20. KW: Distanzlos

Lautstarke Handygespräche im Zug

  1. Distanzlos
  2. Schwerpunkt in Politik und Kultur 5/25: Raus auf’s Land?!
  3. Veranstaltungstipp „Einblicke in das Gedächtnis der Gesellschaft“
  4. Was Spielzeug zum Kulturgut macht
  5. Kulturmensch Ansgar Klein
  6. Fragen zur Kultur auf der Hauptversammlung des Deutschen Städtetages in Hannover
  7. Zwei neue Mitarbeiterinnen des Deutschen Kulturrates
  8. Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
  9. Text der Woche: So sind Künstler! von Johann Hinrich Claussen
  10. Künstlerinnen und Künstler gesucht, die sich mit alter Computertechnik beschäftigen
  11. Zum Schluss: Eine mikroskopische Entdeckungsreise

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wer wie ich viel mit der Bahn unterwegs ist, kennt die Plage, lautstarke Handygespräche. Ohne jede Distanz, ohne Rücksicht, ohne ein Gefühl, vielleicht andere Menschen zu belästigen. Ob man will oder nicht, man ist zum Zuhören gezwungen, weil oftmals noch nicht einmal der Versuch unternommen wird, leise zu sprechen. Was habe ich in den letzten Jahren alles mithören müssen. Rechtsanwälte sprechen mit ihren Mandanten, Politiker lassen sich abfällig über ihre Kollegen aus, Ehekrisen werden mit der Freundin detailliert debattiert. Privateste Informationen werden mit einem ganzen Zug geteilt, und Berufliches wird zum Besten gegeben, ohne zumindest einen minimalen Schutz von Informationen sicherzustellen. Nichts, aber auch überhaupt nichts, scheint für diese Menschen vertraulich zu sein. Die neueste Unart ist es, gleich ganze Zoom-Gespräche als eine Art öffentliches Hearing im Zug abzuhalten.

 

Das, was auf den ersten Blick nur ärgerlich ist, ist bei einer tieferen Betrachtung ein Zeichen für eine gesellschaftliche Verwahrlosung. Ich bin hier, ich bin wichtig, ich mache mein Ding.

 

Wir diskutieren darüber, ob in Schulen die Handys abgegeben werden sollen, damit endlich wieder ein sinnvoller Unterricht möglich wird. Aber, wenn man diesen Schritt geht, muss man die Handys auch in den Zügen oder am Arbeitsplatz abgeben. Die digitale Belästigung und die Ablenkung durch extensiven Handygebrauch ist mitnichten nur ein Thema von jungen Menschen.

 

Um nicht missverstanden zu werden, ich rede nicht nur über andere, auch ich greife bei jeder Gelegenheit zu meinem kleinen Taschencomputer, mit dem man auch telefonieren kann, aber den nicht nur ich nur noch zu einem kleinen Prozentsatz zu dieser ursprünglich einmal gedachten Aufgabe benutze.

 

Gerade höre ich einem Arzt zu, wie er einen Patienten berät, der offensichtlich sterbenskrank ist, gleichzeitig pfeift sein Nachbar, macht etwas mit Immobilien, seine Mitarbeiter im Büro grob an, und ein dritter Quatscher fragt seinen Telefonpartner ständig: Kannst Du mich jetzt hören? Ja, können wir, ALLE.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Schwerpunkt in Politik und Kultur 5/25: Raus auf’s Land?!

 

In der neuen Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, geht es schwerpunktmäßig um Kunst und Kultur auf dem Land. Künstlerinnen und Künstler berichten von Vor- und Nachteilen des Lebens und Arbeitens auf dem Land. Verschiedene Künstlerdörfer und ihre Konzepte stellen sich vor. Berichtet wird über Förderung der Bildenden Kunst in ländlichen Räumen, insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern. Wie findet Kunst auf dem Land Konsumenten und Käufer? Und wie sieht es aus mit Museen und Galerien außerhalb der großen Städte?

 

Autorinnen und Autoren sind:

 

 

Hier finden Sie alle Texte des Schwerpunktes.

 


 

3.  Veranstaltungstipp „Einblicke in das Gedächtnis der Gesellschaft“

 

Ich lade Sie herzlich zur Vorstellung unseres neuen Dossiers „Dokumente, Bilder, Filme – das Bundesarchiv“ ein – einer gemeinsamen Veranstaltung des Deutschen Kulturrates und des Bundesarchivs. Freuen Sie sich auf eine besondere Gelegenheit, das Bundesarchiv – das Gedächtnis unserer Gesellschaft – aus nächster Nähe kennenzulernen. Die Veranstaltung dreht sich nicht nur um die geschichtsträchtigen Archivalien des Bundesarchivs, sondern findet auch an einem ebenso bedeutsamen Ort statt: dem Tränenpalast Berlin.

 

Die Journalistin Nora Hespers führt durch den Abend und blickt gemeinsam mit Verantwortlichen des Bundesarchivs, Zeitzeugen und mir in Akten und Geschichten, die die Vielfalt des Bundesarchivs greifbar machen – von der Erforschung der Geschichte des Großvaters zur NS-Zeit über die DDR-Flucht in einem Schlauchboot bis hin zur Spiegel-Affäre.

