Deutschland ist eine Kulturnation. Unser kultureller Reichtum bietet den Menschen ein einzigartiges Angebot. Rund 7.000 Museen und Ausstellungshäuser, über 400 Theater- und Spielstätten und mehr als 80 feste Opernensembles, fast so viele wie im gesamten Rest der Welt. Und dennoch: Über 40 Prozent der Deutschen gehen nie ins Theater oder in die Oper.
Es geht also nicht nur darum, kulturelle Angebote zu sichern, sondern den Zugang zu diesen Angeboten zu verbessern bzw. zu ermöglichen. Beides ist in ländlichen und strukturschwachen Regionen eine noch größere Herausforderung.
Schwerpunkt der Bundeskulturpolitik in den nächsten Jahren muss daher aus meiner Sicht sein, in engem Zusammenwirken mit den Ländern und unter Einhaltung der Zuständigkeiten die kulturelle Infrastruktur und föderale Vielfalt in der Fläche zu erhalten.
Fast 70 Prozent der Menschen in Deutschland leben in Dörfern und Kleinstädten. Auch für sie soll unser kultureller Reichtum erlebbar sein. Dies ist ohne das Engagement von Ehrenamtlichen in Vereinen, Laiengruppen, Kirchen und soziokulturellen Initiativen undenkbar. Vonseiten der Politik besteht auf allen Ebenen Nachholbedarf, aber auch erkennbarer Handlungswille. In der Verantwortung des Bundes sind bereits viele erfolgreiche Initiativen gestartet.
Dazu gehören die Programme „Kultur macht stark“, „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, „Kulturagenten“ und „LandKULTUR“ sowie der Buchhandlungspreis und der Preis für kulturelle Bildung. Diese bestehenden Förderungen sollen ausgebaut werden. Darüber hinaus haben wir im Rahmen der Koalitionsverhandlungen das Thema Kulturförderung mit weiteren wichtigen Vorhaben unterlegt. So wollen wir das Programm „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen – Invest Ost“ finanziell verstärken und zugleich deutschlandweit erweitern. Die Kulturstiftung des Bundes wird in ihrer Kulturarbeit außerhalb der Großstädte weiter unterstützt, die vielfältige Bibliothekslandschaft soll gesichert werden. Durch ein dauerhaftes Bundesprogramm Denkmalschutz wird in Kofinanzierung mit den Ländern die weitere Sanierung vieler Denkmale ermöglicht. Mit über 40 Prozent sind die meisten Menschen im ländlichen Raum am Kulturangebot Kino interessiert. Mit einem „Zukunftsprogramm Kino“ werden wir den Kulturort Kino auch außerhalb von Ballungsgebieten erhalten. Kulturarbeit darf nicht an geografischen Grenzen haltmachen. Um künstlerische Projekte der freien Szene deutschlandweit, aber auch grenzüberschreitend zu fördern, ist ein neues Programm „Kultur in den Regionen“ geplant.
Schließlich gilt es, im Zuge einer weiteren Entbürokratisierung das Antrags- und Vergabesystem grundsätzlich, aber vor allem für die Akteure vor Ort, zu vereinfachen. In Einzelfällen soll die komplementäre Finanzierung von Projekten in besonders finanzschwachen Kommunen auf einen Anteil von zehn Prozent reduziert werden können.
Wir arbeiten, in enger Abstimmung mit den Ländern und Kommunen, für die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und eine kulturelle Grundversorgung im ganzen Land.