KW 37: Bürgerschaftliches Engagement, Talkshows, Digitaler Kulturempfang der SPD, …

... Digital statt Analog: Veranstaltungen des Kulturrates auf YouTube, Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?, Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

vor ziemlich genau fünf Jahren, mit der großen Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015, haben wir erfahren, was die Zivilgesellschaft zu leisten im Stande ist. Denn es war vor allem dem Engagement des Ehrenamts, der Freiwilligendienste, der Selbsthilfe, zusammengefasst: dem einzigartig vielfältigen bürgerschaftlichen Engagement in unserem Land zu verdanken, dass den zahlreichen geflüchteten Menschen das Ankommen in Deutschland erleichtert wurde.

 

Bürgerschaftliches Engagement

 

Sie waren es, die – organsiert in Wohlfahrtsverbänden, im Sport, in Kirchen- und Religionsgemeinschaften, in Gewerkschaften, in Migrantinnen- und Migrantenorganisationen, in Kultur und Kommune und an vielen anderen Orten mehr – den viel zitierten Aufruf von Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir schaffen das!“ mit Bedeutung und Leben erfüllt haben.

 

Nach der Katastrophe auf Lesbos wird einmal mehr deutlich, dass das Elend der Geflüchteten offensichtlich kein Ende nimmt. Noch haben wir es nicht geschafft!

 

Sicher aber ist, ohne Bürgerschaftliches Engagement, können Krisen dieses Ausmaßes nicht bewältigt werden. Der Staat allein ist nicht in der Lage, die Situation in den Griff zu bekommen.

 

Vor diesem Hintergrund könnte das Thema der dritten Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration nicht aktueller sein: „Bürgerschaftliches Engagement: Vielfalt gestalten!“. Zu dieser Online-Tagung (Dienstag, 15.09.2020, 9.30 Uhr bis 15.30 Uhr) möchte ich Sie herzlich einladen.

 

Talkshows

 

Das Thema Talkshows im Öffentlich-Rechtlichen-Fernsehen treibt mich schon seit einigen Jahren um. Im Sommer vor zwei Jahren hatte ich eine „Auszeit: Ein Jahr Talkpause im Ersten und im ZDF?“ gefordert und mir viel Ärger eingehandelt. Jetzt stellt eine neue Studie fest, dass in den großen Talkshows von ARD und ZDF Nichtregierungsorganisationen kaum zu Wort kommen und auch der Kulturbereich direkt ist mit gerade einmal 2,8% der geladenen Gäse weit abgeschlagen. In der Phoenix Runde sind sogar nur 1,4% der Gäste aus dem Kulturbereich!

 

In der Studie „Wer spricht für wen? – Die Talkshow-Gesellschaft“ stellen die Autoren Paulina Fröhlich und Johannes Hillje fest, dass:

 

  • zwei Drittel aller Gäste kommen aus Politik und Medien; 8,8 Prozent aus der Wissenschaft; 6,4 Prozent aus der Wirtschaft; 2,7 Prozent aus der organisierten Zivilgesellschaft
  • 70 Prozent der talkenden Politikerinnen und Politiker sind von der Bundesebene; 7,3 Prozent von der europäischen und 2,4 Prozent von der kommunalen Ebene
  • 84,8 Prozent der Politikerinnen und Politiker haben eine westdeutsche, 15,2 Prozent eine ostdeutsche politische Biografie
  • acht von zehn Gästen aus der Wirtschaft repräsentieren die Unternehmerseite, Gewerkschaften und Verbraucherschutz sind selten präsent
  • zwei Drittel der Gäste aus der organisierten Zivilgesellschaft sind AktivistInnen (Hauptthema: Klima), Nichtregierungsorganisationen kommen kaum zu Wort

 

