KW 44: Bundesweite Museumskarte?!

Themen im Newsletter:

  1. Bundesweite Museumskarte?!
  2. Museum der Zukunft: Eine Institution im Wandel
  3. Politik & Kultur 11/22
  4. Sicher durch den Winter – den gemeinnützigen Sektor bei Entlastungen nicht vergessen!
  5. Podiumsdiskussion „Kultur im Wandel – Kultur des Wandels“
  6. Einladung: „Macht, Autorität und Gewalt in Kultur und Kirche“
  7. Aktionstag „Kultur gibt“
  8. Zur Person
  9. Text der Woche: „Chausseestraße“ von Johann Hinrich Claussen
  10. Was war noch …

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Museen sind weitaus mehr als die landläufig mit dem Begriff »Museum« assoziierten Kunstmuseen. Die Mehrzahl der Museen, nämlich 2.975, sind Museen für Orts- und Regionalgeschichte bzw. europäische Ethnologie, sie werden gefolgt von den kulturgeschichtlichen Spezialmuseen, derer das Institut für Museumsforschung 1.029 ausweist. Danach kommen mit 883 Museen die naturwissenschaftlichen und technischen Museen und erst an vierter Stelle die Kunstmuseen, sie zählen 733. Historische und archäologische Museen sind 526 an der Zahl. 302 Naturkundemuseen gibt es in Deutschland und 286 Schloss- und Burgmuseen. Insgesamt weist das Institut für Museumsforschung für das Jahr 2019 6.834 Museen aus. Allein diese Zahl belegt, dass es sehr viel mehr Museen gibt, als einem auf den ersten Blick vielleicht einfallen mögen, und dass die Museumslandschaft äußerst vielgestaltig und ausdifferenziert ist.

 

Neben Museen mit einem großen hauptamtlichen Stab und einer ausdifferenzierten Mitarbeitendenstruktur gibt es auch jene, die nur eine dünne hauptamtliche Personaldecke haben und vor allem vom ehrenamtlichen Engagement leben. Ebenso unterschiedlich wie das Sammlungsgebiet oder die Personalstruktur sind die Rechtsformen. Viele unterschiedliche Rechtsformen sind bei den Museen anzutreffen: Stiftungen des bürgerlichen Rechts, Stiftungen des öffentlichen Rechts, Eigenbetriebe, Vereine oder auch unselbständige Einrichtungen, die in den Betrieb einer Kommune eingegliedert sind. Auch die Finanzierung unterscheidet sich erheblich. Die Bandbreite reicht von Häusern, die vor allem vom bürgerschaftlichen Engagement und dem finanziellen Einsatz ihrer Mitglieder leben, bis hin zu großen Häusern mit Millionenetat aus öffentlichen Mitteln.

 

Sie alle eint in ihrer Unterschiedlichkeit, dass der Kernbestand ihre Objekte, ihre Exponate sind. Sie sind es, die in einem Museum faszinieren. Das kann die Nofretete, die Himmelsscheibe von Nebra, eine Münzsammlung, eine Lokomotive, eine Sammlung Käfer, ein Stoff oder ein Kleidungsstück, eine besondere Spindel oder sonst etwas sein. Die Gegenstände sind es, die locken, die beeindrucken. Ihre Aura, ihre Besonderheit und ihre Präsentation lassen staunen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die angemessene Präsentation von Objekten Menschen begeistert und den Wunsch weckt, mehr zu erfahren, mehr zu wissen über die Dinge im Museum. Gewiss, viele Objekte müssen eingeordnet und erläutert werden. Nicht jedes Exponat erschließt sich von selbst. Ebenso ist es wichtig, Sammlungsgegenstände zu kontextualisieren. Dennoch darf der Text, die Erläuterung, das Exponat nicht überstrahlen oder gar vergessen lassen. Persönlich fasziniert hat mich diesen Sommer die Ausstellung von Benin-Bronzen im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln. Es war eine relativ kleine Ausstellung, aber so eindringlich. Die Kunstwerke sprachen für sich. Ihre Bedeutung, ihre Exzellenz, die hohe Kunstfertigkeit, mit der sie erstellt wurden, hat sich mir unmittelbar erschlossen. Ich fand diese Präsentation besonders gelungen und eindrücklich. Sie kam ohne große Erläuterungen aus.

