15. November 2019 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 46: Kulturelle Bildung, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Veranstaltungen, ...


... Ausschreibung Herstellung Politik & Kultur, 29.11. Zweiter Klimastreik, Kulturpolitischer Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

kulturelle Bildung hat heute Hochkonjunktur. Sie sollte jedoch nicht mit Erwartungen und Anforderungen überfrachtet werden. Und vor allem dürfen die Akteure der kulturellen Bildung ihren Gegenstand, die Künste, nicht aus dem Blick verlieren.

 

Das Schattendasein der kulturellen Bildung hat bereits seit einigen Jahren glücklicherweise ein Ende gefunden. Im Gegenteil, kulturelle Bildung hat heute Hochkonjunktur. Früher waren die künstlerischen Schulfächer – Kunst, Musik, Theater – randständig. Gut, wenn es sie gab, aber in der pädagogischen Hierarchie rangierten sie weit unten. Schön war es, wenn der Schulchor zum Willkommen oder zur Verabschiedung der Schülerinnen und Schüler sang. Gut anzusehen war es, wenn im Kunstunterricht gemalt und gebastelt und mit den Ergebnissen die Aula gestaltet wurde. Zum Glück sind diese Zeiten, in denen kulturelle Bildung nur schmückendes Beiwerk war, in den meisten Schulen längst vorbei.

 

Auch außerhalb der Schulen sollen Kinder und Jugendliche mit kultureller Bildung erreicht werden. Kaum ein Orchester, das nicht mit einem Education-Projekt aufwartet. Kaum ein Museum, das nicht kulturelle Bildung zu einem wichtigen Arbeitsbereich erklärt. Kaum ein Theater, das nicht auch für Kinder oder zumindest für Jugendliche Angebote unterbreitet. Kaum eine Bibliothek, die nicht betont, dass sie mehr ist als eine Ausleihstelle für Medien, sondern längst ein dritter Ort, an dem auch die Literaturpädagogik als relativ neuer Zweig der kulturellen Bildung Einzug gehalten hat.

 

Kulturelle Bildung heute soll vieles bewirken, sie soll Kinder und Jugendliche sprachfähig machen, sie soll Teilhabe ermöglichen, sie soll die Integration voranbringen, sie soll ein wichtiger Bestandteil der Inklusion sein, sie soll Kinder und Jugendliche einladen, sich zu beteiligen, sie soll das Aushalten von Differenz vermitteln, sie soll benachteiligten Schülerinnen und Schülern Selbstvertrauen geben, sie soll Extremismus bekämpfen, sie soll, sie soll, sie soll.

 

Es wirkt mitunter so, als könne kulturelle Bildung zur Lösung aller gesellschaftlichen Fragen beitragen. Kulturelle Bildung ist jedoch kein Allheilmittel. Kulturelle Bildung kann vielleicht einen Beitrag leisten, sie sollte jedoch nicht mit Erwartungen und Anforderungen überfrachtet werden.

 

Kulturelle Bildung heißt Auseinandersetzung und Beschäftigung mit Kunst, heißt die Entwicklung und Schärfung des Sehens, des Sprechens und des Hörens, heißt sich mit der Widerständigkeit des künstlerischen Materials zu befassen.

 

Nur wenn die kulturelle Bildung ihren Gegenstand, die Künste, ernst nimmt und ihn in den Mittelpunkt des Geschehens rückt, kann sie auch jenseits der derzeit bestehenden Hochkonjunktur bestehen.

 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat mir in der aktuellen Ausgabe (Nov. 2019) ihrer Zeitschrift Erziehung und Wissenschaft die Möglichkeit gegeben, im Gastkommentar ausführlicher auf dieses Thema einzugehen. Lesen Sie den gesamten Kommentar auf Seite 2 und blättern sie auch durch das ganze spannende Heft zum Thema „Kulturelle Bildung“.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Am kommenden Montag und Dienstag findet in Mainz in der Johannes Gutenberg-Universität die Tagung „Kulturelle Bildung und Kulturpartizipation in Deutschland“ statt. Vielleicht sehen wir uns dort und werden diskutieren.

 

 


 

Projekt:

 

Bund will Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche unterstützen, Deutscher Kulturrat hatte die Arbeitsgruppe „Zukunftsperspektiven für ein nationales Denkmal“ organisiert und moderiert

 

Der Tagesspiegel meldete gestern Abend aus den Haushaltsverhandlungen des Deutschen Bundestages u.a.: „Für Sanierung und Instandsetzung der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz will der Bund bis zu 16 Millionen Euro ausgeben – entsprechende „Verpflichtungsermächtigungen“ wurden bewilligt. Bereits für die Jahre 2019 und 2020 waren zuvor jeweils 1,5 Mio. Euro bewilligt worden.“ Nun müssen noch das Land Berlin und die Landeskirche (EKBO) ihren Anteil ebenfalls verpflichtend zusagen.

