2. August 2019 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 31: Kirchentag, Hohenzollern, MwSt auf E-Books, Klimawandel, Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen, ...


... #UNTEILBAR Demonstration in Dresden, Barrierefrei: Dossier „Inklusion in Kultur und Medien“, Gamescom Congress, IkI-Jahrestagung, Heimatdebatte, Politik & Kultur

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

in kulturpolitisch aufregenden Zeiten melde ich mich aus dem Sommerurlaub zurück.

 

Kurz vor meinem Urlaub fanden noch spannende Diskussionen und hitzige Debatten zu allen möglichen wichtigen gesellschaftlichen Themen beim diesjährigen Evangelischen Kirchentag rund um die Westfalenhalle in Dortmund statt. Doch die „Kulturkirche“ war im Norden Dortmunds, mehr als eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt, untergebracht worden. Hier wurden die Diskussionen in einem sehr überschaubaren Kreis geführt. Warum war das so?

 

Die Kirchen, wie auch die Kirchentage, fremdeln mit Kultur und wohl auch mit der Eigenwilligkeit der Künstlerinnen und Künstler. Nur so ist für mich zu erklären, warum auf dem Kirchentag in Dortmund die Kultur nicht in einem Zelt neben den anderen Themenbereich angesiedelt war oder zumindest als eine deutliche Querschnittaufgabe der verschiedenen Themenräumen unter Beteiligung von Künstlerinnen und Künstler aufgenommen wurde.

 

In der August-Ausgabe von Zeitzeichen, den Evangelischen Kommentaren zu Religion und Gesellschaft, haben ich diesen Umstand kritisiert und einen Vorschlag für den Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt 2021 gemacht. Den Text können Sie hier nachlesen.

 

Normalerweise ist die Sommerzeit auch im kulturpolitischen Bereich eher die Sauregurkenzeit. In diesem Jahr ist das anders.

 

So wurden die jahrelang im Geheimen geführten Verhandlungen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters MdB mit den Nachfahren des letzten deutschen Kaisers bekannt. Die Hohenzollern fordern die Herausgabe von Kunstschätzen und das Wohnrecht auf einigen ihrer ehemaligen Schlösser. So befremdlich das Ansinnen des Adelshauses auch ist, es zeigt, dass es Schlussstriche in der Geschichte nicht gibt. Immer wieder muss neu darum gerungen werden, was Recht und was Unrecht ist. Aber dieses Ringen kann nicht in Geheimverhandlungen geführt werden. Die Kulturstaatsministerin hätte schon viel früher den Weg in die Öffentlichkeit suchen sollen.

 

Vorgestern hat die Bundesregierung ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, den ermäßigte Mehrwertsteuersatz auf digitale Zeitungen, Periodika und E-Books einzuführen, eingelöst. Es ist sehr zu begrüßen, dass Bücher, Zeitungen und Zeitschriften in der Zukunft steuerlich gleichbehandelt werden, unabhängig davon, ob sie auf Papier oder in elektronischer Form erscheinen. Einige Verbände aus den Kulturbereich fordern bei den anstehenden Beratungen im Deutschen Bundestag weitere Verbesserungen ein.

 

In diesem Sommer wurde auch dem letzten deutlich, dass der Klimawandel keine spinnerte Idee von Greta Thunberg und ihren Freunden ist, sondern schnöde Realität. Diese Realität verändert massiv unser Zusammenleben, das heißt unsere Kultur. Deshalb muss der Klimawandel noch stärker zu einem kulturpolitischen Thema werden. Der Deutsche Kulturrat versucht mit der Kooperation mit dem BUND bei dieser Debatte Verantwortung mit zu übernehmen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf unsere zweitägige Veranstaltung Anfang September in Leipzig unter dem Thema „Geht Heimat immer nur verloren oder kann sie neu entstehen?„, die sich dieser Frage widmet und zu der sie herzlich eingeladen sind.

