- Relevanz – Bundeskulturpolitik im Dornröschenschlaf?
- NEU! Politik & Kultur 6/25
- Veranstaltungstipp auf dem Green Culture Festival: Kunstformen der Natur – Das Große im Kleinen entdecken
- Zur Person…
- Wer macht was und warum im Deutschen Kulturrat
- Text der Woche: Schützt unsere Kultur vor übergriffigen Rechtspopulisten von Monika Grütters
- Zum Schluss: Stabwechsel in der SPK
Sehr geehrte Damen und Herren,
nun ist es bald dreißig Jahre her, dass die Forderung des Deutschen Kulturrates nach einer starken und sichtbaren Bundeskulturpolitik mit einem Kulturbeauftragten an seiner Spitze von der ersten rot-grünen Bundesregierung 1998 umgesetzt wurde. Der siebte Kulturstaatsminister hat gerade seine Arbeit aufgenommen. Die alten Kämpfe zwischen Bund und Ländern, ob es eine sichtbare Kulturpolitik des Bundes überhaupt geben darf, gehören glücklicherweise längst der Vergangenheit an. Dreimal hatte die SPD das Amt besetzt, dann zweimal die Union, gefolgt von Bündnis 90/Die Grünen und jetzt wieder die CDU. Trotz der fast drei Jahrzehnte ist das Amt aber immer noch nicht wirklich gesichert. Auch bei der aktuellen Regierungsbildung wurde es nicht gestärkt, sondern verlor einen wichtigen Teil der Erinnerungskultur ans Innenministerium. Besonders skurril ist der Hickhack um die Zuordnung der Computerspiele. Obwohl dieser Bereich nun inhaltlich absolut unstreitig ins Amt des Kulturstaatsministers gehört, wo der vergleichbare Film schon immer gut aufgehoben ist, haben es die Games wieder nicht ins BKM geschafft. In den letzten Legislaturperioden irrlichterten sie mal im Verkehrsministerium und dann im Wirtschaftsministerium. Jetzt sind sie im Forschungsministerium, ja allen Ernstes im Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, angekommen. Nur zum Kulturbereich, zu dem sie gehören, kommen sie nicht.
Das BKM, das Amt des Kulturstaatsministers, hat einen guten Ruf. Nur so ist zu erklären, dass es jetzt neben dem Kulturstaatsminister auch eine Sportstaatsministerin im Kanzleramt gibt. Der Deutsche Olympische Sportbund fand das Kulturmodell schon seit Jahren so gut, dass er mit aller Kraft Vergleichbares anstrebte. Dass es jetzt auch eine Sportstaatsministerin gibt, ist eine gute Nachricht und freut mich für den Sportbereich. Aber warum erhält sie noch zusätzlich den gesamten Bereich der Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements, das jetzt wieder altbacken Ehrenamt genannt wird, obendrauf? Dieser Bereich hätte genauso gut auch zum Kulturstaatsminister gehen können, denn die beiden Engagementbereiche Sport und Kultur sind gleichbedeutend. Aber nicht die Kultur, sondern der Sport hat die Engagementpolitik aus dem Familien- und dem Innenministerium erhalten.
Die Bundeskulturpolitik befindet sich seit einiger Zeit im strukturellen Dornröschenschlaf. Was wir jetzt brauchen, ist ein Kulturstaatsminister, der den Bereich wach küsst, also seine Relevanz innerhalb der Bundesregierung stärkt. Schauen wir mal, was uns diese Legislaturperiode so bringt.
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
PS. Wegen Christi Himmelfahrt und dem folgenden Brückentag erscheint mein kulturpolitischer Wochenreport schon heute.
2. NEU! Politik & Kultur 6/25
Die neue Ausgabe richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Welterbe“. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 15 bis 25.
