KW 33: Gender Pay Gap, Mentoring-Programm, gamescom congress, IkI-Jahrestagung, …

... Frauen und Männer im Kulturmarkt, Echoräume des Schocks, Aktualisiert! Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?, Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

fast durchgängig erreichen Frauen ein geringeres Einkommen aus der selbständigen künstlerischen Tätigkeit als Männer. Das hat Gabriele Schulz in der gerade vorgestellten Untersuchung „Frauen und Männer im Kulturmarkt: Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage“ noch einmal bestätigt.

 

Das trifft zu, wenn die Einkommen der KSK-Versicherten in den Berufsgruppen verglichen werden, wenn sie in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen in Beziehung gesetzt werden, wenn die Länder als Vergleichsmaßstab herangezogen werden oder auch die verschiedenen Alterskohorten. Das heißt nichts anderes, es trifft eigentlich immer zu. Ein Armutszeugnis für den Kulturbereich!

 

Fast durchgängig erzielen die männlichen Versicherten ein höheres Einkommen als die weiblichen. Einige wenige Ausnahmen bestätigen die Regel. Im Vergleich zur Studie „Frauen in Kultur und Medien “ aus dem Jahr 2016 hat sich also am Gender Pay Gap (geschlechtsspezifisches Lohngefälle) leider nichts grundsätzlich geändert.

 

  • Der Gender Pay Gap liegt im Durchschnitt über 20 Prozent, ist also oft höher als bei den Angestellten.
  • Der Gender Pay Gap in Hamburg ist am größten über 30 Prozent und in Thüringen am geringsten um die 10 Prozent.
  • Je höher das Einkommen, desto höher der Gender Pay Gap, trifft auf Bundesländer und auf Tätigkeitsbereiche zu.

 

Von Gleichstellung oder von Geschlechtergerechtigkeit kann in Bezug auf die Einkommen selbständiger Künstlerinnen und Künstler also nicht die Rede sein. Das Einkommen hängt auch mit der Präsenz im Markt zusammen. Wenn Werke von Frauen weniger besprochen werden also die von Männern, sind sie weniger präsent, werden weniger gekauft, wodurch weniger Einkommen generiert wird. Wenn weniger Werke von Frauen aufgeführt oder gezeigt werden, entsteht der gleiche Effekt.

 

Auch bei der Mehrzahl der Berufe in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Kultur- und Medienbereich wurde in der neuen Studie „Frauen und Männer im Kulturmarkt: Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage“ ein sehr deutliches Gender Pay Gap festgestellt und das unabhängig davon, ob es sich um Berufe handelt, in denen mehrheitlich Frauen oder mehrheitlich Männer tätig sind. Das Entgeltgleichheitsgesetz entfaltet im Kultur- und Medienbereich kaum Wirkung, da die Betriebe vielfach zu klein sind. Es besteht dringender Handlungsbedarf bei Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft dem Gender Pay Gap entgehen zu wirken.

 

Hier einige Beispiele zum Gender Pay Gap:

 

  • Niedrige Werte unter 10 Prozent: Buchhandel (8 %), Bibliotheken [Experten] 6 %, Kamera- und Tontechnik 6 %, Schauspiel-, Tanz- und Bewegungskunst 6 %.
  • Um die 10 Prozent: Bühnen- und Kostümbild; Musik- Gesangstätigkeit; Museumstechnik, -management
  • Um die 15 bis 20 Prozent: Kunsthandwerk; Technische Mediengestaltung.
  • Über 20 Prozent: Verlags- und Medienwirtschaft [Experten] 25 Prozent, Redaktion [Experten] über 25 Prozent; Öffentlichkeitsarbeit ([Spezialisten] 22 Prozent), Theater-, Film- und Fernsehproduktion um die 25 Prozent.
  • Über 30 Prozent: Produktdesign [Experten].

