Computerspieleförderung darf nicht dilettantisch betrieben werden

Deutscher Kulturrat fordert eine Professionalisierung und Verstetigung der Gamesförderung in Deutschland

Berlin, den 21.08.2019. Heute fand bei der Gamescom, der weltweit größten Computer- und Videospielemesse, der traditionelle „Debatt(l)e Royale“ das Politikgespräch mit Generalsekretären und politischen Geschäftsführern statt. Befragt wurden: Michael Kellner (Politischer Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen), Lars Klingbeil (Generalsekretär der SPD), Jörg Schindler (Bundesgeschäftsführer Die Linke), Linda Teuteberg (Generalsekretärin der FDP) und Paul Ziemiak (Generalsekretär der CDU).

 

In der Diskussion, die von einem Quiz, bei dem sich die Diskutanten Redezeit für das Schlussstatement erspielen konnten, begleitet wurde, ging es um Fragen der Gamesförderung, die Digitalisierung und hier speziell den Breitbandausbau sowie um die Anerkennung von E-Sport als gemeinnützig. In seinem Schlusswort bedauerte Michael Kellner, dass die Debatte so wenig kontrovers geführt wurde. Und in der Tat bestand große Einigkeit bei den politisch Verantwortlichen und Schuld waren immer die anderen.

 

Das gilt insbesondere für die Gamesförderung, für die das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zuständig ist. Hier liegen für das laufende Jahr, also noch gut vier Monate, 50 Millionen Euro Fördermittel bereit, um den Entwicklerstandort Deutschland zu fördern. Lars Klingbeil sagte in der Diskussion, dass hiervon bislang noch kein Cent ausgereicht wurde, da die Förderrichtlinien immer noch fehlen. Alle beklagten, dass für das kommende Jahr keine Gamesförderung in die Bundeshaushaltsplanung eingestellt wurde. Lars Klingbeil und Paul Ziemiak schoben sich auf offener Bühne den schwarzen Peter zu, wer hierfür verantwortlich ist, das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium oder das SPD-geführte Bundesfinanzministerium. Sie versprachen allerdings beide, sich bei den Haushaltsverhandlungen für die Etatisierung dieser Förderung einzusetzen, da ihrer Ansicht nach die Entwickler Planungssicherheit brauchen.

 

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Wenn es wirklich richtig ist, dass von den 50 Millionen Euro Gamesförderung, die für dieses Jahr zur Verfügung stehen, noch kein Cent abgeflossen ist, weil die Förderrichtlinien noch nicht vorliegen und daher kein Geld beantragt werden kann, ist dies ein Skandal. Hier müsste die Branche auf die Barrikaden gehen und die ordnungsgemäße Mittelvergabe lautstark einfordern. Es stellt sich dann zugleich die Frage, ob das Verkehrsministerium der richtige Ort ist, um solche Förderungen umzusetzen oder ob die Fördermittel für das kommende Jahr nicht besser einem Ministerium überantwortet werden, die sich mit der Förderung von künstlerischen oder kulturwirtschaftlichen Vorhaben auskennen. Wenn es Lars Klingbeil und Paul Ziemiak mit der Gamesförderung wirklich ernst meinen, müssen sie dieses Thema in den Koalitionsausschuss tragen, damit eine tragfähige Lösung gefunden wird. Weder Wirtschafts- noch Kulturförderung darf so dilettantisch betrieben werden. Die Gamesförderung in Deutschland muss endlich professionalisiert und verstetigt werden.“

Vorheriger ArtikelForderung: Freifahrten in Bus und Bahnen für ehrenamtlich engagierte Menschen
Nächster ArtikelFridays for Future: Nachhaltige Entwicklung ist eine kulturelle Herausforderung