KW 16: Weltpolitik ist auch Kulturpolitik, Unterstützungen für die Ukraine aus dem Kulturbereich, Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte im Kulturbereich, …

... Neuer Kulturbeirat der EKBO, 8. Kulturpolitische Jahrestagung der FES, Save the Date: Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration + Fachtagung „Frauen in Führung“, Theos Kurzschluss 2.0, Text der Woche, Personalia

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Reisen verändert den Blick, sagt man. Und weit reisen verändert die eigene Position dementsprechend hoffentlich auch etwas weiter. Eine meiner Schwestern ist schon vor einigen Jahrzehnten nach Australien ausgewandert. Jetzt konnte ich sie, nach zwei quälend langen Coronajahren, wieder einmal besuchen.

 

Australien ist weit weg vom Krieg in der Ukraine. Weit weg von Europa, mit seinen kleinen, großen und jetzt sogar wieder kriegerischen Konflikten und ist doch weltpolitisch so nahe. Und Australien hat, wie wir in Europa, auch Angst. Angst, nicht vor Russland, sondern vor dem großen Nachbarn China. Australien rüstet deshalb massiv auf.

 

Die USA haben mit Großbritannien und Australien ein neues Sicherheitsbündnis für den Südpazifik unter dem Namen AUKUS gegründet. Australien hat gerade bei seinen Sicherheitspartnern nuklearbetriebene U-Boote bestellt und plant an seiner Ostküste zur militärischen Abschreckung im Indopazifik, einen neuen Militärstützpunkt für Atom-U-Boote aufzubauen.

 

Die EU ist bei der sich anbahnenden Eskalation im Indopazifik bisher nicht eingebunden. Nur Frankreich leckt noch seine Wunden, weil die Australier nicht seine U-Boote kaufen wollen, sondern den USA und England den Vorzug gaben.

 

Weltpolitik ist seit vielen Jahrzehnten fast ausschließlich Wirtschaftspolitik und nur selten Sicherheitspolitik und schon gar keine Kulturpolitik. Mit wem ich gute Geschäfte machen, mit dem kann ich friedlich zusammenleben, so die Devise. Kulturelle und soziale Fragen rückten bei diesen Betrachtungen regelmäßig in den Hintergrund.

 

Seinen deutlichsten Ausdruck für diese Ideologie findet man in den vielen in den letzten Jahren abgeschlossenen sogenannten Freihandelsabkommen. Deutlich mehr als 200 solcher internationaler Handelsvereinbarungen hat die Welthandelsorganisation verhandelt und abgeschlossen. Aber haben sie die Welt sicherer gemacht? Haben sie die Welt gerechter gemacht?

 

Der Krieg mitten in Europa, die entstehenden Konflikte im Pazifik, das Rumoren in Afrika und anderswo zeigen, dass Handelspolitik allein zu kurz greift. Wir brauchen endlich eine ganzheitlichere Sicht auf die Dinge, die nicht nur die Ökonomie in den Mittelpunkt stellt.

 

Kulturelles Wissen über unsere Freunde und über unsere Feinde in der Welt sind für unser Zusammenleben oftmals wichtiger als die meist auf den eigenen Vorteil aufgebauten Handelsabkommen. Das heißt, wir brauchen in der Zukunft wieder mehr Spezialisten für die Kulturen der Anderen und weniger Geschäftemacher.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

Ukraine: Unterstützungen aus dem Kulturbereich

 

Wir stellen auf unserer Website unter www.kulturrat.de/ukraine gebündelte Informationen aus dem Kultur- und Medienbereich zum Krieg in der Ukraine zusammen. Die Seite informiert über aktuelle Maßnahmen aus dem Kulturbereich, Spendenaufrufe und Unterstützungsmaßnahmen. Staatliche wie auch zivilgesellschaftliche Förderer aus allen kulturellen Bereichen werden dabei von uns in den Blick genommen.

 

Die Solidarität und die Hilfsbereitschaft aus dem Kultur- und Medienbereich für die Ukraine ist sehr groß. Es gibt zahlreiche Aktionen und Initiativen, die Hilfe für die in Not geratene Kulturszene und Kultureinrichtungen organisieren und Hilfe für geflüchtete Menschen aus dem Kulturbereich anbieten. Auf unserer Website machen wir das sichtbar und bieten damit denjenigen, die Hilfe brauchen und denjenigen, die sich engagieren wollen, einen Anlaufpunkt. Die Seite wird kontinuierlich erweitert und aktualisiert. Selbstverständlich werden auf dieser Seite auch die Unterstützungsmöglichkeiten für Kulturschaffende aus Russland aufgeführt, die mutig dem Regime in Moskau die Stirn bieten.