 

Der Deutsche Kulturrat ist sehr froh, dass der Bund die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche so großzügig unterstützen will. Ein hochkarätig besetzter Beirat aus Politik, Kirche und Zivilgesellschaft, den der Deutsche Kulturrat für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche aufgebaut und den der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, moderiert hatte, hatte in seinem im Mai 2017 vorgelegten Abschlussbericht eine Verantwortungspartnerschaft für das nationale Denkmal Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche eingefordert.

 

 

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ist mit 1,3 Millonen Besuchern jedes Jahr einer der meistbesuchten Orte Berlins. Sie ist Postkartenmotiv und weltbekanntes Wahrzeichen der Stadt. Wie kaum ein anderes Bauwerk in Europa erhält sie die Folgen des Zweiten Weltkriegs sichtbar und versinnbildlicht in ihrer Architektur zugleich den Aufbruch in ein demokratisches Zeitalter. Die Kirche wurde so zum Symbolbau für ein friedliches und weltoffenes Europa im 21. Jahrhundert. Sie erinnert an Zerstörung und Aufbau, Vergangenheit und Zukunft, Krieg und Frieden, Terror und Miteinander. Sie ist ein einzigartiger Ort von nationaler Bedeutung und zählt zugleich zu den weltweit bedeutendsten Kirchenbauten der Moderne.

 


 

Veranstaltungen:

 

Wie wollen wir arbeiten?

 

  • Sonntag, 1.12.2019
  • 11:00 -12:30 Uhr
  • Haus der Berliner Festspiele, Auf der großen Bühne
  • Eintritt frei

 

In der dritten Ausgabe der Diskussionsreihe „Reden über Veränderung“ sprechen Michael Akinlaton, Fabian Hinrichs, Christoph Magnussen und Anna Ott über die Zukunft der Arbeit.

 

Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturrates, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Initiative kulturelle Integration und der Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur.

 

Die Veranstaltung wird live im Digitalkanal „Deutschlandfunk- Dokumente und Debatten“ übertragen und zeitversetzt in der Sendung „Stunde 1“ gesendet.

 

Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier!

 

 

Kultur der Dunkelheit: Projektion und Diskussion im Zeiss-Großplanetarium

 

  • Sonntag, 8. Dezember,
  • 17:00 – 19:00 Uhr
  • Zeiss-Großplanetarium, Prenzlauer Allee 80, 10405 Berlin

 

Einführungsvortrag „Rettet die Nacht“ von Tim Florian Horn (Direktor des Zeiss-Großplanetariums)

 

Anschließende Podiumsdiskussion mit:

 

  • Dr. Andreas Händel (ehemaliger Leiter des Planetarium Osnabrück und Sprecher der Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde e.V.)
  • Dr. Sibylle Schroer (wissenschaftliche Koordinatorin der Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung und Ökophysiologie am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei)
  • Olaf Zimmermann (Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates)

 

Das Gespräch wird von Harald Asel (INFOradio) moderiert, aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt von INFOradio ausgestrahlt.

 

Weitere Informationen finden zur Veranstaltung Sie hier!

 


 

Öffentliche Ausschreibung:

 

Redaktion, Herstellung Politik & Kultur (Zeitung und Beilagen/Dossiers)

 

 

 

  • Angebotsfrist: 02.12.2019
  • Zuschlagsfrist: 20.12.2019

 


 

Außerdem:

 

29.11. KLIMASTREIK: Deutscher Kulturrat unterstützt auch den zweiten Klimastreik von Fridays For Future

 

Auch viele Akteure aus Kunst und Kultur haben am 20. September beim größten Klimastreik aller Zeiten ein starkes Zeichen für den Klimaschutz gesetzt.

 

Am 29.11. gehen wir erneut bundesweit auf die Straßen, um unserem Unmut über die Klimapolitik der Bundesregierung auszudrücken. Gemeinsam mit Fridays For Future, Umwelt-, Entwicklungs- und Sozialverbänden fordern wir einen #NeustartKlima!

 

www.klima-streik.org

 


 

Der kulturpolitische Text der Woche: „Die Ostdeutschen gibt es nicht“ Der „dreifache“ Roland Jahn im Gespräch

 

Geboren 1953 in Jena, SED-Gegner, Journalist, Bürgerrechtler, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) – das und mehr trifft auf Roland Jahn zu. Hans Jessen spricht mit ihm über seinen Werdegang und seine Erfahrungen in DDR und BRD.

 

Lesen Sie das Gespräch hier!

 

 


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