Die Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates, die am 26. September stattfand, lässt einen in dieser schnelllebigen Zeit einen kurzen Blick in das vergangene Jahr tun.
Im Januar 2023 stimmte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags dem Konzept des Kulturfonds Energie des Bundes zu. Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass öffentliche und privatwirtschaftliche Kultureinrichtungen, Einrichtungen der kulturellen Bildung und Kulturveranstaltende Fördermittel beantragen konnten, um die Mehrbedarfe an Energiekosten zu decken. Für den Zeitraum 01.01.2023 bis 30.04.2024 stand 1 Milliarde Euro zur Verfügung. Der Deutsche Kulturrat wirkte wie beim Sonderfonds Kulturveranstaltungen des Bundes im Lenkungsausschuss von Bund und Ländern mit.
Im Februar 2023 ging der Kulturfonds Energie des Bundes online. Zusätzlich hatten einige Bundesländer Unterstützungsprogramme aufgelegt. Der Deutsche Kulturrat informierte über das Bundesprogramm. Im Gedenken an den rassistischen Anschlag in Hanau am 19.02.2020 hatte die Initiative kulturelle Integration mit Unterstützung von Kulturstaatsministerin Claudia Roth zusammen mit dem Deutschen Kulturrat im September 2022 einen Schultheaterwettbewerb ausgelobt. Im Februar zeigten 200 Schülerinnen und Schüler aus zwölf Schulen und elf Bundesländern ihre beeindruckende Auseinandersetzung mit dem Thema im Deutschen Theater in Berlin. Der Deutsche Kulturrat setzte sich weiter energisch für die Umsetzung von Honoraruntergrenzen im Kulturbetrieb ein.
Im März 2023 führte der Deutsche Kulturrat in Kooperation mit dem Equal Pay Day Kampagnenbüro einen Zukunftskongress zur »Kunst der gleichen Bezahlung« durch. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Gleichstellung von Frauen im Kulturbereich gefördert und dem Gender-Pay-Gap entgegengewirkt werden kann. Weiter wurde sich mit dem Thema Fachkräftegewinnung in Drittstaaten für den Kulturbereich auseinandergesetzt. Die Initiative kulturelle Integration startete den Wettbewerb „Slammt Tacheles“, Spoken-Word-Poetinnen und -Poeten wurden aufgefordert, Slam-Texte zum jüdischen Leben in Deutschland einzureichen.
Im April 2023 wurde erneut das Mentoringprogramm des Deutschen Kulturrates ausgeschrieben, das sich an Frauen mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung richtet, die eine Führungsposition im Kulturbereich anstreben. In Politik & Kultur erschien ein Schwerpunkt zu Künstlicher Intelligenz und den Auswirkungen der Anwendung auf den Kulturbereich. Zur Leipziger Buchmesse versuchte Deutschlandfunk Kultur, das Verlagsförderprogramm im Rahmen von NEUSTART KULTUR zu skandalisieren. Der Deutsche Kulturrat stellte sich hinter den Börsenverein des deutschen Buchhandels, der das Programm durchgeführt hatte und heftig kritisiert wurde.
Im Mai 2023 wurde der Startschuss für den Dialogprozess „Respektvoll Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien“ gegeben. Beim Dialogprozess sollte insbesondere erörtert werden, welche Spezifika des Kultur- und Mediensektors ggf. einen möglichen Machtmissbrauch begünstigen und wie dem gezielt entgegengewirkt werden kann. Ebenfalls im Mai startete das Projekt „Let’s Remember! Erinnerungskultur mit Games vor Ort“ der Stiftung digitale Spielekultur, bei dem der Deutsche Kulturrat als Kooperationspartner beteiligt war. Das Projekt diente dazu zu erproben, wie Games in der Bildungsarbeit von NS-Gedenkstätten eingesetzt werden können. In einer Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags unterstrich der Deutsche Kulturrat die Bedeutung des Programms NEUSTART KULTUR während der Coronapandemie.
Im Juni 2023 war der Deutsche Kulturrat mit mehreren Veranstaltungen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg präsent. Unter anderem wurde über Honoraruntergrenzen für Künstlerinnen und Künstler diskutiert, der Frage nachgegangen „Wo geht’s zur deutschen Leitkultur?“ und über das Kulturgut Spiel debattiert. Darüber hinaus fand eine Lesung mit Preisträgerinnen und -trägern des Schreibwettbewerbs „L’Chaim“ statt, den die Initiative kulturelle Integration im Jahr 2022 durchgeführt hatte. Der Deutsche Kulturrat legte seine Stellungnahme zu Künstlicher Intelligenz und Urheberrecht vor. Der Schulwettbewerb „Junge Kunst für Hanau“ der Initiative kulturelle Integration startete. Das Buch „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit“ wurde vorgelegt, in dem anhand der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030 aufgezeigt wurde, welche Bedeutung der Kultursektor für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele hat. Ebenfalls im Juni fand die erste Arbeitssitzung des Dialogprozesses »Respektvoll Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien« des Deutschen Kulturrates statt.
