KW 4: Fehlerfrei, Bundesregierung stellt Kulturampel auf Grün, Israel: Schwerpunkt in der P&K, …

Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland, zur Person ..., Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

man soll aus Fehlern lernen, ist sicher einer dieser frommen Wünsche, die überhaupt nichts mit unserer heutigen Realität zu tun haben. Richtig müsste es heißen, man darf keine Fehler machen. Punkt.

 

Unser alter und vermutlich neuer Bundespräsident ist ein Paradebeispiel dafür. Er darf noch einmal fünf Jahre unser Bundespräsident sein, weil, so hört man es aus der Politik und den Medien, er in seinem Amt keine Fehler gemacht hat. Armin Laschet hat im Wahlkampf einen Fehler gemacht und an der falschen Stelle gelacht.

 

Diesem Fehler seines Konkurrenten hat Olaf Scholz unter anderem sein Amt zu verdanken. Schon im Wahlkampf und jetzt auch als Bundeskanzler toppt er noch unsere alte Bundeskanzlerin mit seiner emotionslosen Art Politik zu machen, weil, so meine These, jede Form von Emotion die Fehlerwahrscheinlichkeit erhöht und ihn damit angreifbar macht.

 

Besonders eindrücklich kann man das Wüten der Fehlerfeinde in den sozialen Netzwerken sehen. Was können sich Menschen schadenfroh erfreuen und sich ihrer eigenen Bildung rühmen, wenn sie in einem Tweet von irgendjemandem einen Grammatikfehler finden oder an der fehlerhaften Interpunktion rummäkeln können.

 

Die Streber aus der ersten Bank in meiner Schulzeit haben sich gesellschaftlich durchgesetzt.

 

Auch im Kulturbereich gibt es immer weniger Fehlertoleranz. Ob eine Theaterintendantin oder ein Festspielleiter, keine Fehler sind erlaubt. Sie sollen kreativ sein, sie sollen Neues wagen, aber sie dürfen dabei selbstverständlich keine Fehler machen.

 

Obsession, Ehrgeiz und eine gehörige Portion Selbstliebe, aber auch Unsicherheit und besonders die Bereitschaft ein Risiko beim Erfinden von etwas Neuem einzugehen, sind einige der Zutaten, um Kunst entstehen zu lassen.

 

Gute Künstlerinnen und Künstler sind in der Regel nicht besonders sozialverträglich. Sie machen gerade auch im Umgang mit anderen Menschen Fehler. Als Chefs sind Künstlerinnen und Künstler nicht selten eine Zumutung, aber sie sind eben auch inspirierend.

 

Selbstverständlich darf es auch am Theater und anderswo keine toxische Arbeitsatmosphäre geben und natürlich müssen besonders körperliche Übergriffe jeder Art unterbunden werden. Aber ein künstlerischer Raum ohne Spannung, ohne Emotion, ohne Streit funktioniert nicht.

Visionslos, aber fehlerfrei, darf nicht die neue Leitlinie, weder in der Politik und schon gar nicht in der Kunst, werden.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Die neue musikzeitung (nmz) hat mich gebeten zu erklären, warum in der neuen Bundesregierung die Kulturampel auf Grün gestellt wurde. Eine Überraschung war es schon, als im Koalitionsvertrag zu lesen war, dass Bündnis 90/Die Grünen in dieser Wahlperiode Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) stellen würde. Lange Zeit schien es als ausgemacht, dass, sollte die SPD den Bundeskanzler stellen, sie auch dieses Amt besetzen und mit einem Bundesminister für Kultur und Medien aufwerten wird. Lesen Sie meinen Leitartikel in der nmz hier.

 


 

Druckfrisch: Politik & Kultur 2/22 mit Israel-Schwerpunkt

 

Die Februar-Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, ist erschienen. Der Schwerpunkt der druckfrischen Ausgabe richtet den Blick auf das Thema: „Israel: Ein Kulturporträt“.

 

Weitere Themen:

 

  • Gaia-X
    Künstler und Kulturunternehmen haben nichts zu verschenken: Was soll ein Datenraum Kultur bewirken?
  • 20. Legislaturperiode
    Deutscher Bundestag: Welche Kulturziele verfolgen die kulturpolitischen Sprecherinnen und Sprecher aller Fraktionen?
  • Internationales
    Pandemie in Indien: Corona verstärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf dem Subkontinent
  • Medien
    Der Fall Telegram: Der Einfluss sozialer Netzwerke und Messengerdienste auf die Meinungsbildung steigt weiter

 

Außerdem: Kultur-MK: Isabel Pfeiffer-Poensgen im Gespräch, Coronapandemie, Deutscher Bundestag – Ausschuss für Kultur und Medien: Katrin Budde im Gespräch, Kreativwirtschaft: k3d, Allianz Freie Künste, Initiative Urheberrecht, Kunstmarkt: Brücke-Sammlung, Politische Bildung, Fall Memorial, Porträt: Claudia Schmitz

 

 

Mit dieser Ausgabe startet Politik & Kultur in das 20. Jubiläumsjahr. Die erste Ausgabe ist am 01.03.2002 erschienen.

 


 

Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland

 

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Initiative kulturelle Integration haben am 7. Oktober 2021 zum Thementag „Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland“ eingeladen.

