- Sinnlos
- NEU! Politik & Kultur 5/25
- Publizist Wolfram Weimer wird Kulturstaatsminister
- Heute beginnt der Kirchentag in Hannover
- Buchempfehlung: Wachgeküsst – 20 Jahre neue Kulturpolitik des Bundes 1998 – 2018
- Text der Woche
Sehr geehrte Damen und Herren,
jeden Tag neue Wasserstandsmeldungen, AfD noch zwei Prozentpunkte von der Union entfernt, noch ein Prozent, gleichauf. AfD überholt die Union. Neben den vollständig sinnfreien Umfrageergebnissen, denn wir haben ja gerade erst den neuen Bundestag gewählt, die neue Bundesregierung fängt jetzt mit dem Regieren an, abends dann noch eine Talkshow und noch eine und noch eine. Vollständig sinnfreie Debatten, über die neuesten sinnfreien Umfrageergebnisse. Das alles findet nicht im Privatfernsehen, sondern in öffentlich-rechtlichen Sendern statt. Seid ihr eigentlich vollständig verrückt geworden? Wollt ihr die Demokratie abschaffen?
Nun übertreibe nicht, Zimmermann, die machen doch nur ihre Arbeit. Nein, machen sie eben nicht, dieses ständige Verkünden von Pseudo-Informationen ist nichts anderes als die Verbreitung von Fakenews. Denn diese Meldungen beruhen auf einer falschen Annahme, dass das Volk ständig über alles Mögliche abstimmen könnte. Kann es in Deutschland nicht, und das ist auch gut so. Wir wählen, und dann muss eine Regierung zeigen, ob sie den Herausforderungen gewachsen ist. Wenn alles gut geht, hat sie dafür vier Jahre Zeit. Die letzte musste nach drei Jahren das Handtuch werfen, schauen wir, ob die neue Bundesregierung ihre Sache besser macht. Aber sie muss erst etwas machen, also mit ihrer Arbeit begonnen haben, um bewertet werden zu können.
Die Auseinandersetzung mit den Extremen in unserem Land wird unsere ganze Kraft in Anspruch nehmen, die extreme Rechte hat den Kulturbereich als ihr gesellschaftspolitisches Experimentierfeld auserkoren. Was wir jetzt brauchen, sind journalistische Analysen, Reportagen, gerne auch ernsthafte Diskussionen über die Situation und die Wege, um diese Herausforderung meistern zu können.
Natürlich gibt es das im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber diese journalistischen Perlen werden leider von sinnlosem Nachrichtengeplapper erstickt. Vor sieben Jahren hatte ich mir mit dem Vorschlag nach einer talkshowfreien Zeit heftigen Ärger eingehandelt, aber lag ich wirklich so falsch?
Mit Wolfram Weimer, ehemaliger »Focus«- und »Welt«-Chefredakteur, wird ein Mann aus den Medien Kulturstaatsminister. Das ist eine Chance, die Medienpolitik stärker als bislang zu einem Thema der Bundeskulturpolitik zu machen.
Denn, was sollen Diskussionen über Umfrageergebnisse, die auf Fragen beruhen, die sich überhaupt nicht stellen und deren Ergebnisse letztlich nur den extrem Rechten nützen?
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
2. NEU! Politik & Kultur 5/25
Die neue Ausgabe richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Kunst und Kultur auf dem Land“. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 13 bis 23.
Im Leitartikel von Ron Prosor, Botschafter Israels in der Bundesrepublik Deutschland, geht es um 60 Jahre deutsch-israelischer Zusammenarbeit und die Rolle der Kultur.
Koalitionsvertrag
Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD enthält wenig Gestaltungswillen, aber solide Rahmenbedingungen
GEMA-Reform
Die GEMA plant eine Reform ihrer bisherigen Kulturförderung. Befürworter und Gegner kommen zu Wort
Kultur in der EU
Der EU-Kommissar für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport und das Engagement der Kommission für die Kultur
Halbzeitbilanz
Zweieinhalb Jahre ist Giorgia Meloni italienische Ministerpräsidentin: Was der Regierungswechsel für die Kultur bedeutet
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- Außerdem steht sie hier kostenfrei als E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit.