Im Juli 2023 erschien ein Schwerpunkt von Politik & Kultur zur Resilienz des Kulturbereichs, insbesondere mit Blick auf Naturkatastrophen.
Im August 2023 war der Deutsche Kulturrat auf der GamesCom, der weltgrößten Messe für Computerspiele, präsent. Zusammen mit der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW Sabine Leutheuser-Schnarrenberger und Doron Kiesel vom Zentralrat der Juden wurde zum Thema diskutiert, wie Games in der Erinnerungsarbeit eingesetzt werden und welchen Beitrag sie zum Eintreten gegen Antisemitismus leisten können. Mit Blick auf den ersten Referentenentwurf des Bundesministeriums des Innern und für Heimat zum KRITIS-Dachgesetz unterstrich der Deutsche Kulturrat, dass Kultur zur kritischen Infrastruktur gehört. Der Deutsche Kulturrat gratulierte der Künstlersozialkasse zu ihrem 40-jährigen Bestehen und hob ihre Bedeutung für die soziale Sicherung der Künstlerinnen und Künstler hervor.
Im September 2023 fand die Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates statt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth verkündete, dass sie im Jahr 2025 Honoraruntergrenzen bei BKM-Förderungen einführen will. Ferner hat die Mitgliederversammlung den Deutschen Fotorat als neunte Sektion aufgenommen. Der Deutsche Kulturrat hat sich noch einmal für das Staatsziel Kultur im Grundgesetz stark gemacht und verdeutlicht, dass noch Zeit genug ist, dieses wichtige Vorhaben in dieser Wahlperiode anzugehen. Die ehemalige Kulturministerin von Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen wurde mit dem Deutschen Kulturpolitikpreis ausgezeichnet. Der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda hielt die Laudatio.
Im Oktober 2023 legte der Deutsche Kulturrat mit „Baustelle Geschlechtergerechtigkeit“ einen weiteren Datenreport zur wirtschaftlichen Lage im Kulturbereich vor. Erneut war das Ergebnis ernüchternd. Am 9. Oktober wurden die zehn Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs der Initiative kulturelle Integration „Slammt Tacheles“ ausgezeichnet. Die Veranstaltung stand unter dem Eindruck des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Der Deutsche Kulturrat wendete sich unmissverständlich und klar gegen jede Form von Antisemitismus und Judenhass.
Im November 2023 wurde sich im Schwerpunkt von Politik & Kultur mit der Erinnerungskultur der Bundeswehr auseinandergesetzt. Hierzu fand eine Diskussion im Deutschen Bundestag statt, an der unter anderem die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags Eva Högl teilgenommen hat und die vom rbb moderiert, aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde. Zusammen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen Jürgen Dusel führte der Deutsche Kulturrat ein Werkstattgespräch zur Barrierefreiheit im Humboldt Forum durch.
Im Dezember wurde „25 Jahre Washingtoner Erklärung“ begangen, und es musste ernüchternd festgestellt werden, dass noch vieles zu tun ist. In einem Dossier zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird sich mit der Frage befasst, wie viel auf der Reformstrecke bereits geleistet wurde und was noch zu tun ist. Die Initiative kulturelle Integration stellte ihre überarbeiteten 15 Thesen „Zusammenhalt in Vielfalt“ vor und überreichte sie Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt, der den erkrankten Bundeskanzler vertrat.
Rückblickend war auch 2023 ein herausforderndes Jahr. Die Folgen der Coronapandemie waren Thema, ebenso wie der Krieg in der Ukraine und der Terrorangriff auf Israel. Als Dauerthema bildete sich unser Einsatz gegen Antisemitismus heraus. Ein besonderes Augenmerk legte der Deutsche Kulturrat auf das Thema Nachhaltigkeit in seinen verschiedenen Facetten.
Neben den exemplarisch genannten Themen hat der Deutsche Kulturrat seine fortlaufende Arbeit zu Fragen der sozialen Sicherung, des Urheberrechts und der Nachhaltigkeit fortgesetzt. Dabei galt es stets, den Kultur- und Medienbereich in seiner ganzen Breite, also Kultureinrichtungen, Künstlerinnen und Künstler, Kulturvereine und Kulturunternehmen mit ihrer eindrücklichen Vielfalt im Blick zu halten.
Ausführliche Informationen zur Tätigkeit des Deutschen Kulturrates im Jahr 2023 findet man im neu erschienen Jahresbericht: kulturrat.de/publikationen/jahresbericht-2023/