 

Themenbereiche:

 

 

Der Deutsche Kulturrat ruft auch weiterhin Kulturverbände und Kulturorganisationen, die ihrerseits Hilfe und Unterstützung anbieten, auf, dies uns mitzuteilen, damit die Informationen möglichst schnell und unkompliziert vielen Menschen zugänglich gemacht werden. Melden Sie uns Ihre Informationen unter ed.ta1713526039rrutl1713526039uk@ts1713526039op1713526039.

 


 

Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte im Kulturbereich: Start der 6. Runde

 

Jetzt online: Ausschreibung für hoch qualifizierte, weibliche Mentees, die im Kultur- und Medienbereich eine Führungsposition anstreben

 

Der Deutsche Kulturrat startet die sechste Ausschreibungsrunde des bereits etablierten Mentoring-Programms im Kultur- und Medienbereich: Hoch qualifizierte Künstlerinnen und Kreative, die bereits vielfältige Berufsstationen absolviert haben und nun eine Führungsposition beziehungsweise eine bessere Sichtbarkeit anstreben, können sich für das bundesweite 1:1-Mentoring-Programm bewerben.

 

Den auszuwählenden Mentees werden in dieser Runde 29 Mentorinnen und 5 Mentoren an die Seite gestellt, die als Kreative, Akteurinnen und Akteure der Kreativwirtschaft oder anderer Kultureinrichtungen in ihrem Fach exzellent sind. Sie alle verfügen über ein weit gespanntes Netzwerk und wollen ambitionierte Frauen gern an ihrem Know-How partizipieren lassen. Die insgesamt 34 Mentorinnen und Mentoren kommen aus den Bereichen: Literatur, Oper, Design, Kommunikation, Theater, Musik, Tanz, Bildende Kunst, Bibliotheks- und Stiftungswesen, Museum, Kulturelle Bildung, Fernsehen, Beratung, Kulturmanagement sowie der Kulturverwaltung.

 

In den ersten fünf Runden gingen bereits 130 Tandems an den Start. Es bewarben sich in jeder Runde 250 bis 350 ambitionierte Frauen auf dieses Programm, was ein Beleg dafür ist, dass sich karrierebewusste Frauen von diesem Angebot einen positiven Effekt versprechen und ihr Führungs- und Gestaltungswille in allen Kultursparten stark ausgeprägt ist. Das Mentoring-Programm ist einer der Arbeitsschwerpunkte des Projektbüros „Frauen in Kultur & Medien“ des Deutschen Kulturrates, das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziell unterstützt wird.

 

  • Bewerbungsschluss ist der 31. Mai 2022.
  • Im September/Oktober starten die Tandems dieser sechsten Runde.
  • Das Mentoring-Programm läuft jeweils über sechs Monate.
  • Die Ausschreibung finden Sie hier.

 


 

Kulturbeirat der EKBO gegründet

 

Neuer Kulturbeirat der EKBO tagt zweimal im Jahr: „Eine gemeinsame Stimme von Kultur und Kirche zu kulturpolitischen Fragestellungen“

 

Am Dienstag, den 5. April 2022, trat der neu berufene Kulturbeirat der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Der Beirat aus 41 Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur und Kirche tagt zweimal im Jahr zu gemeinsamen Fragestellungen und Handlungsfeldern von Kultur und Kirche. Darüber hinaus dient er der Information und Beratung des Bischofs und der Kirchenleitung in kulturellen und kulturpolitischen Fragen.

 

Die konstituierende Sitzung des im November 2020 berufenen Kulturbeirats der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) fand am 5. April 2022 in der Kulturkirche St. Matthäus im Berliner Kulturforum statt. In seinem Eingangsstatement betonte Bischof Dr. Christian Stäblein die fundamentale Bedeutung der Kultur für das kirchliche Leben. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats Olaf Zimmermann betonte umgekehrt die Bedeutung der Kirche für das kulturelle Leben in Deutschland und die daraus folgende kulturpolitische Verantwortung.

