15. KW: 25 Jahre Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

  1. 25 Jahre Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
  2. Wachgeküsst: Der Weg zur sichtbaren Bundeskulturpolitik
  3. Kulturpolitik nach der Wiedervereinigung
  4. DIE VIELEN starten Shield & Shine Kampagne
  5. Save the date: „Demokratie sichern: Zusammenhalt in Vielfalt leben“ – Sechste Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration
  6. Text der Woche: „Kritischste und wichtigste Zeit für den jüdisch-muslimischen Dialog“ von Dmitrij Belkin

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

1998 noch in der alten Bundeshauptstadt, ich war gerade ein Jahr Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, schrieb ich in der März-Ausgabe des Informationsdienstes »aktuell« des Deutschen Kulturrates: „Die Wiedereinsetzung des ›Unterausschusses Kultur‹ ist die Grundbedingung für eine zukunftsfähige gesamtstaatliche Kulturpolitik, aber auch die Berufung eines ›Bundeskulturbeauftragten‹ sollte, so meine ich, kein Tabu sein!“

 

Ein Sturm der Entrüstung fegte damals über mich und den Deutschen Kulturrat, heute würde man das einen Shitstorm nennen.

 

Besonders erinnere ich mich an einen Anruf aus dem Bundeskanzleramt. Der Staatsminister für besondere Aufgaben bei Bundeskanzler Helmut Kohl, Anton Pfeifer, rief mich mit drohender Stimme an, ob ich denn wisse, was ich da gefordert habe. Er schicke mir gleich seinen Fahrer mit einem Grundgesetz vorbei, damit ich dort nachlesen könne, wie unsinnig der Vorschlag sei.

 

Es war mein erster Anruf aus dem Bundeskanzleramt und mir standen die Schweißperlen auf der Stirn. Aber ich wusste auch, das ist ein Thema, für das es sich zu kämpfen lohnt.

Bereits ein Jahr später, im Februar 1999, wurde Michael Naumann vom damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien berufen. Das war vor 25 Jahren!

 

Wer sich für diesen spannenden Teil der jüngsten (Kulturpolitik-)Geschichte interessiert, sei auf zwei Publikationen hingewiesen:

 

 

In dem Buch „Wachgeküsst“ kann man auch nachlesen, wie es zur Sichtbarmachung der Bundeskulturpolitik vor 25 Jahren gekommen ist und welche Politiker damals die Initiative ergriffen hatten und welche den Schritt verhindern wollten.

 

Nach Michael Naumann kamen als Beauftragte der Bundesregierung noch Julian Nida-Rümelin, Christina Weiss, Bernd Neumann, Monika Grütters und aktuell Claudia Roth. Aber noch immer gibt es kein Bundeskulturministerium mit einer Ministerin oder einem Minister an der Spitze.

 

Vielleicht klappt es in der nächsten Legislaturperiode?
Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Wachgeküsst: Der Weg zur sichtbaren Bundeskulturpolitik

 

Das Buch „Wachgeküsst. 20 Jahre neue Kulturpolitik des Bundes 1998-2018“ bietet einen Überblick über die wichtigsten Themen der Bundeskulturpolitik in diesem Zeitabschnitt.

 

Themen: Urheberrecht, Kulturgutschutz, Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, Provinienzforschung, Filmförderung, Religion, Medien, Stiftungsreform, Künstlersozialversicherung, Kulturwirtschaft, Computerspiele, Erinnerungspolitik, Reformation, Digitalisierung, Kulturfinanzierung, Inklusion, Vielfalt und Diversität, das komplizierte Verhältnis zwischen Bund und Ländern in Kulturfragen, Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, …

 

Wer wissen will, was die Bundeskulturpolitik seit 1998 ausmacht und sich darüber informieren will, wie der Weg für eine sichtbare Bundeskulturpolitik bereitet wurde, findet in dem Buch eine umfangreiche Übersicht.

 

 


 

3. Kulturpolitik nach der Wiedervereinigung

 

Im gerade online bei Springer erschienenen Handbuch Kulturpolitik durfte ich einen Beitrag unter dem Titel „Kulturpolitik nach der Wiedervereinigung“ beisteuern.

 

 

Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 war einschneidend. Die zuvor gegründeten fünf neuen Länder, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, traten der Bundesrepublik Deutschland bei. Dem eigentlichen Akt, dem Beitritt gemäß Art. 23 Grundgesetz, gingen die Verhandlungen und Abschlüsse von Vertragswerken voraus: In meinem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche kulturpolitische Wirkung von der Wiedervereinigung ausging.