 

Provenienzforschung

 

Museen sind aber mehr als Ausstellungshäuser. Museen, insbesondere die größeren, sind auch Forschungsorte. Im letzten Jahrzehnt hat die Provenienzforschung an Bedeutung gewonnen. Zeitlich zuerst die Erforschung der Provenienz von Werken und Objekten, die NS-verfolgungsbedingt entzogen wurden. Noch längst ist dieses Kapitel der deutschen Geschichte nicht abgeschlossen und noch lange nicht wurden alle Bestände entsprechend durchforstet und ggf. den Erben der Verfolgten zurückgegeben bzw. eine gütliche Einigung mit ihnen gefunden. Hinzugetreten ist in den letzten Jahren die Erforschung von Objekten, die aus kolonialen Kontexten stammen – also im Rahmen von Forschungsreisen oder in Kolonien geraubt, getauscht oder aber auch käuflich aus dunklen Quellen erworben wurden. Die Provenienzforschung ist dabei keine Sache der Museen allein, sie ist eine gesellschaftliche Gesamtaufgabe. Die Erforschung der Provenienz von Sammlungsgut bedeutet ebenso die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Jener in früheren Jahrhunderten, aber auch jener in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit. Vieles wird aktuell aufgewühlt und soll am besten sofort und zeitgleich behandelt werden. Doch Museumsarbeit braucht auch Zeit.

 

Ebenso wie sich aktuell die verschiedenen Bundesbehörden ihrer Vergangenheit und dem Nachwirken von NS-Strukturen in den verschiedenen Häusern stellen, gilt es ebenfalls bei so manchem Haus die eigene Geschichte, und das heißt nicht nur, die Sammlungsgeschichte zu hinterfragen. Viele haben sich diesbezüglich bereits auf den Weg gemacht.

 

Museen verändern

 

Zentral für ein Museum sind die Besucherinnen und Besucher. Was nützt die schönste Ausstellung, wenn niemand sie sehen will. Die Forschung zu Besucherinnen und Besuchern hat an Relevanz gewonnen und auch die Nicht-Besucher und Nicht-Besucherinnen werden in den Blick genommen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei, völlig zu Recht meiner Meinung nach, seit einiger Zeit auf Besucherinnen und Besucher mit familiärer Migrationsgeschichte gelegt. Dabei darf ein Museum aber nicht stehen bleiben. Museen sollten sich an die Breite der Bevölkerung richten, Menschen mit und ohne Einschränkungen, alte, junge und mittelalte, mit oder ohne familiäre Migrationsgeschichte, egal, welchen Bildungsabschluss jemand hat – für sie alle sollten Museen zugänglich sein. Damit dies noch besser gelingt, ist es bedeutsam, dass das Personal so divers wie die Gesellschaft in Deutschland ist. Die Breite und Vielfalt, die als Zielgruppe in den Blick genommen wird, sollte auch nach innen, in der Belegschaft, gelebt werden.

 

Sehr viele Museen sind auf dem Weg, dies und anderes mehr zu realisieren. Den einen gelingt es sehr gut, andere brauchen vielleicht noch einen Stups, um die gewohnten Pfade zu verlassen und neue zu beschreiten. Insgesamt bin ich aber fest davon überzeugt, dass die Museen in Deutschland aufklären, entführen, faszinieren, staunen lassen. Museen als Kultur- und als Bildungsorte sind unverzichtbar.

 

Noch bis morgen diskutieren die Mitglieder der ICOM Deutschland (Deutsches Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates ICOM) auf ihrer Jahrestagung in Berlin unter dem Motto: Museen verändern.

 

Bundesweite Museumskarte

 

Ja, Museen faszinieren mich. Sie faszinieren mich nicht nur, wenn ich einen Besuch ordentlich plane, mich vorher über die Ausstellungen informiere und bestens präpariert ein Haus betrete. Ich gehöre auch zu einer anderen Spezies, nämlich jenen, die sich gerne treiben lassen, die einfach so, kurzentschlossen auf einen Sprung in ein Museum gehen.