 

Bischof Christian Stäblein: „Kultur ist das Wasser, in dem Religion schwimmt, ohne das es keine einzige religiöse Lebensäußerung gäbe. Kultur ist immer und immer schon. Sie ist kein Akzidenz für kirchlich-kulturell besonders Interessierte. Sie ist ein Essential, der Boden, die Luft.“ – „Wahrnehmen, beraten, positionieren“ sei die Aufgabe des Kulturbeirats. Es müsse eine gemeinsame Stimme von Kirche und Kultur auch zu kulturpolitischen Fragen geben.

 

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats: „Die Kirche kann eine wichtige Verbündete für die Interessen der Künstlerinnen und Künstler unseres Landes sein. Schon 2007 haben wir als Deutscher Kulturrat darauf hingewiesen, dass die Kirchen nicht nur mit Blick auf Kirchenmusik und Architektur, sondern auch in ihren pädagogischen und diakonischen Aufgaben zu den wichtigen Kulturträgerinnen des Landes gehören. Damit kommt ihnen auch eine besondere kulturpolitische Verantwortung zu, die sie auch wahrnehmen sollten.“

 

Weitere Informationen finden Sie hier.

 


 

Kultur für alle? – 8. Kulturpolitische Jahrestagung der Friedrich-Ebert-Stiftung

 

Wir durchleben gerade zutiefst verstörende und verunsichernde Zeiten – Krieg, Pandemie, Klimawandel, zunehmende gesellschaftliche Ungleichheiten und Fragmentierungen –, für deren gleichzeitige Bewältigung wir aktuell wenig Antworten haben. Kunst & Kultur können in Krisenzeiten unterstützen und die großen Verunsicherungen erzähl-, greif- und somit bewältigbarer machen.

 

Kulturschaffende stoßen mit ihren Arbeiten insofern auch immer gesellschaftliche Wandlungsfähigkeit an. Zu dieser Wandlungsfähigkeit gehört immer auch die Selbstbefragung: „Wen erreichen wir eigentlich mit unseren kulturellen Angeboten? Wer macht Kultur für wen? Wer kann sich im „Kulturmachen und – vermitteln“ beteiligen, wer nicht?“

 

Auf der 8. Kulturpolitischen Jahrestagung der Friedrich-Ebert-Stiftung – die in hybrider Form stattfindet – werden diese Fragen aufgegriffen und diskutiert, wie das Credo „Kultur für alle“ den aktuellen kulturpolitischen und sozialen Herausforderungen gerecht werden kann.
 
Unter anderem mit:

 

29. April: 15.00 – 16.30 Uhr Parallele Kulturpolitische LABS

Lab II Die soziale und wirtschaftliche Lage von Kulturschaffenden verbessern – Stand und Aufgaben der Zukunft

RAUM 122  mit

 

  • Paulina Czienskowski, Bloggerin, Journalistin, Schriftstellerin
  • Diane Izabiliza, Filmemacherin, Co-Leitung des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung
  • Simona Koß, MdB, stellvertretende Vorsitzende der AG Kultur und Medien der SPD-Bundestagsfraktion, ehrenamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde Prötzel
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat
  • Moderation: Peter Grabowski, der kulturpolitische Reporter

 

 


 

Save the Date: Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration

 

Wann: Donnerstag, den 02.06.2022, 10.00 bis ca. 16.00 Uhr
Wo: Tagungszentrum Hotel Aquino, Hannoversche Str. 5B, 10115 Berlin

 

Im März 2020 formulierten die Mitglieder der Initiative kulturelle Integration die Resolution „Gegen Rassismus und Ausgrenzung! Für Zusammenhalt in Vielfalt!“. Mit Bezug auf die These 15 „Kulturelle Vielfalt ist eine Stärke“ werden wir uns bei der fünften Jahrestagung „Zusammenhalt gegen Rassismus“ eingehend mit dem Thema Rassismus beschäftigen. Die Kulturwissenschaftlerin und Autorin Dr. Mithu M. Sanyal und der Soziologe und Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani werden am Vormittag den Rahmen für das Tagungsthema setzen. Der Nachmittag ist dann der vertiefenden Diskussion in Workshops gewidmet.

 

Nähere Informationen folgen in Kürze!

