Hilfe aus Brüssel

Maßnahmen zur Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschaft

Unterprogramm MEDIA

Im Rahmen der MEDIA-Unterstützung für das Netzwerk Europa Cinemas sind Sondermaßnahmen für Kinos vorgesehen. Die Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen wurde mit einer zusätzlichen Mittelzuweisung von 5 Millionen Euro angepasst. Dieses zusätzliche Budget wird Aktivitäten zur Förderung des Kinos unterstützen, die am stärksten von der Coronakrise betroffen sind und sich auf innovative Marketingstrategien beziehen. Die laufende Zuschussvereinbarung mit Europa Cinema für Aktivitäten, die im Jahr 2021 durchgeführt werden, wurde dahingehend geändert, dass eine zusätzliche Vorfinanzierung in Höhe von rund 6,2 Millionen Euro gezahlt wird. Dies wird es dem Netzwerk ermöglichen, einen Teil des Zuschusses vorzuschießen, den die Kinos nach dem Ende des Aktionszeitraums erhalten werden.

 

Erhöhte Flexibilität für die CCS-Bürgschaftsfazilität

Nach Forderungen des Europäischen Parlaments hat die Kommission zusammen mit dem Europäischen Investitionsfonds eine Reihe von Anpassungen der Garantiefazilität für den kulturellen und kreativen Sektor (CCS GF) festgelegt, um mehr Flexibilität bei der Rückzahlung von Darlehen zu ermöglichen, den Finanzinstitutionen mehr Sicherheit zu geben und den Aufbau eines Darlehensportfolios fortzusetzen. Diese Änderungen sollten die CCS GF flexibler machen und an die Reaktion auf die gegenwärtige Krise anpassen.

 

Programm Erasmus+

Im Anschluss an die Überarbeitung des Jahresarbeitsprogramms Erasmus+ 2020 hat die Europäische Kommission am 25. August 2020 zwei neue Ausschreibungen veröffentlicht. Sie stellen jeweils 100 Millionen Euro zur Verfügung, um auf die bildungspolitischen Herausforderungen zu reagieren, die sich aus der Corona-Pandemie ergeben. Eine dieser Ausschreibungen, der Aufruf zu »Partnerschaften für Kreativität«, wird Projekte in den Bereichen Jugend, Schulbildung und Erwachsenenbildung unterstützen. Ziel des Aufrufs ist es, Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, die die Kreativität fördern und die Qualität, Innovation und Anerkennung der Jugendarbeit steigern.

 

Plattformen für den Wissensaustausch

Die Kommission richtete zwei Plattformen ein, um den Austausch von Herausforderungen und Lösungen auf EU-Ebene im Zusammenhang mit den Auswirkungen von Corona auf den Kultur- und Kreativsektor zu unterstützen. Die Plattform für die EU-Mitgliedstaaten, die am 24. April 2020 ins Leben gerufen wurde, ermöglicht den Vertretern der EU-Kulturministerien den Austausch bewährter Praktiken. Die zweite Plattform, Creatives Unite, die am 5. Mai 2020 ins Leben gerufen wurde, hilft Menschen im kulturellen und kreativen Sektor, Informationen und Lösungen leichter auszutauschen. Sie bietet Zugang zu einer Vielzahl vorhandener Ressourcen und zahlreichen relevanten Netzwerken und Organisationen sowie einen kuratierten Raum, in dem Beiträge zur gemeinsamen Lösungsfindung erstellt und hochgeladen werden können. Die Plattform ist im Rahmen des von der Europäischen Union kofinanzierten Creative FLIP-Pilotprojekts angesiedelt.

 

Kampagne #CreativeEuropeAtHome

Viele Aktivitäten, die im Rahmen des Programms Creative Europe durchgeführt werden, können aufgrund der von den Regierungen auferlegten Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus nicht wie geplant stattfinden. Die Begünstigten des Creative Europe-Programms wurden gebeten, ihre Kunstwerke online zu präsentieren. Ziel ist es, großartige kulturelle Online-Aktivitäten der gesamten Creative- Europe-Gemeinschaft hervorzuheben – verfügbar für Kulturliebhaber, die derzeit zu Hause festsitzen.

 

Temporärer Rahmen für staatliche Beihilfemaßnahmen

Der temporäre Rahmen für staatliche Beihilfemaßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft in der aktuellen Coronakrise bezieht sich ausdrücklich auf die Kultur als einen Sektor, der besonders betroffen ist. Dieser Rahmen ermöglicht es den Mitgliedstaaten, die volle Flexibilität, die in den Vorschriften für staatliche Beihilfen vorgesehen ist, zu nutzen, um die Wirtschaft in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen. Die Mitgliedstaaten können Unternehmen eine Entschädigung für Schäden gewähren, die durch den Ausbruch von Corona entstanden sind und direkt durch diesen Ausbruch verursacht wurden. Darüber hinaus können die Mitgliedstaaten den Verbrauchern direkt finanzielle Unterstützung gewähren, z. B. für stornierte Tickets oder Eintrittskarten, die von den betroffenen Betreibern nicht erstattet werden.

 

Hier in Brüssel werden wir weiter daran arbeiten, die Voraussetzungen zu schaffen, dass sich der europäische Kultur- und Kreativsektor erholen kann. Dazu müssen wir unsere Kräfte bündeln. Kultur ist systemrelevant. Literatur, Kunst, Musik, Tanz, Poesie – all dies hat den Menschen in Europa geholfen, die bisherigen Monate der Pandemie zu überstehen, in denen die sozialen Kontakte streng begrenzt waren.

 

Ich freue mich über kreative Köpfe in ganz Europa und verweise auf all die Künstler, die ihre Kreativität nutzen, um Botschaften der Hoffnung zu vermitteln. Menschen zusammenzubringen, zu inspirieren, zu beruhigen, zu unterhalten und Kreativität zu teilen: Das sind die Kräfte von Kunst und Kultur, deren Bedeutung für uns alle während der Corona-Pandemie nachdrücklich unterstrichen wurde. Kultur ist nicht selbstverständlich, im Gegenteil. Wir müssen weiterhin lautstark auf die Macht der Kultur aufmerksam machen. Der Einsatz wird sich lohnen, davon bin ich fest überzeugt.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 2/2021.

Sabine Verheyen
Sabine Verheyen ist Vorsitzende des Kulturausschusses des Europäischen Parlamentes.
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