Publizist und Ethnologe.

 

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