 

In vier Wochen, am 01. September, werden in Sachsen und in Brandenburg die Landtage neu gewählt. Die Bedeutung dieser beiden Wahlen, für die zukünftige Orientierung des gesamten Landes, kann nicht überbewertet werden. Deshalb zeigen wir gemeinsam, was uns wichtig ist in unserem Land und sehen uns hoffentlich bei der #unteilbar-Demo am 24. August 2019 in Dresden.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

#UNTEILBAR Sachsen – Großdemonstration in Dresden

 

Für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung Demokratie, Menschenrechte, soziale und gesellschaftliche Teilhabe sind nichts, was einfach da ist. Sie müssen täglich erstritten und verteidigt werden. Angesichts der fortschreitenden Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten hat sich das sächsische #unteilbar-Bündnis gegründet, um gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft einzustehen. Mit unserem Bündnisaufruf stellen wir uns deutlich gegen die politische Verschiebung und erteilen Rassismus und Menschenverachtung eine klare Absage. Wir lassen nicht zu, dass Sozialstaat, Flucht und Migration gegeneinander ausgespielt werden. Daher laden wir euch herzlich dazu ein, euch hier dem Aufruf anzuschließen.

 

Weitere Informationen zur Großdemonstration am 24. August 2019 in Dresden sowie zu weiteren Veranstaltungen und Aktionen von #UNTEILBAR Sachsen finden Sie hier.

 


 

Dossier „Inklusion in Kultur und Medien“ jetzt auch barrierefrei verfügbar

 

Wie inklusiv ist der Kultur- und Medienbereich in Deutschland? Inwieweit ist die UN-Behindertenrechtskonvention in der deutschen Kultur- und Medienszene angekommen? Braucht es Quoten zur verbesserten Repräsentation von Menschen mit Behinderungen in Kultur und Medien?

 

Im Dossier „Inklusion in Kultur und Medien“ des Deutschen Kulturrates werden auf 72 Seiten Antworten auf diese und viele weitere Fragen gesucht und gefunden.

 

Ab sofort steht das Dossier auch als barrierefreie Version zum Download als PDF-Datei zur Verfügung. Diese beinhaltet u. a. ein PDF-optimiertes, übersichtliches Inhaltsverzeichnis. Mithilfe einer Bildschirmvorlesesoftware, ein sogenannter Screenreader, lassen sich die Textbeiträge akustisch über eine Sprachausgabe oder tastbar über eine Braillezeile auslesen.

 

Zudem enthält die barrierefreie Version ausführliche Audio-Beschreibung aller Bilder im Dossier, die von den blinden bzw. sehbehinderten Fotografinnen und Fotografen Pete Eckert, Bruce Hall und Sonia Soberats stammen.

 

Auch im „Adobe Acrobat Reader DC“ kann die Vorlesefunktion der PDF-Datei über die Aktion „Sprachausgabe auswählen“ im Hauptmenüpunkt „Anzeige“ aktiviert werden. Die Themen des Dossiers sind:

 

  • Umsetzung der Behindertenrechtskonvention in Deutschland
  • Pioniere der inklusiven Kulturarbeit
  • Kulturarbeit der Aktion Mensch
  • Inklusive Bildungsarbeit in Kultur und Medien
  • Quoten für Menschen mit Behinderungen in Kultur und Medien
  • Inklusives Museum
  • Konzept „Design für Alle“
  • Darstellung von Vielfalt und Behinderung in Computerspielen
  • Barrierefreie Architekturplanung
  • Musik und Inklusion
  • Bibliotheken ohne Barrieren
  • Hörfilmproduktionen
  • Inklusion in Film, Fernsehen und Theater
  • und viele mehr.

 

Das Dossier „Inklusion in Kultur und Medien“ kann für 4,20 Euro im Online-Shop des Deutschen Kulturrates bestellt werden oder im Internet kostenlos als pdf-Datei heruntergeladen werden. Das Dossier ist auch über jede Buchhandlung lieferbar.

 

Die barrierefreie Version kann ebenfalls kostenlos als pdf-Datei heruntergeladen werden.

