KW 36: 200 Jahre Kosmos-Verlag

Themen im Newsletter:

  1. 200 Jahre Kosmos-Verlag
  2. Exklusive Einladung zur Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises an Bénédicte Savoy
  3. Energiekrise: Auswirkungen auf den Kulturbereich
  4. Einladung: Kalter Winter für die Kultur?
  5. documenta-Schwerpunkt in Politik & Kultur 9/22
  6. Aufruf zu den CETA-Aktionstagen
  7. Save the Date: Prämierung des Schreibwettbewerbs L‘Chaim
  8. Einladung: Kultur in ländlichen Räumen
  9. Text der Woche: „Von Misserfolg und Scheitern“ von Johann Hinrich Claussen
  10. Mitten in Mitte! Deutscher Kulturrat im neuen Büro

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die Franckh’sche Verlagshandlung, oder einfacher der KOSMOS Verlag, feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. 1822 gründete der Buchhändler Johann Friedrich Franckh in Stuttgart den Verlag.

 

Das erste Buch, dass in dem neuen Verlag erschien, war der Roman Phaeton von Wilhelm Waiblinger. Mit der rasanten Entwicklung der Naturwissenschaften wandelte sich der Schwerpunkt des Verlags. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die ersten „KOSMOS Naturführer“ herausgegeben. 1904 ist die erste Ausgabe des „Kosmos“, einer populärwissenschaftlichen Zeitung, mit dem Untertitel „Naturwissenschaftliches Literaturblatt“ erschienen. 95 Jahre später, 1999 wurde sie (leider) mit der Zeitschrift „natur“ verschmolzen und wenige Jahre später verschwand der „Kosmos“ vollständig .

 

In den Jahren ihres Erscheinens war die Zeitschrift „Kosmos“ für viele Leser mehr als eine normale Zeitschrift. Sie war das Zentralblatt der naturwissenschaftlichen Bildung im 20. Jahrhundert in Deutschland. Und das naturwissenschaftliche Bildung und kulturelle Bildung Geschwister sind, hat der Deutsche Kulturrat und der BUND schon 2018 gemeinsam festgestellt.

 

Als Jugendlicher war ich stolzer Abonnement des „Kosmos“ und mein Großvater schenkte mir einige gebundene Jahrgänge aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Heute bin ich glücklicher Besitzer des Kosmos von 1905 bis 1998.

 

Wenn man die gesammelten Zeitschriftenbände im Bücheregal betrachtet, kann man schon an den Buchrücken das Auf und Ab dieses Jahrhunderts ablesen. Immer dicker sind die Bände über die Jahrzehnte geworden. Nur die Kriegszeiten sind nicht spurlos am „Kosmos“ vorbeigegangen. Im ersten Weltkrieg ist der „Kosmos“ mit verminderter Seitenzahl durchgängig erschien, im zweiten Weltkrieg konnte 1945 keine Ausgaben erscheinen.

 

Vor einiger Zeit habe ich den „Kosmos“ von 1920 durchgeblättert. „In ohnmächtiger Erbitterung und im heiligen Schmerz“, beginnt das Editorial des Januarheftes. Der erste Weltkrieg ist verloren, es wird wortreich der Verlust der deutschen Art und des deutschen Wesens beklagt. Die Papierqualität ist schlecht, die Not dieser Zeit ist beim Durchblättern fühlbar. Der angeschlagene Ton lässt eine verhängnisvolle politische Zukunft schon erahnen. Aber auch heute hört man wieder solche pathetischen Worte, wenn es um den Krieg gegen die Ukraine geht.

 

Zwei Jahre vorher, 1918, wird im „Kosmos“ zum ersten Mal über die Spanische-Grippe berichtet. Eine neue Krankheit sei aufgetaucht, „eine Art der Influenza oder Grippe, die mit sehr heftigem Fieber einsetzt, aber auch sehr bald in Genesung übergeht“. Ein, wie wir heute alle wissen, fundamentaler Irrtum. Millionen Menschen starben. Fakenews würden wir solche Meldungen heute nennen. In der Corona-Debatte haben wir lernen müssen, dass auch heute noch über eine neue Krankheit sehr viel Unsinn auch in seriösen Zeitschriften zu lesen ist.