 

Mein Traum ist, dass wir in Deutschland eine günstige Museumskarte zum Besuch von allen Museen haben. Die niederländische Museumskarte könnte hier ein Vorbild sein. Für knapp 65 Euro können in den Niederlanden Erwachsene ein Jahr lang alle 450 Museen des Landes besuchen. Die niederländische Museumskarte ist besonders als Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk sehr beliebt. Wenn man die Museumskarte darüber hinaus optional auch als Familienkarte anbieten würde, könnte der Zugang noch einmal deutlich erweitert werden. Man sieht ein Museum, geht mit Kind und Kegel oder allein einfach hinein, selbst wenn man nur wenig Zeit hat. So oft man will, wann man will.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Museum der Zukunft: Eine Institution im Wandel

Aktueller Schwerpunkt in Politik & Kultur 11/22

 

Lesen Sie hier alle Beiträge des Schwerpunktes:

 

 


 

3. Politik & Kultur 11/22

 

Die neue Ausgabe richtet den Schwerpunkt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Museumsbund auf das Thema „Museum der Zukunft: Eine Institution im Wandel“.

 

Weitere Themen der Ausgabe:

 

  • In der Krise
    Gleichzeitigkeit der Krisen überfordert die Kultur: Kulturpolitiker und besonders Kulturstaatsministerin Claudia Roth sind jetzt gefordert.
  • Bundesarchiv
    Die öffentlichen Haushalte geben Anlass zur Sorge beim Bundesarchiv: Der Schaden für die Erinnerungskultur wäre groß.
  • Kulturraum Friedhof
    In Deutschland gibt es über 30.000 Friedhöfe. Welche Bedeutung kommt diesen zu? Inwieweit sind sie Kultur- und Naturorte?
  • Ukraine
    Raketen auf Museen und Denkmäler: Das Europäische Parlament verurteilt die Zerstörung des kulturellen Erbes der Ukraine als Kriegsverbrechen.

 

Außerdem: Iran: Bericht zur aktuellen Situation, Ukrainischer Theaterregisseur Andriy May im Gespräch, Flüchtlingsbauten als Chance für einen neuen Wohnungsmarkt in der Ukraine, UNESCO-Weltkulturkonferenz Mondiacult: UNESCO-Botschafter Peter Reuss im Gespräch, Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik: Goethe-Institut & seine Politik der leisen Töne, Stunde der Intendanten: Situation des öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Lydia Grün im Porträt u.v.m.

 

 


 

4. Sicher durch den Winter – den gemeinnützigen Sektor bei Entlastungen nicht vergessen!

 

Bündnis für Gemeinnützigkeit appelliert an Bundesregierung:  Existenzielle Herausforderungen des Dritten Sektors in der Energiekrise müssen bei geplanten Entlastungsmaßnahmen berücksichtigt werden

 

Der gemeinnützige Sektor steht angesichts einer Inflationsrate von derzeit rund zehn Prozent und exorbitanten Kostensteigerungen für Energie vor massiven finanziellen Herausforderungen.

 

Ob durch Vereine betriebene Sportanlagen, ob Sozialträgerstiftungen, Kultur- und Bildungsorte oder Anlaufstellen und Begegnungsstätten für Alt und Jung ̶ damit die vielfältigen Akteure des Dritten Sektors ihre unverzichtbare Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die soziale Fürsorge und als warme und offene Räume weiter kostendeckend ausüben können, sollten gemeinnützige Organisationen bei staatlichen Entlastungsmaßnahmen unbedingt Berücksichtigung finden.

 

Das Bündnis für Gemeinnützigkeit, dem auch der Deutsche Kulturrat angehört, ist ein Zusammenschluss von großen Dachverbänden und unabhängigen Organisationen des Dritten Sektors sowie von Expertinnen und Wissenschaftlern. Diese repräsentieren Organisationen mit insgesamt über 15 Millionen Mitgliedern. Das Bündnis für Gemeinnützigkeit hat sich zum Ziel gesetzt, Identität, Gewicht, Außenwirkung und kooperative Aktionsfähigkeit des Dritten Sektors gegenüber Politik und Verwaltung zu stärken.

 

Mehr dazu:

 

 


 

 5. Morgen: Podiumsdiskussion „Kultur im Wandel – Kultur des Wandels“

im Rahmen des SPD Debatten-Konvents

 

Kunst tauchte in den letzten Wochen mit Blick auf die Klimakatastrophe eigentlich nur dann in der Debatte auf, wenn sich Aktivistinnen und Aktivisten an Bilder klebten oder sie mit Kartoffelbrei bewarfen. Da muss doch mehr gehen, oder? Konstruktiveres? Etwas, das die progressive Kraft der Kunst entfesseln kann? Ganz praktisch: Welche Rolle spielt das Thema Klimaveränderung im Kulturbetrieb? Ästhetisch? Betrieblich?