 

Es gibt nicht das eine Patentrezept, um für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu sorgen. Vor allem sind die Werkzeuge der Kulturpolitik begrenzt. Gefragt sind vielmehr die Ausstellungsmacher und -macherinnen, die Konzertveranstalter und -veranstalterinnen, die Festival- und die Museumsleitungen und die Journalistinnen und Journalisten, die die Arbeiten von Künstlerinnen in den Mittelpunkt rücken könnten. Kultureinrichtungen könnten als Auftraggeber vornehmlich Frauen beauftragen oder Werke von Frauen aufführen. Und auch jeder einzelne kann durch sein eigenes Konsumverhalten dazu beitragen, dass Arbeiten von Künstlerinnen bevorzugt gekauft werden. Der Markt wird darauf reagieren.

 

Unbestreitbar ist, noch immer werden Frauen im Kulturarbeitsmarkt strukturell benachteiligt. Deshalb muss sich jetzt etwas ändern. Geschlechtergerechtigkeit im Kultur- und Medienbereich kann erreicht werden, wenn jetzt Bundesregierung, Bundestag, Kulturverbände, Kulturwirtschaft und Kulturpublikum an einem Strang ziehen. Deshalb haben wir einen umfangreichen Forderungskatalog vorgelegt, damit allen klar ist, was getan werden muss.
Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

 

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Mentoring-Programm für Frauen – Bewerbung noch 2 Wochen möglich!

 

Hoch qualifizierte Künstlerinnen und Kreative, die bereits vielfältige Berufsstationen absolviert haben und nun eine Führungsposition anstreben, können sich für das bundesweite 1:1-Mentoring bewerben.

 

Das Programm geht bereits in die 4. Runde. 29 Mentorinnen und Mentoren aus den folgenden Bereichen stehen zur Verfügung: Oper (3), Tanz (1), Theater/Festspiele (3), Bildende Kunst (2), Verlag (1), Museum (3), Film (2), Games (2), Stiftung (4), sowie Kulturmanagement (4), Kommunikation (2) und Kulturverwaltung (2). Bewerbungsfrist ist der 27. August 2020.

 

Die Ausschreibung finden Sie hier.

 


 

Vorankündigung: 28.08.2020 gamescom congress – online

 

Der gamescom congress ist Europas führende Konferenz für die Potenziale von Computer- und Videospielen in Gesellschaft und Wirtschaft. Der diesjährige Kongress findet aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ausschließlich online statt. Weitere Informationen folgen in Kürze. Hier schon einmal zwei Programmempfehlungen.

 

1. Das Quartett der Spielekultur: Isolation und Einsamkeit

 

Das Quartett der Spielekultur feiert als digitales Event im Rahmen des gamescom congress sein Comeback. Unter dem Motto „Isolation und Einsamkeit – When humans get too lonely they turn into monsters“ werden Produzent und Influencer Florian „LeFloid“ Diedrich, Head of GamePro.de Rae Grimm und der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats Olaf Zimmermann das beim Deutschen Computerspielpreis 2020 ausgezeichnete Adventure „Sea of Solitude“ von Jo-Mei Games diskutieren.

 

Moderiert wird die Auftaktveranstaltung von Journalistin und GamesWirtschaft-Gründerin Petra Fröhlich. Das Quartett der Spielekultur ist eine Veranstaltungsreihe der Stiftung Digitale Spielekultur und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

 

Lesen Sie hier weiter.

 

2. Games im gesellschaftlichen Diskurs: Das Handbuch Gameskultur

 

Das Handbuch Gameskultur überblickt nahezu sämtliche gesellschaftliche Bereiche, in denen digitales Spielen eine wichtige Rolle einnimmt. Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Felix Falk, mit Beiträgen von Expertinnen und Experten aus Kultur, Politik, Jugendschutz, Wirtschaft oder Wissenschaft.

 

Lesen Sie hier weiter.

 

Handbuch Gameskultur: Können Computerspiele Kunst sein? Handbuch Gameskultur erscheint zur gamescom – jetzt subskribieren

 

  • ISBN 978-3-947308-22-4
  • 288 Seiten
  • Erscheinungsdatum: 26.08.2020

 

  • Bestellen Sie hier das „Handbuch Gameskultur“ zum Subskriptionspreis von 15,80 Euro (inkl. Porto) vor.
  • Werfen Sie hier einen Blick ins Buch: Das Inhaltsverzeichnis, das Vorwort, die Einleitung und das Autorenverzeichnis bieten einen ersten Überblick.

