Schottlands Kreative und der Brexit

Creative Scotland blickt in die Zukunft

Während der Wertverlust des britischen Pfundes zu einer beträchtlichen Zunahme des Tourismus in Schottland und somit auch zu einem Anstieg der Publikumszahlen geführt hat, stellt uns die Gesamtsituation trotzdem vor große Herausforderungen.

 

In den vergangenen 45 Jahren hat der Kultursektor in Schottland und im gesamten Vereinigten Königreich zunehmend von Anreizen profitiert, die es uns ermöglicht haben, zügig auf kreative Ideen mit einer Kooperation im europäischen Rahmen zu reagieren. Die künstlerische Arbeit, die in diesem Zeitraum entstanden ist, war zukunftsweisend und transformativ. Motiviert von dem Bedürfnis, die Hand nach Europa auszustrecken und die Anbindung zu suchen, hat Schottland europäische Bürgerinnen und Bürger zur Mitarbeit in den schottischen Kultureinrichtungen und zu deren Leitung willkommen geheißen. Gleichzeitig arbeiten und kooperieren schottische Künstlerinnen und Künstler sowie Führungspersönlichkeiten im Kultursektor mit großer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit auf europäischer Ebene.

 

Ich schöpfe Zuversicht daraus, dass unsere europäischen Beziehungen sich über viele Jahre gefestigt haben. In den 1960er und 1970er Jahren brachte der einflussreiche, in Edinburgh ansässige Künstler und Kurator Richard Demarco Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa nach Schottland, um dort auszustellen und zu arbeiten, und jene Künstlerinnen und Künstler haben wiederum einen unmittelbaren Einfluss auf eine neue Generation schottischer Kunstschaffender ausgeübt.

 

Andere Initiativen haben in der Zwischenzeit diese Arbeit weiterentwickelt. Vor 15 Jahren war die Organisation UZ Arts aus Glasgow an der Entstehung von IN SITU beteiligt – einem europaweiten Netzwerk für Kunstschaffende und Organisationen, die im öffentlichen Raum arbeiten. Viele im Team von Creative Scotland arbeiten sowohl national als auch international, unterstützen die Arbeit von Kulturschaffenden und Organisationen im Kultursektor in Schottland im globalen Umfeld, arbeiten mit anderen Kulturorganisationen in ganz Europa und außerhalb Europas zusammen.

 

Unsere Beziehungen zu Deutschland sind sehr solide. Creative Scotland ist jedes Jahr bei der Berlinale vertreten und richtete in diesem Jahr erstmalig einen Empfang für die Filmbranche aus. Ferner haben wir die Teilnahme einer schottischen Künstlergruppe an der Tanzmesse in Düsseldorf unterstützt.

 

In anderen Teilen Europas sind wir ebenfalls vertreten, beispielsweise bei der Kunst- und Architekturbiennale in Venedig und alljährlich bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Weiterhin haben wir 2017 als Ehrengastland in Zusammenarbeit mit dem Festival Interceltique de Lorient in Frankreich 220 traditionelle gälische und keltische Künstlerinnen und Künstler präsentiert.

 

Vor diesem Hintergrund werden wir einen Weg finden, weiterhin mit Regierungen in ganz Europa zusammenzuarbeiten und Lösungen für einige dieser Probleme finden, um die kreative Kooperation auf europäischer Ebene zu schützen – und damit alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Vorteile, die dieses Zusammenwirken mit sich bringt. Creative Scotland setzt sich dafür ein, Möglichkeiten zum Dialog zu eröffnen, während der Countdown zum Brexit läuft. Unser Engagement gilt der Zusammenarbeit in Schottland, im gesamten Vereinigten Königreich und in Europa, um unseren Weg durch diese schwierige Phase der Geschichte zu finden und unsere äußerst wichtigen und bereichernden Bündnisse im Kultursektor zu wahren, die über lange Zeit aufgebaut worden sind.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 03/2018.

Janet Archer
Janet Archer ist Chief Executive Officer bei Creative Scotland.
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