Martina Hassel - 28. Mai 2021 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Corona vs. Kultur

Kunst im Impfzentrum


Fünf Fragen an Martina Hassel über die Ausstellung „Lichtblicke“

Ein „Lichtblick“ in Zeiten des Lockdowns ist die Möglichkeit zur Ausstellung für Künstlerinnen und Künstler im Impfzentrum Bad Sobernheim. Gut 60.000 Menschen werden ihre Werke nun sehen können. Die Initiatorin Martina Hassel berichtet über das besondere Ausstellungskonzept.

 

Museen sind geschlossen. Ausstellungen und Vernissagen vertagt oder gar abgesagt. Aber Sie, Frau Hassel, sind mit der Aktion „Lichtblicke“ kreativ geworden: Sie haben eine Gemeinschaftsausstellung in einem Impfzentrum initiiert. Wie kamen Sie auf die Idee?

Unser Impfzentrum ist in einem ehemaligen Real-Markt aufgebaut worden, der lange leer stand. Darin zwei weiße Labyrinthe. Als Mitarbeitende habe ich mich oft verlaufen und die Umgebung als trostlos empfunden. Mein Sohn Jannis, selbst als Künstler vom Lockdown hart gebeutelt, hatte dann die Idee, für beide Probleme eine gute Lösung zu finden mit einer Ausstellung unserer heimischen Künstlerinnen und Künstler. Unsere Kreisverwaltung hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Außerordentliches geleistet mit der Errichtung, Organisation und dem Betrieb des Zentrums in allerkürzester Zeit. Daher habe ich meinen ehrenamtlichen Einsatz für die Umsetzung angeboten, wenn die Idee befürwortet wird.

 

Was genau erwartet die Menschen, die ins Impfzentrum im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach kommen, bei der Ausstellung „Lichtblicke“? Was gibt es zu sehen?

Mittlerweile zeigen 16 Künstler und Künstlerinnen 118 Werke. Nicht nur die Qualität der einzelnen Kunstwerke, auch die Vielfalt beeindruckt. Kaum eine andere Ausstellungsfläche bietet die Möglichkeit, auch großformatige Werke und Skulpturen oder eine Reihe zusammengehöriger Werke in dieser Anzahl geeignet zu präsentieren. Die Auswahl der Werke orientiert sich am Thema „Lichtblicke“ – und vermittelt Hoffnung, Freude, Schönheit des Lebens, Lebendigkeit. Damit daran alle Menschen teilhaben können, haben Samuel Bach und Jannis Hassel eine Präsentation aller Werke und eine hochwertige Fotodokumentation erstellt, die über die Homepage des Kreises und dessen YouTube-Kanal abgerufen werden können.

 

Mit der Ausstellung erreichen Sie Zehntausende Menschen. Wie sind die bisherigen Reaktionen auf die Aktion?

Bemerkenswert gut, sehr wertschätzend, auch dankbar. Die Menschen, die mit Sorge zum Impfen kommen, sind positiv überrascht und berührt. Sie melden das auch sehr herzlich an die Mitarbeiterschaft zurück. Die Künstlerinnen und Künstler freuen sich darüber, wieder gesehen zu werden und in Kommunikation zu sein. In einige Werke verliebten sich die Besucher und Besucherinnen so, dass sie sie erwarben.

 

Welche Bedeutung kommt der Aktion „Lichtblicke“ Ihres Erachtens zu?

Kunst berührt die Herzen der Menschen. Die Großzügigkeit der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler bewirkt Dankbarkeit beim Publikum. Es entsteht trotz Vereinzelung im Lockdown ein Gemeinschaftsgefühl und neue Solidarität. Kunst wird gesehen, erlebt und kommuniziert. Das bedeutet für Kunstschaffende viel. Kunst braucht gerade jetzt wirtschaftliche Perspektiven. Die Verkäufe sichern Einnahmen und lassen auf die Zukunft hoffen.

 

Planen Sie weitere Aktionen in anderen Impfzentren?

Nein, das würde ich ehrenamtlich nicht wirklich schaffen. Es würde uns natürlich begeistern, wenn unsere Aktion andere ermutigen würde, im jeweils eigenen Lebensbereich aktiv zu werden. Sollte dazu Rat und Tat gebraucht werden, stehe ich gerne zur Seite.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 6/2021.


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