KW 17: Corona-Angst; Politik & Kultur Mai 2020, Was wird in der Krise für die Kultur getan?, …

... Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Corona-Pandemie, Deutscher Computerspielpreis, Zur Person und der Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wir werden unser altes Leben lange nicht leben können, sagte Armin Laschet und rechnet mit Einschränkungen wegen Corona bis ins Jahr 2021. Wann wird unser normales Leben wiederkommen, wirklich erst im nächsten Jahr oder noch später?

 

Normal, so wie früher, nein, so wird es wohl nie mehr werden. Das Virus hat alles verändert. Wie eine Seifenblase ist das Sicherheitsgefühl der Menschen kollektiv zerplatzt. Natürlich gab es diese Sicherheit nie wirklich, aber sie war ein fast durchgängiges Gefühl in unserer Gesellschaft seit vielen Jahren. Eine Ausnahme bildeten die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA und die dann folgende Weltkriegsangst.

 

Individuelle Krisen, wie Krankheit, Verlust von Angehörigen oder Arbeitslosigkeit, waren natürlich immer präsent, aber Deutschland, in der Mitte von Europa, war trotz Eurokrise und Klimawandel gefühlt einer der sichersten Orte der Welt.

 

„Angst essen Seele auf“, der Titel des Films von Rainer Werner Fassbinder aus der Mitte der 1970er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, beschreibt die Situation heute sehr gut. Die Angst in der Bevölkerung hat innerhalb weniger Wochen unser Land grundlegend verändert. Wir haben uns an eine, bis vor Kurzem vollständig undenkbare staatliche Allmacht gewöhnt, die uns die Regeln mitgibt, wie wir uns in der Krise zu verhalten haben. Ja, sie sind einleuchtend, ja, ein starker Staat kann die Pandemie besser in Schach halten, ja, unsere Angst macht uns gehorsam.

 

Die in der Bundesrepublik Deutschland noch nie dagewesenen Freiheitsbeschränkungen wurden fast selbstverständlich ohne Beteiligung des Deutschen Bundestages von den Regierungen, Bund und Ländern, kurzerhand beschlossen. Die Verwaltungen haben die Macht im Land übernommen.

 

Und der Kulturbereich kämpft, wie viele andere Bereiche auch, ums nackte Überleben. Die größte Herausforderung werden die mittel- und langfristigen Auswirkungen sein. Die öffentlichen Kassen werden leer sein, die sogenannte freiwillige Aufgabe Kultur wird, trotz aller Schwüre der Politiker, eines der ersten Opfer der Krise werden. Deshalb brauchen wir jetzt schon einen mächtigen Kulturinfrastrukturfonds, um gegensteuern zu können.

 

Die Künstler, die Kultureinrichtungen, die kleinen und großen Akteure aus der Kulturwirtschaft werden dringend gebraucht, um die Angst in unserer Gesellschaft in neuen  Aufbruch zu verwandeln. Der Kulturbereich muss auch darum kämpfen, dass wir uns nicht daran gewöhnen, wie Kinder von der Regierung und der Verwaltung erzogen zu werden.

 

Viele im Kulturbereich befinden sich noch in Angststarre, ich hoffe aber nicht mehr lange.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

 

PS. 43.508 mal wurde die April-Ausgabe von Politik & Kultur als E-Paper (pdf) von unserem Server geladen. Die gedruckte Ausgabe ist auch fast vergriffen. Danke für Ihr großes Interesse!

 


 

Politik & Kultur Mai 2020 erscheint in wenigen Tagen – Hier exklusiv für Newsletter-Abonnenten schon heute!

 

Themen

 

  • Corona vs. Kultur: Weitere Auswirkungen auf Kultur und Zivilgesellschaft
  • Industriekultur: Zwischen Vergangenheit und Zukunft – Das Erbe der Industrialisierung
  • Beethoven Jubiläumsjahr: Deutschland feiert den 250. Geburtstag des Komponisten – Digital
  • DDR-Architektur: Verschmäht, abgerissen – und nun endlich gewürdigt
  • Kolonialismus: Namibia – Rückgabe der Gebeine
  • Medien: Profiteure der Corona-Krise

 

Autorinnen und Autoren:  Anne Katrin Bohle, Maria Böhmer, Oliver Scheytt, Olaf Scholz, Christian Stäblein und viele andere

 

Werfen Sie exklusiv als Newsletter-Abonnenten schon jetzt einen Blick in die Mai-Ausgabe von Politik & Kultur!