 


 

Veranstaltungen des Deutschen Kulturrates

 

21.08.2019: Spielen versetzt Berge – gamescom congress

 

  • Termin: 21.08.2019 • 12:00 – 13:00
  • Ort: Messegelände Köln (parallel zur gamescom)
  • Aufzeichnung und Ausstrahlung durch WDR3

 

Milliarden Menschen weltweit lieben digitale Spiele – es sind Menschen mit ganz vielfältigen kulturellen Hintergründen und Lebensumständen. Weil Games zunehmend online gespielt werden, miteinander und gegeneinander, entscheidet schriftliche und verbale Kommunikation nicht nur über Sieg und Niederlage, sondern auch über die Qualität der menschlichen Erfahrung im Spiel. Spiele bauen Brücken, überwinden Gräben und lassen ungewöhnliche Freundschaften entstehen. Gleichzeitig können Spielinhalte aber auch Sichtweisen auf Kulturen und gesellschaftliche Minderheiten kultivieren und verfestigen. Das Panel diskutiert im Rahmen einer Kooperation mit der „Initiative kulturelle Integration“ und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturrat die Integrationskraft von Computerspielen als gemeinsame, kulturübergreifende Erfahrung und die Möglichkeiten und Herausforderungen in einer sich zunehmend diversifizierenden Gesellschaft. WDR3 zeichnet die Diskussion auf.

 

Diskussion mit:

 

  • Prof. Dr. Linda Breitlauch, Professorin für Game Design, Hochschule Trier
  • Aiman Mazyek, Vorsitzender, Zentralrat der Muslime in Deutschland
  • Kathrin Trattner, Lehrbeauftragte und Doktorandin, Karl-Franzens-Universität Graz
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat, Sprecher der Initiative kulturelle Integration

 

Weitere Informationen finden Sie hier!

 

 

21.08.2019: Workshop „Flucht und Spiel“ – gamescom congress

 

  • Termin: 21.08.2019 • 15:15
  • Ort: Messegelände Köln (Parallel zur gamescom)

 

„Flucht und Spiel“ titelt der Workshop, der am 21. August 2019 um 15.15 Uhr an die Paneldiskussion „Spielen versetzt Berge“ anschließt.

 

Nach einer Begrüßung durch den Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Sprecher der Initiative kulturelle Integration, Olaf Zimmermann und einer Einführung durch den Historiker Felix Zimmermann werden Georg Hobmeier, Produzent Causa Creations und Abdullah Karam, Protagonist und gleichzeitig Entwickler des Computerspiels „Path out“, das weltweit einzigartige autobiografische Spiel einer Flucht aus Syrien vorstellen.

 

Der Workshop bietet damit Einblick in den Bereich der Entwicklung von Dokumentarfilm-Computerspielen und untersucht den Einsatz von „Path out“ für die Integrationsarbeit oder den Unterricht an Schulen.

 

Weitere Informationen finden Sie hier!

 


 

03.09.2019: Zweite Jahrestagung der Initiative kulturelle Integration

 

Im dritten Jahr ihres Bestehens lädt die Initiative Integration am 3. September 2019 ab 10.00 Uhr zu ihrer Jahrestagung in die Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums in Berlin.

 

Vor dem Hintergrund der bereits stattgefundenen Europaparlamentswahlen und der drei anstehenden Landtagswahlen in Deutschland, sowie der Jubiläen: 70 Jahre Grundgesetz, 30 Jahre Friedliche Revolution und 100 Jahre Weimarer Republik soll in diesem Jahr das Thema „Zusammenhalt und Demokratie“ den Fokus unserer Jahrestagung bestimmen. Dabei wird hierzu insbesondere die Rolle der Medien kritisch zu beleuchten sein.

 

Die Tagung wird von Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters MdB und der Präsidentin des Deutschen Kulturrates Prof. Dr. Susanne Keuchel eröffnet. Die zentrale Podiumsdiskussion wird sich unter dem Titel „Medien unter dem Aspekt demokratischer Wachsamkeit“ mit deren Demokratiewirksamkeit und Herausforderungen in Zeiten des sogenannten Strukturwandels der Öffentlichkeit durch die digitalen Medien beschäftigen. Moderiert von Barbara Scherle werden miteinander diskutieren:

 

  • Patricia Schlesinger, Intendantin RBB
  • Prof. Marc Liesching, (HTWK Leipzig), Autor der Brenner-Studie zum Thema „Agenda-Setting bei ARD und ZDF“
  • Hans-Peter Hagemes, Vice-President Information, Pro Sieben Sat1
  • Tino Krause, Country Director DACH, Facebook (angefragt) sowie
  • Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates.

 

Der Nachmittag dient der Vertiefung des Themas Medien und Integration.

Bitte notieren Sie sich den Termin schon jetzt!

