- Weniger Schwarz-Weiß-Denken
- Ausstellung „Junge Kunst für Hanau“
- Politik & Kultur 2/24
- Dossier „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“
- NEUSTART KULTUR: Erfahrungen nutzen, um Passgenauigkeit und Wirtschaftlichkeit der Bundeskulturförderung zu stärken
- Arbeitslosenversicherung: Verbesserungen für Soloselbstständige sind dringend erforderlich
- Kulturrat-Studie erfolgreich: Bund führt Honoraruntergrenzen für Kulturförderung ein
- zur Person …
- Text der Woche: „Vor den Wahlen in Ostdeutschland. Was ist jetzt zu tun?“ von Johann Hinrich Claussen
- Zum Schluss: Berlinale – Bussi-Bussi, Wehklagen und tolle Geschichten
Sehr geehrte Damen und Herren,
meine politische Lieblingsfarbe ist Grau, nicht Weiß, nicht Schwarz, sondern ein schillerndes Grau mit vielen Nuancen. Fast nie sind politische Entscheidungen so eindeutig, wie uns die Politik es gerne weismachen will. Schon gar nicht sind politische Entscheidungen „alternativlos“.
In den letzten Jahren, beschleunigt in der Zeit der Pandemie, hat sich ein Schwarz-Weiß-Denken in der Politik, aber auch in der Gesellschaft breitgemacht, das jetzt an den Grundfesten der Demokratie rüttelt.
Größter Profiteur dieser Entwicklung ist die extreme Rechte in unserem Land. Dass in Deutschland eine politische Kraft von der Massendeportation von Menschen mit Migrationsgeschichte schwadroniert, zeigt, dass das Schwarz-Weiß-Denken das Undenkbare wieder denkbar gemacht hat.
Doch nicht nur der rechtsextreme Rand hat sich das Verschwinden des Grau in der Politik zu eigen gemacht. Auch in der alltäglichen Arbeit mit manchen Vertreterinnen und Vertretern der Bundesregierung zeigt sich das Schwarz-Weiß-Denken deutlich. Kleinste Kritik an der Arbeit wird nicht akzeptiert. Entweder, du bist mein Freund und findest alles gut, was ich mache, oder du bist mein Feind. Grautöne? Fehlanzeige!
Doch nicht nur in der Politik, auch in Verbänden und Organisationen wird oftmals das Schwarz oder Weiß dem Grau vorgezogen. Wer sich mit seinem Vorschlag nicht hundertprozentig durchsetzt, ist bitter enttäuscht. Wer die unterschiedlichen Facetten und Perspektiven eines Problems aufzeigt, ist uneindeutig.
Jetzt stehen wir vor einem schicksalhaften Wahljahr: die Europawahl, neun Kommunalwahlen und drei Landtagswahlen. Wir müssen uns gemeinsam der extremen Rechten entgegenstellen.
Das wird aber nicht gelingen, wenn wir die Fragen der Menschen, auch derer, die die AfD wählen wollen, nicht ernst nehmen. Dazu gehört, einzugestehen, dass es eben keine einfachen Schwarz-Weiß-Antworten gibt. Politik ist die wertegeleitete Gestaltung des Gemeinwesens. Sie muss in ihrer Komplexität permanent erläutert und der Kompromiss als etwas Positives dargestellt werden.
Der größte Feind zur Darstellung der Komplexität von Politik sind in unseren Tagen die sozialen Medien. Sie haben das Schwarz-Weiß-Denken zum Prinzip gemacht.
Lassen Sie uns trotzdem gemeinsam versuchen, wieder mehr Grau in unsere politische Arbeit zu bringen.
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
PS. Dies ist der erste kulturpolitische Wochenreport in 2024. Bitte entschuldigen Sie die krankheitsbedingte Verspätung. Ich hoffe, den kulturpolitischen Wochenreport jetzt wieder regelmäßig am Freitagmorgen versenden zu können. Sollte es trotzdem zu Verzögerungen kommen, bitte ich schon jetzt um Verständnis. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte bis auf Weiteres an meine Stellvertreterin Gabriele Schulz (Telefon: 030/226 05 28 – 18, ed.ta1733349049rrutl1733349049uk@zl1733349049uhcs.1733349049g1733349049). Danke!
2. Ausstellung „Junge Kunst für Hanau“
Am diesjährigen Aktionstag zum Gedenken an das Attentat in Hanau und dem damit verbundenen Schulwettbewerb „Junge Kunst für Hanau“ haben sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler beteiligt. Aus 350 eingereichten Bewerbungen wurden 84 Exponate ausgewählt und werden nun im Rahmen der Ausstellung „Junge Kunst für Hanau“ bis zum 28. Februar 2024 im Kulturforum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gezeigt und gewürdigt.
Die Ausstellung wurde am Dienstag, den 12. Februar 2024 von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und der Stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrates Gabriele Schulz, die mich als Sprecher der Initiative kulturelle Integration vertreten hat, gemeinsam mit Serpil Temiz Unvar, Gründerin der „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“, eröffnet. Der Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Gero Dimter, hat die Gäste im Kulturforum begrüßt.