 

Beim Sammeln des „Kosmos“ habe ich auch eine weitere Erkenntnis gewinnen können. Je jünger die Jahrgänge sind, umso schwieriger ist es, sie zu finden. Eine Ausnahme bildet nur der in einer kleinen Auflage erschienene erste Jahrgang des Kosmos (1904), den ich immer noch verzweifelt suche!

 

Obwohl die Auflage des Kosmos kontinuierlich stieg, findet man die letzten Zeitschriftenjahrgänge nur selten, einfach weil sie nicht gebunden wurden, sondern nach dem Lesen im Müll landeten. Das wachsende Angebot von konkurrierenden Medien lässt sich hier gut ablesen. Die immer stärkere werdende Wegwerfmentalität aber auch.

 

Ich stelle mir vor, der „Kosmos“ würde noch heute erscheinen, wie würden die kommenden Jahrgänge wohl aussehen? Würde das Papier wieder schlechter, die Bände dünner oder ließe die Energiekrise überhaupt noch ein Erscheinen zu?

 

Auch nach 200 Jahre ist der Kosmos-Verlag erfolgreich. Seit mehr als hundert Jahren gibt es nun schon die Kosmos-Experimentierkästen. Der „Elektromann“ war das schönste Weihnachtsgeschenk in meiner Kindheit. Und auch die Kosmos-Naturführer erscheinen immer noch.

 

Mit der Ausstellung „Vier Welten. Ein Kosmos. Dein Erlebnis„, wird das Jubiläum in Stuttgart noch bis zum 06. November im StadtPalais gefeiert.

Mir ist der Kosmos-Verlag ans Herz gewachsen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Wer den ersten Kosmos-Jahrgang 1904 besitzt und ihn los werden will, würde mir eine große Freude machen.

 


 

2. Exklusive Einladung zur Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises an Bénédicte Savoy

 

Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, ehrt Prof. Dr. Bénédicte Savoy mit dem Deutschen Kulturpolitikpreis.

 

Die Auszeichnung würdigt das außerordentliche wissenschaftliche wie kulturpolitische Engagement mit Blick auf den Kunstraub und die Restitution von Kulturgut, das die Arbeit von Prof. Dr. Bénédicte Savoy auszeichnet. Kunstraub und der Umgang mit geraubter Kunst, diese Fragestellung durchzieht das akademische Leben von Prof. Dr. Bénédicte Savoy. Besondere Verdienste hat sie sich mit ihrem nachdrücklichen Einsatz für die Rückgabe von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten im In- und Ausland erworben. Ihr Engagement ist wegweisend.

 

Als Bezieherinnen und Bezieher des kulturpolitischen Wochenreportes sind Sie exklusiv zur Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises des Deutschen Kulturrates an Prof. Dr. Bénédicte Savoy am Mittwoch, den 21.09.2022 um 18.00 Uhr in den Wilhelm-von-Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, 10117 Berlin eingeladen.

 

Nach der Begrüßung durch den Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin Dr. Achim Bonte und den Präsidenten des Deutschen Kulturrates Prof. Christian Höppner wird der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Prof. Dr. Christoph Markschies die Laudatio halten.

 

Medienpartner bei der Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises sind die ARD-Kulturradios. Kooperationspartner bei der Verleihung ist die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

 

 

Mehr zum Preis

 

In diesem Jahr wird zum zweiten Mal der Deutsche Kulturpolitikpreis des Deutschen Kulturrates verliehen.

 

2021 wurde erstmalig der Deutsche Kulturpolitikpreis des Deutschen Kulturrates für besondere kulturpolitische Verdienste verliehen. Der Preis ist aus dem „Kulturgroschen“ hervorgegangen, der seit 1992 jährlich für kulturpolitische Lebensleistungen bzw. für eine Leistung langfristiger kulturpolitischer Tragweite vergeben wurde.

 

Alle Preisträgerinnen und Preisträger des „Kulturgroschen“, den der Deutsche Kulturrat von 1992 bis 2019 jährlich für besondere kulturpolitische Verdienste vergeben hat, sowie die Preisträger des Deutschen Kulturpolitikpreises finden Sie hier.

