Corona versus Kultur – Newsletter Nr. 22

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

der Deutsche Kulturrat und das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes haben zum zweiten Mal eine Befragung bei den Bundesverbänden der Kultur- und Kreativwirtschaft zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie durchgeführt. Die Umfrage richtete sich explizit an die Verbandsvertreterinnen und -vertreter, die für die im jeweiligen Verband bzw. Arbeitsbereich organisierten Unternehmen oder Selbständigen geantwortet haben. Die Verbände vertreten hierbei primär erwerbs- und privatwirtschaftlich orientierte Unternehmen bzw. Selbständige.

 

Derzeit ist geplant, die Befragung alle zwei Monate über den Zeitraum eines Jahres durchzuführen. So soll ein genaueres Bild von den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kultur- und Kreativwirtschaft sowie der Wirksamkeit der Hilfe- und Unterstützungsmaßnahmen des Bundes und der Länder entstehen.

 

Gleichfalls soll so der weitere Handlungsbedarf eruiert werden. Es ist bereits jetzt deutlich geworden, dass sich die Einschätzung der Antwortenden zu einigen Bereichen innerhalb weniger Monate verschoben hat, dass aber gleichzeitig viele Probleme und Handlungsfelder noch die gleichen sind wie im April.

 

Die Corona-Krise hat den Kulturbereich noch voll im Griff. Deshalb brauchen wir die von Bund und Ländern gestarteten Nothilfen. Und diese Hilfen werden nicht reichen.

 

Aber, es ist jetzt auch an der Zeit darüber nachzudenken, warum einigen Berufsgruppen im Kulturbereich so schnell und so intensiv von der Krise erfasst wurden. Wir haben deshalb die Studie „Frauen und Männer im Kulturmarkt“ vorgelegt, um mehr Klarheit zu erhalten. Die Corona-Pandemie ist in vielen Kulturbereichen der Katalysator, der die Krise dramatisch verschärft hat, aber sie ist nicht der alleinige Grund für die Krise.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

 

PS. Geben Sie bitte diesen „Corona versus Kultur – Newsletter“ weiter und verweisen Sie auf unser Webangebot.  Wer noch nicht zu den regelmäßigen Beziehern des „Corona versus Kultur – Newsletters“ gehört, kann sich einfach hier in den Newsletterverteiler des Deutschen Kulturrates eintragen.

 


 

Hilfsmaßnahmen des Bundes

 

Hier finden Sie gebündelte Informationen über die Maßnahmen des Bundes für Solo-Selbständige sowie kleine und große Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

 

 


 

Hilfsmaßnahmen der Länder

 

Eine aktuelle Übersicht über die Hilfsmaßnahmen der Länder finden Sie hier.

 

 


 
Betroffenheit der Kultur- und Kreativwirtschaft von der Corona-Pandemie Umfrage #2

 

Der Deutsche Kulturrat und das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes haben zum zweiten Mal eine Befragung bei den Bundesverbänden der Kultur- und Kreativwirtschaft zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie durchgeführt.

 

Alle antwortenden Verbände gaben an, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch jetzt, mehrere Monate nach Beginn der Corona-Pandemie, noch deutlich zu spüren. Insbesondere Umsatzrückgänge durch Veranstaltungsausfall und Auftragsstornierungen wirken sich stark auf das Geschäft aus, wohingegen fehlendes Personal und Produktionsengpässe eine eher untergeordnete Rolle spielen.

 

Es ist anzunehmen, dass die starke Präsenz von Unternehmen und Selbständigen aus der Musikwirtschaft und dem Markt für darstellende Kunst in der Befragung bei den Antworten eine wichtige Rolle spielt, da bei diesen Branchen Veranstaltungsausfälle und damit verbundene Umsatzrückgänge sowie Auftragsstornierungen eine herausragende Bedeutung spielen. Hier wird bei den weiteren Befragungen zu prüfen sein, ob der Trend anhält oder sich Veränderungen dadurch ergeben, dass sich Verbände aus anderen Teilmärkten stärker an der Befragung beteiligen.

 

Es wird allerdings deutlich, dass die Kultur und Kreativwirtschaft an vielen Stellen eng mit der Veranstaltungsbranche verknüpft ist.

 

Mit Blick auf die Umsatzentwicklung hat sich die mittelfristige Prognose der Verbände der ersten Umfrage in der zweiten insgesamt bestätigt und zum Teil leicht verschärft: Im April schätzten 21% ihre Umsatzeinbußen bis Ende des Jahres auf zwischen 75-90%, im Juni 2020 waren es für diese Prognose etwas mehr (26%). Nach wie vor schätzt der Großteil der Befragten die zu erwartenden Umsatzeinbußen bis Ende 2020 auf zwischen 26-50% ein.

