Impression von der Mentorin Dagmar Birke

Das Mentoring-Programm verfolge ich schon länger mit großem Interesse. Es bedeutet eine große Unterstützung für junge Frauen, die Führungspositionen in der Kultur anstreben.

  1. sind Rollenvorbilder immens wichtig für die eigene Entwicklung.
  1. gibt Mentoring Orientierung, stellt die richtigen Fragen und erarbeitet die Antworten dann gemeinsam und
  1. begleitet die jeweilige Umsetzung.

Für mich ist dabei auch die Arbeit auf Augenhöhe zwischen Mentorin und Mentee entscheidend. Mentoring ist keine Einbahnstraße. Der vertrauensvolle Austausch führte bei uns zu lernen auf beiden Seiten – gerade heute, da im Kulturbereich Machtstrukturen und Hierarchien von einer nachfolgenden Generation immer mehr auf dem Prüfstand gestellt werden. Und damit auch tradierte Führungsstrukturen mit dem dazugehörigen Verhalten.

 

Wie umgehen damit? Wie finde ich da mutig meinen Weg? Ich selbst bin am Theater aufgewachsen und bei meinen ersten Schritten in Führungspositionen hätte ich mir so ein Programm sehr gewünscht. Doch Mentoring und Coaching kamen damals noch nicht einmal als Begriffe vor.

In Leitungsrunden war ich oft die jüngste und die einzige Frau. Weibliche Rollenvorbilder als Orientierung waren in meinem Bereich dünn gesät.

 

In den meisten Theatern herrschte eine Art aufgeklärter Absolutismus, heißt, der Intendant hat immer recht.

 

Und darunter ordneten sich die Mitarbeiter der ersten Führungsebene an und dann immer so weiter top down. Ich bin ein guter Beobachter und mein Interesse an systemischen Organisationsstrukturen hat sicher dort seinen Ursprung.

 

In der zuarbeitenden Rolle hätte ich wahrscheinlich lange gut leben können. Lag mir aber nicht wirklich. Ich hatte immer meinen eigenen Kopf … und was passieren kann, wenn man den zeigt, habe ich auch oft erlebt. Das war eher unschön.

 

In dieser zuarbeitenden Rolle aus der zweiten Reihe erlebe ich heute viele Frauen, die mit mir als Coach arbeiten möchten, um endlich den Schritt in die erste Reihe zu machen.

 

Meine Mentee stand auch an diesem Punkt der Neuorientierung und Rollenfindung. Die Ermutigung durch dieses Mentoring-Programm war für sie ein wichtiger Baustein.

 

Führung, d. h. Verantwortung zu übernehmen, ist sicher nicht für jeden etwas.

 

Aber wer das will, sollte gut selbstreflektiert sein. Selbstreflexion ist immer der erste Schritt zu gutem Leadership. Was kann ich, was will ich und wo stehe ich mir dabei im Weg? Für welche Werte stehe ich? Auf was reagiere ich und funktioniert? Impulskontrolle bei mir…etc. Das gilt sicher für Frauen und Männer.

 

Doch es gibt aus meiner Arbeitserfahrung typisch weibliche Fragestellungen, deren Beantwortung fundamental wichtig sind für die weitere berufliche Entwicklung.

 

Tradierte Rollenbildern und ihre Prägungen bilden eine sehr langlebige Falle für engagierte Frauen. Wie präsentiere ich mich? Und ja, meine Person ist wichtig, nicht nur der Inhalt… ich darf das… Darf ich laut sein? Muss mich jeder mögen? Wie halte ich Konflikt aus?

 

Wie schon gesagt, herkömmliche Hierarchien mitsamt ihren Mustern und Strukturen werden gerade infrage gestellt. Andere Formen wie Kollektive, Duos/Trios in der Führungsebene möchten entstehen und erprobt werden. Wie ist hier der Entscheidungsprozess? Wie muss Kommunikation idealerweise laufen? u. v. m.

 

Ich begleite zurzeit einige Institutionen, aber auch politische

Gremien auf diesen Wegen und freue mich an all den tollen Frauen und Männern, die Zukunft gemeinsam gestalten wollen.

Es braucht klare, selbstbewusste Frauen und Männer dazu.

Die Unterstützung durch dieses Mentoring-Programm wird nach wie vor dringend gebraucht. Vielen Dank!

Dagmar Birke
Business Coach, ehemals Operndirektorin, Dokumentarfilmerin.
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