3. Publizist Wolfram Weimer wird Kulturstaatsminister
Am Montag hat Friedrich Merz den Publizisten Wolfram Weimer als künftigen Staatsminister für Kultur und Medien vorgestellt. Weimer kommt aus dem Journalismus, war Chefredakteur u. a. von Die Welt, Cicero und Focus, ist Gründer der Weimer Media Group – und kulturpolitisch bislang ein unbeschriebenes Blatt.
Die Überraschung über diese Ernennung ist in der Kulturszene groß, die Erwartungen und Fragen ebenso. Ich habe dazu in den letzten Tagen einige Einschätzungen gegeben.
Auswahl zum Nachlesen oder -hören:
4. Heute beginnt der Kirchentag in Hannover
Vom 30. April bis 4. Mai findet der Evangelische Kirchentag in Hannover statt.
In diesem Rahmen möchte ich Sie besonders auf das Podium „Wie gefährdet ist die Kultur in Deutschland?“ am Freitag, den 2. Mai 2025, aufmerksam machen:
Gemeinsam mit
• Ulrike Liedtke, Präsidentin des Landtages Brandenburg
• Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins
• Bischof Christian Stäblein, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO)
diskutiere ich über neue und alte Erfahrungen – insbesondere (aber nicht nur) aus Ostdeutschland
- Termin: Freitag, 2. Mai 2025, 10:30–12:30 Uhr
- Ort: Hannoversche Kulturkirche St. Markus (Apostel- und Markus-Gemeinde Hannover)
Das Podium wird verantwortet vom Deutschen Kulturrat, Deutschlandfunk Kultur und dem Kulturbüro der EKD.
5. Buchempfehlung: Wachgeküsst: 20 Jahre neue Kulturpolitik des Bundes 1998 – 2018
Angesichts der aktuellen Debatten rund um die Ernennung von Wolfram Weimer zum neuen Kulturstaatsminister möchte ich Ihnen das Buch „Wachgeküsst: 20 Jahre neue Kulturpolitik des Bundes 1998 – 2018“ empfehlen. Es bietet viele Hintergrundinformationen zur gewachsenen Bedeutung der Kulturpolitik im Deutschen Bundestag.
Themen sind: Urheberrecht, Kulturgutschutz, Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, Provinienzforschung, Filmförderung, Religion, Medien, Stiftungsreform, Künstlersozialversicherung, Kulturwirtschaft, Computerspiele, Erinnerungspolitik, Reformation, Digitalisierung, Kulturfinanzierung, Inklusion, Vielfalt und Diversität, das komplizierte Verhältnis zwischen Bund und Ländern in Kulturfragen, Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, …
- Hier kann das Buch als kostenfreies E-Book (PDF-Datei) heruntergeladen werden.
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6. Text der Woche: „Offenes Geheimnis
– Zur Debatte über die NSDAP-Mitgliedschaft von Siegfried Unseld“ von Johann Michael Möller
Das erleichterte Aufseufzen unter den Lordsiegelbewahrern der alten Suhrkamp-Kultur war unüberhörbar, als sich herausstellte, dass der Verleger Siegfried Unseld seine NSDAP-Mitgliedschaft doch nicht verschwiegen hatte. Die FAZ präsentierte Unselds Meldebogen zur Entnazifizierung vom 26. April 1946, der auch von ihm unterschrieben war. Damit bleibt nicht sehr viel übrig von jenem Vorwurf, den die Kollegen von der konkurrierenden ZEIT zu einem Fall Unseld hochzuschreiben versucht haben; und man muss kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, wie leicht es doch war, den entsprechenden Gegenbeleg zu bekommen. Ein Blick in die Spruchkammerakten hätte genügt.
- Hier lesen Sie den ganzen Beitrag
Johann Michael Möller ist Publizist und Ethnologe