 

 

Das Online-Portal Gameswirtschaft schreibt über das Buch: „Die Liste der Autoren liest sich wie das Who’s Who der hiesigen Games-Industrie – von Spieldesignern über Journalisten und Publizisten bis hin zu Dozenten und Wissenschaftlern.

 

Unter anderem widmet sich „Through the Darkest of Times“-Macher Jörg Friedrich dem Thema „Sozialadäquanz“, während sich Andreas Lange als langjähriger Direktor des Berliner Computerspielmuseums mit der „Bewahrung“ von Games auseinandersetzt.

 

Das „Handbuch Gameskultur“ folgt einer klaren Struktur: Ausgehend von den Grundlagen geht es weiter mit „Kunst und Kultur“, „Gemeinschaft“ (Let’s Plays, E-Sport, Cosplay) und „Wirtschaft“ (Arbeitsmarkt, Ausbildung). Auch „Debatten“ – etwa mit Blick auf Inklusion, Jugendschutz und „Killerspiele“ – werden im gleichnamigen Kapitel nicht ausgespart.

 

Als Herausgeber fungieren Branchenverbands-Geschäftsführer Felix Falk und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats und zuletzt Jury-Chef des Deutschen Computerspielpreises. Beide tragen auch mit eigenen Artikeln zum Gesamtwerk bei: Falk beschäftigt sich mit der Computerspiel-Förderung – Zimmermann beleuchtet die Kulturpolitik.“

 


 

Dritte Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration

 

Wann: Dienstag, 15.09.2020, 9.30 Uhr bis 15.30 Uhr
Wo: online

 

„Bürgerschaftliches Engagement: Vielfalt gestalten!“ In diesem Jahr bildet die These 10 „Bürgerschaftliches Engagement ist gelebte Demokratie“ der 15 Thesen der Initiative kulturelle Integration den Fokus unserer Tagung. Gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Pandemie soll die Rolle und Bedeutung der Zivilgesellschaft beleuchtet werden.

 

  • Ist das bürgerschaftliche Engagement zukunftsfest?
  • Haben die traditionellen Engagementstrukturen immer noch Bindungskraft?
  • Welche Herausforderungen und Potenziale bieten die beweglichen und oft spontanen neune Engagementformen?
  • Und schließlich, welche Rolle spielt das bürgerschaftliche Engagement für die kulturelle Integration?

 

Diesen Fragestellungen wollen wir uns gemeinsam mit Fachleuten aus der Wissenschaft, der Exekutive von Ländern und Kommunen und vor allem mit Vertreterinnen und Vertretern aus den unterschiedlichen Engagementstrukturen nähern und Einblick gewinnen, wie sich bürgerschaftliches Engagement weiterentwickelt und welcher Unterstützung es bedarf, um diese einzigartige Beteiligungsvielfalt zu erhalten und auszubauen.

 

Save the Date! Nähere Informationen folgen in Kürze!

 


 

Neuerscheinung: Frauen und Männer im Kulturmarkt – Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage

 

Die neue Studie weitet den Blick auf den gesamten Bereich der Kulturberufe.

 

So zum Beispiel auf die Angestellten im Buchhandel, Verlags- und Medienwirtschaft, Medien-, Informations- und Dokumentationsdienste, Redaktion und Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit, Produkt- und Industriedesign, Technische Mediengestaltung, Innenarchitektur, Kunsthandwerk – Bildende Kunst, Kunsthandwerkliche Glas- und Keramikgestaltung, Kunsthandwerkliche Metallgestaltung, Musikinstrumentenbau, Theater-, Film- und Fernsehproduktion, Veranstaltungs-, Kamera- und Tontechnik, Bühnen- und Kostümbildnerei, Musik-, Gesangs- und Dirigententätigkeit, Schauspiel-, Tanz- und Bewegungskunst, Moderation und Unterhaltung, Ausstellen und Präsentieren in Museen und Lehren außerhalb der Schule

 

Und auf die Selbständigen in den Bereich Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Kunst, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt und Software-/Games-Industrie sowie weiter auf die in der Künstlersozialkasse Versicherten in den Berufsgruppen Wort, Bildende Kunst, Musik und Darstellende Kunst.