 

Dennoch haben sich auch einige Prognosen aus dem Frühjahr bei der zweiten Umfrage abgeschwächt: Ging im April noch knapp ein Viertel der Befragten von Umsatzeinbußen bis Ende Juni von über 90% aus, waren es im Juni nur noch 8%, die die Umsatzeinbußen von März bis Ende August derart hoch bezifferten. Die Einschätzung hinsichtlich der Insolvenzen der von den antwortenden Verbänden vertretenen Unternehmen, die bereits erfolgt sind beziehungsweise absehbar sind, fällt eher niedrig aus: Ein Großteil (59%) der teilnehmenden Verbände gab an, dass weniger als 10% der von ihnen vertretenen Unternehmen/ Selbständigen Insolvenz anmelden mussten bzw. dies erwartet wird. In keiner Antwort übersteigt die Zahl der zeitnah erwarteten Insolvenzen 50%.

 

Hinsichtlich des Bedarfs an Liquiditätshilfen gab etwas mehr als ein Drittel (36%) an, dass der größte Bedarf vom Beginn der Einschränkungen bis Juni bestand, darauf folgt mit etwas weniger als einem Drittel (31%) der Bedarf im 3. Quartal 2020.Immerhin jeweils 15 % nannten als Zeitraum für den größten Bedarf an Liquiditätshilfen das 4. Quartal 2020 bzw. das 1. Quartal 2021. Das zeigt, dass nach Einschätzung der Verbände bis in das Jahr 2021 ein fortlaufender Bedarf bestehen wird.

 

Bei der Einschätzung der Wirksamkeit der Maßnahmen gibt es im Vergleich mit der ersten Befragung im April keine Verschiebungen: Nach wie vor werden das flexibilisierte Kurzarbeitergeld sowie die Steuerstundung von den befragten Verbänden als wirksamste Maßnahmen, die Darlehensprogramme in ihrer Wirksamkeit hingegen eher als gering eingeschätzt. Auf die Frage nach den Wirkungen der ersten Hilfsprogramme, die direkt nach der Ausbreitung der Corona-Pandemie und dem Herunterfahren des Kulturbetriebs auf den Weg gebracht wurden, wurden zwei Aspekte besonders häufig angesprochen: die Hilfsprogramme für Solo-Selbständige sowie die bessere Passfähigkeit von Förderprogrammen. Mit Blick auf Unterstützungsmaßnahmen für Solo-Selbständige wird von den Befragten bemängelt, dass der vereinfachte Zugang zur Grundsicherung nicht so greife, wie von Seiten der Politik angekündigt.

 

Die besonderen Vorsorgemodelle von Solo-Selbständigen fänden dabei eine zu geringe Berücksichtigung und die Fortsetzung der selbständigen Tätigkeit werde erschwert. Anregungen gehen dahin, die Zugangsmöglichkeiten zur Grundsicherung zu verbessern. Auch wird die Einführung eines Unternehmerlohns als Anteil bei den Soforthilfen als geeignetes Instrument angesehen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Soforthilfen mindestens bis zum Jahresende 2020 fortgeführt werden sollten. Die Befragten sehen eine Notwendigkeit darin, weitere Förderinstrumente im Dialog mit den Verbänden zu entwickeln. So könnten diese passgenauer an die Bedürfnisse der Verbändemitglieder angepasst werden.

 

Da die zweite Umfrage ungefähr zum Zeitpunkt der Bekanntgabe der Informationen zum Konjunkturprogramm der Bundesregierung durchgeführt wurde, wurde die Erwartungshaltung hinsichtlich der Effekte des gesamten Konjunkturpaketes für die von den Verbänden vertretenen Unternehmen und Selbständigen auf einer Skala von 1 (kaum Effekte erwartet) bis 5 (große Effekte erwartet) abgefragt. Jeweils 36% der Befragten ordnen sich dabei auf einer 2 und 3 ein. Explizit für das Programm Neustart fällt die Erwartungshaltung ähnlich aus: 36% ordnen sich hier auf der Skala bei einer 3 ein, 33% bei einer 2. D.h. die Erwartungen an die Programme, speziell das Programm Neustart Kultur, das mit 1 Milliarde Euro ausgestattet ist, waren zum Zeitpunkt der Befragung eher verhalten bis skeptisch. Ein Grund könnte dafür sein, dass zum Zeitpunkt der Befragung die Förderschwerpunkte und Bewerbungsverfahren noch nicht bekannt waren. In der anstehenden dritten Befragung, die nach Bekanntgabe der Fördergrundsätze stattfinden wird, wird zu eruieren sein, ob die verhaltene Einschätzung bestätigt oder revidiert wird. Die Ergebnisse werden auch für die fördernden Institutionen bedeutsam sein, da Mittel aus Neustart Kultur zu einem erheblichen Teil von Verbänden und Organisationen aus dem Kultur- und Medienbereich vergeben werden. Hier könnte großes Interesse daran bestehen zu sehen, ob es Nachsteuerungsbedarf gibt.

