Hat die documenta eine Zukunft?

Eine grundlegende Reform der documenta ist notwendig

Berlin, den 31.08.2022. Ob es in fünf Jahren wieder eine documenta geben wird? Ich denke, ja, schreibt der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, in der neuen Ausgabe von Politik & Kultur. Für ihn sprechen pragmatische Gründe dafür: Die documenta ist für die Stadt Kassel als Touristenmagnet alle fünf Jahre unverzichtbar und eine weltweit eingeführte Kunstausstellung mit dann einer über 70-jährigen Tradition kann und sollte nicht einfach fallengelassen werden.

 

Dennoch sind nach seiner Ansicht jetzt Fragen zur künftigen Struktur der documenta zu stellen. Eine grundlegende Reform der documenta ist dringend notwendig. Er schreibt: „Für mich unverzichtbar ist, dass der Staat so wenig Einfluss auf die Kunst wie möglich nimmt. Ebenso klar spreche ich mich für eindeutige Verantwortlichkeiten aus, der künftige Kurator oder die Kuratorin muss für die ausgestellte Kunst verantwortlich zeichnen. … Gleichfalls müssen die Verantwortlichkeiten im Aufsichtsrat, also bei den Geldgebern, geklärt sein. In diesen Zusammenhang gehört auch, über die rechtliche Struktur der documenta nachzudenken. Warum wird die documenta nicht in eine Stiftung des bürgerlichen Rechtes überführt? Der Staat als Geldgeber ist Teil des Kuratoriums der Stiftung, zivilgesellschaftliche Verbände bilden im Kuratorium das Gegengewicht und stellen damit sicher, dass die Kunstfreiheit unangetastet bleibt. Die Stiftung bestellt die jeweiligen verantwortlichen Kuratorinnen und Kuratoren. Und die Stiftung schafft dauerhafte beständige Verwaltungsstrukturen. Aber eine Reform wird nur gelingen, wenn der Kulturbereich sich immer und überall klar gegen jede Form des Antisemitismus ausspricht. Antisemitismus und Israelfeindlichkeit haben keinen Platz im Kulturbereich!“

 

  • Lesen Sie den gesamten Text von Olaf Zimmermann auf Seite 17 in Politik & Kultur oder hier im Netz .

 

Neben Olaf Zimmermann kommen 21 weitere Autorinnen und Autoren im Schwerpunkt „Der Fall documenta fifteen: Macht die Postkolonialismusdebatte für Antisemitismus blind?“ zu Wort. Entsprechend unterschiedlich sind die Meinungen und Standpunkte.

 

Darunter sind:

 

  • Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG)
  • Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
  • Alexander Farenholtz, Interims-Geschäftsführer der documenta
  • Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums
  • Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main
  • Philippe Pirotte, Mitglied der documenta fifteen-Findungskommission
  • Esther Schapira, freie Journalistin, Publizistin und Moderatorin
  • Richard C. Schneider, Journalist und Dokumentarfilmer
  • Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
  • Natan Sznaider, Professor für Soziologie in Tel Aviv
  • Hortensia Völckers, künstlerische Leiterin der Kulturstiftung des Bundes

 

und viele mehr.

 


 

 


 

  • Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

 

 

  • Die September-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Der Fall documenta fifteen: Macht die Postkolonialismusdebatte für Antisemitismus blind?“ steht hier als kostenfreies E-Paper (pdf-Datei) zum Herunterladen bereit.
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