KW 29: Neuerscheinung: Die Corona-Chroniken Teil 1 – Corona vs. Kultur in Deutschland, …

... Bundeswirtschaftsminister will Überbrückungshilfe III plus bis zum Ende des Jahres verlängern, Text der Woche, Das Letzte...

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

in diesem letzten kulturpolitischen Wochenreport vor der Somerpause, freue ich mich sehr, Ihnen unseren neuesten Sammelband „Die Corona-Chroniken Teil 1 – Corona vs. Kultur in Deutschland“ vorstellen zu können.

 

Ende 2019 traten in China die ersten Corona-Fälle auf. Durch zu spätes Handeln der chinesischen Regierung und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) breitete sich die Krankheit in wenigen Wochen zu einer weltweiten Pandemie aus. Bis zum heutigen Tag hat sich das Virus in mehr als 190 Ländern verbreitet und weltweit über 180 Millionen Menschen infiziert. Die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit dem Virus beläuft sich auf über 3,9 Millionen Menschen. In Deutschland wurde der erste Fall des Coronavirus am 28. Januar 2020 in Bayern registriert. Bundesweit stieg die Zahl der Corona-Infektionen bis Mitte 2021 auf über 3,7 Millionen Fälle.

 

Die Zahl der Todesopfer in Deutschland im Zusammenhang mit dem Virus beläuft sich auf mehr als 90.000 Menschen. Neben dem unmittelbaren Leid der direkt von der Krankheit Betroffenen und ihrer Angehörigen hat diese Krankheit riesige gesellschaftliche und ökonomische Schäden bereits jetzt verursacht und die Auswirkungen in der Zukunft werden wohl dramatisch sein. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sagte auf einem UN-Sondergipfel zur Covid-19-Krise im Dezember 2020: »Die extreme Armut nimmt zu; es droht eine Hungersnot. Wir stehen vor der größten globalen Rezession seit acht Jahrzehnten«.

 

Dass wir in dem neuen Buch den Blick in erster Linie auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Kulturbereich in Deutschland richten, geschieht immer mit dem Wissen, dass diese Pandemie weltweit katastrophale Auswirkungen hat. Der Kulturbereich in Deutschland gehört zu den Leidtragenden, aber wir wissen auch, dass in vielen Ländern der Kulturbereich noch existentieller als bei uns betroffen ist, weil spezifische Unterstützungen dort gänzlich fehlen.

 

Der Kulturbereich in Deutschland, das wird in dem Sammelband deutlich, ist sehr unterschiedlich von den Maßnahmen gegen die Pandemie betroffen. Besonders der bereits am 22. März 2020 einsetzende erste Lockdown erwischte uns kalt. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns gar nicht vorstellen, dass man den Kulturbereich, die Theater, Konzerthäuser, die Museen und Bibliotheken, die vielen kulturwirtschaftlichen Unternehmen, dauerhaft schließen könnte.

 

Besonders die Not der in diesem Sektor freiberuflich arbeitenden Menschen, unter ihnen die Künstlerinnen und Künstler, war sofort sehr groß. Aber, auch das gehört zur Wahrheit, einige wenige kulturelle Bereiche, wie zum Beispiel die Computerspielewirtschaft, waren und sind ungewollte Profiteure des Lockdowns. Was in diesem Sammelband auch deutlich wird, der Vorwurf, die Politik hätte den Kulturbereich in der Pandemie vergessen, trifft nicht zu. Es wird deutlich, dass wichtige Maßnahmen durchgesetzt werden konnten. Von der Erweiterung der zwar ungeliebten, aber trotzdem dringend notwendigen, Grundsicherung auch für Freiberufler, dem Aufsetzen der Kulturinfrastrukturprogramme Neustart Kultur I + II mit einem Fördervolumen von zwei Milliarden Euro, bis zu den Verbesserungen des Versicherungsschutzes in der Künstlersozialversicherung während der Pandemie und aktuell der Start eines Wirtschaftlichkeitsfonds und eines Ausfallfonds in einer Größenordnung von 2,5 Milliarden Euro zum hoffentlichen Wiederanfahren des Kulturbereiches in den kommenden Monaten. Alle diese Maßnahmen sind zusätzlich zu den anderen Unterstützungen, wie den Überbrückungshilfen I, II und III einschließlich der Neustarthilfe für Soloselbständige und anderen Fördermaßnahmen des Bundes und der Länder angelegt.

 

Trotz der vielfältigen Hilfen ist der Kulturbereich tief getroffen, nicht nur ökonomisch, sondern in erster Linie künstlerisch. Nicht wenige können seit einem Jahr ihren Beruf, der sehr oft eine Berufung ist, gar nicht oder nur äußerst eingeschränkt ausüben. Und auch das Kulturpublikum spürt das Fehlen der Veranstaltungen deutlich. Es ist mit den Händen zu greifen, die Gesellschaft verkümmert, weil wichtige kulturelle Anregungen, kulturelle Debattenräume und auch Orte der Unterhaltung und Entspannung seit mehr als einem Jahr fast vollständig fehlen.

 

In acht Kapiteln

 

  • Kulturbereich im Aufruhr,
  • Von Musik bis Soziokultur – Die Pandemie frisst sich durch,
  • Rundfunk – mehr als nur Berichterstatter,
  • Religionsgemeinschaften als Kulturorte,
  • Die Kommunen, unmittelbar betroffen,
  • Hilfen der Länder,
  • Der Bund ist gefordert,
  • Grenzüberschreitend – Corona und Europa

 

lassen wir die letzten 15 Monate Corona vs. Kultur in dem Sammlband Revue passieren. In den Beiträgen kommen die verschiedenen Phasen der Pandemie, angefangen vom ersten Lockdown bis zu den Öffnungsstrategien im Sommer 2021, zum Ausdruck.