 

Ort

  • Tränenpalast Berlin, Reichstagufer 17

 

Zeit

  • 18:00 Uhr – optionale Führung durch die Ausstellung des Tränenpalastes
  • 19:00 bis 21:00 Uhr – Gespräche und Geschichten

Die Anzahl der Plätze ist begrenzt, bitte melden Sie sich daher rechtzeitig an. Hier geht es zur Anmeldung.

 


 

4. Was Spielzeug zum Kulturgut macht

 

„Spielwaren aus Deutschland entfalten weltweit ihre Wirkung. Denken wir daran, wie viele Vertriebene, wie viele Kinder aus Kriegsgebieten sich an dem Spielzeug festhalten, das mit ihnen gerettet werden konnte. Es ist oft das Einzige, das bleibt. Das Lieblingsspielzeug aus der Kindheit ist ein Teil unseres Lebens. Es gibt uns Halt und birgt zahllose schöne Erinnerungen.“

 

Ich hatte die Freude, im Magazin der Spielwarenmesse über das Thema interviewt zu werden, das uns in der Februarausgabe von Politik & Kultur beschäftigt hat: Spielzeug – als Kulturgut, Wirtschaftsfaktor und verbindendes Element zwischen den Generationen.

 

  • Hier lesen Sie den ganzen Artikel.
  • Hier finden Sie den Schwerpunkt der Februarausgabe Politik & Kultur zum Thema Kulturgut Spielzeug.

 


 

5. Kulturmensch Ansgar Klein

 

Forscher, Publizist, Vernetzer – mit diesen drei Begriffen lassen sich das Engagement und vor allem Denken und Wirken von Ansgar Klein zusammenfassen. Nach einem Studium der Soziologie in Frankfurt/Main promovierte er in Politikwissenschaft an der FU Berlin und habilitierte sich schließlich in Politikwissenschaft an der Universität Bremen. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit sind Engagement- und Demokratiepolitik, Zivilgesellschaft, Bürgerschaftliches Engagement, politische Soziologie der Zivilgesellschaft und politische Ideengeschichte. Seine Arbeiten gründen auf einem breiten und theoretisch geschulten Fundament historischer, soziologischer und politikwissenschaftlicher Theorie. Aus dem Stand kann Ansgar Klein gesellschaftliche und politische Entwicklungen einordnen und beeindruckt mit seinem präzisen Wissen und seinen fundierten Analysen. Als wissenschaftlicher Koordinator für die SPD-Bundestagsfraktion begleitete er die Arbeit der Enquete-Kommission »Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements« und verband hier Wissenschaft mit Politik.

 

Seit 2002 ist Ansgar Klein Geschäftsführer des trisektoral aufgestellten Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE). Ansgar Klein hat das Bundesnetzwerk als Gründungsgeschäftsführer aufgebaut und maßgeblich geprägt. Es gelang ihm, diese nicht einfache Konstruktion auch durch turbulente politische Zeiten zu führen und stets neue Akzente zu setzen.

 

Dass sein Forscherdrang dabei ungebrochen bleibt, zeigt seine beachtliche Liste an Publikationen und Herausgeberschaften. Klein ist Beiratsmitglied im Bündnis für Gemeinnützigkeit, Mitglied in der deutschen Open Government Partnership-Bewegung, in der wissenschaftspolitischen Plattform »Forschungswende« und in zahlreichen weiteren Beratungsgremien von Staat und Zivilgesellschaft.

 

Jetzt geht Ansgar Klein als Geschäftsführer des BBE in den Ruhestand, als Wissenschaftler wird er sicherlich weiter tätig bleiben. Danke für ALLES Ansgar!

 


 

6. Fragen zur Kultur auf der Hauptversammlung des Deutschen Städtetages in Hannover

 

Am Mittwoch war ich zu Gast auf der Hauptversammlung des Deutschen Städtetags in Hannover und diskutierte gemeinsam mit dem Kasseler Oberbürgermeister Sven Schoeller über das Thema „Kultur als „vorpolitischer Raum“? Wie gesellschaftliche Auseinandersetzungen zunehmend die Kultur betreffen“. Natürlich war die documenta auch ein Thema.

 

  • Welche Rolle spielen Kunst und Kultur für den demokratischen Diskurs in der Stadt?
  • Wie kann die kommunale Kulturpolitik den gesellschaftspolitischen Diskurs unterstützen und zu einer lebendigen Zivilgesellschaft als Basis für die Demokratie beitragen?
  • Und wie weit reicht die Kunstfreiheit in einem Umfeld, das von autoritären Tendenzen und Populismus geprägt ist?