Alle Talkshow-Gäste wurden in der Studie einem gesellschaftlichen Bereich zugeordnet, in dem ihre hauptsächliche Tätigkeit verordnet werden kann, die der Einladung zur Diskussion zugrunde liegt. Folgendes Bild ergibt sich: 42,6 Prozent der Gäste sind VertreterInnen von Parteien, 22,9 Prozent stammen aus dem Journalismus. Zusammengenommen kommen damit 65,5 Prozent der Gäste in den wichtigsten vier Polit-Talkshows aus Politik und Medien. Die Anteile der anderen gesellschaftlichen Bereiche fallen unterdessen deutlich geringer aus: 8,8 Prozent der Gäste kommen aus der Wissenschaft; 6,4 Prozent aus der Wirtschaft; 2,8 Prozent aus dem Kulturbereich und 2,7 Prozent aus der organisierten Zivilgesellschaft. Besonders klein fallen die Anteile von Gästen aus den Bereichen Soziales (1,4 Prozent), Religion (0,7 Prozent) und Bildung (0,1 Prozent) aus.

 

Damit Anne Will und ihre Freundinnen und Freunde sich nicht wieder aufregen, sei gesagt, das ist natürlich nur ein Hinweis und selbstverständlich keine Kritik.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

 

PS. Die neue Corona Liste bedrohter Kultureinrichtungen wurde mit sehr großem Interesse von der Öffentlichkeit aufgenommen. Über Hinweise zu weiteren durch Corona bedrohten Kultureinrichtungen und Initiativen würden wir uns freuen. Bitte senden Sie die Informationen an: ed.ta1711701625rrutl1711701625uk@ku1711701625p1711701625.

 


 

SPD lädt heute zum ersten digitalen Kulturempfang: Was kann getan werden, um Kunst und Kultur durch die Krise zu bringen?

 

Heute Freitag, den 11.09.2020 von 16-18 Uhr

 

Es diskutieren:

 

  • Dr. Carsten Brosda (Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie, Kultursenator von Hamburg)
  • Lars Klingbeil (Generalsekretär der SPD)
  • Olaf Zimmermann (Geschäftsführer Deutscher Kulturrat)
  • Andreas Görgen (Kultur im Auswärtigen Amt)
  • Ulrich Khuon (Präsident des Deutschen Bühnenvereins)
  • Hortensia Völckers (Künstlerische Leiterin der Bundeskulturstiftung)
  • Udo Dahmen (Direktor der Pop-Akademie Mannheim)
  • Birgit Reuß (Leiterin Berliner Büro des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels)
  • Kirsten Niehuus (GF Medienboard Berlin-Brandenburg)

 

Sie können sich zu dieser Zoom-Konferenz anmelden unter: ed.dp1711701625s-mur1711701625ofrut1711701625luk@r1711701625utluk1711701625. Die Einwahldaten erhalten Sie dann per Mail

 


 

Digital statt Analog: Veranstaltungen des Deutschen Kulturrates jetzt auf YouTube ansehen!

 

Games im gesellschaftlichen Diskurs: Das Handbuch Gameskultur | gamescom congress 2020

 

Gesprächsrunde auf dem gamescom congress 2020 Speaker: Felix Falk (game – Verband der deutschen Games-Branche), Olaf Zimmermann (Deutscher Kulturrat), Dr. Andreas Rauscher (Universität Siegen), Karen Heinrich (Kulturwissenschaftlerin), Dr. Martin Andree (Universität zu Köln), Moderation: Viola Tensil

 

Warum sind Games Kultur? Können Computerspiele sogar Kunst sein? Was haben Computerspiele mit Bildender Kunst, Theater, Musik, Literatur, Film zu tun? Sind Games immer gewalthaltig? Darf man Erinnerungskultur spielen? Was haben Spiele mit Sport zu tun? Und macht die Gamesbranche wirklich so viel Umsatz wie Hollywood?

 

Das Handbuch Gameskultur gibt Antworten und Orientierung in der vielfältigen Welt der Computerspiele. Das Handbuch Gameskultur entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Kulturrat und dem game-Verband. Es überblickt nahezu sämtliche gesellschaftliche Bereiche, in denen digitales Spielen eine wichtige Rolle einnimmt. Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Felix Falk, mit Beiträgen von Expertinnen und Experten aus Kultur, Politik, Jugendschutz, Wirtschaft, Wissenschaft und natürlich der Games-Branche.

 

Hier anschauen:: youtu.be/LZ_01HTj99A

 

Die Debatte #JaAberUnd: Runter vom Sockel?

