Marc Jongen - 28. Februar 2018 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Deutscher Bundestag

Subventions- und Förderfilz


Wollte man alle Übel, denen Deutschland derzeit ausgesetzt ist, in einem Begriff bündeln, es wäre der der Enteignung. Unser Land wird um seine Substanz, um sein Eigenes gebracht, und seine Konturen werden, wenn die gegenwärtigen Tendenzen sich fortsetzen, in wenigen Jahrzehnten verwischt sein wie eine Zeichnung am Meeresufer.

 

Man kann darin ein „alternativloses“ Schicksal sehen, man kann darüber mit den Schultern zucken oder es sogar freudig begrüßen – unser Elend ist, dass die Altparteien sich nur nach dem Grad dieses Defätismus unterscheiden. Die Alternative für Deutschland setzt sich von ihnen dadurch scharf ab, dass sie nicht gewillt ist, das Verschwinden Deutschlands als Kulturnation hinzunehmen. Sie trägt ihren Namen exakt aus dem Grund, weil sie für eine Alternative zum kulturellen Erlöschen – gegen die enormen Widerstände der hegemonialen Linksideologen – zu kämpfen bereit ist.

 

Der Erfolg alternativer Kulturpolitik wäre beispielsweise daran abzulesen, dass es wieder einen echten Theaterskandal in Deutschland gäbe. Durch Bekoten, Bepissen oder Besamen der Bühne wird dieser schwerlich herbeizuführen sein, kein Hund wird damit bekanntlich noch hinter dem Ofen, Baujahr ʼ68, hervorgelockt. Unerhört und skandalträchtig wäre es aber, es würden ein junger Autor, eine junge Regisseurin – welche Schule hat es versäumt, sie anderweitig zu konditionieren? –, die Liebe zu ihrem Land und ihrer Kultur auf offener Bühne zelebrieren. Oder aber, sie würden dem illusionären Humanitarismus der Migrationspolitik unserer Regierung grausam den Spiegel vorhalten. Politik kann solches weder anordnen noch gar selbst hervorbringen, aber sie kann die Bedingungen für die geistigen Freiräume und für den Mut schaffen, die dazu nötig sind.

 

Kulturelles Selbstbewusstsein kann nur aus einem Selbstbild erwachsen, das neben den dunklen auch die lichten Seiten der eigenen Geschichte – vor allem diese – als identitätsstiftend begreift. Ohne alle „Schlussstrich“-Allüren will die AfD daher den Fokus der nationalen Erinnerungspolitik auf die wirklichen tausend Jahre deutscher Geschichte erweitern und ihn nicht auf jenen „tausend“ belassen, die in Wahrheit nur zwölf waren.

 

Unter den gegenwärtigen Bedingungen eines sich immer mehr zur Staatsdoktrin verfestigenden Multikulturalismus, der verschwistert ist mit einem kunst- und kulturfeindlichen Gleichstellungsfuror der Geschlechter (der vorhandenen und der erdichteten), lautet die vordringlichste Aufgabe alternativer Kulturpolitik: Entideologisierung. Überall dort, wo offene oder versteckte ideologische Vorgaben das Kulturleben gängeln, wird die AfD intervenieren und sich am Exorzismus des Dämons politischer Korrektheit versuchen. Die kritische Durchleuchtung des Subventions- und Förderfilzes im Kultur- und Medienbereich gehört dazu. Paradoxerweise werden „Freiheit“, „Vielfalt“ und „Toleranz“, die die anderen wie Monstranzen vor sich hertragen, durch ihr Verhalten aber gerade unterdrücken, erst dadurch wieder zu ihrem Recht kommen.


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