KW 4: FDGO-WDR-Gesetz der AfD, Ideenwettbewerb „Kultur + Nachhaltigkeit“, Einladung zum Kolloquium: Nachhaltigkeit braucht Heimat, Tagung: Erinnerung an die Shoah, …

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

zu meinen Aufgaben als Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates gehört auch, die Anträge der Fraktionen im Bundestag und in den Landtagen, die eine kulturpolitische Bedeutsamkeit haben, zu lesen und wenn nötig darauf zu regieren. In der letzten Zeit häufen sich Anträge, die auf den ersten Blick verrückt, fast lustig aussehen, beim genauen Hinschauen aber die Gefahr deutlich wird.

 

Ein solches Papier (Drucksache 17/8417 Landtag NRW) ist der Entwurf für das „Gesetz zur stärkeren Verankerung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in der Arbeit des Westdeutschen Rundfunks (FDGO-WDR-Gesetz)“ der AfD-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen vom 14. Januar.

 

Kein Witz, voller Ernst, die AfD-Fraktion in NRW fordert ein FDGO-WDR-Gesetz mit dem Inhalt: „Der WDR und seine Mitarbeiter müssen dazu angehalten werden, die Verfassungsordnung zu achten. Zu diesem Zwecke sollen die Programmmitarbeiter mit einer schriftlichen Erklärung dazu verpflichtet werden, die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Programmgrundsätze des WDR zu wahren. Im Lichte der „Umweltsau“-Affäre soll dabei die Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Generationen im Land Eingang in die Programmgrundsätze finden. Die Verfassungsschutzbehörde soll daneben explizit beauftragt werden, sich mit verfassungsfeindlichen Bestrebungen im WDR auseinanderzusetzen.“

 

Die AfD, ja wirklich die AfD, will per Gesetz den Verfassungsschutz verpflichten, unabhängige Journalisten auf ihre Verfassungstreue zu überwachen. Man glaubt es nicht.

 

Der AfD-Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag Herbert Strotebeck, MdL konkretisiert die Anwürfe in einer Kleinen Anfrage (Drucksache 17/8525) vom 23. Januar: „Anmaßend, diskriminierend und instrumentalisierend – Ist der Westdeutsche Rundfunk (WDR) ethisch und finanziell noch tragbar?“

 

Der Gesetzesentwurf der AfD ist vorgestern im Landtag in Düsseldorf in erster Lesung behandelt worden und wurde federführend an den Ausschuss für Kultur und Medien sowie an den Innenausschuss überwiesen.

 

Haben Sie den Aufschrei gegen diesen Gesetzesvorschlag gehört? Nein, ich auch nicht. Nur die SPD-Landtagsfraktion hat einen Entschließungsantrag (Drucksache 17/8505) dagegengestellt. Ansonsten Schweigen im parlamentarischen und medialen Walde.

 

Sicher haben viele gedacht, die Verrücktheiten der AfD nicht auch noch durch öffentliche Aufmerksamkeit zu befördern, aber verschätzen wir uns nicht, steter Tropfen höhlt den Stein und die AfD-Fraktionen im Bundestag und in den Landtagen sind Meister dieser Tröpfchenstrategie.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

 

PS. Habe gerade gesehen, dass 3.000 Menschen mir jetzt auf Twitter folgen und mehr als 4.000 Menschen erhalten diesen Newsletter regelmäßig. Danke für Ihr Interesse!

 


 

Ideenwettbewerb „Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat“ – bis zum 5. Februar 2020 bewerben

 

Ohne Natur gibt es keine Heimat und ohne Heimat keine Kultur. Aber wie kann Nachhaltigkeit in unserer Kultur verankert werden, damit unsere Heimat zukünftig lebenswert bleibt? Wie kann Kultur umweltfreundliche und nachhaltige Entscheidungen im Alltag fördern? Um diese Fragen zu beantworten, sucht der Rat für Nachhaltige Entwicklung gemeinsam mit dem Deutschen Kulturrat im Rahmen eines Ideenwettbewerbs Kooperationsprojekte von Kulturschaffenden und Umweltschützern, die einen Wandel unserer Alltagskultur hin zu mehr Nachhaltigkeit in ihrer Heimat oder Region bewirken. Weitere Informationen finden Sie hier.

 


 

Einladung zum Kolloquium: Das Grüne Band als Natur- und Erinnerungsort
Ziel ist es, eine Brücke zwischen dem Nachhaltigkeitsdiskurs des Natur- und Umweltbereiches und kulturpolitischen Debatten zu schlagen

 

Termin: Mittwoch, 12. Februar, 15:00 Uhr bis Freitag, 14. Februar 2020, 13:00 Uhr
Ort: Bad Alexandersbad

 

Fast 40 Jahre lang war Deutschland geteilt. Die innerdeutsche Grenze wurde mit hohen Mauern, Stacheldraht und Wachtürmen streng bewacht. Gleichzeitig gab sie der Natur eine Atempause: Der Grenzstreifen wurde zum Refugium für mehr als 1.200 seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten. Doch das Grüne Band ist mehr als eines der größten und bedeutendsten Naturschutzprojekte, es ist auch ein einmaliger kultureller Erinnerungsort.

 

Denn das Grüne Band hält die Erinnerung an den Mut der Menschen wach, die mit friedlichen Mitteln Diktaturen überwunden haben und Grenzen zu Fall brachten. Hier ist Zeitgeschichte erlebbar und Erinnerung möglich. Ein Ort auch für die kommenden Generationen, der an Demokratie, Freiheit und Frieden in unserem Land und in ganz Europa erinnert. Dazu wollen Kunst und Kultur einen Beitrag leisten, neue Bilder schaffen, Menschen zusammenbringen und zeigen, dass Natur und Kultur keine Gegensätze sind.