 

Karlheinz Schmid hat sich im renommierten „Informationsdienst Kunst (Nr. 706)“ gerade mit der Studie auseinander gesetzt. Er schreibt u.a.: „Das Buch, Pflichtlektüre für alle, die in der Kulturpolitik eine Verantwortung tragen oder sie im Hinblick auf die eigenen beruflichen Aktivitäten sorgsam beleuchten, liefert unzählige Informationen, „Zahlen, Zahlen, Zahlen“, wie ein Kapitel lautet.“

 

Gabriele Schulz. Olaf Zimmermann
Frauen und Männer im Kulturmarkt – Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage.
Berlin 2020
508 Seiten, Großformat, 24,80 Euro  

 

  • Eine ausführliche Buchvorschau können Sie hier abrufen.
  • Die Studie kann über den Buchhandel (IBSN: 978-3-947308-20-0) oder direkt hier bestellt werden.

 


 

Neuerscheinung: Echoräume des Schocks – Eine Anthologie Wie uns die Corona-Zeit verändert Reflexionen Kulturschaffender und Kreative

 

Mit Beiträgen von

 

Saskia Ackermann, Ferda Ataman, Davide Brocchi, Carsten Brosda, Salome Dastmalchi, Judith Döker, Tanja Dückers, Annett Gröschner, Manaf Halbouni, Hanka Kliese, Barbara Lison, Gülin Mansur, Peggy Mädler, Jürgen Matschie, Jagoda Marinic, Jasmin Mittag, Thomas Mühlnickel, Michelle Müntefering, Martin Rabanus, Dieter und Peer Mia Ripberger, Andreas Rost, Michael Schindhelm, Andrea Schmidt, Leander Scholz und Olaf Zimmermann

 

Herausgeberin: Franziska Richter

 

 

Im Frühjahr 2020 erreichte die Corona-Pandemie auch Deutschland. Covid-19 löste große Schallwellen aus, die wiederum ein großes Echo nach sich zogen.

 

Die 25 Beiträge dieser Anthologie von Kulturschaffenden und Kreativen machen dieses Echo hörbar: Die Autorinnen und Autoren berichten von Ereignissen dieser Zeit aus Politik und Gesellschaft, erzählen von Ängsten und Hoffnungen in ihrem Alltag im Ausnahmezustand. Und sie reflektieren die enormen „Schallwellen“ durch das Coronavirus und vermessen den Schock, der insbesondere im Kulturbereich sehr groß war und immer noch anhält.gnet sind. Transparenzgebote und von den Anbietern verantwortete Deskriptoren können eine hilfreiche Ergänzung sein.

 

Franziska Richter (Hg.)
Echoräume des Schocks: Wie uns die Corona-Zeit verändert – Reflexionen Kulturschaffender und Kreativer
Eine Anthologie
192 Seiten, Klappenbroschur, 16,00 Euro
ISBN 978-3-8012-0589-8

 


 

Aktualisiert! Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?

 

Hilfsmaßnahmen des Bundes

Finden Sie hier Informationen zu den Maßnahmen des Bundes für Solo-Selbständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft.

 

Hilfsmaßnahmen der Länder

Finden Sie hier Informationen zu den Maßnahmen der einzelnen Bundesländer im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

 


 

Text der Woche: Natan Sznaider „Missverstehen als Fortschritt – Achille Mbembe in Deutschland“

 

Ein Gespenst geht um in Europa. Das Gespenst der moralisch aufgeladenen Politik. Zwei große moralische Narrative der Grausamkeit kommen mit tiefen politischen Konsequenzen auf uns zugefahren und befinden sich auf Kollisionskurs. Das westliche Narrativ erinnert an die Verbrechen des Totalitarismus wie Holocaust und Gulag. Gerade in der Erinnerung an den Holocaust befinden sich Israel und Juden im Brennspiegel. Die Erinnerung an den Holocaust hat zur Folge, dass die Existenz Israels für viele Juden ein Garant ihrer Sicherheit darstellt.

 

Natan Sznaider ist Soziologe in Tel Aviv.

 

Lesen Sie den Text hier!

 

 

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