Das Humboldt Forum auf der Kippe?

Die Diskussion um das koloniale Erbe geht weiter

Berlin, den 31. Mai 2021. Nicht nur Denkmäler oder Straßennamen zeugen von Deutschlands kolonialer Vergangenheit, sondern auch zahlreiche Museumsobjekte stammen aus den einstigen Kolonien. Viele dieser kolonialen Schätze präsentiert das Berliner Humboldt Forum, dessen Konzeption und Umsetzung Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, bereits seit 2016 kritisch begleitet.

 

Die Diskussion um das koloniale Erbe wurde neu entfacht vom frisch erschienenen Buch „Das Prachtboot“ des Historikers Götz Aly. Kern des Buches ist das im Humboldt Forum ausgestellte Luf-Boot, ein Hochsee-Segelboot mit Ausleger aus dem 19. Jahrhundert. Im Interview in der druckfrischen Ausgabe 6/21 von Politik & Kultur spricht der ehemalige ARD-Hauptstadtkorrespondent Hans Jessen mit Götz Aly über rücksichtslose Kolonialpolitik, historische Bedingungen und den Umgang mit Raubkunst in unseren Museen. Lesen Sie das ganze Interview auf Seite 6 von Politik & Kultur 6/21.

 

Weiterer Diskussionsgegenstand sind die ebenfalls im Humboldt Forum ausgestellten Beninbronzen, von denen die ehemalige Direktorin des Ethnologischen Museums Berlin Viola König ausführlich berichtet. Ein Meilenstein für deren Restitution stellte die im Mai stattgefundene hochkarätige Delegationsreise nach Nigeria zur konkreten Vorbereitung dar. Lesen Sie dazu Seite 7.

 

Auch der Ethnologe Johann Michael Müller greift das Thema in seinem Kommentar auf: Für ihn ist das größte Kulturprojekt unserer Zeit, das Humboldt Forum, spätestens jetzt zum ideologischen Spielball geworden. Seine Einschätzung lesen Sie auf Seite 8.

 

Olaf Zimmermann, Herausgeber von Politik & Kultur und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, widmet sein Editorial auf Seite 1 eben diesem Thema: „Das Humboldt Forum steht auf der Kippe. Schon vor Jahren war klar, dass die Frage nach unserer – der deutschen – Verantwortung in der Kolonialzeit an diesem Ort beantwortet werden muss. Und dabei geht es nicht nur um die Frage, unter welchen Bedingungen die Ausstellungsstücke in die ethnologischen Sammlungen gekommen sind, sondern auch um die Frage, wie das koloniale Denken und Handeln auch heute unsere Beziehungen zu den Ländern des Südens prägen. Doch diese Fragen werden wohl nicht so bald beantwortet. Ein Grund für viele dieser Unzulänglichkeiten ist der Unwille der Verantwortlichen, die internationale und nationale Zivilgesellschaft in das Projekt mit einzubeziehen.“


 

  • Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.
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