Ralf Jacob - 27. Februar 2020 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Archive

Das Stadtarchiv Halle (Saale)


„Von Halle (Saale) nach Jerusalem“, so lautete der Titel einer Kooperationsveranstaltung des Stadtarchivs der Stadt Halle (Saale) mit dem Verein für hallische Stadtgeschichte, die im Herbst 2019 den Lebensweg eines halleschen Gelehrten vorstellte. Der renommierte Philosoph Dominique Bourel, Professor am Institut Universitaire d’Etudes Juives Elie Wiesel der Sorbonne in Paris, sprach über seine auch im Stadtarchiv Halle (Saale) durchgeführten Forschungen zum Altphilologen Moshe Schwabe.

 

Diese Veranstaltung steht mit ihrem kooperativen Ansatz und dem Bezug auf die aktuellen Recherchen im Archiv in mehrfacher Hinsicht für die Ausrichtung des Stadtarchivs Halle. Die städtische Einrichtung versteht sich mit seinem Gesamtbestand im Umfang von ca. 6.000 laufenden Metern Unterlagen, davon 500 laufende Meter Bücher und 300 laufende Meter regionale Zeitungsüberlieferung, als Partner und Dienstleister seines Trägers und seiner öffentlichen Nutzerinnen und Nutzer. Die Überlieferungssituation seiner Bestände wurde im Zweiten Weltkrieg oder durch andere Willkürakte nicht gestört; so bildet die Bandbreite des Bestands die städtische Lebenswelt authentisch ab. Gleichzeitig werden seine Bestände intensiv öffentlich genutzt.

 

Um den wachsenden Anforderungen bei der Erschließung, Verwahrung und Pflege der Unterlagen gerecht zu werden, konnten wiederholt Maßnahmen der Arbeitsförderung sinnvoll eingebunden werden. Zudem gelang es in den letzten Jahren verstärkt, einen festen Kreis von Ehrenamtlichen für die Arbeit im Stadtarchiv zu gewinnen. Entsprechend ihren Fähigkeiten wirken sie vorwiegend bei der Verzeichnung von Sammlungsbeständen mit, wobei der Erstkontakt zum Archiv durch erfolgreiche Projekte der Öffentlichkeitsarbeit begründet wurde.

 

Um solche Projekte in der reichen Kultur- und Bildungslandschaft Mitteldeutschlands erfolgreich und mit einem vertretbaren Ressourceneinsatz anbieten zu können, hat sich die Archivleitung entschieden, verbindliche Kooperationen mit regionalen Partnern einzugehen. Neben musealen Einrichtungen wie der Stiftung Kunstmuseum Moritzburg oder dem Stadtmuseum Halle ist das Archiv durch eine solche Vereinbarung seit 2012 mit dem Verein für hallische Stadtgeschichte verbunden. Diese sichert den stadtgeschichtlich Interessierten beispielsweise die jährliche Durchführung des Tages der Stadtgeschichte und die Herausgabe eines stadtgeschichtlichen Jahrbuches.

 

Aktuell hat sich das Stadtarchiv den Herausforderungen zu stellen, die mit dem steigenden Bedarf nach Digitalisierung und Onlinestellung seiner Bestände sowie der Einführung der elektronischen Langzeitarchivierung verbunden sind. Während für die Digitalisierung ein Arbeitsprogramm in Jahresscheiben in Verbindung mit der Digitalisierung „on demand“ verfolgt wird, gilt es für die Langzeitarchivierung, noch einen gangbaren Weg zu gestalten.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 03/2020.


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