07. KW: POKE und PEEK

Themen im Newsletter:

  1. POKE und PEEK
  2. Bundestagswahl: Antworten der Parteien auf die Fragen des Deutschen Kulturrates
  3. Hörempfehlung: „Die Kunstfreiheit verteidigen! Aber gegen wen?“
  4. Einladung zur Online-Diskussion: Kunstfreiheit
  5. Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau!“
  6. Künstliche Intelligenz in Kunst, Kulturmanagement und Kulturvermittlung – Anhörung im Bildungsausschuss des Landtags Schleswig-Holstein
  7. Einladung: Fünf Jahre Immaterielles Erbe Friedhofskultur: der Kulturraum Friedhof in einer diversen Gesellschaft
  8. Der Deutsche Kulturrat stellt ein!
  9. Text der Woche: „Die Bundesstiftung Industriekultur muss in der nächsten Legislaturperiode kommen“ von Katrin Budde

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

es wird wieder gepokt und gepeekt in der Welt. Eine kleine Welle läuft durch das Land, Menschen, wollen verstehen, wie was ist, wie was geht, wie was funktioniert. Sie wollen nicht mit Blackboxes hantieren, sich irgendwelchen Technikkonzernen auf Gedeih und Verderb ausliefern. Ich gehöre auch zu diesen Retrofans, die alten, vermeintlichen Elektronikschrott, wieder zu neuen Leben erwecken.

 

POKE und PEEK, die uralten Basic-Befehle, mit denen man auf Speicheradressen direkt im Computer zugreifen kann, sind mein Schlachtruf.

 

Erkennen können, was wie ist, gehört zu den Eigenheiten des Menschen. Und zur persönlichen Freiheit gehört es, zu wissen, warum was wie ist. Deshalb ist Bildung so elementar, weil ohne Bildung kein Wissen, ergo keine Freiheit möglich ist.

 

Mit POKE, alles immer in Großbuchstaben, schreibe ich unmittelbar in einen Computerspeicher, mit PEEK kann ich Informationen an jeder beliebigen Speicherstelle auslesen. Nicht bei den zeitgenössischen Computern, aber bei den alten 8-Bit Geräten.

 

Wir stöhnen oft über die Schnelllebigkeit unserer Zeit, aber das viel größere Problem ist, finde ich, nicht die Geschwindigkeit, sondern der permanente Kontrollverlust über unser eigenes Tun. Wenn ich eine Suchanfrage im Internet starte, weiß ich nicht, welche Algorithmen die Ergebnisse beeinflussen. Mein Handy ist sowieso eine Blackbox, in der ich noch nicht einmal den Akku selbst wechseln kann, und KI-Systeme wie Deep-Learning-Modelle sind absolut verschlossene Systeme. Ein neuronales Netz kann Millionen oder sogar Milliarden von Parametern haben, die in nichtlinearen Beziehungen stehen. Obwohl die Systeme ständig Entscheidungen treffen, ist oft nicht ersichtlich, warum genau diese Entscheidung getroffen wurde. In den Tiefen des Systems wird die Information durch viele versteckte Schichten verarbeitet, ohne dass es eine einfache Regel gibt, die den Zusammenhang zwischen Eingabe und Ausgabe beschreibt. KI-Systeme entziehen mir die Kontrolle über mein Leben total.

 

Obwohl ich bei meiner letzten Behauptung selbst stutzen muss, ChatGPT, der KI-gestützte Chatbot von OpenAI, einem US-amerikanischen KI-Unternehmen, ist bei meiner Eroberung der Tiefen der digitalen Vergangenheit gerade mein immer geduldiger Privatlehrer. Ein geniales Tool, aber trotzdem oder gerade deswegen die vielleicht größte und gefährlichste Blackbox von allen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Gestern gab es im Bildungsausschuss des Landtags Schleswig-Holstein eine Anhörung zu diesem Thema.

 


 

2. Bundestagswahl: Antworten der Parteien auf die Fragen des Deutschen Kulturrates

 

Der Deutsche Kulturrat hat acht Fragenkomplexe zur Kulturpolitik an die im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien gestellt. Die Antworten von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP liegen nun vor. Befragt wurden auch Die Linke, die AfD sowie das BSW, die allerdings bisher nicht geantwortet haben. Wie schon in den Parteiprogrammen zeigen sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Parteien.