 


 

3. Energiekrise: Auswirkungen auf den Kulturbereich

 

Sendung „Kulturzeit“ vom 07.09.2022 zum Thema Kultur in der Energiekrise

ab Minute 17

 

Mit: Ulrich Khuon, Intendant Deutsches Theater Berlin, Pamela Schobeß, Clubbetreiberin „Gretchen“, Christina Haak, Stellvertretende Generaldirektorin Staatliche Museen zu Berlin, sowie Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat.

 

Mehr zum Thema:

 

Positionen und Pressemitteilungen des Deutschen Kulturrates zum Thema:

 

 

Von der Kultur für die Kultur:

 

 

Weitere Informationen:

 

 


 

4. Einladung: Kalter Winter für die Kultur?

 

Energieknappheit, klamme öffentliche Kassen, das Dauerthema Corona: Was kommt auf Kulturakteure und Kulturveranstalter in diesem Winter zu? Und mit welchen Ideen stemmen sie sich dagegen? Darüber spricht Harald Asel mit seinen Gästen am Montag, den 12. September 2022, 19.30 Uhr im Foyer des Friedrichstadt-Palast Berlin.

 

Manche können sie schon gar nicht mehr hören, die täglichen Appelle zum Energiesparen. Doch was für private Haushalte ärgerlich ist, wird für Kulturinstitutionen zur Existenzfrage. Bei akuten Versorgungsengpässen werden sie nicht vorrangig behandelt. Muss das Publikum den Brennstoff am Ende selber mitbringen?

 

Die steigenden Energiekosten bringen auch die Träger der Kultureinrichtungen an ihre Grenzen. Kultur zählt bekanntlich zu den freiwilligen Leistungen, die sich eine Kommune auch leisten können muss. Mit welchen Erfahrungen aus der Coronazeit lässt sich gegensteuern?

 

Gleichzeitig legt sich eine trübe Stimmung wie Mehltau über das Land. Wenn auch an der Weihnachtsbeleuchtung gespart wird, braucht es erst recht kulturelle Impulse, um eine Gesellschaft zusammenzuhalten. Und Menschen, die daran professionell arbeiten können. Welche Ideen gibt es?

 

Darüber sprechen:

 

  • Uwe Lübking, zuständig für Arbeitsmarktpolitik | Kultur | Bildung | Sport bei Deutscher Städte- und Gemeindebund
  • Laura Neugebauer, Vorsitzende im Ausschuss für Kultur und Europa im Berliner Abgeordnetenhaus
  • Berndt Schmidt, Intendant und Geschäftsführer des Friedrichstadtpalastes
  • Menekse Wenzler, stellvertretende Direktorin und Verwaltungsdirektorin der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

und weitere Gäste.

 

Moderation Harald Asel.

 

Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturrates und des Friedrichstadt-Palast Berlin, zusammen mit rbb24 Inforadio.

 

Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten bitten wir um verbindliche Anmeldung bis Freitag, den 9. September 2022 um 14.00 Uhr.

 

Zur Anmeldung.

 

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und ist am Sonntag, den 18. September 2022 um 11:03 Uhr sowie um 20:03 Uhr im rbb24 Inforadio zu hören.

 


 

5. documenta-Schwerpunkt in Politik & Kultur 9/22

 

Lesen Sie hier alle Beiträge des Schwerpunktes:

 

 


 

6. Aufruf zu den CETA-Aktionstagen

 

Macht mit bei den bundesweiten dezentralen CETA-Aktionstagen in der Woche vom 19. – 24. September 2022!

 

Das Handels- und  Investitionsschutzabkommen CETA steht wieder auf der politischen Agenda: Die Ampelparteien haben angekündigt, CETA nach der Sommerpause durch den Bundestag zu bringen. Die weltweiten ökologischen und sozialen Krisen verschärfen sich – nicht zuletzt wegen einer rücksichtslosen Außenwirtschafts- und Investitionspolitik. Ausgerechnet jetzt soll CETA durch den Bundestag gepeitscht werden. Das nehmen wir nicht hin.

