28. KW: Bundeshaushalt: Neue Akzente in der Bundeskulturpolitik

Zwischen Kunst, Kulturerbe und uralten Computern

  1. Bundeshaushalt: Neue Akzente in der Bundeskulturpolitik
  2. POKE & PEEK – am 20. Juli auf rbb24
  3. Jetzt als Video: Online-Debatte „JaAberUnd“
  4. Kulturpolitische Lesetipps für die Sommerpause
  5. Kulturportrait: Game Director Jörg Friedrich
  6. Text der Woche: „Kinder sind immer öfter online“ von Helmut Hartung
  7. Jetzt noch bewerben: Mentoring-Programm für Frauen in Kultur und Medien
  8. Zum Schluss: Meine kleinen Streifzüge durch die digitale Welt

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

gestern fand im Deutschen Bundestag die erste Lesung des Kulturetats 2025 des Bundes statt. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat bei der Vorstellung seines Etats die Akzente seiner Kulturpolitik herausgestellt.

 

Neben der Stärkung der Erinnerungskultur, hier besonders der Erinnerung an die Shoah, will er durch Investitionen in Kulturbauten die Bedeutung und Innovationskraft der Kulturorte herausstellen. Als konkrete Beispiele nannte er die Museumsinsel, die in Glanz und Gloria strahlen soll, sowie das Bauhaus, das ein Symbol für die Moderne ist und weltweite Ausstrahlung hat. Mit Blick auf die Medienpolitik kündigt er an, dass er von der Deutschen Welle, angesichts eines vorgesehenen Mittelaufwuchses, erwartet, dass sie eine gewaltige Stimme für die Freiheit ist und stärker mit arte kooperiert. Die Filmförderung soll verstärkt werden. Mit Blick auf die Regulierung von KI sieht er die europäische Ebene in der Pflicht.

 

In der Debatte wurde er von der kulturpolitischen Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Katrin Göring-Eckardt, MdB und von Anna Lührmann, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) mit Blick auf die angekündigte Plattformabgabe daran erinnert, dass es hierzu offenbar noch erheblichen Abstimmungsbedarf in der Bundesregierung gibt. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) lehnt eine Digitalsteuer für große Technologie-Konzerne ab. Sie sagte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, man sollte nicht über mehr, sondern über weniger Handelshemmnisse sprechen. Gleichzeitig müsse man die Wettbewerbsbedingungen für deutsche und europäische Digitalunternehmen verbessern, damit sie im internationalen Wettbewerb eine Chance haben. Hier scheint es noch erheblichen Abstimmungsbedarf in der Bundesregierung zu geben.

 

Geplante Etataufwüchse (Auswahl):

 

  • Stärkung Medienkompetenz 300.000 auf 700.000 Euro
  • Filmförderung von 47 Mio. auf 73 Mio. Euro
  • Aufwuchs für Kulturbauten um 50 Mio. Euro
  • Deutsche Welle um 15 Mio. Euro

 

Folgende Etatabsenkungen sind geplant (Auswahl):

 

  • Erwerb, Rückführung von Kulturgut, Absenkung von 1,6 Mio. auf 968.000 Euro
  • Förderung geflüchtete Medienschaffende von 4 Mio. auf 3,6 Mio. Euro
  • Digitalisierung von 7 Mio. auf 5,8 Mio. Euro
  • Kulturelle Vermittlung von 1,9 Mio. auf 1,5 Mio. Euro
  • Provenienzrecherche von 13 Mio. auf 11 Mio. Euro
  • Kulturelle Einrichtungen Berlin von 59 Mio. auf 56 Mio. Euro
  • Aufarbeitung Kolonialismus von 3,6 Mio. auf 2 Mio. Euro
  • Streichung Kulturpass

 

Erste Pressestimmen zur Reaktion des Deutschen Kulturrates auf den Etatentwurf des Kulturstaatsministers (Auswahl):

 

 

Es ist gut, dass der aktuelle Haushaltsentwurf des Kulturstaatsministers unter dem Strich einen kleinen Aufwuchs gegenüber dem Haushaltsentwurf der Vorgängerregierung aufweist.

 

Es ist richtig und dringend notwendig, dass Kulturbauten saniert werden. Hier stellt sich allerdings die Frage, ob hierzu die Mittel aus dem milliardenschweren Investitionspaket des Bundes oder aus dem eigenen Etat des Kulturstaatsministers kommen.

