Lest Bücher und vor allem kauft sie!

Die Frankfurter Buchmesse: zentrales Schaufenster und untrüglicher Seismograf der Buchbranche

Es ist anzunehmen, dass der Druck auf den Buchmarkt anhalten wird. Dies ist auch im Kontext der gesamten Mediennutzung zu sehen. Der Tag hat auch für Leserinnen und Leser nur 24 Stunden, in dem Moment, in dem die Nutzung audiovisueller Inhalte zunimmt, sinkt das verfügbare Zeitbudget zum Lesen von Büchern.

 

Gerade in dieser Umbruchzeit ist die Frankfurter Buchmesse, das zentrale Schaufenster des deutschen Verlagswesens und der untrügliche Seismograf für die Lage der Branche, wichtiger denn je. Hier werden neue Bücher präsentiert, Lizenzen ausgehandelt und internationale Geschäfte angebahnt. Und selbstverständlich ist die Messe ein großer Treffpunkt für alle Branchen rund um das Buch.

 

Der Marktplatz Frankfurter Buchmesse ist aber zugleich ein Kulturort. Während der Buchmesse werden der Deutsche Buchpreis, der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Und in der Messe und in Frankfurt präsentieren sich Autoren und Verlage bei Lesungen und vielen kleinen und großen Festen.

 

Die jeweiligen Gastländer auf der Messe vermitteln seit jetzt drei Jahrzehnten einen Eindruck von ihrer jeweiligen (Buch-) Kultur und bieten spannende Einblicke in oftmals unbekannte literarische Welten. Im internationalen Programm der Messe wird nicht nur Literatur aus jenen Ländern und Sprachen geboten, mit denen ohnehin enge Austauschbeziehungen bzw. eine rege Übersetzungstätigkeit besteht, sondern auch mit jenen Literaturen und Sprachen, die weniger präsent sind. Die Förderung von Literatur aus sogenannten Entwicklungsländern ist ein wichtiges Thema.

 

Doch erschöpft sich das kulturelle Engagement der Frankfurter Buchmesse nicht in Lesungen und ähnlichem. Die Frankfurter Buchmesse versteht sich auch als kulturpolitische Messe. Sie tritt mit Nachdruck für das freie Wort ein. Die Messe hat sich darum in diesem Jahr, in dem sich zum 70. Mal die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte jährt, dem Thema Menschenrechte verschrieben. „On the same page“ heißt die Kampagne, mit der die Frankfurter Buchmesse auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufmerksam macht und ein eindeutiges Statement zur Freiheit des Wortes abgeben will.

 

Dieses Signal macht deutlich, dass die Freiheit des Wortes auch für unbequeme Inhalte gilt. So werden auch in diesem Jahr rechte Verlage wieder auf der Frankfurter Buchmesse ausstellen. Dieses gilt es auszuhalten. Dieses Aushalten muss aber, und das gehört auch zu unserer Freiheit dazu, nicht im Stillen passieren: Protestieren ist erlaubt und notwendig!

 

Die Freiheit des Wortes ist ein hohes Gut. Sich hierfür stark zu machen, ist immer wieder eine Herausforderung. Dass dies im Buchmarkt in einem wirtschaftlichen Umfeld passiert, in dem eben nicht „gefördert wird, was es schwer hat“, sondern sich am Markt behaupten muss, ist umso bedeutsamer.

 

Drum alle, die das Kultur- und Wirtschaftsgut Buch erhalten und pflegen wollen, lest Bücher und vor allem kauft sie!

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2018.

Olaf Zimmermann
Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber und Chefredakteur von Politik & Kultur.
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