Wissenschaftliche Expertise in der Migrationsdebatte
Der Mediendienst Integration ist Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Journalismus
Der Mediendienst Integration ist eine Servicestelle für Journalisten, die sich mit Fragen der Einwanderungsgesellschaft beschäftigen. Auf unserer Webseite mediendienst-integration.de bereiten wir Informationen zu den Themen Migration, Integration und Asyl, aber auch zu Rechtsextremismus, Antisemitismus und militantem Islamismus übersichtlich auf. Dabei verlinken wir stets zu Originalquellen, damit Medienschaffende weiterrecherchieren können.
Wo nötig, ordnen wir Statistiken ein. Denn oft ist nicht sofort ersichtlich, was Zahlen genau aussagen. Ein Beispiel: Anfang 2018 gab es eine teils hitzige Diskussion darüber, dass Kindergeldzahlungen ins EU-Ausland zugenommen haben. Für Fachleute war die Entwicklung aber nicht überraschend und auch kein Grund zur Aufregung. Die Zahlungen seien deshalb gestiegen, weil viel mehr EU-Ausländer in Deutschland leben, arbeiten und Steuern zahlen als noch vor ein paar Jahren.
In anderen Fällen existieren mehrere Statistiken nebeneinander. So weiß niemand genau, wie viele Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Deutschland leben. Die amtlichen Zahlen für 2018 variieren zwischen 9,9 und 10,9 Millionen – je nach Erhebungsmethode. Wie es zu diesen unterschiedlichen Angaben kommt, erklären wir auf unserer Webseite.
Zudem schaffen wir mit eigenen Recherchen Überblick: Wie viele Polizeibeamte mit Migrationshintergrund gibt es? Wie viele Bundesländer bieten herkunftssprachlichen Unterricht an? Und wie hat sich die Zahl der Ärzte und Pflegekräfte aus dem Ausland entwickelt? Zu diesen Fragen haben wir Informationspapiere erstellt. In anderen Fällen verfassen Wissenschaftler ausführliche Expertisen für uns, unter anderem zu der Frage, ob sich Willkommensklassen bewährt haben, oder zu der Frage, wie groß die Gefahr durch rechten Terror ist.
Der Mediendienst vermittelt auch Fachleute für die Berichterstattung. Journalisten können sich bei uns melden und erhalten innerhalb kürzester Zeit Kontakt zu Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Einen wichtigen Teil unserer Arbeit machen unsere Presseveranstaltungen aus. Dabei bringen wir Fachleute aus Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft mit Journalisten zusammen. Die Themenpalette ist sehr breit: Mal ging es um Deradikalisierung von militanten Islamisten im Gefängnis, mal um den UN-Flüchtlingspakt oder um das Einwanderungsgesetz. Die Veranstaltungen finden bundesweit statt; so erreichen wir nicht nur Hauptstadtjournalisten, sondern auch Lokal- und Regionalzeitungen.
Gegründet wurde der Mediendienst vor sieben Jahren. Der Projektträger ist der Rat für Migration, ein bundesweiter Zusammenschluss von Wissenschaftlern. Von Beginn an war es das Ziel des Mediendienstes, Zahlen und Fakten zu vermitteln sowie wissenschaftliche Expertise in die Debatten um Migrationsthemen einzubringen. Zudem weisen wir auf blinde Flecke der Berichterstattung hin. An diesen grundlegenden Zielen hat sich nichts geändert.
Seit der Gründung hat sich der Mediendienst stetig weiterentwickelt. Die Webseite umfasst deutlich mehr Dossiers als vor einigen Jahren. Zuletzt wurde sie um englischsprachige Inhalte erweitert. Gleichzeitig versucht der Mediendienst, seinen Service-Charakter weiter zu stärken. Etwa mit Texten zu der Frage, was man bei der Berichterstattung über Rechtsextremismus beachten kann oder wie ein guter Umgang mit Bildern von Terror aussehen könnte.
Anfang 2017 hat der Mediendienst zusammen mit dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld eine Studie vorgestellt, wie oft Journalisten von »Hate Speech« betroffen waren. Es ist ein Thema, das Redaktionen seit geraumer Zeit beschäftigt. Zugleich gab es keine Zahlen darüber, wie viele Journalisten betroffen sind. Deshalb hat der Mediendienst die Studie initiiert. Demnach waren 42 Prozent der befragten Journalisten 2016 selbst von Angriffen betroffen, 26 Prozent sogar mehrmals oder regelmäßig. Zwei Drittel waren der Meinung, dass Hate Speech zugenommen habe. Jeder Zweite fühlte sich von den Angriffen belastet.
Die letzten Jahre haben gezeigt: Die Angebote des Mediendienstes werden rege nachgefragt. Der Bedarf nach einer Servicestelle, die an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Journalismus arbeitet und verlässlich Zahlen und Studien aufbereitet, ist ungebrochen.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 11/2019.
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