 

In Bezug auf wichtige Erkenntnisse für eine mögliche Konzeption und Umsetzung zukünftiger öffentlicher Unterstützungsmaßnahmen nannten viele Verbandsvertreterinnen und -vertreter wiederholt die Berücksichtigung der Lebens- und Einkommenssituation Solo-Selbständiger und dabei insbesondere die Anerkennung eines Unternehmerlohns als Betriebsausgabe. Auch die Weiterführung der Soforthilfeprogramme teilweise bis ins Jahr 2021 erachten viele als notwendig. Darüber hinaus wünschten sich viele vor allem bundesweit einheitliche
Lösungen.

 

Die Aussicht der antwortenden Verbände hat sich insgesamt eher verschlechtert als verbessert: Planungsunsicherheit, fehlende Rechtssicherheit sowie die Unabsehbarkeit der Dauer der Einschränkungen lassen ihrer Ansicht nach noch keine Entspannung – insbesondere in der Veranstaltungsbranche – zu.

 

Mit Blick auf die Zukunft sehen viele Verbände die Chancen eines baldigen „Wiederhochfahrens“ des Normalbetriebs kritisch, da die diversen Hygienebestimmungen einen wirtschaftlichen Betrieb unmöglich machten. Auch wird in den folgenden Umfragen zu prüfen sein, ob die im Rahmen von Neustart Kultur zur Verfügung gestellten Mittel zur Umsetzung von Hygienemaßnahmen zielgerichtet eingesetzt werden bzw. einfach und unkompliziert beantragt werden können.

 

Die Verbandsvertreterinnen und -vertreter betonen außerdem, dass bei einem Anhalten der Krise Förderstrukturen- und Programme geschaffen werden müssten, die alle Strukturebenen und Teile der Wertschöpfungsketten umfassen, um so der Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Gesamtwirtschaft gerecht zu werden.

 

Hier finden sie die detaillierten Auswertungen der Fragen.

 


 

Nachhaltige Lehren aus der Corona-Krise ziehen – Studie bringt Klarheit

 

Corona hat alles verändert und Corona hat vieles sichtbar gemacht. Dass die Seuche innerhalb von wenigen Tagen die ökonomischen Bedingungen der Künstlerinnen und Künstler und der kleinen kulturwirtschaftlichen Unternehmen zum Zusammenstürzen bringen konnte, zeigt, wie dünn das Eis der ökonomischen Absicherung der Frauen und Männer, die im Kulturmarkt arbeiten, ist. Die neue Studie „Frauen und Männer im Kulturmarkt“ erscheint deshalb genau zu richtigen Zeitpunkt, um mehr Klarheit zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in den Kulturberufen zu schaffen.

 

Nach den Studien „Arbeitsmarkt Kultur“ (2013) und „Frauen in Kultur und Medien“ (2016) legen die Autoren nun die dritte umfängliche Untersuchung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Kulturberufen vor.

 

Die neue Studie weitet den Blick auf den gesamten Bereich der Kulturberufe.

 

So z. B. auf die Angestellten im Buchhandel, Verlags- und Medienwirtschaft, Medien-, Informations- und Dokumentationsdiensten, Redaktion und Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit, Produkt- und Industriedesign, Technische Mediengestaltung, Innenarchitektur, Kunsthandwerk – Bildende Kunst, Kunsthandwerkliche Glas- und Keramikgestaltung, Kunsthandwerkliche Metallgestaltung, Musikinstrumentenbau, Theater-, Film- und Fernsehproduktion, Veranstaltungs-, Kamera- und Tontechnik, Bühnen- und Kostümbildnerei, Musik-, Gesangs- und Dirigententätigkeit, Schauspiel-, Tanz- und Bewegungskunst, Moderation und Unterhaltung, Ausstellen und Präsentieren in Museen und Lehren außerhalb der Schule und auf die Selbständigen in den Bereich Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Kunst, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt und Software-/Games-Industrie sowie weiter auf die in der Künstlersozialkasse Versicherten in den Berufsgruppen Wort, Bildende Kunst, Musik und Darstellende Kunst.

 

Karlheinz Schmid hat sich im renommierten „Informationsdienst Kunst (Nr. 706)“ gerade mit der Studie auseinander gesetzt. Er schreibt u.a.: „Das Buch, Pflichtlektüre für alle, die in der Kulturpolitik eine Verantwortung tragen oder sie im Hinblick auf die eigenen beruflichen Aktivitäten sorgsam beleuchten, liefert unzählige Informationen, „Zahlen, Zahlen, Zahlen“, wie ein Kapitel lautet.“

 

Gabriele Schulz. Olaf Zimmermann
Frauen und Männer im Kulturmarkt – Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage.
Berlin 2020
508 Seiten, Großformat, 24,80 Euro

 

  • Eine ausführliche Buchvorschau können Sie hier abrufen.
  • Die Studie kann über den Buchhandel (IBSN: 978-3-947308-20-0) oder direkt hier bestellt werden.

 


 

Corona versus Kultur – Newsletter

 

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