 

  • Hier finden Sie die Fragen des Deutschen Kulturrates an die Parteien.
  • Hier finden Sie die Antworten der SPD.
  • Hier finden Sie die Antworten der CDU/CSU.
  • Hier finden Sie die Antworten von Bündnis 90/Die Grünen.
  • Hier finden Sie die Antworten der FDP.

 

Der Deutsche Kulturrat begleitet die Bundestagswahl auf seiner Webseite. Themen sind:

 

 

Es werden fortlaufend Themen ergänzt.

 


 

3. Hörempfehlung: „Die Kunstfreiheit verteidigen! Aber gegen wen?“

Olaf Zimmermann bei Draussen mit Claussen

 

„Die Kunst ist frei. Eine Zensur findet nicht statt.“ So oder ähnlich kann man es in allen Verfassungen demokratischer Staaten lesen. Kunstfreiheit ist ein unverzichtbares Menschenrecht. Aber sie ist in Gefahr. In den vergangenen zehn Jahren hat sich vor allem in Deutschland vieles verändert, was Anlass zur Sorge gibt.

 

Johann-Hinrich Clausen sprach mit mir darüber, wie die Kunstfreiheit von oben, also von Staat und Politik, aber auch von einigen Medien, eingeschränkt wird (Stichwort „Antisemitismusklausel“). Aber auch von links, zum Beispiel durch den Boykott israelischer Künstlerinnen und Künstler. Oder von rechts, zum Beispiel durch digitale Kampagnen und höchst reale Bedrohungen von Kultur- und Gedenkeinrichtungen.

 

 


 

4. Einladung zur Online-Diskussion: Kunstfreiheit

Datum: Dienstag, den 18. Februar 2025

Uhrzeit: 16:00-17:00 Uhr

Online via Zoom

 

Um Kunstfreiheit ging es im Schwerpunkt der Ausgabe 9/24 von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates. Ein Sammelband mit Debatten aus den letzten zehn Jahren von Politik & Kultur über das Thema ist im Dezember erschienen.

 

In der neuen Folge der Online-Debattenplattform von Politik & Kultur „JaAberUnd“ geht es erneut um die Kunstfreiheit und um folgende Fragen:

 

  • Was bedeutet Kunstfreiheit?
  • Wo sind ihre Grenzen?
  • Wie steht es heute – und in Zukunft – um die Kunstfreiheit? (Wo) ist sie gefährdet?
  • Was muss geschehen, um das Grundrecht der Kunstfreiheit auch in Zukunft zu schützen?

 

Mit dabei sind:

 

  • Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien der Hansestadt Hamburg
  • Gero Dimter, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
  • Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

  • Moderation: Barbara Haack, Chefin vom Dienst von Politik & Kultur

 

Hier können Sie sich zur Online-Diskussion anmelden. Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie  am Vortag der Veranstaltung einen Zoom-Link.

 

Das Buch zum Thema:
Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler,
320 Seiten, ISBN-13 978-3-947308-64-4, Preis 20,80 Euro.

 


 

5. Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau!“

 

Am letzten Dienstag, den 11.02.2025 fand in Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Serpil Temiz Unvar, der Gründerin der „Bildungsinitiative Ferhat Unvar“, das Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau!“ der Initiative kulturelle Integration, im voll besetzten Krönungskutschensaal der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin statt.

 

Die Initiative kulturelle Integration wurde vor neun Jahren vom Deutschen Kulturrat im Verbund mit vielen Partnern aus der Politik, der Relegion, den Medien und der Zivilgesellschaft gegründet.

 

Das Konzert war dem Gedenken an die neun Todesopfer des rassistisch motivierten Anschlags in Hanau am 19. Februar 2020 gewidmet: Gökhan GültekinSedat GürbüzSaid Nesar HashemiMercedes KierpaczHamza KurtovićVili Viorel PăunFatih SaraçoğluFerhat Unvar und Kaloyan Velkov. Sechs weitere Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt. Um die Opfer des Anschlags nicht zu vergessen und ein deutliches Zeichen gegen jegliche Form von Rassismus und Diskriminierung zu setzen, wurde von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und der Initiative kulturelle Integration der bundesweite Aktionstag Hanau ins Leben gerufen.