 


 

7. Zwei neue Mitarbeiterinnen des Deutschen Kulturrates

 

Alix Op de Hipt ist seit Anfang Mai neue Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle des Deutschen Kulturrates. Sie arbeitete zunächst als Regieassistentin und Inspizientin im Musiktheater, bevor sie als Mitarbeiterin im Künstlerischen Betriebsbüro der Salzburger Festspiele tätig wurde. Als Referentin koordiniert sie unser Mentoring-Programm „Frauen in Kultur und Medien“.

 

Sarah T. Burkhard ist seit Anfang Mai Referentin im neuen Projekt „Arbeitsstelle gegen Antisemitismus im Kultur- und Medienbereich“. Sie ist Journalistin, Producerin und Kuratorin. Seit vielen Jahren in der Erinnerungsarbeit verankert, entwickelt sie eigene Konzepte und Projekte in dem Bereich.

 


 

8. Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur

 

Wie es um die Kunstfreiheit bestellt ist, diese Frage wird in Beiträgen von 107 Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Dimensionen beleuchtet. Das Themenspektrum reicht vom Streitfall Kunstfreiheit, dem Spannungsfeld von Kunstfreiheit und Recht, dem Bogen von Einschüchterung bis Zensur sowie Ausgrenzung und Boykott. In den Blick genommen werden Fragen des Jugendschutzes und der Selbstkontrolle, der Sonderfall Religion sowie Bedrohungen von rechts und von links. Es geht um Hass im Netz sowie um Grenzüberschreitungen in der Popkultur – etwa beim Gangsta Rap. Reflektiert wird das Thema kulturelle Aneignung und wie Postkolonialismus und Antisemitismus zusammenhängen.

 

Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler, Redaktion Gabriele Schulz
320 Seiten, ISBN-13 978-3-947308-64-4, Preis 20,80 Euro.

 


 

9. Text der Woche: So sind Künstler! von Johann Hinrich Claussen

 

»So sind Künstler!«, dachte ich lachend, als ich vor Kurzem einen wunderbar verräterischen Satz las. Ich stieß auf ihn in der Biografie des früh verstorbenen Kult-Lyrikers Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975) von Michael Töteberg und Alexandra Vasa. In einem seiner letzten Briefe klagte Brinkmann seinem Freund und Kollegen Nicolas Born sein großes Leid – die geringen Buchverkäufe, das fehlende Geld, die mangelnde Anerkennung für seine Avantgarde-Gedichte –, bis diese schmerz- und zornerfüllte Frage aus ihm herausbrach: »Wieso ist die Welt nicht für mich da?«

 

Mit ein wenig Abstand könnte man ihm antworten: »Weil die Welt gerade anderes zu tun hat.« Oder: »Weil die Welt sich nicht so wahnsinnig für schwer entzifferbare Gedichte interessiert.« Oder auch: »Warum sollte die Welt für dich da sein, wenn du dich nur um deine eigene Person und dein vermeintlich epochales Werk drehst?«

 

Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.

 


 

10. Künstlerinnen und Künstler gesucht, die sich mit alter Computertechnik beschäftigen

 

Im Sommer erscheint in Politik & Kultur ein Schwerpunkt zum Thema „POKE und PEEK“, zur kulturellen Bedeutung der Computertechnik. Ich suche dafür noch Künstlerinnen und Künstler, die in ihrer Arbeit 8-Bit-Rechner oder ähnliche alte Computersysteme einsetzen. Themen des Schwerpunktes sind u.a.: Back to the Bits: die Renaissance der 8-Bit-Computer, Geteilte Entwicklungen: Retro-Computing in BRD und DDR, Pixelästhetik: Sprites, Tiles und das Design der frühen Heimcomputer, Hacktivismus: Vom digitalen Ungehorsam zur politischen Aktion u.v.m.

 

Freue mich über jeden Tipp und Kontaktaufnahme: ed.ta1750640055rrutl1750640055uk@nn1750640055amrem1750640055miz.o1750640055.

 


 

11.  Zum Schluss: Eine mikroskopische Entdeckungsreise

 

Nach dem großen Erfolg unseres Waldspazierganges mit dem BUND und dem Besuch des Brücke-Museums, hier ein weiteres besonderes Angebot.

 

Wie viel Leben in einem einzigen Wassertropfen steckt, zeigt die Berliner Mikroskopische Gesellschaft bei ihrer Veranstaltung zum Langen Tag der StadtNatur am Samstag, den 14. Juni und am Sonntag, den 15. Juni jeweils ab 14 Uhr. Interessierte erhalten nicht nur Einblicke in die Mikrowelt, sondern können auch selbst Proben untersuchen und mikroskopieren.

 

Ich darf auch mithelfen und freue mich auf lebhafte Diskussionen über die „Kunstformen der Natur“. Hier ein kleiner Einblick, warum mir das Thema so wichtig ist.

 

  • Wann: Samstag, 14. und Sonntag, 15.06.2025, jeweils von 14-17 Uhr
  • Wo: Steglitz-Zehlendorf, Königin-Luise-Str. 1-3, 14195 Berlin, FU Berlin, Institut für Biologie

 

  • Hier geht es zum Programm am Samstag und am Sonntag
  • Der Ticketverkauf startet am 19. Mai
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