Ich danke den Schülerinnen und Schülern für ihren Einsatz und die vielseitigen künstlerischen Arbeiten! Die Beiträge spiegeln auf eindrucksvolle Weise das Engagement junger Menschen gegen Rassismus und Ausgrenzung wider und stehen unmissverständlich für Zusammenhalt in Vielfalt.
- Weitere Informationen zum Schulwettbewerb „Junge Kunst für Hanau“.
- Mehr zur Initiative kulturelle Integration.
3. Politik & Kultur 2/24
Die neue Ausgabe von Politik & Kultur richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Lass mal reden! – Deutsche Sprache & Sprachkultur“. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 15 bis 26 und sind hier auf der Webseite von Politik & Kultur abrufbar.
Der Leitartikel zu „Die Freiheit der Künste sichern: Rechte Angriffe auf die Kultur und der Wunsch nach einem Bekenntnis“ stammt von Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien in Hamburg, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie.
Weitere Themen der Ausgabe 2/24 von Politik & Kultur sind:
- Gesellschaft
Lebendige Demokratie: Die Initiative kulturelle Integration legt die Neufassung ihrer „15 Thesen für Zusammenhalt in Vielfalt“ vor - Analoge Spiele
Brettspielend demokratiefähig werden: Das gemeinsame Spielen ist kulturelle Praxis und kann auch ein politischer Akt sein - Indigene Stimmen
Raus aus der kulturellen Unsichtbarkeit: Wie können indigene Kulturschaffende mehr Raum und Unterstützung erhalten? - Medien
Die Länder wollen in einem Reformmedienstaatsvertrag Ideen für den Umbau des öffentlich-rechtlichen Systems zusammenführen
Außerdem: Baukultur in Usbekistan; Lebendiges Geschichtsbuch: Bonner Friedhofslandschaft; zukünftige Nutzung von Kirchen; BioMenta: Kultur und Nachhaltigkeit groß gedacht; kulturelles Erbe im Klimawandel; Erinnerungskultur: Die Mendelssohns & deutsche Geschichte; Arbeitsbedingungen für Kulturschaffende in Europa; Kultur der Vorstädte: Frankreichs „Banlieues“; Vor den Wahlen in Ostdeutschland; Nele Pollatschek im Porträt u.v.m.
4. Dossier „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“
Was macht die Stiftung Preußischer Kulturbesitz? Und vor allem was macht sie aus? Wer und was gehört dazu? Wer will bei der künftigen Gestaltung mitreden? Was hat sie für eine Geschichte? Ist die notwendige Transformation eine Chance oder Last? Wie wird sich damit auseinandergesetzt? Wie digital ist die Stiftung? Kann die Stiftung Nachhaltigkeit?
Auf diese und viele weitere Fragen gibt das Dossier „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ Antwort: 41 Autorinnen und Autoren setzen sich auf 88 Seiten mit der Geschichte, der Gegenwart und vor allem mit der Zukunft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auseinander.
- Das Dossier kann zum Preis von 5,90 Euro versandkostenfrei im Online-Shop des Deutschen Kulturrates bestellt werden. Es ist selbstverständlich auch über jede Buchhandlung lieferbar.
SPK- Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Ein Politik & Kultur- Dossier
Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geißler
ISBN 978-3-947308-60-6
88 Seiten, 5,90 Euro
5. NEUSTART KULTUR: Erfahrungen nutzen, um Passgenauigkeit und Wirtschaftlichkeit der Bundeskulturförderung zu stärken: Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Bundesförderprogramm NEUSTART KULTUR
Wesentlich für die Existenz und die Weiterentwicklung des Kultursektors während der Coronapandemie waren die spezifischen Unterstützungsprogramme von Bund, Ländern und teils auch Kommunen. Eine besondere Rolle mit Blick auf das Volumen von 2 Milliarden Euro über drei Jahre und die dezentrale Vergabe spielte das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgelegte Programm NEUSTART KULTUR.
- Die Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Bundesförderprogramm NEUSTART KULTUR lesen Sie hier.
6. Arbeitslosenversicherung: Verbesserungen für Soloselbstständige sind dringend erforderlich: Deutscher Kulturrat fordert, Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen und die Arbeitslosenversicherung perspektivisch weiterzuentwickeln
Im Dezember 2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, hat der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, erforderliche Verbesserungen bei der freiwilligen Arbeitslosenversicherung (Pflichtversicherung auf Antrag) für Selbstständige angemahnt.
7. Kulturrat-Studie erfolgreich: Bund führt Honoraruntergrenzen für Kulturförderung ein
Am Dienstag, den 14. Februar 2024 hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Bundeskanzleramt den Kulturverbänden und Gewerkschaften sowie Kulturfördereinrichtungen ihre Pläne zur Aufnahme von Honoraruntergrenzen in den Bestimmungen der Kulturförderung der BKM vorgestellt. Demnach soll es für professionelle, freie Kreative in den Sparten Darstellende Kunst, Bildende Kunst, Wort, Musik und kulturelle Bildung eine garantierte Mindestvergütung geben, wenn sie für Empfängerinnen und Empfänger von Fördermitteln bestimmte Tätigkeiten auf Honorarbasis ausführen. Voraussetzung soll sein, dass eine Mindestförderung des Bundes von 50% vorliegt.
