Kulturelle Bildung an der Volkshochschule

Kulturzentrum Volkshochschule
Mit ihrem Angebot im Programmbereich Kultur – Gestalten und auch darüber hinaus versteht sich die Volkshochschule als Ort für Kultur: Neben Exkursionen zu lokalen oder regionalen Kulturinstitutionen, die häufig mit einem „Blick hinter die Kulissen“ verbunden sind, organisieren Volkshochschulen eigene Kulturveranstaltungen wie Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Theater- oder Kinoabende. Je nach Thematik sind diese Veranstaltungen in unterschiedlichen Programmbereichen angesiedelt, etwa Ausstellungen zu Themen der Zeitgeschichte im Bereich der politischen Bildung oder fremdsprachige Kinofilme im Bereich „Sprachen“. Für Kulturveranstaltungen im Programmbereich Kultur – Gestalten können häufig regional oder überregional bekannte Künstlerinnen und Künstler gewonnen werden. Daneben bietet die Volkshochschule ein Forum etwa für eine Ausstellung mit Werken aus VHS-Kursen oder für den Auftritt eines VHS-Chors oder -Orchesters. In struktur-schwachen ländlichen Räumen ist die Volkshochschule oft der einzig verbliebene Ort öffentlicher Kulturpraxis.

 

Trends und Tendenzen im Programmbereich „Kultur – Gestalten“
Die praktisch-kreativen Angebote stellen den größeren Teil des Programmbereichs „Kultur – Gestalten“ dar; eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren verstärkt hat. Sie basiert auf einer zunehmenden Produkt-, Prozess- und Erlebnisorientierung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie auf einem allgemeinen „Do It Yourself“-Trend, den Volkshochschulen aufgreifen. Auch andere gesellschaftliche Entwicklungen oder Trends spiegeln sich im VHS-Angebot wider und lassen sich an der VHS-Statistik ablesen. So war beispielsweise das Fachgebiet „Medienpraxis“ 2016 doppelt so groß wie zehn Jahre zuvor: Mit der zunehmenden Verbreitung der Digitalfotografie ist auch das VHS-Angebot an entsprechenden Einführungs- und Aufbaukursen gewachsen. Hinzu kommen Angebote zu weiteren digitalen Medien, etwa dem 3D-Druck, und auch MakerSpaces etablieren sich langsam an den Volkshochschulen.

 

Das Fachgebiet „Tanz“ ist in den vergangenen Jahren ebenfalls deutlich gewachsen und verzeichnet mittlerweile die meisten Teilnahmen innerhalb des Programmbereichs. Dies lässt sich auch mit dem gesellschaftlichen Megatrend „Gesundheit“ begründen, der sich nicht allein in einem stetigen Zuwachs im VHS-Programmbereich Gesundheitsbildung zeigt, sondern auch in verwandten Fachbereichen. Am zweitstärksten sind Kurse im Fachgebiet „Malen, Zeichnen, Drucktechniken“ nachgefragt.

 

Die Statistik verdeutlicht, dass Volkshochschulen flexibel agieren und mit ihrem Angebot auch im Programmbereich Kultur – Gestalten aktiv auf gesellschaftliche Entwicklungen eingehen.

 

Fächerübergreifend arbeiten, gesellschaftliche Teilhabe fördern

Es ist eine besondere Stärke der Volkshochschulen, dass ihr Programm alle Bildungsfelder umfasst. Das versetzt sie in die Lage, fachbereichsübergreifend zu arbeiten. Für diesen interdisziplinären Ansatz steht das vom Deutschen Volkshochschul-Verband entwickelte Ferienbildungskonzept „talentCAMPus“. Als Teil des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) haben Volkshochschulen in der ersten Förderphase (2013 – 2017) rund 2.000 talentCAMPus-Projekte in rund 240 Städten, Gemeinden und Landkreisen angeboten und damit bundesweit etwa 45.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren erreicht. Die talentCAMPus-Ferienbildung richtet sich an Kinder und Jugendliche aus bildungsbenachteiligten Milieus. Kulturelle Lernangebote zielen darauf ab, die Persönlichkeit zu

stärken und die eigenen Potenziale zu entfalten. Dies unterstützt den Lernerfolg auch in anderen Bereichen, wie Sprache oder Medienbildung.

 

Ziele und Zielgruppen der kulturellen Bildung an Volkshochschulen
Volkshochschulen arbeiten stetig an der (Weiter-)Entwicklung zielgruppen-spezifischer Formate, um Menschen aller gesellschaftlichen Gruppen für Angebote der Breiten- und Hochkultur zu interessieren. Das Ziel ist, Menschen durch ganzheitliches Lernen in ihrer Persönlichkeitsbildung sowie bei der Entfaltung ihrer kreativen, sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zu unterstützen. Kulturelle Bildung unterstützt die individuelle Aneignung von Kunst- und Kulturtechniken, trägt zum Verständnis von Kunst und Kultur und zum Erhalt kulturellen Wissens bei und fördert Integration und Inklusion.

Voraussetzung für ein umfassendes Angebot der Kulturellen Bildung ist allerdings eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Volkshochschulen, um soziale Selektion zu vermeiden und allen Menschen die Chance zur Teilhabe an kultureller Bildung zu geben. Die Bedeutung der „sozialen, kreativen und kommunikativen Potenziale der kulturellen Erwachsenenbildung“ hat die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ 2007 festgehalten. Volkshochschulen leisten dazu seit ihrer Gründung vor rund 100 Jahren einen wichtigen Beitrag.

 

Literatur

Deutscher Volkshochschul-Verband (Hrsg.): Die Volkshochschule. Bildung in öffentlicher Verantwortung. 2011.

 

Weitere Informationen

www.dvv-vhs.de/themenfelder/kulturelle-bildung/

www.talentcampus.de

 

Dieser Text ist zuerst erschienen auf dem Internetportal „Kultur bildet.“ des Deutschen Kulturrates im April 2018.

Ulrich Aengenvoort
Ulrich Aengenvoort ist Verbandsdirektor des Deutschen Volkshochschul-Verbandes
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