Zwischen den Stühlen

Erst vor Kurzem habe ich in einem Beitrag für diese Zeitung unsere Schwerpunkte für die Legislaturperiode als kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion benannt. Nun habe ich als Parlamentarischer Staatssekretär für Bau und Heimat beim Bundesminister des Innern neue Aufgaben übernommen. Ich bleibe der Kulturpolitik aber jedenfalls eng verbunden und freue mich, dass es auch im neuen Amt große inhaltliche Schnittmengen gibt. In meine Zuständigkeit fallen nun z. B. die Themen Baukultur und Kulturbaumaßnahmen. Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses verläuft erfreulicher Weise sichtbar nach Plan. Mit dem „Inhalt“ des Schlosses, dem Humboldtforum, habe ich mich in den letzten Jahren bereits ausgiebiger befasst. Nun begleite ich gern den Bauabschluss der „Hülle“. Weiterhin werde ich mich, untermauert durch ein klares Bekenntnis im Koalitionsvertrag und die bevorstehenden Jubiläumsjahre, für die zeitnahe Errichtung des Freiheits- und Einheitsdenkmals einsetzen. Das wichtige Thema Denkmalschutz begleitet mich weiterhin, nun eher aus der städtebaulichen Perspektive. Hier geht es um den Erhalt unseres kulturellen Erbes und die Lebendigkeit von Orten, wie z. B. unserer über 40 Welterbestätten. Wir sind eine Kulturnation und unser kultureller Reichtum wirkt in alle Politikbereiche hinein.

 

Schließlich wird ein politischer Schwerpunkt der nächsten Jahre auch bei sogenannten weichen Themen, wie gesellschaftlichem Zusammenhalt und gleichwertigen Lebensverhältnissen, liegen. Hier gibt es neben der sozialen und wirtschaftlichen vor allem auch eine kulturelle Dimension. In Zeiten von Globalisierung und einem »großen« Europa entsinnen sich viele Menschen stärker ihrer kulturellen, regionalen Verwurzelung. Dabei geht es nicht nur, aber auch um Sprache, Tradition und Brauchtum. In meiner Heimat spricht man den Dialekt des Erzgebirges, geht zu den traditionellen Bergparaden im Advent und isst zu Weihnachten „Neinerla“. Das ist kulturelle Identität. Das ist ein Stück Heimat. Das verbindet. Zugleich schafft Kultur eine Verbindung zwischen den Kulturen.

 

Das vielfältige kulturelle Leben in unserem Land muss künftig stärker gemeinschaftlich erlebbar und erfahrbar werden. Und zwar als gleichwertiges Angebot für Jung und Alt, für bereits länger hier lebende Menschen und Migranten, in Städten und in Dörfern. Das bleibt ein enormer Kraftakt, aber wir können es (uns) leisten. In über 500.000 Vereinen sind die Menschen bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren und politische Entscheidungen mitzutragen. Darauf können wir bauen. Darauf wollen wir politische Konzepte aufsatteln.

 

Der Beitrag ist zuerst in Politik & Kultur 3/2018 erschienen.

Marco Wanderwitz
Marco Wanderwitz, MdB ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
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