Wir brauchen Künstler mehr als je zuvor! Eine Corona-Bilanz

Interview: 20 Monate Pandemie, Künstler-Aktion #allesdichtmachen, Impfpflicht, Soziale Sicherung, Bundeskulturministerium

Berlin, den 27.10.2021. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann blickt in einem Interview mit der Augsburger Allgemeine (David Holzapfel) auf 20 Monate Pandemie zurück. Was er von Aktionen wie #allesdichtmachen hält und wie er zur Impfpflicht steht.

 

Er sagt u.a.: „Der Kulturbereich ist fundamental von Corona getroffen worden. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war der blanke Horror. Wir haben uns nicht in unseren schlimmsten Albträumen vorstellen können, dass man dauerhaft und massenweise Kultureinrichtungen schließen kann. Wir haben erst einmal einen Moment gebraucht, um zu verstehen, wie tief die Kultur betroffen ist. … Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis wir da wieder ins Gleichgewicht kommen.“

 

Auf die Fragen nach den Aktionen #allesaufdentisch und #allesdichtmachen sagte er: „Natürlich darf jeder Künstler, jede Künstlerin seine Meinung äußern. Und selbstverständlich dürfen sie auch eine Meinung äußern, die nicht die meine ist. Ich glaube aber, dass sie dabei eine ganz besondere Verantwortung tragen müssen, weil sie eine große öffentliche Wirkung haben. Und natürlich dürfen Künstlerinnen und Künstler sich auch kritisch zu den Corona-Maßnahmen äußern. Ihnen ging es meist um die Frage, ob Menschen sich impfen lassen sollen. Ich sage: Mit einer Impfpflicht hätten wir viel weniger Probleme im Kulturbereich gehabt.“

 

Zu den kulturpolitischen Aufgaben der kommenden Bundesregierung sagt er: „Ich hoffe, dass in der nächsten Legislaturperiode die soziale und wirtschaftliche Absicherung der Künstlerinnen und Künstler ein Top-Thema sein wird. Das haben uns auch alle Parteien versprochen.“

 

Zur Frage nach einem Bundeskulturministerium sagte er: „Wir haben in der Pandemie sehr eindrücklich erleben müssen, was es heißt, kein vollwertiges Kulturministerium auf Bundesebene zu haben. Wie das Gesundheitsministerium das Infektionsschutzgesetz reformierte, wurde der Kulturbereich nicht mit eingebunden, weil es kein Ressort ist, kein Ministerium. Das war der Grund, warum die Kultur in den Vorschlägen einer Infektionsschutzverordnung unter dem Freizeitbereich subsumiert wurde, ohne eigenen Schutz. Meine Hoffnung ist, dass es bald ein Kulturressort gibt mit einem eigenen Minister an der Spitze. Dann müssen die anderen Ministerien sich mit dem Kulturbereich auch mehr abstimmen.“

 


 

 

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