 

Der Deutsche Kulturrat und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) unterstützen gemeinsam die Bemühungen, das Grüne Band Europa als UNESCO-Welterbe in den Kategorien Natur und Kultur zu nominieren.

 

In einem dreitägigen Kolloquium wollen wir miteinander besprechen, wie wir diese Ziele gemeinsam erreichen können. Das Kolloquium wird vom Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung unterstützt.

 

Sie sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.

 

Termin: Mittwoch, 12. Februar, 15:00 Uhr bis Freitag, 14. Februar 2020, 13:00 Uhr
Ort: Bad Alexandersbad

 


 

Deutschlandradio Kultur überträgt gesamte Veranstaltung im Netz
28.01.2020 Tagung – Erinnerung an die Shoah wachhalten

 

  • Wann: Dienstag, 28. Januar 2020 10.00 bis 17.00 Uhr
  • Wo: Deutschlandfunk Kultur, Hans-Rosenthal-Platz, 10825 Berlin

 

Eröffnet wird die Tagung durch Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland.

 

Den Auftakt bilden Impulsvorträge der Kulturwissenschaftlerin und Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels Prof. Dr. Aleida Assmann sowie des Historikers Prof. Dr. Norbert Frei, gefolgt von einer Response des israelischen Soziologen Prof. Dr. Natan Sznaider.
Am Nachmittag werden die zentralen Fragen der Erinnerungsarbeit vertieft und in Workshops zu den Themen Erinnerung in einer multiethnischen Gesellschaft, Verlockung der Historisierung, Erinnerung in der Zivilgesellschaft und neue Formen der Erinnerung, insbesondere auch im künstlerischen Bereich diskutiert.
Da die freien Plätze leider bereits vergeben sind, können Sie sich nur noch auf eine Warteliste eintragen. Sobald ein Platz frei wird, informieren wir Sie umgehend. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

 

 


 

Debattenbuch Kolonialismus: Jetzt auch kostenfrei als E-Book

 

Das Kolonialismus-Debatten-Buch des Deutschen Kulturrates hat sich seit dem Erscheinen vor zwei Monaten zum Kulturrats-Bestseller entwickelt. Die erste Auflage ist fast vergriffen! Wir haben uns deshalb entschlossen, das Buch ab sofort zusätzlich auch als E-Book (pdf-Datei) kostenfrei anzubieten.

 

Kolonialismus-Debatte: Bestandsaufnahme und Konsequenzen
Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geißler
ISBN 978-3-947308-18-7, 179 Seiten,
Gedruckt = 14,80 Euro
E-Book = kostenfrei

 

Wie so oft, ist auch bei der Kolonialismus-Debatte der Kulturbereich der Katalysator, der die Diskussion in Schwung bringt. Es geht um die Bedingungen unter denen Artefakte, menschliche Gebeine und Kunstwerke in Ethnologische Museen gekommen sind. Welche Verantwortung hat der deutsche Staat heute, wie kann Wiedergutmachung aussehen? Aber nicht nur der Staat steht in der Verantwortung. Welche Rolle haben die Missionen gespielt und wie ist das Verhältnis der Kirche zum globalen Süden heute? Es wird gefragt, welche Konzeption für das Humboldt Forum, das zukünftige nationale Museum der Weltkulturen in Berlin, die Beste ist? Was ist eigentlich Kolonialismus, Postkolonialismus oder Dekolonisation?

 

„Pflichtlektüre für alle, die sich mit dem Thema befassen“, schreibt der Informationsdienst Kunst (Nr. 690) über das Buch. Und weiter: „Kolonialismus-Debatte: Bestandsaufnahme und Konsequenzen enthält über 60 Beiträge der wichtigsten Experten und beleuchtet das Phänomen von allen Seiten, mal sachlicher, mal polemischer.“

 


 

Der kulturpolitische Text der Woche: „Das Licht der dunklen Vorgeschichte – Die Himmelsscheibe von Nebra „

 

Nur selten wird die schriftlose, angeblich so „dunkle“ Vorgeschichte durch einen einzelnen Fund so schlaglichtartig erhellt wie durch die Himmelsscheibe von Nebra, schreibt der Archäologe, Prähistoriker und Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt, Harald Meller, in seinem Beitrag „Das Licht der dunklen Vorgeschichte – Die Himmelsscheibe von Nebra“.

Lesen Sie den ganzen Text hier.

 


 

Nächste Woche erscheint die neue Politik & Kultur und beantwortet die Frage: Was ist Karneval eigentlich, Kultur oder Zumutung?

 

Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

 

Sie erscheint zehnmal jährlich, informiert zu kulturpolitischen Fragestellungen und widmet zusätzlich in jeder Ausgabe einem Thema einen Schwerpunkt. In der kommenden Ausgabe dem Fasching, Fasnacht, Fasnet, Fassenacht, Fastabend, Fasteleer, Fastelovend, Fastnacht, Karneval.

 

Politik & Kultur ist in Bahnhofsbuchhandlungen, auf Flughäfen, im Online-Shop sowie im Abonnement erhältlich.

 

Alle Politik & Kultur-Ausgaben können hier als E-Paper (pdf-Datei) kostenfrei geladen werden. Hier können Sie das Politik & Kultur-Jahresabonnement bestellen.

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