 


 

Theo Geißler: Theos Kurzschluss 2.0 – 40 weitere Streitschriften zu Politik und Kultur

 

In 40 weiteren, ursprünglich 2017 bis 2022 in Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, erschienenen Glossen erweist sich Theo Geißler einmal mehr nicht nur als feinsinniger Beobachter und Wortschöpfer, sondern auch als Visionär. Die Umbrüche, die durch die Digitalisierung in der Gesellschaft entstehen, die Veränderungen in Kunst, Kultur und Medien, aber auch in der Gesellschaft insgesamt, besonders in Zeiten der Pandemie, ziehen sich als roter Faden durch die Artikel. Theo Geißler legt den Finger in Wunden, immer auf der Suche nach dem, was faul ist im Staate.

 

Theo Geißler „Theos Kurzschluss 2.0 – 40 weitere Streitschriften zu Politik und Kultur“

 

Hrsg. von Olaf Zimmermann
Paperback, Conbrio-Verlag 2022, 200 Seiten,
ISBN: 978-3-949425-01-1, € 12,80

 


 

Save the Date: Fachtagung „Frauen in Führung“

 

Der Deutsche Kulturrat lädt am 27. und 28. Juni zur Fachtagung „Frauen in Führung“ ein.

 

Fünf Jahre nach Erscheinen der Kulturrats-Studie „Frauen in Kultur und Medien“ soll reflektiert werden, inwiefern sich die Situation von Frauen im Arbeitsmarkt Kultur und Medien geändert hat: Stehen andere Wirtschaftsbereichen bzw. Sektoren mit Blick auf Frauen in Führungspositionen besser dar? Was sind die Anforderungen an moderne Führung? Welche Wirksamkeit haben Frauennetzwerke und inwieweit ebnet Mentoring Frauen den Weg in Führungspositionen?

 

Auch die Feminisierung des Arbeitsmarktes soll diskutiert werden: Was bedeutet es, wenn in Segmenten von Kultur und Medien vor allem Frauen tätig sind bzw. Ausbildungen absolvieren? Wie können strukturelle Veränderungen hin zu mehr Heterogenität insgesamt und vor allem in der Führung erreicht werden?

 

Die Tagung findet analog statt: Villa Elisabeth, Invalidenstraße 4a in Berlin-Mitte.

 

Nähere Informationen folgen in Kürze!

 


 

Text der Woche: Reem Alabali-Radovan „Agenda für ein modernes Einwanderungsland“

 

„Uns verbindet das Verständnis von Deutschland als vielfältige Einwanderungsgesellschaft“ heißt es in der Präambel des Koalitionsvertrages der neuen Regierungsparteien. Noch nie in der Geschichte Deutschlands haben sich die Partner einer neuen Bundesregierung so klar zum Einwanderungsland Deutschland bekannt. Damit werde der „gesellschaftlichen Wirklichkeit Rechnung“ getragen, heißt es weiter. Zu Recht! Denn Einwanderung, kulturelle Vielfalt, Integration – das waren und sind in der Geschichte unseres Landes der Normalfall. Mitten in Europa gelegen, prägt Einwanderung unser Land seit Jahrhunderten: von den Hugenotten im 17. Jahrhundert über die Ruhrpolen im 19. Jahrhundert, die „Gastarbeiter“ und „Vertragsarbeiterinnen“ ab den 1950er Jahren, die Aussiedlerinnen und Spätaussiedler bis hin zu EU-Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit. Das ist Teil unserer Geschichte, aber lange hat sich Deutschland nicht als Einwanderungsland begriffen, obwohl das längst Realität war.

 

Reem Alabali-Radovan ist Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Am 23. Februar 2022 wurde sie zudem vom Bundeskabinett zur Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus berufen.

 

Lesen Sie den Text hier!

 


 

Personalia

 

KulturGutSchrift. Der Sprecherrat des Deutschen Kulturrates hat mir zu meinem 25.-jährigem Dienstjubiläum ein Unikat-Buch geschenkt. Mit Beträgen von Mathias Burkart, Kai Ehlert, Marc Grandmontagne, Joachim Reiss, Christian Höppner, Andreas Kämpf, Karl Karst, Susanne Keuchel, Boris Kochan, Ulrike Liedtke, Mara Michel, Regine Möbius, Manfred Nawroth, Dagmar Schmidt, Robert Staats und Wolfgang Suttner. Das hat mich sehr gefreut. Hier können Sie ein Blick in das Buch werfen.

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