 

Für den diesjährigen Aktionstag hat die Initiative kulturelle Integration in Kooperation mit dem Bundesverband Musikunterricht e.V. (BMU) im April 2024 den Schulwettbewerb „Ohren auf für Hanau!“ ausgeschrieben. Der Wettbewerb fand seinen feierlichen Höhenpunkt im Begegnungskonzert.

 

  • Nähere Informationen über das Projekt und zum Begegnungskonzert „Ohren auf für Hanau!“ finden Sie hier.
  • Mehr zur Initiative kulturelle Integration finden Sie hier.

 


 

6. Künstliche Intelligenz in Kunst, Kulturmanagement und Kulturvermittlung

Anhörung im Bildungsausschuss des Landtags Schleswig-Holstein am 13.02.2025

 

Angehört wurden u.a.:

 

  • Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Tina Lorenz, Abteilungsleitung künstlerische Forschung & Entwicklung
  • Initiative Urheberrecht, Matthias Hornschuh, Sprecher der Kreativen
  • Deutscher Kulturrat, Olaf Zimmermann, Geschäftsführer

 

  • Die schriftliche Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zur Anhörung können Sie hier abrufen.

 


 

7. Einladung: Fünf Jahre Immaterielles Erbe Friedhofskultur: der Kulturraum Friedhof in einer diversen Gesellschaft

 

Datum: 13. März 2025, 17:30 – 19:00 Uhr
Ort: Turrell-Kapelle, Dorotheenstädtischer Friedhof, Chausseestraße 126, 10115 Berlin

Gastgeber: Evangelischer Friedhofsverband Berlin Stadtmitte

 

Gäste:

 

  • Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende Evangelische Kirche in Deutschland
  • Karin Prien, Bildungs- und Kulturministerin des Landes Schleswig-Holstein
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat
  • Tobias Pehle, Geschäftsführer Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur

 

  • Moderation: Dr. Hans Dieter Heimendahl, Kultur-Koordinator Deutschlandradio

 

Hier geht es zur kostenfreien Anmeldung. Die Platzzahl ist begrenzt. Die Plätze werden nach Eingang der Anmeldungen vergeben.

 


 

8. Der Deutsche Kulturrat stellt ein!

 

Der Deutsche Kulturrat sucht möglichst ab dem 01.04.2025 eine Redaktionsassistenz.

 

Zu den Aufgabenbereichen gehören u. a.:

 

Unterstützung in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit,

  • dabei insbesondere: Unterstützung in der Redaktion von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, hier insbesondere Bildrecherche (Arbeit mit Bilddatenbanken), Kontaktpflege zu Autorinnen und Autoren, Korrekturlesen, Verfassen kurzer Nachrichten u. a.,
  • Betreuung und Pflege der Webseiten des Deutschen Kulturrates sowie der Social-Media-Kanäle,
  • Unterstützung bei der Durchführung von Veranstaltungen,
  • Allgemeine Bürotätigkeiten: Telefon, Korrespondenz, Dokumentenablage, etc.

 

  • Die vollständige Stellenausschreibung können Sie hier abrufen.

 


 

9. Text der Woche: „Die Bundesstiftung Industriekultur muss in der nächsten Legislaturperiode kommen“ von Katrin Budde

 

Aktuell befindet sich unsere Gesellschaft in einer tiefgreifenden Transformation, in der die Industriekultur mit ihren materiellen und immateriellen Zeitzeugnissen ein Schmelztiegel für die Fragen von heute und morgen ist. Industriekulturelle Stätten entwickeln sich vielerorts zu Zukunftslaboren für künftige Arbeits- und Lebenskonzepte.

 

Sie stehen deswegen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt im postfossilen Zeitalter, und sie sind zentrale Orte der Auseinandersetzung der Zivilgesellschaft mit gesellschaftlicher Transformation, Nachhaltigkeit, Diversität und Klimaschutz bzw. -anpassung. Diesen Prozess wollen wir aktiv begleiten und mit unserer industriellen Vergangenheit das Leben von heute und morgen mitgestalten.

 

  • Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.

 

Katrin Budde ist Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag

Vorheriger Artikel06. KW: Über das gestörte Verhältnis der Politik zur Zivilgesellschaft
Nächster Artikel08. KW: Gerhart Baum: Ein großer Kulturpolitiker ist tot