Akkreditierung von Fortbildungsveranstaltungen

Berlin, den 17.06.2007. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, sieht Anbieter von Lehrerfortbildungs- veranstaltungen mit dem Problem konfrontiert, ihre Fortbildungsveranstaltungen länderübergreifend akkreditieren zu lassen und somit einem breiten überregionalen Interessentenkreis zugänglich zu machen.

 

Durch die sich stetig wandelnden gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen, müssen sich Lehrer und Erzieher immer häufiger mit neuen und komplexen Sachverhalten auseinandersetzen. Besonders der Vermittlung kultureller Bildung kommt eine entscheidende Rolle zu, denn sie gehört zum Kern des Bildungs- und Erziehungsauftrags in formeller, nicht-formeller und informeller Bildung. Die Qualifizierung im Bereich der Fortbildung ist daher ein wichtiges Instrument zur Erlangung neuer fachspezifischer Kompetenzen. Durch die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Entwicklungen, Ergebnissen pädagogischer empirischer Forschung und neuen theoretischen Konzeptionen, erhalten die Lehrkräfte neue Kenntnisse und Fertigkeiten. Darüber hinaus trägt die Fortbildung zur Weiterentwicklung des Schul- und Bildungswesens und damit der Verbesserung der Qualität der Bildung bei. Deswegen ist die Lehrerfortbildung auch integraler Bestandteil der Lehrerbildungsgesetze der Länder.

 

Anbieter von Lehrerfortbildungen

Die Anbieter von Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sind staatliche und nicht staatliche Institutionen. Die staatliche Lehrerfortbildung gliedert sich auf länderebene nach Reichweite und Trägerschaft in zentrale, regionale, lokale und schulinterne Lehrerfortbildung. Hinzu kommen Fortbildungsangebote einzelner Kommunen. Im Kulturbereich bieten Verbände wie Musik, – Kunst- oder Theaterverbände regional, überregional und bundesweit Veranstaltungen für Lehrer und Erzieher an, damit diese ihre künstlerischen Fähigkeiten erweitern und Kompetenzen zur Vermittlung kultureller Bildungsprozesse erlangen können. Hinzu kommen die bundesweit arbeitenden Fortbildungsakademien im Bereich kultureller Bildung. Die Fortbildungsangebote dieser Träger stellen eine wertvolle Ergänzung zur staatlichen Fortbildung dar und sichern so die Pluralität der Weiterbildungsangebote. Der Deutsche Kulturrat begrüßt daher die „Vierte Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Weiterbildung“, in der darauf verwiesen wird, dass die Grundvoraussetzungen für eine vielfältige Weiterbildungslandschaft „die Eigenständigkeit der Einrichtung, die Freiheit der Lehrplangestaltung, die selbständige Auswahl des Personals und die prinzipielle Offenheit des Zugangs“ sind.

 

Qualitätssicherung der Lehrerfortbildung

Um die Qualität der Lehrerfortbildung zu evaluieren und damit zu verbessern, setzen immer mehr Bundesländer ein so genanntes Akkreditierungsverfahren für Fortbildungsveranstaltungen voraus. Dadurch wird den Lehrern ein Überblick über den heterogenen Fortbildungsmarkt geliefert, werden Qualitäts- und Mindeststandards gesetzt und somit auch die Qualitätssicherung befördert. Die akkreditierten Veranstaltungen werden in einigen Bundesländern je nach Art und Dauer mit Leistungspunkten ausgezeichnet. Dies soll die Qualität erhöhen und die Einschätzung über das Fortbildungsangebot transparent machen.

 

Problemsituation

Nichtstaatliche Fortbildungsanbieter müssen sich und ihre Fortbildungsveranstaltung in jedem Bundesland akkreditieren lassen, um von den einzelnen Ländern als Fortbildungsveranstaltung anerkannt und in die Amtsblätter oder Weiterbildungsdatenbanken für Lehrer aufgenommen zu werden. Die Anerkennung eines Fortbildungsangebotes als Ergänzungs- oder Ersatzangebot der staatlichen Fortbildung erfolgt über ein Formblatt, das vom Fortbildungsträger vor Beginn der Fortbildungsveranstaltung bei den Landesinstituten für Lehrerfortbildung oder den zuständigen staatlichen Schulämtern zu beantragen ist. Anerkannt werden u.a. nur solche Fortbildungen, die erziehungswissenschaftliche, fachwissenschaftliche oder funktionsbezogene Qualifikationen vermitteln und die mit den Rechts- und Verwaltungsvorschriften der einzelnen Länder übereinstimmen. Ist die Fortbildung von einem Land anerkannt, muss der Anbieter nach der Veranstaltung den Teilnehmern eine Teilnahmebestätigung ausstellen sowie den zuständigen Behörden eine Liste der Teilnehmer zusenden. Um bundesweit die Zielgruppe der Lehrer zu erreichen, müssen die Institutionen in jedem einzelnen Bundesland die Bestätigung einholen, dass sie als Anbieter von Fortbildungsveranstaltungen anerkannt sind und darüber hinaus in manchen Bundesländern zudem jedes einzelne Angebot akkreditieren lassen. Das bedeutet besonders für kleinere Verbände einen großen bürokratischen Aufwand, denn die Akkreditierungen sind zum einen sehr zeitintensiv und zum anderen auf Bundesebene nicht vereinheitlicht. Dieser zeitliche Aufwand muss geleistet werden, ohne zu wissen, ob überhaupt interessierte Lehrer aus einem bestimmten Bundesland tatsächlich an der Fortbildung teilnehmen werden.

 

Forderung: Unbürokratische Zugangsmöglichkeiten

Der Deutsche Kulturrat fordert die Kultusministerkonferenz auf, für alle Bundesländer ein unbürokratisches und einfach zugängliches Akkreditierungsverfahren für alle Träger von Fortbildungsveranstaltungen bereit zu stellen, so dass die Anerkennung eines Fortbildungsanbieters flächendeckend im gesamten Bundesgebiet wirksam wird. Alternativ könnte über eine zentrale Akkreditierungsstelle auf Bundesebene nachgedacht werden. Das Ziel muss es sein, dass ein breites und flächendeckendes Angebot im Bereich der Lehrerfortbildung bereit gestellt wird. Das bedeutet auch, dass der Fortbildungsmarkt vermehrt für nichtstaatliche Anbieter geöffnet wird. Nur so kann ein vielfältiges Fortbildungsnetzwerk gewährleistet werden, das die neuen Anforderungen und Herausforderungen an die Lehrer fachlich und unterstützend begleitet.

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