„Nachhaltigkeit verwirklichen“ forderte der Deutsche Kulturrat zur Bundestagswahl und bezieht sich auf die UN-Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung in der Welt. Bibliotheken machten sich den Zielekatalog der Staatengemeinschaft früh zu eigen und gaben sich hierzu das Motto „Das Recht auf Zugang zu Information und Chancen für Alle“. Die Präsidentin der Weltorganisation der Bibliotheksverbände IFLA hatte vor den Vereinten Nationen die Bedeutung des Zugangs zu Information zur Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele vorgetragen – mit dem Erfolg, dass dieser elementare Baustein für jede nachhaltige Entwicklung Eingang in die Agenda 2030 gefunden hat – und damit die Rolle der Bibliotheken, die sich dieser Hauptaufgabe widmen.
Die Hälfte der Weltbevölkerung verfügt über keinen Online-Zugang zu Information. In der Wissensgesellschaft sind es gerade die Bibliotheken, die nicht nur diesen Zugang bieten, sondern zuverlässig und seriös, nicht-kommerziell und nicht ideologiebeschränkt die Welt des Wissens erschließen helfen: Bibliotheken sind Kultur- und Bildungseinrichtungen mit dem Auftrag, den freien Zugangs zu Information für alle zu ermöglichen, die Menschen beim selbständigen, souveränen Bewegen in der Informationsgesellschaft zu unterstützen und Informationskompetenz zu fördern. Die Möglichkeit eines öffentlichen Zugangs zu Information hilft allen Bürgern, Entscheidungen zu treffen, die auf fundierten Informationen beruhen und die die individuellen Lebensbedingungen des Einzelnen zum Besseren wenden können. Gesellschaften, in denen es jedem möglich ist, sich die aktuell notwendigen Informationen zu beschaffen, sind besser befähigt, Armut und Ungleichheit zu bekämpfen, wirtschaftliche Bedingungen zu verbessern, qualitätsvolle Bildungsmöglichkeiten anzubieten und darüber hinaus die Gesundheit ihrer Bevölkerung sowie Kultur, Forschung und Innovationen zu fördern. Mit seinem flächendeckenden Netz von Bibliotheken hat sich der Deutsche Bibliotheksverband dbv die Umsetzung der UN-Agenda 2030 auf die eigene Tagesordnung gesetzt:
„Armut beenden“: Der freie Zugang zu Information, Wissenschaft und Kultur ist grundsätzlich eine gute Basis für alle Menschen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Bibliotheken bieten Dienstleistungen und Programme an, welche die schulische Ausbildung begleiten und für die Berufsausbildung und Weiterbildung große Bedeutung haben.
„Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters und ihr Wohlergehen fördern“: Bibliotheken bieten dem Einzelnen Zugang zu gesundheitswissenschaftlicher Information und dem Fachpersonal im Gesundheitswesen die Versorgung mit medizinischer Fachliteratur.
„Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung sowie lebenslanges Lernen“: Kompetentes und dafür geschultes Bibliothekspersonal unterstützt von klein an den Erwerb von Lese- und Schreibkompetenz und fördert Bildungsinteressen das Leben lang. Bibliotheken sind Bildungspartner auf allen Stufen. In Bibliotheken stehen kostenfreie, vernetzte Lern- und Arbeitsplätze für jedermann zur Verfügung.
„Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für Frauen und Mädchen“: Bibliotheken sind geschützte, gesellschaftlich akzeptierte und einladende Orte zur Informationsbeschaffung wie auch soziale Orte, die Freiräume ohne Rollenerwartungen und ohne Vorurteile bieten. Spezielle Bibliotheksprogramme wenden sich ermutigend an Mädchen und Frauen und widmen sich ihren besonderen Bedürfnissen.
„Ökologische Nachhaltigkeit und Bekämpfung des Klimawandels“: Bibliotheken können nicht das Weltklima retten, stehen aber für eine Kultur des Teilens, der gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen: So initiieren viele öffentliche Bibliotheken ökologische Programme, sind gut vernetzte „grüne“ Partner kommunaler Aktivitäten zur Energieeinsparung und zur Förderung umweltbewussten Verhaltens.
„Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle“: Bibliotheken unterstützen bei Berufsausbildung, Arbeitssuche und beruflicher Weiterbildung.
„Infrastruktur und Innovation“: Infrastruktur ist zentral für eine innovative Gesellschaft und die Basis für gute Informations- und Literaturversorgung, analog und digital.
„Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern“: Bibliotheken sind Orte der Integration, der gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe, gerade auch für jene Menschen, die noch am Rande stehen, wie z. B. für Migranten oder für Menschen mit Behinderung.
„Gesellschaften friedlich, inklusiv, sicher, nachhaltig machen“: Bibliotheken sind vertrauenswürdige Einrichtungen, die sich für kulturelle Inklusion sowie für Dokumentation und Bewahrung des kulturellen Erbes engagieren.
„Globale Partnerschaften beleben“: Bibliotheken zeichnen sich durch ein weltweites Netzwerk lokaler und nationaler Einrichtungen aus, die sich in lokale und nationale Entwicklungspläne unterstützend einbringen und – mitmachen!
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 1/2018.