Im Leitartikel von Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, geht es um das 200-jährige Verbands-Jubiläum und um „Neue Kapitel für die Buchbranche“.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit und ökologische Transformation spielen in sehr vielen Kultureinrichtungen bereits eine zentrale Rolle
Staatsziel Kultur
Schutz vor Feinden der Demokratie: Kulturstaatsministerin a. D. Monika Grütters zum Staatsziel Kultur im Grundgesetz
Humboldt Forum
Die Stiftung Humboldt Forum sollte eigenständig bleiben, um weiter gut zu arbeiten – findet Generalintendant Hartmut Dorgerloh
EU-Parlament
Nela Riehl ist seit 2024 Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Europäischen Parlament: ein Interview
200 Jahre Börsenverein des Deutschen Buchhandels
Der älteste deutsche Wirtschaftsverband feiert Jubiläum: Im Fokus kommen Vertreter aller Sparten zu Wort
- Die Juni-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Welterbe“ kann hier im Online-Shop versandkostenfrei bestellen.
- Außerdem steht sie hier kostenfrei als E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit.
3. Veranstaltungstipp auf dem Green Culture Festival: Kunstformen der Natur – Das Große im Kleinen entdecken
Wenn über Naturschönheit gesprochen wird, denken die meisten an große Panoramabilder von weiten Landschaften oder beeindruckenden Bergkulissen. Die beeindruckende Schönheit der Natur zeigt sich aber ebenso im Kleinen, in Lebewesen und in Pflanzen, die nur mit einer Lupe gesehen werden können. Die Schönheit im Kleinen offenbart Großes.
Im Rahmen des Green Culture Festivals darf ich einen Einblick in die Kunstformen der Natur geben. Motto ist: Das Große im Kleinen entdecken. Hier finden Sie weitere Information zur Veranstaltung.
Zeit: Freitag, 13.06.2025, 12:15-13:00 Uhr
Ort: Rundeindicker – Ruhrmuseum in der Zeche Zollverein Essen
4. Zur Person…
Sarah Wedl Wilson ist neue Kultursenatorin in Berlin
Die bisherige Kulturstaatssekretärin Sarah Wedl-Wilson (parteilos) ist die neue Kultursenatorin in Berlin und folgt damit auf Joe Chialo (CDU). Die britisch-österreichische Kulturmanagerin gilt als Kennerin der Kulturszene. Bevor sie in die Kulturverwaltung wechselte, gründete sie ein eigenes Kulturberatungsunternehmen und war mehrere Jahre lang Rektorin der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Darüber hinaus hatte sie leitende Positionen an der Universität Mozarteum Salzburg, bei den Osterfestspielen Salzburg und beim Gustav Mahler Jugendorchester inne und war Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Oper in Berlin.
Marek Wiechers ist Münchens neuer Kulturreferent
Der Jurist und Verwaltungswissenschaftler Marek Wiechers wurde zum neuen Leiter des Kulturreferats der Stadt München gewählt. Er wird das Amt bis September 2026 ausüben, danach will die Stadt München die Amtszeiten des Stadtrats und der Referatsleitungen angleichen. Wiechers ist bereits seit 2019 Stadtdirektor und stellvertretender Leiter im Kulturreferat und tritt nun die Nachfolge von Anton Biebl an. Zuvor war er in der Verwaltung des Deutschen Bundestages, im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie im Büro des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter (SPD) tätig.
Ruth Ur wird neue Direktorin der Stiftung Exilmuseum Berlin
Die Britin Ruth Ur wird Anfang Juni Direktorin der Stiftung Exilmuseum Berlin. Sie folgt auf den Gründungsdirektor Christoph Stölzl. Die Kuratorin und Kunsthistorikerin bringt über 25 Jahre internationale Erfahrung mit – unter anderem in leitenden Positionen beim British Council und als Vertreterin der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Sie kuratierte zahlreiche große Ausstellungen wie den britischen Pavillon auf der Architekturbiennale Venedig und gründete eine Beratungsagentur für Museen und Kunst im öffentlichen Raum.