 

Zwei Tage vor dem Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge von Halle gingen Expertinnen und Experten der Frage nach, welche Bilder von Jüdinnen und Juden in der deutschen Öffentlichkeit bestehen. Die vorliegende Broschüre bietet einen Überblick aller Fragestellungen und Diskussionen des Thementags. Mit den QR-Codes ist es möglich, die aufgezeichneten Beiträge online  nachzuverfolgen.

 

Hg. v. Doron Kiesel, Natan Sznaider und Olaf Zimmermann
ISBN 978-­3-­947308-­48-­4
60 Seiten, 3,50 Euro (inkl. Versand)

 

 


 

zur Person …

 

Neuer Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins

Seit 1. Januar ist Peter Kraus vom Cleff neuer Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Er folgte auf Alexander Skipis, dessen Vertrag nach mehr als 15 Jahren endete. Vom Cleff war mehr als 20 Jahre in verschiedenen Häusern der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck aktiv, zuletzt führte er seit 2008 als kaufmännischer Geschäftsführer den Rowohlt Verlag. Seit Jahren engagiert er sich bereits ehrenamtlich im Börsenverein. Der Vorstand habe die Nachfolge-Entscheidung einstimmig getroffen, teilt der Verband mit.

 

Dusel bleibt Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen

Das Bundeskabinett hat beschlossen, dass Jürgen Dusel der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen bleibt. »Richtschnur muss auch weiterhin die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland sein. Der Koalitionsvertrag ist in dieser Hinsicht ermutigend. Wichtig ist für mich in dieser Legislaturperiode vor allem die gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben, die Stärkung von Familien mit schwerstbehinderten Kindern und der Abbau von Barrieren vor allem in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Gesundheit. Die Verpflichtung privater Anbieter zu Barrierefreiheit ist ein Ziel, das wir weiter voranbringen müssen«, so Dusel.

 

Florian Hager wird neuer hr-Intendant

Bereits im Dezember 2021 hat der Rundfunkrat den neuen Intendanten des Hessischen Rundfunks mit 18 von 32 Stimmen gewählt. Florian Hager, derzeit stellvertretender ARD-Programmdirektor, wird sein Amt am 1. März antreten. Seine Amtszeit wurde vom Rundfunkrat auf fünf Jahre festgelegt. Der aktuelle hr-Intendant, Manfred Krupp, geht Ende Februar in den Ruhestand. 2015 wurde Hager Gründungsgeschäftsführer von funk, dem Jugendangebot von ARD und ZDF. Seit 2020 gestaltet Hager als stellvertretender Programmdirektor und Channel Manager die ARD Mediathek.

 

Neue Direktorin für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Die Theaterwissenschaftlerin Kathi Loch ist die neue Direktorin des Museums für Sächsische Volkskunst und der Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Schon seit Juni 2019 ist Kathi Loch an den SKD als Projektleiterin mit der Konzeption und Organisation des Neustarts der Puppentheatersammlung am neuen Standort betraut. Zuvor war sie seit 2010 zunächst als Dramaturgin, später als Chefdramaturgin am tjg. theater junge generation Dresden tätig.

 

Richard Peduzzi erhält Großen Kunstpreis Berlin

Der französische Architekt, Maler und Bühnenbildner Richard Peduzzi ist Preisträger des Großen Kunstpreises Berlin 2022. Peduzzi gestaltete für internationale Museen Ausstellungsräume und Präsentationen. Am 18. März wird der Preis durch die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey, und die Präsidentin der Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel, in der Akademie der Künste am Pariser Platz verliehen. Den mit 15.000 Euro dotierten Preis vergibt die Akademie der Künste im Turnus ihrer sechs Sektionen im Auftrag des Landes Berlin. Die Jury bilden die Akademie-Mitglieder Herbert Fritsch, Nele Hertling und Mark Lammert.

 


 

Text der Woche: Esther Schapira „Spaltung! Nein: Haltung!“ – ein Kommentar

 

Neue Autorin: Die freie Journalistin, Publizistin und Moderatorin Esther Schapira schreibt ab sofort regelmäßig Kommentare in Politik & Kultur. Lesen Sie den ersten Beitrag hier als „Text der Woche“.

 

F rei denken, frei reden, frei schreiben – diese großartige Freiheitsgarantie unseres Grundgesetzes wird gerade dazu genutzt, sie buchstäblich mit Füßen zu treten. „Spaziergänger“ behaupten, in einer Diktatur zu leben und fordern Freiheit und Wahrheit. Sie fordern also etwas, das sie längst haben und nutzen. Fakten aber spielen keine Rolle. Die Wut marschiert in der Überzeugung, den Volkswillen zu repräsentieren und unmaskiert die Wahrheit zu verkünden. Dieser Irrtum ist verführerisch naheliegend, denn tatsächlich stellen sich ihnen nur wenige in den Weg und handeln sich dafür, so wie die engagierten Medizinstudierenden in Dresden, sogar Ordnungsstrafen ein, während den eigentlichen Rechtsbrechern oft mit verständnisvoller Nachsicht begegnet wird.

 

Esther Schapira ist freie Journalistin, Publizistin und Moderatorin.

 

Lesen Sie den Text hier!

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