NEUSTART KULTUR: Pandemiebedingte Investitionen

Wie werden Kulturunternehmen bei Hygienemaßnahmen unterstützt?

 

BAG Zirkuspädagogik

 

Die BAG Zirkuspädagogik, der deutsche Verband der Kinder- und Jugendzirkusgruppen und der Zirkuspädagoginnen und -pädagogen, verteilt 4,5 Millionen Euro zur Finanzierung von pandemiebedingten Investitionen für den Zirkus in Deutschland.

 

In der BAG sind sieben Landesarbeitsgemeinschaften und außerdem Institute und Vereine sowie Einzelmitglieder vertreten.

 

Die Beauftragte der Bunderegierung für Kultur und Medien hat uns als einen Verband der kulturellen Jugendbildung gebeten, Fördermittel aus dem Programm NEUSTART KULTUR an alle Zirkuseinrichtungen in Deutschland zu verteilen, weil wir als Partner im Programm „Kultur macht stark“ (KMS) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bereits über Erfahrungen mit der Verteilung von Bundesmitteln verfügen.

Wir arbeiten dabei mit den Verbänden zusammen, die die Interessen der professionellen Unternehmen und Kompanien vertreten, dem Verband Deutscher Zirkusunternehmen (VDCU), der European Circus Association (ECA) und dem Bundesverband zeitgenössischer Zirkus (BUZZ). Die BAG ist jetzt in der Rolle, die Förderung des gesamten Feldes zu übernehmen. Mithilfe des KMS-Büros „Zirkus gestaltet Vielfalt“ konnten in kurzer Zeit drei Mitarbeitende für das Programm „Neustart Kultur im Zirkus“ eingestellt werden, die Strukturen wurden geschaffen und die Ausschreibung konnte begonnen werden. Wir fördern pandemiebedingte investive Schutzmaßnahmen, aber auch weitere zukunftsgerichtete Investitionen zur Stärkung der Attraktivität der Zirkusse bei Wiedereröffnung und Weiterbetrieb sind erklärtes Ziel der Förderung. So sollen Zirkusse auch in Zeiten der Krise ihren kulturellen Auftrag erfüllen können und ein Beitrag zu ihrem Überleben geleistet werden. Die aufgeführten Bundesverbände spiegeln das sehr diverse Feld der Zielgruppe: Einrichtungen des traditionellen und des zeitgenössischen Zirkus wie auch des Kinder- und Jugendzirkus können Anträge stellen. Nach dem Antragstart am 1. Oktober sind in kurzer Zeit über 100 Anträge eingegangen und das beantragte Fördervolumen überschritt schnell die zur Verfügung stehenden Mittel. Mittlerweile sind es ca. 150 Anträge mit beantragten fast acht Millionen Euro Fördermitteln. Jeweils 40 Prozent der Antragsteller sind Zirkusunternehmen und Einrichtungen der kulturellen Bildung und 20 Prozent sind zeitgenössische Kompanien.

Beantragt wurden z. B. ergänzende Zelte mit mehr Platz fürs Publikum, Abstandshalter und Plastikschutz, Bühnenausstattung für draußen, IT-Anlagen etc.

 

Besonders die traditionellen Zirkusunternehmen hoffen auf einen Neustart zu Weihnachten und brauchen daher schnell die Förderzusagen. Viele der Antragsteller beantragen aber zum ersten Mal Fördermittel und haben daher viele Fragen. Die Beratung erfordert viel Zeit, bis es zu einer Bewilligung kommen kann. Unser Ziel ist es, durch intensive Beratung den Nachteil der mangelnden Erfahrung auszugleichen und dadurch genau denjenigen zu helfen, die besonders dringend auf Unterstützung angewiesen sind. Ein Beraterteam hilft dezentral und auch vor Ort bei der Antragstellung und bemüht sich, das Dilemma zu lösen.

 

Fazit: Wenn das Ziel der Sicherung von Existenzen erreicht werden soll, brauchen wir vor allem eine Aufstockung der Mittel und mehr Zeit.

 

Wolfgang Pruisken ist Stellvertretender Vorsitzender der BAG Zirkuspädagogik.