 

Bei der zweiten Ausgabe von JaAberUnd mit dem Titel „Runter vom Sockel“ am 8. September 2020 stand das Thema Denkmalkultur im Fokus der Online-Debatte. Wie gehen wir mit Denkmälern um? Was spricht für den Abriss von Denkmälern und die Umbenennung von Straßen mit kolonialem Hintergrund, was dagegen? Wie können wir eine gesellschaftliche Debatte gestalten? Welche neuen Denkmäler braucht es? Zu diesen Fragen und mehr wurde diskutiert.

 

Der Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Tahir Della äußerte sich u. a. über die Wirkung von Denkmalstürzen. Er unterstrich, dass die Wirkung von Denkmälern auf Betroffene berücksichtigt werden muss.

 

Die Landschaftsarchitektin Christina Kautz machte am Beispiel des Denkmals der heiligen Gertrud klar, dass im Berliner Stadtbild jedes Denkmal fehlt, das verschwindet und Denkmäler mit vielen Emotionen verbunden sind.

 

Der Professor für Philosophie und Autor des Buches „Warum Demokratien Helden brauchen“ Dieter Thomä ging auf die Wechselwirkung von Denkmälern und dem Erinnern an sich ein. Er sieht gerade bei umstrittenen Denkmälern die Chance der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.

 

Hortensia Völckers, künstlerische Direktorin und Vorstandsmitglied der Kulturstiftung des Bundes, unterstrich am Beispiel des Sinti und Roma Denkmals in Berlin, dass die Errichtung eines Denkmals alleine nicht ausreicht, sondern es viel mehr um die dauerhafte Beschäftigung mit dem Thema geht.

 

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur Olaf Zimmermann stellte heraus, dass Veränderungen wie z. B. Straßenumbenennungen in der Stadtgesellschaft diskutiert und nicht par ordre du mufti angeordnet werden sollten.

 

Moderiert wurde das Gespräch von der Verlagsleiterin des ConBrio Verlages Barbara Haack.

 

Hier anschauen: youtu.be/9Xo9DmkXJnU

 

Quartett der Spielekultur: Isolation und Einsamkeit

Das Quartett der Spielekultur feiert als digitales Event im Rahmen des gamescom congress sein Comeback. Unter dem Motto „Isolation und Einsamkeit – When humans get too lonely they turn into monsters“ werden.

 

Produzent und Influencer Florian „LeFloid“ Diedrich, Head of GamePro.de Rae Grimm und der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats Olaf Zimmermann das beim Deutschen Computerspielpreis 2020 ausgezeichnete Adventure „Sea of Solitude“ von Jo-Mei Games diskutieren. Moderiert wird die Auftaktveranstaltung von Journalistin und GamesWirtschaft-Gründerin Petra Fröhlich.

 

Hier anschauen: youtu.be/qyVOOkHjQPo

 


 
Aktualisiert! Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?

 

Finden Sie hier Informationen zu den Maßnahmen des Bundes für Solo-Selbständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft.

 

Finden Sie hier Informationen zu den Maßnahmen der einzelnen Bundesländer im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

 


 

Text der Woche: Johann Hinrich Claussen „Verstaatlichung? Zum krisenbedingten Eingriff des Staates in Kirche und Kultur“

 

Eine unerwünschte Nebenwirkung der Coronakrise ist bisher noch nicht angemessen diskutiert worden. Vielleicht, weil sie nicht so deutlich vor Augen liegt oder zur spontanen Empörung einlädt. Dabei könnte sie zu erheblichen Langzeitschäden führen. Sie betrifft die Kultur ebenso wie die Kirchen. Es geht um die krisenbedingte „Verstaatlichung“ von Lebensbereichen, denen an einer Distanz zum Staat gelegen sein sollte.

 

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

Lesen Sie den Text hier!

 

 

 

Vorheriger ArtikelKW 36: Denkmalkultur, Corona Liste bedrohter Kultureinrichtungen, JaAberUnd – Runter vom Sockel?, …
Nächster ArtikelKW 38: Mit Unsicherheit leben? Guten Morgen! Dossier Heimat und Nachhaltigkeit, …