 


 

06.09.-07.09.2019: Geht Heimat immer nur verloren oder kann sie neu entstehen?

 

Leipzig: Freitag, den 06.09. bis Samstag, den 07.09.2019

 

Ein kritischer Blick auf den Kulturbegriff Heimat. Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt mit dem BUND, mit Unterstützung durch den Rat für Nachhaltige Entwicklung.

 

Das Programm:

 

14:30 Uhr: Führung durch das Museum der bildenden Künste Leipzig durch Freiherr Speck von Sternburg. Er ist der Nachfahre eines berühmten Wollhändlers, der, aus Süddeutschland kommend, zum Kunstmäzen in der Stadt wurde. 1994 wurde ihm die Familien-Kunstsammlung rückübertragen. 1996 gründete er die Maximilian Speck von Sternburg-Stiftung, um die Sammlung der Stadt Leipzig zur öffentlichen Nutzung zur Verfügung zu stellen. Die Sammlung umfasst 202 Gemälde, 126 Zeichnungen, mehr als 500 druckgrafische Blätter aus dem 14. bis 19. Jahrhundert. Mit Freiherr Speck von Sternburg werden wir auch besprechen, welchen Beitrag Kunst und Kultur zur Beheimatung leisten kann. Kaffeepause im Museum (Achtung: begrenzte Teilnehmendenzahl)

 

16:30 Uhr: Lesung von Regine Möbius „Schneisen der Zeitgeschichte“ im Museum der bildenden Künste Leipzig

 

18.30 Uhr: Diskussion inmitten des Museums der bildenden Künste Leipzig:

 

Geht Heimat immer nur verloren oder kann sie neu entstehen? Kritischer Blick auf den Kulturbegriff Heimat

 

  • Grußwort des Museums der bildenden Künste Leipzig
  • Begrüßung: Susanne Keuchel, Präsidentin Deutscher Kulturrat
  • Intermezzo: Sprachkultureller Beitrag von Gunter Böhnke
  • Einführung: Helix Heyer, Leipzigerin von der BUNDjugend

 

Podiumsdiskussion:

 

  • Regine Möbius (Schriftstellerin)
  • Valerie Schönian (Journalistin, Schriftstellerin)
  • Hubert Weiger (Vorsitzender BUND)
  • Olaf Zimmermann (Geschäftsführer Deutscher Kulturrat)

 

Moderation: Reinhard Bärenz, Leiter der Hauptredaktion Kultur MDR

 

Die Podiumsdiskussion wird aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt vom MDR Hörfunk gesendet.

 

Am Samstagvormittag (07.09.2019) gibt es ein zusätzliches Programm-Angebot im Neuseenland, einem ehemaligen Braunkohle-Tagebaugebiet. Dieses wird vom BUND Leipzig organisiert. Dabei sollen auch Gespräche mit Betroffenen geführt werden, die früher hier lebten und durch den Braunkohlebergbau ihre Heimat verloren haben. Gemeinsam erleben wir mit Bus und Boot, wie Heimat zerstört wurde und vollkommen anders neu entstanden ist.

 

 


 

Sommerlektüre, wo auch immer auf der Welt: Politik & Kultur-Sommerausgabe als E-Paper

 

Themen der Ausgabe:

 

  • Freie Worte? Wie frei ist unsere Meinung wirklich?
  • „Demokratie leben!“ Weiter so…: Welche Auswirkung haben die Veränderungen des Bundesprogramms auf die Zivilgesellschaft?
  • Künstlersozialkasse Untersucht: Wie wirkt sich die Digitalisierung der Kultur und Kreativwirtschaft auf die Künstlersozialversicherung aus?
  • Brexit & Kultur „Leave or Remain?“: Britische Kultur bleibt auch in Zukunft wichtiger Teil der europäischen Identität und Kultur
  • Nationales Kino Made in Germany: Die Diskussion über die Novellierung des Filmförderungsgesetzes hat bereits begonnen

 

Weitere Themen: Geschlechtergerechtigkeit in Bildender Kunst und Journalismus, Spezialbibliothek des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin, Nachruf auf Georg Katzer, gesellschaftlicher Zusammenhalt, Kirsten Niehuss im Porträt, Netzpolitik, Initiative kulturelle Integration: neu im Netz, Online-Rechte, Computerspiele u.v.m.

 

 


 

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