Das Engagement ins Licht!

Der Deutsche Engagementpreis

Der Verein Yehudi Menuhin Live Music Now bringt kranken Kindern in Rostock Musik nahe. Die „Mission Kraut & Rüben“ aus Mainz schützt Lebensräume für Tiere und Pflanzen und vernetzt Generationen. Freizeit ohne Barrieren bietet „Paderborn-All-Inclusive“ – und „NürnbergDrückt!“.

 

Dies sind vier Nominierte, die diesjährig am Deutschen Engagementpreis teilnehmen. Der Deutsche Engagementpreis ist der bedeutendste Preiswettbewerb für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland; der Dachpreis des Engagements. Die Sichtbarkeit und Anerkennungskultur für freiwilliges Engagement hierzulande zu stärken und für Engagement zu begeistern: Das ist das Anliegen. Denn Engagement gestaltet Demokratie und macht Solidarität erfahrbar.

 

In Kategorien wie „Chancen schaffen“ wird er jährlich vergeben. Und so ringt eine unabhängige Fachjury Jahr für Jahr über den Unterlagen: Welches freiwillige Engagement soll als beispielhaft intensiv, relevant, dauerhaft oder auch innovativ oder strahlkräftig ausgezeichnet werden? Nur fünf Preiskategorien gibt es, derweil doch alle der Hunderten Nominierten bedeutend, herzergreifend, überzeugend, professionell anmuten und mit tiefer Verbeugung zu würdigen wären?

 

Darum geht es: Mit dem Deutschen Engagementpreis werden ausgewählte freiwillig Engagierte ausgezeichnet – aber sie stehen exemplarisch für die Gesamtheit aller Engagierten, die sich für eine gemeinnützige Sache einbringen.

 

Der Deutsche Engagementpreis entstand 2009. Ein neues „Bündnis für Engagement“ großer Verbände wollte sich für gute gesetzliche Bedingungen für gemeinnütziges Engagement stark machen und zugleich den Einsatz der Millionen Engagierten sichtbar machen und bestärken. Zunächst wurde eine vielseitige, aufmerksamkeitsstarke Kampagne unter der Dachmarke „Geben gibt!“ initiiert. Dazu zählte bereits ein Wettbewerb „Deutscher Engagementpreis“, anfangs noch als ein Element unter anderen, doch schon bald rückte der Wettbewerb ins Zentrum des Vorhabens. Ein Wettbewerb schafft Aufmerksamkeit: Er spornt an, das Beste zu zeigen, er hebt ins Licht, geschenkt werden Dank und Anerkennung – und er bestärkt Motivation: der bereits Engagierten und der noch zu begeisternden.

 

Die Elemente des Deutschen Engagementpreises

 

Die Auslobung des Wettbewerbs, mit Publikumspreis und mit einer strahlenden Gala zur Preisverleihung in der Hauptstadt Berlin mit glaubwürdigen Laudatorinnen und Laudatoren, stellen die Engagierten in das öffentliche Licht. Begleitend erwirkt eine ganzjährige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit Großplakaten und intensiver Social-Media-Kommunikation eine breitenwirksame Aufmerksamkeit, Begeisterung, Partizipation, Anerkennung und Ermutigung. Schließlich wurde ab 2015 eine Servicestelle aufgebaut, die die Ausrichter von Engagementpreisen berät, bewirbt, vernetzt und bei Nominierungen vor Ort kooperiert.

 

Wer macht mit?

 

Die Ausrichter von aktuell etwa 700 Engagementpreisen können ihre bereits gekürten Preisträgerinnen und Preisträger für den Deutschen Engagementpreis nominieren. Darunter sind Landes-Wettbewerbe, z. B. aus Thüringen oder Nordrhein-Westfalen, sowie lokale und kommunale Preise. Andere Wettbewerbe befördern Fachgebiete, etwa Soziales, Bildung oder Unternehmens-Engagement, wieder andere adressieren bestimmte Gruppen, etwa Junge, Alte, Geflüchtete, Kulturschaffende oder Frauen.
In der beeindruckenden Vielfalt und Breite fließt das traditionelle Ehrenamt mit sozialen Bewegungen und gesellschaftspolitischen Aktivistinnen und Aktivisten zusammen. Auch öffentliche Debatten spiegeln sich im Wettbewerb, im Vorjahr z. B. etwa als Facebook-Kontroverse über die Filmaktionen des Nominierten „SOKO Tierschutz e.V.“ In den letzten Jahren nahmen jährlich etwa 600 Nominierte teil.

 

Was es zu gewinnen gibt

 

Die fünf jurierten Preiskategorien sind mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro dotiert. Dem Gewinner des Publikumspreises winkt ein Preisgeld von 10.000 Euro. Nicht weniger wichtig ist der Rückenwind, besonders beim Publikumspreis: „Stimmt für uns ab!“ wirbt etwa diesjährig die AWO Neckar-Odenwald mit ihrem Musical „Marie Juchatz“; die Rosa Hilfe Würzburg postet auf Facebook, sie „hofft auf Eure Stimme!“. Viele Teilnehmende nutzen ihre Nominierung als Reputationsgewinn für die Pressearbeit und Spendenaktionen, für ihre Überzeugungsarbeit oder um neue Engagierte zu gewinnen. Etwa 100.000 Stimmen wurden in den letzten Jahren im Rennen um den Publikumspreis abgegeben.

 

Und wer trägt und bezahlt all das?

 

Das inzwischen etablierte Bündnis für Gemeinnützigkeit, zu dem auch der Deutsche Kulturrat zählt, ist der ideelle Träger; der Bundesverband Deutscher Stiftungen, ebenso ein Gründungsmitglied des Bündnisses, hat den Deutschen Engagementpreis bei sich angesiedelt. Inzwischen besteht ein breites Netz, zu dem unter anderem der Deutsche Städtetag zählt, der auch in der Jury mitwirkt. Engagiert begleitet und finanziell gefördert wird das Vorhaben seit jeher vom Bundesfamilienministerium, in einem trisektoralen Bündnis anfangs mit dem Zukunftsfonds der Generali Versicherung, inzwischen mit der Deutschen Fernsehlotterie und der Deutsche Bahn Stiftung.

 

In der Corona-Pandemie

 

Längst sind die Nominierten und Preisausrichter wieder aktiv. Offenbar erweisen sich die Engagierten als flexibel und unverdrossen, als hart im Nehmen und zuversichtlich. Ein aufzusuchendes Engagement hat Auftrieb erfahren: Keiner soll zurückbleiben. Wenn sich das bewährt, ist uns nicht bange. Der Zusammenhalt wurde getestet und hat insgesamt gehalten.

Und was wird nun gedrückt in Nürnberg? Die Daumen? Knöpfe? Arme? Bei „NürnbergDrückt“ trainieren Ärztinnen und Ärzte die Herzmuskelmassage an Schulen. Manchmal, wie in Nürnberg, fassen sich Menschen engagiert ein Herz und retten Leben. Sie seien bedankt.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 11/2020.

Ulla Kux
Ulla Kux leitet das Programmbüro des Deutschen Engagementpreises.
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