 

Dieses ist der erste Band der Corona-Chroniken, im kommenden Jahr wird der zweite Band erscheinen, hoffentlich dann mit der Überschrift: The show goes on.

 

Ich weiß, die letzten eineinhalb Jahre waren für alle sehr schwer. Gerade deswegen ist es wichtig, diese Zeit zu betrachten, damit wir die richtigen Schlüsse aus der Krise ziehen können. Der Kulturbereich darf, davon bin ich fest überzeugt, nicht noch einmal so unvorbereitet in eine solche Krise fallen.

 

Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit. Bleiben Sie gesund.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
Twitter: olaf_zimmermann

 

 

PS. Der nächste kulturpolitische Wochenreport erscheint am 28. August.

 


 

Neuerscheinung: Die Corona-Chroniken Teil 1 – Corona vs. Kultur in Deutschland

 

Der Kulturbereich wurde tief von der Corona-Pandemie getroffen. Er leidet unter extremen Einschränkungen durch die Schutzmaßnahmen. Viele Kultureinrichtungen waren und sind vollständig oder teilweise geschlossen. Besonders die freiberuflich arbeitenden Künstlerinnen und Künstler sind in Existenznot geraten.

 

Doch wie hat sich die Lage in den verschiedenen Kulturbereichen seit Beginn der Pandemie entwickelt? Welche kurz- und mittelfristigen Auswirkungen gibt es? Welche Hilfsmaßnahmen wurden bereits umgesetzt, um den Kultursektor zu unterstützen? Welche politischen und gesellschaftlichen Forderungen bestehen?

 

In acht Kapiteln blicken über 120 Autorinnen und Autoren aus Kultur, Medien und Politik auf die letzten anderthalb Jahre Corona vs. Kultur zurück.

 

Werfen Sie hier ein Blick ins Buch! 

 

Die Corona-Chroniken Teil 1 – Corona vs. Kultur in Deutschland
Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geißler
978-3-947308-32-3,
483 Seiten, 20,80 Euro

 

 

Das Buch ist natürlich auch über jede Buchhandlung vor Ort lieferbar!

 


 

Bundeswirtschaftsminister will Überbrückungshilfe III plus bis zum Ende des Jahres verlängern

 

Am 15. Juli fand ein Spitzengespräch zwischen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und dem Vorstand des Deutschen Kulturrates, Prof. Dr. Susanne Keuchel, Prof. Dr. Ulrike Liedtke, Boris Kochan, sowie dem Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, statt.

 

In dem Gespräch wurde von beiden Seiten die große Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft für das Kulturleben und für die gesamte Wirtschaft unterstrichen. Es bestand Einvernehmen, dass aus der Kultur- und Kreativwirtschaft wichtige Impulse für mehr Nachhaltigkeit ausgehen und dass hier gute Beispiele für nachhaltigen Umgang mit Ressourcen entwickelt werden.

 

Angesprochen wurden im Gespräch auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kultur- und Kreativwirtschaft. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die Überbrückungshilfen des BMWi wichtig waren und sind, um Unternehmen zu erhalten. Bisher sind aus den Programmen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zur Überbrückungshilfe, Neustarthilfe sowie November- und Dezemberhilfe über zwei Milliarden Euro an Zuschüssen an die besonders hart getroffene Kultur- und Kreativwirtschaft geflossen. Bewährt hat sich die kontinuierliche Anpassung dieses Instruments. Gleichfalls bestand Übereinstimmung, dass trotz sinkenden Inzidenzen die Kultur- und Kreativwirtschaft noch nicht über den Berg ist und daher die Überbrückungshilfe III plus bis zum Ende des Jahres verlängert werden muss.

 


 

Text der Woche: Johann Hinrich Claussen „Mediendiät – Schluss mit Dauerkonsum und Dauererregung“

 

Ein Paradox unserer Zeit lautet: Mit dem Medienkonsum nimmt auch die Medienkritik zu. Anders gesagt: Je mehr die eigene Weltsicht durch unmäßige Mediennutzung bestimmt ist, umso eher ist man geneigt, „die Medien“ für alle Übel der Gegenwart verantwortlich zu machen. Das ist ein Leiden der Corona-Zeit: Es gibt zu wenig reale Kontakte, echte Gespräche mit anderen Menschen aus Fleisch und Blut, direkte Einsichten in andere Lebenswelten und Begegnungen mit fremden Weltsichten. Stattdessen sitzt man vor Bildschirmen, liest und hört, guckt und skippt, klickt und wischt – und denkt sich: „Ach, diese schrecklichen Medien!“

 

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

Lesen Sie den Text hier!

 


 

Das Letzte…

 

Diese Woche war die analoge Eröffnung des Humboldt Forums.

 

Gleich zu Beginn wird als Kunstaktion ausgekehrt. Diese Aktion zur Eröffnung ist so widersprüchlich wie das Haus selbst. Auf der anderen Straßenseite demonstrierten lautstark die Kritiker des Museums. Ich bin mir weiterhin sehr unsicher: Wird das Experiment gelingen?

 

Der Deutsche Kulturrat befasst sich seit Jahren mit der Neuerrichtung des Berliner Stadtschlosses und der Planung des Humboldt Forums.

 

Lesen Sie die Texte in unserer Debattenreihe zum Humboldt Forum.

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