Vom Grenzmuseum zur Gedenkstätte

Orte der deutsch-deutschen Erinnerung stellen sich vor

 

Gedenkstätte Point Alpha

 

Die Gedenkstätte Point Alpha umfasst den historischen Ort des US-Beobachtungspostens „OP Alpha“ an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, eine Rekonstruktion der Grenz- und Sperranlagen der DDR, das 2003 erbaute Museum „Haus auf der Grenze“ sowie den „Weg der Hoffnung“. So ist Point Alpha sowohl ein Erinnerungsort als auch eine Gedenk- und Begegnungsstätte, die sich der historischen und der politischen Bildung widmet. Zugleich wird über die pädagogischen Angebote für Schulen und durch die „Point Alpha Akademie“ aktiv Jugend- und Erwachsenenbildung betrieben.

 

Im „Haus auf der Grenze“ sind Ausstellungen zum Kalten Krieg, zum Grenzregime der DDR und zum Grünen Band als Teil des Biosphärenreservats Rhön zu sehen. Am historischen Ort, im ehemaligen US-Camp, werden die Militärgeschichte des Kalten Krieges sowie die Präsenz der US-Streitkräfte in Deutschland und der Region thematisiert. Die Ausstellung „Everyday Life“, die das alltägliche Leben der in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten und ihre Beziehung zur westdeutschen Bevölkerung beschreibt, ergänzt die historische Erzählung.

 

Point Alpha hat sich als Ziel gesetzt, den Kalten Krieg und dessen Auswirkungen auf der Welt, in Europa und in Deutschland darzustellen. Für die Gedenkstätte ist es zudem von hoher Relevanz, die Geschichte des SED-Regimes und dessen Grenzpolitik zu analysieren und über Ausstellungen sowie Führungen der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Weitere thematische Schwerpunkte liegen in der besonderen Bedeutung des „Fulda Gap“ als einer der „heißesten Orte im Kalten Krieg“ und der Geschichte des OP-Alpha. Werte wie Demokratie, Freiheit und Frieden sind für die Gedenkstätte zentrale Vermittlungspunkte, die in den Ausstellungen und bei Führungen stets aufgegriffen werden. Vor diesem Hintergrund ist trotz aller historischen Erzählung Point Alpha ein Ort, der insbesondere auf die Gegenwart und Zukunft wirken möchte.

 

Das Grüne Band und die Gedenkstätte Point Alpha sind eng miteinander verwoben. Das Grüne Band bietet der Gedenkstätte Point Alpha die Möglichkeit, in der Bildungsarbeit einen naturnahen und erlebnisorientierten Zugang zu den schwierigen Themen Kalter Krieg und SED-Regime zu wählen. Einer der herausragenden Punkte für das Wirken in der Gedenkstätte ist, dass durch die Nähe zum Grünen Band und über das Biosphärenreservat Rhön gezeigt werden kann, inwieweit der Kalte Krieg und die Grenzanlagen des SED-Regimes auch einen massiven Eingriff in die Natur sowie die Lebensumstände der Menschen darstellten. Über diesen Zugang ist in der Bildungsarbeit der große Zusammenhang zwischen Freiheit, Demokratie und Naturschutz vermittelbar. Durch die Ausstellung zum Biosphärenreservat Rhön und zum Grünen Band im „Haus auf der Grenze“ ist das Grüne Band nicht nur bei Wanderungen und Ausflügen in die Natur vor Ort präsent, sondern auch bei allen Führungen ein wichtiger Teil des Gesamtkonzepts.

 

Philipp Metzler ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Point Alpha Stiftung

 

 

Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup

 

Die historischen Zusammenhänge des Mauerbaus und Volksaufstandes in der DDR und vor allem auch die dramatischen Ereignisse jener Tage der Grenzöffnung am 9. November 1989 dürfen nie vergessen werden. Lübeck ist neben Berlin die einzige deutsche Großstadt, die direkt an der ca. 1.390 Kilometer langen innerdeutschen Grenze lag. Die Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerungen an diese Begebenheiten der Grenzöffnung 1989 zu bewahren und das geschichtliche Bewusstsein, besonders der jungen Generation, zu fördern.

Umfangreiche Sammlungen und Dokumentationen zeigen die menschenverachtende Grenzsituation in Lübeck von der Entstehung bis zur Öffnung 1989. Der Sammlungsschwerpunkt bezieht sich auf Exponate aus beiden deutschen Staaten bis zum 9. November 1989, die einen Bezug auf die Grenze, die Grenzanlagen, die Grenzorgane beider Länder und die menschlichen Schicksale in Bezug auf die ehemalige Grenze haben. Mit Fotos, Landkarten, Dokumenten, Uniformen von Zoll- und Grenzbeamten sowie weiteren Exponaten wird die Situation Lübecks und insbesondere Schlutups in der Zeit der Teilung dargestellt. Berichtet wird über Schicksale der Menschen, die ab 1952 in Mecklenburg von den Zwangsumsiedlungen der „Aktion Ungeziefer“ betroffen waren. Im Untergeschoss werden Filme gezeigt, die auch Aufnahmen aus Schlutup und Lübeck nach der Grenzöffnung 1989 enthalten. Unverändert blieb die ehemalige Arrestzelle.

 

Das Konzept richtet sich an alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Es dient zur Information, zum Kennenlernen der Details über die Grenze und die Sicherungsanlagen. Es soll die Erinnerungen an die 40-jährige Teilung wachhalten und dafür Sorge tragen, dass jetzige und zukünftige Generationen die dramatischen Ereignisse, die Schicksale und das Getrenntsein nicht vergessen.

 

Außerdem soll die Erinnerung an den Mauerfall und die damit verbundenen Glücksmomente auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze bewahrt werden. Für Schulklassen und Jugendliche ist es unter anderem als Information zur Geschichte unseres Landes bzw. Unterrichtsergänzung gedacht. Führungen von Zeitzeugen und Lernvideos ergänzen das Angebot. Die Lage des Museums im ehemaligen Zollgebäude der GÜST, der Grenzübergangsstelle, in Schlutup ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, da der geschichtliche Bezug zu 100 Prozent gegeben ist.

 

Ingrid Schatz ist 1. Vorsitzende der Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup

 

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