8. zur Person …
Timon Gremmels ist neuer Kulturminister in Hessen
Am 18. Januar 2024 nahm der neu gewählte Hessische Landtag seine Arbeit auf und die neue Regierung wurde vereidigt. Damit steht auch das Hessische Ministerium für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) unter neuer Führung. Am 19. Januar 2024 hat Timon Gremmels die Amtsgeschäfte als Staatsminister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur übernommen. Als neuer Staatssekretär wird ihm Christoph Degen zur Seite stehen.
Der deutsche Beitrag zur Kunstbiennale in Venedig steht fest
Die israelische Künstlerin Yael Bartana und der deutsche Theaterregisseur Ersan Mondtag bespielen den Deutschen Pavillon auf der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig. Außerdem wird neben den Arbeiten der beiden im Deutschen Pavillon abseits der Giardini, auf der Insel La Certosa, ein dritter Beitrag gezeigt. Laut ifa werden dort Michael Akstaller, Nicole L’Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner einen in der Natur beheimateten Resonanzraum schaffen, der der Monumentalität des Deutschen Pavillons entgegensteht. Der Beitrag für den Deutschen Pavillon wird von der Kuratorin und Dramaturgin Çağla Ilk kuratiert.
Künstlerin Iris Hoppe erhält Ida Dehmel-Kunstpreis der GEDOK
Die Künstlerin Iris Hoppe wird mit dem Ida-Dehmel-Kunstpreis der GEDOK 2024 ausgezeichnet, welcher altersunabhängig das Gesamtwerk einer Künstlerin und ihre interdisziplinäre Auseinandersetzung mit zentralen Themen der Gegenwart ehrt. Hoppe überzeugte mit ihren audiovisuellen Installationen, Performances und partizipativen Projekten im öffentlichen Raum. In ihrem Werk reflektiert sie das gesellschaftliche Miteinander und beleuchtet künstlerisch das Spannungsverhältnis zwischen persönlichem Erleben und kollektivem Funktionieren. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Tricia Tuttle neue Intendantin der Internationalen Filmfest-spiele Berlin
Tricia Tuttle übernimmt ab dem 1. April 2024 die Intendanz der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Dies hat der Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin (KBB) unter Vorsitz der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, beschlossen. Damit löst sie Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian ab, denen seit 2019 die Leitung des Festivals oblag. Tuttle war zuvor fünf Jahre lang Direktorin des BFI London Film Festival. Die kommende Berlinale findet noch unter der Leitung von Chatrian und Rissenbeek vom 15. bis zum 25. Februar 2024 statt.
Neue Mitglieder im Vorstand und Fachbeirat des NJO
Im Dezember 2023 wurde der Vorstand des Netzwerks Junge Ohren (NJO) für die kommenden vier Jahre gewählt. Dabei wurde Gerald Mertens, Geschäftsführer der unisono, erneut als Vorsitzender des Vorstands bestätigt. Die Ämter der stellvertretenden Vorsitzenden übernehmen Andrea Tober, Rektorin der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrates. Neue Mitglieder des Fachbeirats des NJO sind Kian Jazdi, Cathy Milliken und Anna-Mareike Vohn.
9. Text der Woche: „Vor den Wahlen in Ostdeutschland. Was ist jetzt zu tun?“ von Johann Hinrich Claussen
Zu Beginn des neuen Jahres denke ich, wie so viele, mit Sorge an die bevorstehenden Wahlen in den östlichen Bundesländern und an den unaufhaltbar scheinenden Aufstieg der Rechtsextremen. Zugleich muss ich mir – als durch und durch Westdeutscher – eingestehen, dass ich zu wenig weiß von ostdeutschen Erfahrungen und Einstellungen, als dass ich mir ein sicheres Urteil und sinnvolle Ratschläge zutrauen würde. Deshalb habe ich mir wieder ein Interview aus dem vergangenen Sommer hervorgeholt.
Tobias Bilz, der sächsische Landesbischof, hatte es dem sehr lesenswerten Internetmagazin „Die Eule“ gegeben (dort ist es über die Suchfunktion leicht zu finden, wenn man es in Gänze lesen möchte). Ich finde immer noch sehr hilfreich, was Bilz auf die Fragen von Philipp Greifenstein zu sagen hatte – als einer, der nicht aus der Ferne Diagnosen stellt, sondern dessen Heimat Sachsen ist und der eine besondere, nämlich pastorale Verantwortung trägt.
Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland
Zum Schluss: Berlinale – Bussi-Bussi, Wehklagen und tolle Geschichten
Gestern wurde die diesjährige Berlinale eröffnet. Ich wünsche allen Besucherinnen und Besuchern ein schönes Festival. In meinem kulturpolitischen Pflichtenheft habe ich über den Deutschen Filmbetrieb geschrieben. Vielleicht ist es für Sie von Interesse: „Bussi-Bussi, Wehklagen und tolle Geschichten: Über den deutschen Kinofilm und seine zukünftigen Perspektiven“ Seite 82ff.