Über kurz oder lang… Maßnahmen zur Nachhaltigkeit kultureller Bildung

Angeregte Diskussion beim 6. Dialogforum Kultur bildet. im Podewil Berlin

Berlin, den 18.03.2015. Kein Stuhl blieb frei beim gestrigen 6. Dialogforum Kultur bildet. des Deutschen Kulturrates im Podewil, das ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit kultureller Bildung stand. Ist Nachhaltigkeit im Hinblick auf ästhetische Bildungsprozesse überhaupt ein gewinnbringendes Kriterium? Wie können Modellprojekte, wie beispielsweise das Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“, nachhaltige Wirksamkeit entfalten? Und wodurch zeichnet sich nachhaltige kulturelle Bildung überhaupt aus? Offensichtlich Fragen, die die Szene umtreibt.

 

Wie das auf vier Jahre angelegte Projekt „Kulturagenten für kreative Schulen“ Modelle liefert und nachhaltig wirksam wird, verriet zunächst Sybille Linke, die Programmleitende Geschäftsführerin des Kulturagenten-Programms. Insbesondere die Vernetzung von Kultureinrichtungen, Künstlern und Schulen habe Veränderungsprozesse in den Institutionen initiiert, auf die weiter aufgebaut werden könne. Immerhin führen alle fünf beteiligten Bundesländer das Programm fort, sodass die Kulturagenten als unverzichtbare Mittler zwischen den Systemen Bildung und Kultur, als Netzwerker und Multiplikatoren erhalten bleiben.

 

Davon ausgehend diskutierte Jürgen König, Deutschlandradio Kultur, im Anschluss mit seinen Gästen, der nordrhein-westfälischen Ministerin für Schule und Weiterbildung und Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz Sylvia Löhrmann, dem Geschäftsführer der Stiftung Mercator Winfried Kneip, Teresa Darian, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Kulturstiftung des Bundes sowie Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates.

 

Als den zentralen Ort kultureller Vermittlungsarbeit benannten die Podiumsgäste die Schule. Nur hier könne gewährleistet werden, alle Kinder und Jugendlichen mit Angeboten kultureller Bildung zu erreichen, betonte Olaf Zimmermann. Auch Winfried Kneip wies darauf hin, dass nur ein verlässlicher Unterricht in den künstlerischen Schulfächern eine „Alphabetisierung in den Künsten“ zur Folge haben könne. Die Schaffung nachhaltiger und vor allem auch qualitativer Strukturen, die aus dem System heraus finanziert werden können und nicht auf die Unterstützung von Stiftungen angewiesen sind, stelle entsprechend das zentrale Ziel nachhaltiger kultureller Bildung dar, so Kneip.

 

Teresa Darian hob neben der Schule die Kultureinrichtungen, die Orte der Kunst, als wichtige Akteure hervor. Sie müssten eingebunden werden, insbesondere um die Qualität kultureller Bildungsangebote zu garantieren. Wichtig sei es, dass sich die Institutionen füreinander öffnen. Damit Impulse, die die Kulturagenten ohne Zweifel gesetzt haben, in Strukturen übergehen können, brauche es, so Darian, vor allem auch Zeit, kulturelle Bildungsprozesse zu entwickeln.

 

Freiräume forderte in diesem Zusammenhang auch Ministerin Löhrmann. Der Druck, dass Projekte kultureller Bildung erfolgreich umgesetzt werden müssen, sei in den Schulen wie auch den Kultureinrichtungen enorm hoch. Vielmehr sollten jedoch die vielen positiven Entwicklungen, die durch die Kulturagenten in den Schulen angestoßen werden konnten, gewürdigt und weiterverfolgt werden. Nachhaltigkeit zeichne sich auch dadurch aus, dass Welt in Schule und Schule in Welt wirkt.

 

Eine entscheidende Frage im Hinblick auf die Nachhaltigkeit kultureller Bildung sei darüber hinaus die der Evaluation auf struktureller wie auch auf individueller Ebene, wobei sich die Podiumsgäste vor allem darin einig waren, dass die Effekte kultureller Vermittlungsarbeit bei den Kindern und Jugendlichen kaum messbar sind. Zeitweise entstehe jedoch der Eindruck, so Zimmermann, dass mehr Geld für die Evaluation eines Projektes als für das Projekt selbst ausgegeben werde. Er ermahnte die Akteure, für gute kulturelle Bildungsarbeit mehr Mittel zu fordern, denn erst dann könne diese nachhaltig und vor allem in der Breite wirksam werden: „Dann kost‘ das eben Milliarden, was soll’s!“

 

Kooperationspartner des 6. Dialogforums war die Kulturprojekte Berlin GmbH. Medienpartner waren Deutschlandradio Kultur und WDR 3.

 

  • Die Podiumsdiskussion „Über kurz oder lang… Maßnahmen zur Nachhaltigkeit kultureller Bildung“ können Sie nachhören am kommenden Sonntag, den 22. März 2015 um 19.05 im WDR 3 Forum.
  • Mehr zum Thema „Nachhaltigkeit in der kulturellen Bildung“ finden Sie in der aktuellen Ausgabe von Kultur bildet., einer regelmäßigen Beilage der Zeitung „Politik & Kultur“ des Deutschen Kulturrates.
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