Klaus Dörr wird Geschäftsführer der Bühnen Halle
Klaus Dörr wird neuer Geschäftsführer der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH). Dörr war als Produzent, Produktionsleiter und Berater sowohl im freien als auch im institutionellen Theater tätig – unter anderem als Direktor des Berliner Maxim Gorki Theaters, künstlerischer Direktor und stellvertretender Intendant des Schauspiels Stuttgart sowie als Direktor der Volksbühne Berlin. Zu den Bühnen Halle gehören die Staatskapelle mit dem Händel-Festspielorchester, die Oper Halle mit Ballett-Ensemble, das Neue Theater mit dem Thalia Theater und das Puppentheater.
Kathleen Reinhardt wird den Deutschen Pavillon auf der 61. Biennale di Venezia kuratieren
Kathleen Reinhardt, Direktorin des Georg Kolbe Museums in Berlin, wird Kuratorin des Deutschen Pavillons auf der 61. Biennale di Venezia. Berufliche Stationen der Kuratorin und Konservatorin waren u. a. das Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die documenta 12, die Peggy Guggenheim Collection in Venedig sowie das Goethe-Institut in Palermo. Reinhardt möchte die im Deutschen Pavillon traditionell kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gesellschaft fortführen.
5. Wer macht was und warum im Deutschen Kulturrat
Unser aktualisierter Imageflyer des Deutschen Kulturrates gibt einen kompakten Überblick über unsere Ziele, unsere Struktur und unsere kulturpolitische Arbeit.
Werfen Sie hier einen Blick hinein und lernen Sie den Deutschen Kulturrat besser kennen.
Wir spüren es alle: Die altbekannten, verlässlichen Leitplanken in unserer Gesellschaft werden spröde. Die Bindungen an Parteien, Kirchen, Gewerkschaften lassen nach. Innerer Halt und Orientierung müssen neu definiert werden. Das ruft Populisten und Radikale auf den Plan.
Im neuen, dem 21. Deutschen Bundestag, ist die AfD stärker denn je. Und deren erklärtes Ziel ist es, die heutige deutsche Gesellschaft zu verändern. Sie spaltet durch Hass und Hetze. Da überrascht es nicht, dass ein neuer MdB dieser in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei, Matthias Helferich, das sogenannte »freundliche Gesicht des NS«, gleich am ersten Tag seiner Mitgliedschaft im Parlament ankündigte, er werde in den Kulturausschuss gehen …!
So bitter es ist: Wer eine Gesellschaft verändern möchte, legt den Fokus natürlich nicht auf das Bruttoinlandsprodukt oder auf das Autobahnnetz, sondern der geht ans Nervengeflecht unseres Gemeinwesens, der geht an die Kultur. Das hat die AfD leider begriffen. Die Kulturtradition stiftet nationale Identität. Und eben die soll verändert werden.
So wie das Bundesverfassungsgericht müssen wir daher auch unser Kulturleben resilient machen, es vor Feinden schützen – durch ein Staatsziel Kultur im Grundgesetz.
Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.
Monika Grütters ist Kulturstaatsministerin a. D.
Gestern fand in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) der Stabwechsel, von Hermann Parzinger zu Monika Ackermann statt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer überreichte die Urkunden. Ein Porträt des Archäologen, Schatzgräbers und Hüters des Weltkulturerbes Hermann Parzinger finden Sie hier. Hermann Parzinger beendete seine Tätigkeit für die SPK mit einem klaren Plädoyer für die Freiheit der Kunst und sagte „Wir wollen in unseren Sammlungen keine gestohlenen Dinge.“
Aber natürlich bleibt noch viel zu tun in den kommenden Jahren. Die Abendschau des rbb hat Monika Ackermann nach ihren Plänen als neue Präsidentin der SPK befragt. Ich durfte auch einige Themen in dem Bericht anreißen und Probleme benennen. Sie können den Beitrag hier nachsehen.