 

Darüber diskutieren morgen, am Samstag, den 5. November um 13.30 Uhr in der Pepsi Boston Bar im SchwuZ, Berlin Neukölln:

 

  • Carsten Brosda, Senator der Hamburger Behörde für Kultur und Medien
  • Nicola Bramkamp, künstlerische Leiterin und Gründerin der Art meets Science Initiative SAVE THE WORLD
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

Die Veranstaltung findet nur in der Pepsi Boston Bar (leider nicht im Netz) statt. Man kann sich hier zum Debattenkonvent der SPD anmelden.

 


 

6. Einladung: 8. November „Macht, Autorität und Gewalt in Kultur und Kirche“

 

Datum
08.11.2022, 19:00 Uhr

 

Ort
St. Matthäus-Kirche
Matthäikirchplatz
10785 Berlin

 

Eintritt frei, keine Anmeldung erforderlich.

 

Künstlerische Autorität ist notwendig für künstlerische Prozesse. Was aber, wenn diese Macht missbraucht wird? Im Bereich der Kirche stellt sich diese Frage ähnlich, aber auch anders: Geistliche Autorität führt auch hier zur Verleihung von organisatorischer Macht, aber typischerweise in einer Organisation, zu deren Grundsätzen soziale Gerechtigkeit und Stärkung der Schwachen gehört.

 

Die Debatten um Macht und Missbrauch in Kultur und Kirche wollen wir verbinden und erörtern, welche Fehler wir in der Organisation immer wieder machen und worauf wir achten sollten.

 

Es diskutieren:

 

  • Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
  • Maren Lansink, Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt in der Kulturbranche
  • Ivana Rohr, Künstlerin

 

Moderation: Dr. Hans Dieter Heimendahl, Deutschlandfunk Kultur

 

Die Veranstaltungsreihe findet in Kooperation mit dem Deutschen Kulturrat, der Initiative kulturelle Integration, dem Kulturbüro der EKD und Deutschlandfunk Kultur statt und wird aufgezeichnet.

 


 

7. Aktionstag „Kultur gibt“ am 19. November

 

Egal ob Dancefloor oder Staatsballett, Museum oder Malkurs, im Chor singen oder Konzert besuchen – all das macht die DNA unseres Zusammenlebens aus: Kultur gibt Energie, zu denken, Applaus, gute Laune, Verständigung, Inspiration, Zusammenhalt und vor allem jedem etwas anderes.

 

Deswegen setzen Kulturschaffende aus verschiedenen Städten der Bundesrepublik gemeinsam mit vielen weiteren Sympathisantinnen und Sympathisanten am 19. November 2022 ein Zeichen für die Kultur in Deutschland, deren Bedeutung für unser Zusammenleben bei allen Krisen, die uns derzeit umtreiben, nicht aus den Augen verloren werden darf. Denn Kultur gibt Zukunft!

 

Die Initiative für die Kultur in Deutschland will mit dem Kultur gibt – Aktionstag 2022 diese Bedeutung des Kulturlebens ins Bewusstsein rufen: in der ganzen Vielfalt und als Verständigungsraum für die demokratische Gesellschaft.

 

 


 

8. Zur Person

 

Neue Leitung im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
Der Landtag von Baden-Württemberg hat der Ernennung von Petra Olschowski als Wissenschaftsministerin Ende September zugestimmt. Die neue Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst wurde in der Plenarsitzung vereidigt. Olschowski trat damit die Nachfolge von Theresia Bauer an, die ihr Amt nach elf Jahren abgab, weil sie als Oberbürgermeisterin in Heidelberg kandidiert. Olschowski ist mit der Kulturpolitik bestens vertraut, da sie zuvor Staatssekretärin war.

 

Neue Managementdirektorin bei der Stiftung Stadtmuseum Berlin
Seit Oktober ist Sabine Stenzel die Managementdirektorin der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins und wird zukünftig gemeinsam mit Paul Spies eine Doppelspitze bilden. Stenzel arbeitete bereits für verschiedene Kulturinstitutionen in Deutschland und wird bei der Stiftung Stadtmuseum Berlin die professionelle Aufstellung als Stadtmuseum der Zukunft maßgeblich stützen und insbesondere auch die betriebliche Entwicklung des Museums- und Kreativquartiers am Köllnischen Park betreuen.