 

Unser Ziel ist klar: Wir wollen die Ratifizierung von CETA stoppen!

 

Zum ganzen Aufruf

 

 


 

7. Save the Date: 06.10.2022 – Prämierung des Schreibwettbewerbs L‘Chaim

 

Ein wenig müssen sich die Gewinnerinnen und Gewinner unseres Schreibwettbewerbs „L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!“ noch gedulden: Am Donnerstag, den 6. Oktober 2022 werden im Literaturhaus Berlin die zehn prämierten Texte in Anwesenheit der Jurymitglieder bekannt gegeben und ausgezeichnet. Sie können die Prämierung ab 19 Uhr im Livestream unter kulturelle-integration.de verfolgen!

 

Der Wettbewerb ist eine neuerliche Aktion der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Initiative kulturelle Integration, um im dritten Jahr nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts zu setzen.

 

Nähere Informationen zum Schreibwettbewerb finden Sie hier.

 


 

8. Einladung: „Zukunft(s)land – Strukturen, Impulse und Allianzen für eine starke Kultur in ländlichen Räumen“

 

Ländliche Räume tragen auf ganz unterschiedliche Weisen einen Großteil zum vielfältigen Kulturangebot in Deutschland bei. Wie aber dürfen wir uns die Zukunft ländlicher Räume im kulturellen Kontext vorstellen? Wie können wir kulturelle Infrastrukturen in ländlichen Räume stärken, sichtbar machen und vorhandene Potentiale nutzen und ausbauen?

 

Mit Blick auf diese Fragen veranstalten der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Deutsche Kulturrat die Mitte September stattfindende, zweitägige Konferenz „Zukunft(s)land – Strukturen, Impulse und Allianzen für eine starke Kultur in ländlichen Räumen“.

 

Datum: 14. & 15.09.2022
Ort: An den Speichern 10, 48157 | Münster-Coerde

 

Die 2-tägige, teilhybride Konferenz beleuchtet den Status Quo und die Entwicklungs­potenziale kultureller Strukturen ländlicher Räume. Ziel ist es, den aktuellen Diskurs zu kulturellen Infrastrukturen in Stadt und Land mit Fokus auf Letzterem abzubilden und ausgehend vom Beispiel Westfalen-Lippe den Blick auf die Bundesebene zu werfen.

 

Im Fokus steht die praktische Ausrichtung der Konferenz, die sich in erster Linie an Künstler und Künstlerinnen, Kulturschaffende, Kultureinrichtungen und Kulturverwaltungen richtet. Das Programm besteht aus Impulsen, und Podien sowie – an Tag 2 – aus Workshops und einer abschließenden Exkursion zum Center for Literature auf Burg Hülshoff.

 

 


 

9. Text der Woche: „Sexualisierte Gewalt: Von Misserfolg und Scheitern“ von Johann Hinrich Claussen

 

Darf ich an dieser Stelle von meinem jüngsten Misserfolg berichten? So etwas tut man normalerweise nicht, aber vielleicht ist es lehrreich. Also, im Mai habe ich ein Buch herausgegeben, das nach den theologischen Konsequenzen fragt, die aus der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt bzw. von grenzverletzendem Verhalten in meiner evangelischen Kirche zu ziehen wären. Zu meinen Koautorinnen und Koautoren gehören Bischöfinnen, Universitätstheologen, Vertreter der Diakonie, des evangelikalen Spektrums, der pastoralen Praxis sowie eine Kollegin, die aus der Sicht einer Betroffenen schreibt. Es ging uns nicht um die Aufdeckung von Missbrauchsfällen, sondern um ein gemeinsames Nachdenken darüber, was dies alles für uns selbst, unser Selbstverständnis, unsere Arbeitskultur, unsere Theologie und Spiritualität bedeutet.

 

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

 


 

10. Mitten in Mitte! Deutscher Kulturrat im neuen Büro

 

Endlich wieder in Mitte: Mein neues Büro ist fast fertig eingerichtet. Chausseestr. 10. Blick auf den Dorotheenstädtischen Friedhof. Ich freue mich. ⁦

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