Ein Auf und Ab

Wann dürfen soziokulturelle Zentren wieder öffnen?

Das letzte Jahr war für die soziokulturellen Zentren gekennzeichnet durch ein Auf und Ab, durch ein „Fahren auf Sicht“. Nach einem ersten Lockdown folgte eine Phase der Teilöffnung im Sommer und Anfang Herbst 2020, um dann ab November – wie alle anderen Kultureinrichtungen auch – für Besucherinnen und Besucher zu schließen. Aufgrund der nur schleppend anlaufenden Impfungen und der neu aufgetretenen Mutationen des Virus herrscht Unsicherheit darüber, wann und unter welchen Bedingungen mit einer Aufhebung des zweiten Lockdowns gerechnet werden kann.

 

Bisher hat es glücklicherweise noch keine signifikant auftretenden Insolvenzen bei soziokulturellen Zentren gegeben. Fördermaßnahmen des Bundes, der Länder und der Kommunen haben dazu nicht unwesentlich beigetragen. Festzuhalten ist dabei, dass nur ein geringer Teil der soziokulturellen Zentren tatsächlich komplett geschlossen haben. Der überwiegende Teil ist für das Publikum zwar persönlich nicht mehr erreichbar, aber mit digitalen Diskussionen, Workshops, Blogs, Streamings, Podcasts und ähnlichen Formaten wird weiterhin Kontakt zum Publikum und zu den Nutzerinnen und Nutzern gehalten. Allein die inklusive Arbeit hat es schwer mit der digitalen Teilhabe. Darüber hinaus wird die Zeit aber auch genutzt, um Renovierungsarbeiten durchzuführen, die technische Infrastruktur zu erneuern und zu ergänzen oder neue Konzepte für die weitere Arbeit zu entwickeln.

 

Noch ist nicht absehbar, wann die soziokulturellen Zentren – und die Kultureinrichtungen insgesamt – wieder öffnen können. Was fehlt und was die Situation für die Akteure so lähmend macht, ist die mangelnde Planungssicherheit. Solange es keine ausreichende Impfquote, keine funktionierende Kontaktverfolgung, keine flächendeckend verfügbaren Schnelltests und keine wirkungsvollen Maßnahmen gegen die unberechenbare Entwicklung von Covid-Mutation gibt, ist das beste Mittel die Kontaktreduktion, das haben wir gelernt. Wir stehen hinter diesen Maßnahmen. Damit die Gesellschaft aber nicht weiter auseinanderbricht und die kulturelle Infrastruktur erhalten bleibt, wird endlich ein Stufenplan notwendig und zwar nach überall in Deutschland einheitlich angewendeten Kriterien.

 

Für die soziokulturellen Zentren bedeutet das, Honorarbeschäftigte – Technikerinnen und Techniker, Künstlerinnen und Künstler, Kulturvermittlerinnen und -vermittler und viele mehr – bald wieder anzuheuern, Veranstaltungen zu planen und entsprechende Verträge abzuschließen, die Häuser unter den geltenden Hygieneschutzbedingungen herzurichten und in Kontakt zu ihrem Publikum zu treten, um Vertrauen für eine sichere Umgebung aufzubauen. Sollte es dafür Belüftungsanlagen brauchen, werden klare Richtlinien und weitere Finanzmittel notwendig sein, um adäquat handeln zu können. Die bisherigen Erfahrungen mit den Hygienekonzepten sind gut und effektiv. Darauf kann aufgebaut werden. Keines der soziokulturellen Zentren – und das gilt wohl für den gesamten Kulturbetrieb – war verantwortlich für die Infektionsverbreitung. Und das soll auch so bleiben.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 3/2021.

Heike Herold & Georg Halupczok
Heike Herold und Georg Halupczok sind Vorstandsmitglieder des Bundesverbandes Soziokultur.
Vorheriger ArtikelKrisengebeutelte Kulturelle Bildung nachhaltig stützen
Nächster ArtikelKultur ist der Schlüssel