 


 

Aktualisiert! Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan, was muss noch getan werden?

 

Einschätzungen, Auswirkungen, Maßnahmen, Forderungen: Wie ist der Kulturbereich von der Corona-Pandemie betroffen?
Hier finden Sie alle Pressemitteilungen des Deutschen Kulturrates im Zusammenhang mit der Corona-Krise, den Newsletter Corona versus Kultur sowie weitere nützliche Informationen und Meldungen.

 

Newsletter Corona versus Kultur

Newsletter des Deutschen Kulturrates für alle von Einschränkungen betroffenen Künstler, kulturwirtschaftlichen Unternehmen, öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen.

 

Pressemitteilungen

Hier finden Sie alle Pressemitteilungen, die der Deutsche Kulturrat im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie veröffentlich hat.

 

Kulturratsmitglieder zur Corona-Krise
Viele Mitgliedsverbände der Sektionen informieren ihre Mitglieder über spezifische Herausforderungen in der jeweiligen künstlerischen Sparte oder im Arbeitsbereich. Hier kommen Sie zu den Informationen der Verbände und Institutionen.

 

Hilfsmaßnahmen des Bundes

Finden Sie hier Informationen zu den Maßnahmen des Bundes für Solo-Selbständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft.

 

Hilfsmaßnahmen der Länder

Finden Sie hier Informationen zu den Maßnahmen der einzelnen Bundesländer im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

 

Hilfen aus dem Kultur- und Medienbereich

Hier finden Sie Informationen zu den Hilfsmaßnahmen des Kultur- und Medienbereichs für den Kultur- und Medienbereich.

 


 

Jetzt mehr Kultur in Radio, TV und Co: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Corona-Pandemie

 

Wie fördert der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der aktuellen Situation Kultur im Programm weiter? Welche Umstrukturierungen zugunsten von Kulturprogrammen wurden bereits vorgenommen? Was ist geplant?

 

Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, hat bei allen Anstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nachgefragt. BR, Deutschlandradio, hr, MDR, NDR, rbb, SR, SWR und WDR haben mit Beiträgen in der aktuellen Ausgabe von Politik & Kultur 4/20 geantwortet.

 

Tenor der Artikel ist: Alle Sender haben direkt reagiert und Kultursendungen mehr Platz im Programm eingeräumt. So hat der MDR bereits nach der Absage der Leipziger Buchmesse federführend für die ARD das Bühnenprogramm der Messe ins Netz und Radio verlegt. Der NDR bietet alltäglich das „Konzert des Tages“ zum online hören an. Und WDR 3 hat die „Kulturambulanz“ auf den Weg gebracht: Hier lesen namhafte Autorinnen und Autoren im Homeoffice aus den Werken anderen Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Dies sind nur einige der zahlreichen Beispiele, die sich bei allen Sendern finden.

 

Es ist erfreulich, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem Kulturauftrag in der Corona-Pandemie gerecht wird. Jedoch sollte dieser Aufwuchs an Kultursendungen in Radio, TV und Co während der gesamten Krise und auch in hoffentlich Corona freien Zeiten aufrechterhalten werden. Es gilt, das Kulturprogramm – auch für künstlerische Nichen und junge Kulturschaffende – langfristig auszubauen.

 

  • Lesen Sie alle Beiträge der Intendantinnen und Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunk hier.

 


 

Preisverleihung am 27. April 2020 ab 19:30 Uhr im Livestream

 

Morgen Abend um 19:30 Uhr feiert der Deutsche Computerspielpreis (DCP) eine Premiere: Erstmals wird der wichtigste Preis für Games in Deutschland ausschließlich im Live-Stream verliehen. Aus einem Studio heraus führen Moderatorin und Entertainerin Barbara Schöneberger und YouTuber Nino Kerl durch die Digital-Gala. Die Nominierten und die Laudatorinnen und Laudatoren werden live zugeschaltet.

 

  • Unter dem Hashtag #derDCP ist auch die Community eingeladen, sich in die Show einzubringen. Die Preisverleihung wird auf deutscher-computerspielpreis.de/live sowie auf YouTube übertragen.

 

Mit dem neuen Format der Preisverleihung reagieren die Ausrichter auf die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Anstelle der ursprünglich geplanten Veranstaltung im Löwenbräukeller in München wurde kurzfristig ein neues Konzept entwickelt, um auch in diesem Jahr die besten Games und die Teams hinter den Spielen zu würdigen. Dazu holt sich das Moderatoren-Duo geballtes Games-Know-How per Live-Schalten ins Studio.