 


 

4. DIE VIELEN starten Shield & Shine Kampagne

 

In einer gemeinsamen bundesweiten Pressekonferenz in der Berliner Akademie der Künste haben sich DIE VIELEN gestern gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus gestemmt.

 

Zahlreiche Kultureinrichtungen und Kulturverbände, darunter der Deutsche Kulturrat, sowie Persönlichkeiten aus dem Kulturleben setzen mit der Initiative DIE VIELEN Zeichen gegen antidemokratische Stimmen und Tendenzen.

 

Erste Pressestimmen:

 

  • „Shield & Shine!“ – Kampagne in der Akademie der Künste. Ein Gespräch mit Olaf Zimmermann, Deutschen Kulturrat in radio 3, rbb. Hier zum Nachhören.
  • Kultur-Bündnis gegen Rechtsextremismus: Neben all dem Blau und Braun, taz. Hier zum Nachlesen.
  • Kulturszene will erneut für Demokratie mobilisieren (dpa/SZ). Hier zum Nachlesen.
  • Mit goldenen Schirmen gegen die AfD (Spiegel Online). Hier zum Nachlesen.

 


 

5. Save the date: „Demokratie sichern: Zusammenhalt in Vielfalt leben“ – Sechste Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration

 

Die diesjährige Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration steht unter der Überschrift „Demokratie sichern: Zusammenhalt in Vielfalt leben“.

 

Die Jahrestagung findet am 15. Mai 2024 von 11.00 bis 17.00 Uhr in der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, Unter den Linden 78, 10117 Berlin statt.

 

Mehr Informationen zur Initiative kulturelle Integration finden Sie hier.

 

Es werden sprechen:

 

  • Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, MdB Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, zugleich Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus
  • Ministerin Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat
  • Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales
  • Barbara Gessler, Leiterin der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland
  • Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Stellvertretender geschäftsführender Direktor des Instituts für Medienwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen
  • Prof. Dr. Matthias Quent, Professor für Soziologie für die Soziale Arbeit und Rechtsextremismusforscher an der Hochschule Magdeburg-Stendal
  • Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration

 

In den Panels diskutieren u.a.:

 

Daniel Abdin (Sprecher des Koordinationsrats der Muslime); Mika Beuster (Vorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes); Daniel Botmann (Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland); Karim El-Helaifi (Vorstandsvorsitzender der neuen deutschen organisationen – das postmigrantische netzwerk e.V.); Prälatin Dr. Anne Gidion (Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union); Claus Grewenig (Vorsitzender von VAUNET – Verband Privater Medien); Mahmut Hamza (Sprecher des Forums der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen); Anna-Lena von Hodenberg (Geschäftsführerin und Mitbegründerin von HateAid); Prof. Christian Höppner (Präsident des Deutschen Kulturrates); Prälat Dr. Karl Jüsten (Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe und Vorsitzender des Rundfunkrats der Deutschen Welle); Sanem Kleff (Vorstandsvorsitzende von Aktion Courage, Direktorin von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“); Stefan Körzell (Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes); Michaela Röhrbein (Vorstand Sportentwicklung des Deutschen Olympischen Sportbundes)

 

  • Die Anmeldung zur Tagung ist ab der kommenden Woche möglich.

 


 

6. Text der Woche: „Kritischste und wichtigste Zeit für den jüdisch-muslimischen Dialog“ von Dmitrij Belkin

 

Das antisemitische Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 und die Reaktionen darauf stellen eine Zäsur dar, die in grundlegender Hinsicht auch und nicht zuletzt in Deutschland die Möglichkeit des jüdisch-muslimischen Dialogs massiv infrage stellt.

 

Was kann in dieser Situation eine Denkfabrik Schalom Aleikum tun, die seit September 2022 unter dem Dach des Zentralrats der Juden besteht und sich dem Di- bzw. dem Trialog und seinen gesellschaftlichen, religiösen, kulturellen, wissenschaftlichen Komponenten verschreibt?

 

Dmitrij Belkin leitet die Denkfabrik Schalom Aleikum beim Zentralrat der Juden in Deutschland

 

 


 

Vorheriger Artikel14. KW: Selbstermächtigung und Diversität im Kulturbetrieb
Nächster Artikel16. KW: Erstarken der Rechtsradikalen: neue Herausforderungen für die Kulturpolitik