Erfolgsgeschichte Grünes Band

Ein gesamtdeutsches Projekt des Naturschutzes und der Erinnerungskultur

 

Dieser negative Trend setzt sich europaweit und international fort. Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates zeigt eine rasante Verschlechterung des weltweiten Naturzustandes. Das alles unterstreicht, wie dringend wir uns weiter um den Schutz unseres Naturerbes und um unsere Schutzgebiete kümmern müssen. Es geht darum, gemeinsam mit europäischen und internationalen Partnern die großen Herausforderungen im Naturschutz anzupacken. Die Bundesregierung wird die deutsche EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte nutzen, um diese wichtigen Prozesse zu unterstützen.

 

Die mit dem Grünen Band verbundene Erfolgsgeschichte des Naturschutzes gilt es weiter zu schreiben. Das ist unsere Verantwortung heute. Der Mut und die Entschlossenheit der vielen Jugendlichen, die in den vergangenen Monaten für ein Leben und Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen demonstriert haben, machen Hoffnung darauf, dass wir generationenübergreifend die Herausforderungen unserer Zeit meistern können. Und auch die Herren, die ihre Großväter sein könnten, die Initiatoren des Nationalparkprogramms, sind gute Vorbilder dafür, sich nicht mit dem Status quo abzufinden. Sie haben einen großen Dienst für den Naturschutz und für das Zusammenwachsen unseres über Jahrzehnte geteilten Landes geleistet.

 

Erfolgreicher Naturschutz ist ein generationenübergreifendes Projekt, von dem unsere Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg profitiert. Das Grüne Band ist ein gutes Beispiel dafür.

 

Auch über 30 Jahre nach der friedlichen Vereinigung der beiden deutschen Staaten werden viele Debatten noch immer als Ost-West-Debatten geführt. Debatten über Rente, Kohleausstieg, Energiewende, Wahlverhalten und viele mehr.

 

Solche Debatten sind wichtig. Aber mindestens genauso wichtig ist es, die gelungenen und erfolgreichen Errungenschaften zu würdigen. All das, was gemeinsam in Deutschland und Europa erreicht wurde. Die Deutsche Einheit ist ein großes Glück. Dazu gehört ganz sicher das Grüne Band, die Großschutzgebiete des Nationalparkprogramms der letzten DDR-Regierung, von denen Ost und West heute gemeinsam profitieren. Sie sind integraler Bestandteil eines vereinigten Europas. Es ist höchste Zeit, dass sich das auch außerhalb der naturschutzbewegten Szene stärker herumspricht.

 

Ein anderer, heutzutage oft beschriebener Konflikt ist der Stadt-Land-Konflikt. Es wäre völlig falsch, Unterschiede und unterschiedliche Entwicklungen zu verschweigen. Aber es gibt eben auch viel Verbindendes: Denken Sie an die Havel, die Berlin durchfließt und mit ihren Flusslandschaften bereichert. Sie entspringt in Mecklenburg-Vorpommern und kommt durch Brandenburg in die Hauptstadt.

 

Aus gutem Grund ist die Quelle der Havel in den Müritz-Nationalpark aufgenommen worden. Berlin hängt damit im Wortsinne „am Tropf“ der Nationalen Naturlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern. Auch etwas, das vielen Städtern zu wenig bewusst ist. Schutzgebiete verbinden Stadt und Land. Der Naturschutz verbindet heute Ost und West, Nord und Süd, Länder und Landschaften, Ökosysteme und Menschen – und er stärkt damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dieses Verbindende gilt es hervorzuheben, nicht das Trennende, das Spalter und Hetzer betonen.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 06/2020.

Svenja Schulze
Svenja Schulze ist Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
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