Bildung als Menschenrecht

Die bildungspolitische Arbeit der GIZ

Weltweit besuchen fast 60 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schule. Dabei ist Bildung der Schlüssel für nachhaltige Armutsbekämpfung. Sie legt das Fundament für wirtschaftliche, gesellschaftliche und individuelle Entwicklung. Und Investitionen in Bildung zahlen sich aus: Studien der Vereinten Nationen zeigen, dass im Durchschnitt jedes zusätzliche Jahr an Schulbildung zu zehn Prozent höherem Einkommen führt. Allein durch bessere Grundschulbildung kann sich außerdem in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen innerhalb von 15 Jahren das Bruttosozialprodukt um mehr als ein Viertel erhöhen.

 

Gerade die Ärmsten der Gesellschaft profitieren am meisten von Bildung, da schon durch eine abgeschlossene Grundschulbildung ihre Beschäftigungs- und Einkommenschancen erheblich steigen. Dank Bildung können sie ihre individuellen Möglichkeiten besser ausschöpfen und sind in der Lage, ihre Rechte einzufordern und wahrzunehmen. Bildung als Menschenrecht ist somit zentral für die zukunftsfähige Entwicklung eines Landes.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und anderer öffentlicher sowie privater Auftraggeber in mehr als 80 Ländern daran, den Zugang zu und die Qualität von Bildung zu verbessern. Z. B. in Afghanistan, wo trotz aller schwierigen Bedingungen große Fortschritte gelungen sind. Am Ende der Taliban-Herrschaft gingen nur etwas mehr als eine Million Jungen zur Schule, Mädchen waren weitgehend ausgeschlossen. Inzwischen besuchen mehr als acht Millionen Kinder, darunter über drei Millionen Mädchen, die allgemeinbildenden Schulen. Die GIZ hat im Auftrag der Bundesregierung seit 2002 in Afghanistan 120 Schulen und Universitäten errichtet. Darunter sind Grundschulen, weiterführende Schulen und berufsbildende Schulen. Allein mit deutscher Unterstützung im Norden des Landes können heute mehr als eine Million Kinder die Schule besuchen, die Hälfte von ihnen Mädchen. In unserer Arbeit achten wir ganz besonders darauf, dass mehr Mädchen und Frauen Zugang zu guter Bildung bekommen. Denn es sind vor allem die besser ausgebildeten Frauen, die sich durch ein höheres Haushaltseinkommen besser um die Gesundheit ihrer Familien kümmern können und sich für eine gute Ausbildung ihrer Kinder einsetzen.

 

Darüber hinaus ist bei alledem wichtig, dass die Qualität des Unterrichts stimmt und das Gelernte von Nutzen für die Menschen ist. Dafür sind gut ausgebildete Lehrer entscheidend und ein Unterricht, der auf die tatsächlichen Lernbedarfe abgestimmt ist. Daran arbeitet die GIZ z. B. in Mosambik: Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums unterstützen wir dabei die Aus- und Fortbildung von über 20.000 Lehrkräften. Sie werden in modernen Unterrichtsmethoden geschult, die sich auf den Bedarf und die Fragen der Schüler konzentrieren. Rund fünf Millionen Kinder sollen so von einer besseren Schulbildung profitieren. Zugleich arbeitet die GIZ daran, die berufliche Bildung zu verbessern. In enger Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft werden in Mosambik neue, praxisorientierte Lehrpläne erarbeitet, die sich an den Bedarfen des Arbeitsmarkts orientieren und so die Chance von Auszubildenden auf Beschäftigung deutlich erhöhen. Mit diesem Ansatz haben wir in zahlreichen Ländern gute Erfahrungen gemacht. Auf diese Weise erhalten weltweit mithilfe der GIZ jährlich 100.000 junge Menschen eine Berufsausbildung, die Perspektiven schafft.

 

Kriege und Konflikte machen für viele Kinder und Jugendliche Bildung und Ausbildung gänzlich unmöglich – etwa dann, wenn sie allein oder gemeinsam mit ihren Familien gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. In unserer Arbeit mit und für Flüchtlinge spielt es daher eine große Rolle, Angebote für Bildung auch dort zu schaffen, wo sie nicht zuhause sind. Im Nordirak etwa leben zwei Millionen irakische Flüchtlinge im eigenen Land, darunter viele Jesiden, die zur religiösen Minderheit zählen. Hinzu kommen 200.000 Syrer. Die GIZ baut hier im Auftrag des BMZ zehn Schulen für insgesamt 70.000 Kinder. In 14 neu errichteten Gemeindezentren können Flüchtlinge außerdem Kurse in Lesen und Schreiben belegen und an Kurzausbildungen teilnehmen. In der Türkei, in der rund 2,5 Millionen Flüchtlinge leben, unterstützt die GIZ Schulbildung für bis zu 300.000 Schüler durch die Instandsetzung von Schulen, Unterrichtsmaterialien und Lehrerfortbildungen. 4.000 junge Syrer können außerdem an türkischen Fachoberschulen lernen und Praktika in Unternehmen machen.

 

Bildung ist ein Menschenrecht. Sie legt die Basis für Selbstbestimmung und eröffnet der Bevölkerung gerade in armen Ländern die Chance, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Menschen, welche die Bedeutung von Bildung selbst erfahren haben, werden sich auch dafür einsetzen, dass ihre Kinder eine gute Bildung erhalten. Langfristig bringt das Entwicklung voran.

Tanja Gönner
Tanja Gönner ist Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
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