 

Laudatiert werden die Preiskategorien unter anderem von Dorothee Bär, Fahri Yardım, Smudo, Uke Bosse, Maxi Gräff, Viola Tensil, Olaf Zimmermann und den YouTubern von „Senioren Zocken“. Laudator für das „Beste Deutsche Spiel“ ist der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder.

 

Die Ausrichter des DCP sind die Bundesregierung – vertreten durch die Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) – sowie der game – Verband der deutschen Games-Branche. Unterstützt werden sie dabei von der Stiftung Digitale Spielekultur.

 


 

ZUR PERSON …

 

Ehren-Glauser für Nina George

Der Präsidentin des Autorenfachverbands European Writers‘ Council, Nina George, wurde für ihr »unermüdliches politisches Engagement« und »ihren engagierten Einsatz für die Kriminalliteratur« der Ehren-Glauser des Syndikats überreicht. George engagiert sich seit Jahren in dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur sowie bei der International Crime Writers‘ Association und bei den Mörderischen Schwestern. Mit den Glauser-Preisen vergibt das Syndikat die höchstdotierten Autorenpreise für Werke deutschsprachiger Kriminalliteratur. Die Ehren-Glauser-Jury hofft, dass »die Verleihung des Preises an Nina George junge Kollegen und vor allem junge Kolleginnen ermuntert, sich ebenfalls für das Genre und die Rechte aller Schreibenden aktiv und politisch einzusetzen«. Der Ehren-Glauser sowie die Preise in den Kategorien Roman, Debüt, Kurzkrimi, Jugendkrimi und Kinderkrimi wurden am 18. April in einer Online-Gala überreicht.

 

Brandenburger Symphoniker bekommen neuen Chefdirigenten

Mitte April teilte das Orchester mit, dass Olivier Tardy Chefdirigent der Brandenburger Symphoniker wird. Tardy wird bereits in der kommenden Spielzeit zahlreiche Dirigate übernehmen, ab der Saison 2021/22 wird er Chefdirigent in vollem Umfang. Als Dirigent stand Tardy bereits am Pult zahlreicher Orchester, wie z.B. der Stuttgarter Philharmoniker oder des Münchner Rundfunkorchesters. Auch die Musiker der Brandenburger Symphoniker verbindet mit Olivier Tardy bereits seit 2015 eine langjährige Zusammenarbeit. Der Vertrag des Flötisten läuft zunächst bis zum Ende der Saison 2024/25. Tardy tritt sein Amt in der Nachfolge von Peter Gülkes an, der seit 2015 Chefdirigent des Orchesters ist.

 

Neue Vorständin bei der Siemens Stiftung

Seit dem 1. April ist Nina Smidt Geschäftsführende Vorständin und Sprecherin des Vorstands der Siemens Stiftung, die in den Bereichen Entwicklungskooperation, Bildung und Kultur arbeitet. Smidt treibt zusammen mit ihren Vorstandskollegen Rolf Huber und Klaus Grünfelder die operative Umsetzung der Stiftungsziele voran. Innerhalb des Vorstands ist Nina Smidt insbesondere für die Arbeitsbereiche Bildung und Kultur verantwortlich. Zuvor war sie von 2011 bis 2020 Bereichsleiterin für Internationale Planung und Entwicklung in der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Von 2010 bis 2020 leitete sie zudem die amerikanische Stiftungstochter der ZEIT-Stiftung in New York als Präsidentin.

 


 

Text der Woche: Susanne Keuchel „Schadensbegrenzung oder Investition in die Zukunft? Umgang mit den Folgen der Corona-Krise“

 

Der Schrei nach Hilfsprogrammen ist laut. Aber reicht eine Eindämmung der finanziellen Verluste? Hat die Corona-Krise indirekt nicht auch dazu beigetragen, bestehende gesellschaftliche und kulturelle Instabilitäten in Deutschland sichtbarer zu machen?

 

Susanne Keuchel ist ehrenamtliche Präsidentin des Deutschen Kulturrates und Hauptamtlich Direktorin der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW.

 

Lesen Sie den Text hier!

 


 

Frauen und Männer im Kulturmarkt: Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage

 

Wegen der Corona-Krise hat sich der Erscheinungstermin der Studie leider um einen Monat, auf Ende Mai, verschoben. Das hat aber auch etwas Gutes, es konnte in den Handlungsempfehlungen noch Erfahrungen, die in der Krise gewonnen wurde, berücksichtigt werden.

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