 

 

Filmförderungsanstalt

 

Die Filmförderungsanstalt (FFA) ist die nationale Filmförderung Deutschlands, die die Entstehung von Kinofilmen und ihre Vermarktung fördert, Bau und Ausstattung der Kinos, die Erhaltung des deutschen Filmerbes und vieles mehr. Darüber hinaus setzen wir – als Dienstleister – die Filmförderung der Beauftragten der Bundesregierung (BKM) administrativ um, unter anderem den Deutschen Filmförderfonds mit seinen beiden Sparten, den German Motion Picture Fund, die Kulturelle Filmförderung und das Zukunftsprogramm Kino I. Da lag es nahe, dass die BKM uns auch mit der Abwicklung der film- und kinospezifischen Programme im Rahmen von NEUSTART KULTUR betraute.

 

Im Mai wurden die Fördervoraussetzungen für das Zukunftsprogramm Kino I coronabedingt erleichtert und aufgrund der großen Resonanz im weiteren Verlauf des Jahres um 5 Millionen aus dem Neustartprogramm auf 22 Millionen Euro aufgestockt.

 

Für Kinos, die die Antragsvoraussetzungen des ersten Zukunftsprogramms nicht erfüllen, startete im August das mit 40 Millionen Euro ausgestattete Zukunftsprogramm Kino II, das Hygienemaßnahmen und zukunftsgerichtete Investitionen zur Stärkung der Attraktivität der Kinos bei Wiedereröffnung und Weiterbetrieb fördert.

 

Beide Zukunftsprogramme fördern Investitionen – die Voraussetzung für einen nachhaltigen und qualitätsvollen Kinobetrieb. Nach den kompletten Kinoschließungen am Anfang der Pandemie – und auch jetzt wieder – und dem dramatischen Rückgang des Kinobesuchs brauchen die Kinos dringend weitere investitionsunabhängige Unterstützung. Hier ist ein weiteres Programm der BKM aus den Neustartmitteln vorgesehen und derzeit in der Abstimmung.

 

Nicht nur die Kinos bringt die Pandemie in Existenznot.

 

Filmverleihunternehmen, die die Herausbringung von Filmen oft Monate vorher planen und dafür hohe Vorkosten tragen, waren ab März mit plötzlich geschlossenen Kinos konfrontiert. Die Kosten blieben. Und auch nach der Wiedereröffnung war wegen der drastisch reduzierten Zahl benutzbarer Kinoplätze ein auch nur kostendeckender Filmeinsatz oft unmöglich. Um die Starts attraktiver deutscher Filme zu stimulieren, bezuschusste die BKM die FFA-Verleih- und Vertriebsförderung um 11 Millionen, sodass Projekte, die bis zum 31. Mai 2021 starten, nennenswert mit zusätzlichen Mitteln gefördert werden können. So konnten 23 Verleihprojekte bisher mit zusätzlich 5 Millionen Euro gefördert werden.

 

Während Kinos und Verleiher eher unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie leiden, sind Filmproduktionen direkt von der Krankheit, von der Bedrohung durch Corona betroffen. Ein Ausfall von Personen in Schlüsselpositionen wie Hauptrollen, Regie, Kamera etc. wird normalerweise durch Filmversicherungen abgedeckt. Pandemiebedingte Ausfälle übernehmen die Versicherungen aber ebenso wenig wie durch Corona-Ausbrüche erzwungene Drehabbrüche. Der Beginn einer Produktion unter diesen Bedingungen birgt also unkalkulierbare Risiken. Um diese abzusichern, hat die BKM für Kinofilme und High-End-Serien einen Ausfallfonds mit einem Volumen von 50 Millionen Euro aufgesetzt, an dem sich auch Bundesländer beteiligen bzw. beteiligen werden.

 

Es freut mich, dass wir das praktisch aus dem Stand gemeistert haben. Und mit „wir“ meine ich vor allem die Förderreferentinnen und -referenten der FFA, aber auch die Kolleginnen und Kollegen der BKM, denn eine personelle Aufstockung bei der FFA konnte auch aufgrund der Kürze der Zeit nur marginal erfolgen. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen, ihnen Danke zu sagen – sie sorgen dafür, dass unser Film und unsere Kinos auch nach Corona eine Gegenwart und eine Zukunft haben.

 

Sarah Duve-Schmid ist stellvertretender Vorstand und Leiterin Förderung der Filmförderungsanstalt.

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