Starke Gemeinschaft mit einer Schwäche fürs Land
Rund 500.000 LandFrauen sichern die Zukunft der ländlichen Heimat
Theresa Brüheim: Frau Ruhe, wie sieht heutzutage eine LandFrau aus? Was macht sie aus?
Daniela Ruhe: Eine halbe Million Frauen in ganz Deutschland – das sind die LandFrauen. Wir haben die unterschiedlichsten Berufe und verfolgen viele Tätigkeiten. In unseren Reihen finden Sie Lehrerinnen, Bankkauffrauen, Erzieherinnen, Ärztinnen, Floristinnen, Hausfrauen und natürlich auch Landwirtinnen. Unser Verband vereint die Interessen von Frauen verschiedener Berufsgruppen und aller Generationen. Von Anfang an ist es bei den LandFrauen nie darauf angekommen, ob und welchen Beruf eine Frau hat, sondern dass sie in der Gemeinschaft etwas für die Frauen in den ländlichen Räumen bewegen will.
Was sind Aufgaben und Ziele des Deutschen LandFrauenverbandes?
Der Deutsche LandFrauenverband macht sich stark für mehr Chancengerechtigkeit für Frauen, die im ländlichen Raum zuhause sind und deren Familien. Dies beinhaltet die Anerkennung der Leistungen und gleichberechtigte Teilhabe in Beruf und Familie, in Gesellschaft und Politik, in Bildung, Wirtschaft und Kultur. Auf allen Verbandsebenen bieten wir Bildung an: ob berufliche Qualifizierung und Weiterbildung oder Fitmachen fürs Verbandsmanagement. Mit jährlich über 100.000 Angeboten und mehr als zwei Millionen Teilnehmerinnen sind die LandFrauen einer der größten Bildungsträger im ländlichen Raum.
Für Politik & Kultur habe ich mich umfänglich mit dem Thema Heimat befasst. Dabei bekam ich schnell den Eindruck, dass die Themen Heimat und Heimatpflege vor allem von männlichen Autoren besetzt werden. Wie beweisen Sie das Gegenteil? Und machen beides auch für Frauen attraktiv?
Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass es noch viel zu tun gibt, wenn es um Gleichberechtigung und Teilhabe von Frauen und Männern geht. Wer ergreift das Wort und wer wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen? „Ohne LandFrauen ist kein Land zu machen“, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Die LandFrauen setzen sich mit Herzblut und intelligentem Engagement für den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit ihrer Regionen ein. Sie schwingen keine großen Reden. Sie handeln. Das ist die positive Kehrseite der Tatsache, dass Frauen in den Gremien des ländlichen Raums unterrepräsentiert sind.
Wie sieht moderne Heimatpflege bei den LandFrauen aus? Wie begeistern Sie junge (Land)Frauen für ihre Heimat?
Heimatpflege heißt bei den LandFrauen, die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums zu sichern. Junge Frauen brauchen Perspektiven, die über das Ehrenamt hinausgehen. Sie brauchen qualifizierte Arbeitsmöglichkeiten und eine Infrastruktur, die zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf passt. Daran müssen alle Akteure im ländlichen Raum arbeiten. Dann hat das Landleben Konjunktur. Die Medien zeigen es und auch die Politik hat den ländlichen Raum entdeckt. LandFrauen sind eine starke Gemeinschaft mit einer Schwäche fürs Land. Und dort, wo das Ehrenamt stark und aktiv ist, lebt die Dorfgemeinschaft. Die LandFrauenarbeit ist ein klares Bekenntnis zu unseren demokratischen Werten, zu einer Gesellschaft, die durch Respekt und Nächstenliebe geprägt ist.
Vielen Dank.
Dieses Interview ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 01-02/2019.
Copyright: Alle Rechte bei Deutscher Kulturrat