 

Es ist positiv, dass die Deutsche Welle einen Mittelaufwuchs erhalten soll. Im Sinne der Programmautonomie liegt es allerdings in Verantwortung der Deutschen Welle selbst zu entscheiden, mit welchen Sendern Kooperationen verstärkt werden und mit welchen nicht.

 

Es ist sehr verdienstvoll, dass über eine Abgabe von großen Technologie-Plattformen gesprochen wird. Hier wird es aber wichtig sein, mit einer gemeinsamen Haltung in der Bundesregierung aufzutreten und sicherzustellen, dass eine solche Abgabe wirklich den kulturellen Inhaltslieferanten zugutekommt. Ein erster schnell umzusetzender Schritt wäre, die Technologie-Konzern, die künstlerische Werke nutzen und verbreiten, konsequent zur Künstlersozialabgabe heranzuziehen, das würde alle abgabepflichtigen Unternehmen, wie z.B. Galerien und Verlage, entlasten und dadurch letztlich die Künstlersozialkasse stärken.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des
Deutschen Kulturrates

 

PS. Ab morgen bin ich im Urlaub. Der nächste kulturpolitische Wochenreport erscheint deshalb erst am 08. August. Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit.

 


 

2. POKE & PEEK – am 20. Juli auf rbb24

 

Wer unser spannendes Gespräch über Retro-Computer, technologische Autonomie und die kreative Demoszene verpasst hat, kann es bald nachhören:

 

Die Aufzeichnung der POKE & PEEK-Diskussion vom 30. Juni im Computerspielemuseum Berlin wird am Sonntag, den 20. Juli 2025 um 11:00 und 21:00 Uhr auf rbb24 Inforadio ausgestrahlt. Danach ist es auf beim rbb als Download abrufbar.

 


 

3. Jetzt als Video: Online-Debatte „JaAberUnd“

 

Wie gelingt digitale Teilhabe in Kultur und Medien? Darüber wurde am 25. Juni 2025 im Rahmen des bundesweiten Digitaltags diskutiert – bei „JaAberUnd“, der Debatten-Plattform von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrats.

 

Es diskutierten

 

  • Christiane Lindner, Leitung Digitales im Linden Museum Stuttgart
  • Katharina von Radowitz, Geschäftsführerin des netzwerks junge ohren
  • Çiğdem Uzunoğlu, Direktorin des Grimme-Instituts
  • Vanessa Nikolidakis, Persönliche Referentin für Strategie, Daten und KI des Amtschefs des BKM
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur

Moderation: Barbara Haack, Leitung Kommunikation Deutscher Kulturrat

 
Hier können Sie die Online-Diskussion nachhören und -sehen.

 


 

4. Kulturpolitische Lesetipps für die Sommerpause

 
Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur

 

Wie ist es um die Kunstfreiheit bestellt? Der Band versammelt Beiträge aus zehn Jahren und vermittelt dadurch einen Eindruck von den unterschiedlichen Debatten und Akzentsetzungen zur grundgesetzlich verbrieften Kunstfreiheit.

 

 

Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit

 

2015 hat die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. In 17 Nachhaltigkeitszielen hat sie konkrete Zielvereinbarungen getroffen. In diesem Sammelband wird der Frage nachgegangen, wie der Kultur- und Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können.

 

 

Mein kulturpolitisches Pflichtenheft

 

In dem Buch zeige ich welche Rahmenbedingungen die Arbeit auf der Kultur(politik)baustelle heute bestimmen, oder bestimmen sollten. Die Themenbereiche sind: Werte, Kunst, Medien, Handel, Bildung, Religion, Erinnerung, Digitales, Natur und Nachhaltigkeit.

 

 


 

5. Kulturportrait: Game Director Jörg Friedrich

 

Der Game Director Jörg Friedrich entwickelt erzählende Spiele mit Botschaft und Sinn

 

Jörg Friedrich ist Computerspielentwickler, Game-Designer und CEO von Paintbucket Games, einem der erfolgreichsten Indie-Studios Deutschlands und Teil des Saftladen Kollektivs. Paintbucket wurde 2018 von Friedrich gemeinsam mit Sebastian St. Schulz gegründet und u. a. mit dem deutschen Entwicklerpreis ausgezeichnet. Mit ihren erzählenden Computerspielen möchten die Macher von Paintbucket aktiv gegen Rassismus, Antisemitismus und jede andere Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit Zeichen setzen: »Wir legen besonderen Wert auf einen rücksichtsvollen und historisch genauen Umgang mit der Geschichte.«