 

Vorstandswahl des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler
Auf der Jahresversammlung des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) fand unter anderem die Vorstandswahl statt. Anke Schmidt aus Köln wurde neu in den Vorstand gewählt, der VorsitzendeKristian Jarmuschek sowie Thole Rotermund wurden mit einstimmigem Zuspruch für ihr ehrenamtliches Engagement im Vorstand bestätigt.

 

Tobias J. Knoblich als Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft wiedergewählt
Bei der Mitgliederversammlung der Kulturpolitischen Gesellschaft (KuPoGe) am 15. Oktober wurde der Dezernent für Kultur und Stadtentwicklung der Landeshauptstadt Erfurt, Tobias J. Knoblich, als Präsident der KuPoGe wiedergewählt. Knoblich ist seit 2003 Mitglied im Vorstand der KuPoGe, seit 2018 ist er Präsident. Der Vorstand wird für die Dauer von drei Jahren gewählt und besteht aus dem Geschäftsführenden Vorstand und weiteren 16 Vorstandsmitgliedern.

 

Neuer Intendant des Hamburg Ballett
Am 1. August 2024 tritt Demis Volpi die Nachfolge von John Neumeier als Intendant des Hamburg Ballett und Leiter des Ballettzentrums Hamburg an. Das hat der Aufsichtsrat der Hamburgischen Staatsoper einstimmig beschlossen und sich damit der Empfehlung einer international besetzten Findungskommission angeschlossen. Der Deutsch-Argentinier ist ausgebildeter Tänzer und seit August 2020 Ballettdirektor und Chefchoreograf des Balletts am Rhein Düsseldorf/Duisburg. Volpi hat sich als Choreograf international einen Namen gemacht.

 

Kim de l’Horizon erhält den Deutschen Buchpreis 2022
Mit dem Roman »Blutbuch« hat Kim de l’Horizon den Deutschen Buchpreis 2022 gewonnen. »Mit einer enormen kreativen Energie sucht die non-binäre Erzählfigur in Kim de l’Horizons Roman ›Blutbuch‹ nach einer eigenen Sprache«, so die Jury. Die Verleihung des Deutschen Buchpreises fand am 17. Oktober im Frankfurter Römer statt. Kim de l’Horizon erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro.

 


 

9. Text der Woche: „Chausseestraße 10. Streifzug durch die Geschichte einer Straße“ von Johann Hinrich Claussen

 

Man sollte schon wissen, wo man wohnt und arbeitet. Nun hat der Deutsche Kulturrat sein Zwischenquartier am Berliner Ostkreuz – zugegeben etwas »rough« – hinter sich gelassen und ist in die Chausseestraße in Mitte gezogen. Über diese Straße gibt es viele Geschichten zu erzählen. Als ich der Buchhändlerin meines Vertrauens – »Sonnenhaus«, gleich in der Nähe, nämlich Linienstraße 100 – vor ein paar Wochen berichtete, dass ich endlich selbst eine neue Unterkunft »Ecke Chausseestraße« gefunden hätte, langte sie mit sicherem Griff ins Regal und gab mir ein frisch erschienenes Buch. Allen, die beim Deutschen Kulturrat arbeiten oder ihn besuchen, lege ich es wärmstens ans Herz. Es ist ein modernes Stück Heimatkunde und eine höchst anregende Lektüre. Man kann mit ihm in der Hand die Chausseestraße hoch- und wieder hinunterflanieren und wird aus dem Staunen nicht wieder herauskommen.

 

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

 


 

10. Was war noch …

 

Gestern haben wir Kulturstaatsministerin Claudia Roth gedankt, dass Sie es erreicht hat, das aus dem Gesamtpaket von 200 Milliarden Euro des Wirtschaftsstabilisierungsfonds zur Bekämpfung der Energiekrise eine Milliarde Euro für ein Härtefallfonds Kultur zu erstreiten. Die Presseresonanz für ihren bislang größten kulturpolitischen Erfolg fiel äußerst zurückhaltend aus. Was ist los mit dem Feuilleton? Über jeden roten Teppich, über den die Kulturstaatsministerin bei Filmfesten oder Kulturpreisverleihungen schreitet, wird ausführlich berichtet, gerade wird der Innenschriftenstreit am Humboldt Forum medial ausführlich debattiert, aber wenn mal etwas wirklich kulturpolitisch wichtiges passiert, (fast) kein Wort.

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