 

Jörg Friedrich wurde 1976 in Heilbronn geboren und fühlte sich von Computern und Spielen schon immer magisch angezogen, auch wenn vor allem sein Vater erst einmal dagegen war: »Ich bin in den 1980ern aufgewachsen und hatte einen Nachbarn, der den ersten C 64 besaß, also den Computer, den man damals hatte. Ich war fasziniert und spielte da, so viel ich konnte. Für meinen Vater war das Teufelszeug. Das hat aber den Reiz eher noch erhöht, denn sobald ich genug Taschengeld zusammengespart hatte, das war glaube ich so mit zehn, habe ich mir einen gebrauchten C 64 besorgt, auch schon ein bisschen entwickelt, aber doch vor allem gespielt.«

 

Das Kulturportrait wurde geschrieben von Ursula Gaisa, 
Chefin vom Dienst der neuen musikzeitung (nmz).

 

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6. Text der Woche: Kinder sind immer öfter online – Bis 2033 soll sich auch KiKA in eine Streaming-Plattform wandeln

 

Der reformierte Medienstaatsvertrag, der am 1. Dezember 2025 in Kraft treten soll, sieht u. a. die Überleitung von linearen Angeboten in Online-Angebote vor. Zu diesen Angeboten zählt der KiKA, der Kindersender von ARD und ZDF, der bis spätestens 2033 nicht mehr als klassischer Fernsehsender verbreitet werden soll.

 

Der Zeitpunkt dieser Überführung orientiert sich, so die Erläuterung im Staatsvertrag, an der konkreten Nutzung des Angebotes durch Kinder von 3 bis 13 Jahren. Wenn innerhalb eines Jahres mehr Kinder beim KiKA die Telemedienangebote von ARD oder ZDF anstelle des linearen TV-Programms konsumieren, ist die Zeit für eine ausschließliche Online-Präsenz des Kinderprogramms gekommen.

Doch so weit ist es noch nicht, auch wenn bei Kindern eigene Handys oder auch Notebooks immer mehr zum Alltag gehören. Nach Angaben der ARD-Medienforschung haben 2022 lediglich 0,3 Prozent der Kinder den KiKA ausschließlich online genutzt. Über Online und lineares Programm zusammen nutzten bereits 63,6 Prozent den Kindersender, und über den Fernseher schalteten ihn nur noch 36,2 Prozent an. Wie aktuelle Studien zeigen, verändern sich die Sehgewohnheiten rasant.

 

Helmut Hartung ist Chefredakteur von medienpolitik.net

 

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7. Jetzt noch bewerben: Mentoring-Programm für Frauen in Kultur und Medien

 

Der Deutsche Kulturrat ruft engagierte Frauen aus dem Kultur- und Medienbereich auf, sich jetzt noch für das Mentoring-Programm „Frauen in Kultur und Medien“ zu bewerben. Ziel des Programms ist es, qualifizierte Frauen auf ihrem beruflichen Weg in Führungspositionen zu stärken und gezielt zu fördern.

 

Das Programm richtet sich an aufstrebende weibliche Fach- und Führungskräfte aus allen Sparten der Kultur- und Medienbranche. In einem strukturierten Mentoring-Prozess stehen erfahrene Mentorinnen und Mentoren den Teilnehmerinnen zur Seite, geben Orientierung, öffnen Netzwerke und unterstützen sie bei ihrer Karriereentwicklung.

 

Nutzen Sie das kommende Wochenende, um Ihre Bewerbung einzureichen.  

 

 

Bewerbungsschluss ist der 14. Juli 2025.

 

Noch ist Zeit, sich auf einen der begehrten Plätze zu bewerben – ein Schritt, der neue Möglichkeiten für die eigene berufliche Laufbahn setzen kann.

 

Senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bitte an folgende Adresse: ed.ta1763220676rrutl1763220676uk@tp1763220676ihedp1763220676o.a1763220676

 


 

8. Zum Schluss: Meine kleinen Streifzüge durch die digitale Welt

 

Über das große Interesse an dem Schwerpunkt „Verpixelte Welt – Von alten Computern und neuer Kunst“ in der aktuelle Politik & Kultur freue ich mich sehr. Viele Fragen haben mich erreicht: Was ist POKES und PEEKS?, Was sind SPRITES? und, und, und? Hier versuche ich einige kurze Antworten zu geben.

 

 

 

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